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Viktor Silberer (auch: Victor; * 25. Oktober 1846 in Wien; † 11. April 1924 ebenda) war ein österreichischer Journalist, Schriftsteller, Politiker und Pionier der österreichischen Luftfahrt.

Viktor Silberer
Viktor Silberer
Viktor Silberer (Skulptur von Viktor Tilgner, Foto von Josef Löwy)
Viktor Silberer (Skulptur von Viktor Tilgner, Foto von Josef Löwy)
Gedenktafel für Viktor Silberer und die Gründung des Wiener Aero-Clubs und des Österreichischen Aero-Clubs
Gedenktafel für Viktor Silberer und die Gründung des Wiener Aero-Clubs und des Österreichischen Aero-Clubs

Leben


Der in kleinbürgerlichen Verhältnissen geborene Viktor Silberer hatte nach eigenen Angaben[1] als siebenjähriger Knabe im Jahr 1853 den französischen Luftfahrer Eugêne Godard (vom Garten der Sofiensäle) mit dem Ballon „auffahren“ gesehen.[2] Von da an sei es sein sehnlichster Wunsch gewesen, einmal eine Luftfahrt mitmachen zu können. Er erhielt eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete zunächst in der Anglo-Österreichischen Bank und danach als Redakteur bei einer Zeitung.

1868 ging Silberer in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er als Redakteur in New York City arbeitete, aber auch für das Wiener Fremdenblatt und die Abendzeitung schrieb. 1869 gelang es ihm während seines Amerikaaufenthaltes seinen Jugendtraum zu verwirklichen, was ihn jedoch weiter dazu antrieb, selbst einen Ballon besitzen zu wollen. Er kehrte aus den USA nach Wien zurück und gründete hier das Wiener Salonblatt. Als Korrespondent der Neuen Freien Presse war er 1870/1871 beim Deutsch-Französischen Krieg dabei. 1873 war er Chefredakteur der Militär-Zeitung, die er 1874 erwarb und 1880 gründete er die Allgemeine Sport-Zeitung, die erste Sportzeitung der Donaumonarchie.

Silberer hatte zwischenzeitlich seinen Wunsch, selbst einen Ballon zu besitzen, verdrängt. 1881 kam er jedoch mit Eugêne Godard – nun durch dessen „Wiener Luftfahrten“ – persönlich zusammen und konnte mit diesem an einer „Auffahrt“ teilnehmen. Damit war sein Entschluss gefasst und er erklärte seinen zweifelnden Freunden im Herbst 1881: „Auf’s Jahr werde ich selbst in meinem eigenen Ballon auffahren!“ Es dauerte noch bis Juni 1882, bis er nach Paris fuhr und bei der Firma Brissonnet seinen Ballon bester Qualität mit 1.100 Kubikmeter Rauminhalt bestellte, zu liefern binnen sechs Wochen. Am 10. August 1882 lieferte Brissonnet junior den Ballon, der auf Vindobona getauft wurde. Bei einer angekündigten Probefüllung vor rund 200 Menschen, vor allem Journalisten und persönliche Bekannte, machte Silberer überraschend seine erste „Auffahrt“ mit seinem Ballon: „Man kann sich das Erstaunen der Bevölkerung Wiens vorstellen, die mit Spannung den Sonntag [13. August] erwartete, als plötzlich am Freitag Abends schon der vielbesprochene Silberer’sche Luftballon, an den man noch immer nicht recht glauben wollte, mit einem Male ober Wien erschien.“[3] Wegen des Ringtheaterbrandes im Dezember 1881 machten ihm die „hohen Behörden“ Schwierigkeiten, da sie jede mögliche Verantwortung bei einem Unglück von sich geschoben wissen wollten. So gelang es ihm vorerst nur eine Erlaubnis für drei „Auffahrten“ mit Brissonnet junior zu bekommen. Danach musste er mit dem für vier Personen zugelassenen Ballon vorerst allein fahren, um erst später Genehmigungen zur Mitnahme von jeweils zwei „Gehilfen“ oder „Assistenten“ zu bekommen. Es folgten im Laufe des Jahres 1882 rund 150 Fahrten mit der „Vindobona“ mit verschiedenen Mitfahrenden, unter ihnen auch sein späterer Co-Autor einiger Werke, Georg Ernst.[1] Silberer wurde damit zu einem Pionier der Aeronautik. Für seinen Ballon besaß er im Wiener Prater eine Ballonhalle mit eigenem Gasanschluss.

1885 gründete Viktor Silberer die Wiener Aeronautische Anstalt, um selber Ballons herzustellen. Im gleichen Jahr erstellte er erstmals in Österreich Fotoaufnahmen vom Ballon aus. 1888 veranstaltete er die Internationale Ausstellung für Luftschiffahrt in Wien. Ab 1890 bildete er im Rahmen erster militär-aeronautischer Kurse unter anderem die ersten Ballonfahrer der k.u.k. Armee aus, darunter auch Franz Hinterstoisser. Mit ihm gründete Silberer 1901 den Wiener Aero Club, aus dem später der Österreichische Aero Club entstand.

Neben seiner journalistischen Auseinandersetzung mit sportlichen Themen war Viktor Silberer auch aktiver Sportler und betrieb in seiner Freizeit Rudern, Turnen, Fechten, Schwimmen, Eislaufen und Schwerathletik, agierte aber auch als Organisator sportlicher Veranstaltungen. Beispielsweise reorganisierte er die bis dahin angeblich faden Veranstaltungen im Trabrennverein Krieau im Wiener Prater, woran die Viktor-Silberer-Loge und das Viktor-Silberer-Gedenkrennen erinnern. Des Weiteren richtete er die erste Ruder-Regatta in Wien aus sowie 1887 das erste Wiener Wettschwimmen, wodurch er dem Schwimmsport in Wien zum Durchbruch verhalf.

Gemeinsam mit Franz Hinterstoisser animierte er Wiener Neustadt, das erste österreichisch-ungarische Flugfeld anzulegen. Im Jahr 1902 gründete er die Wiener Luftschifferzeitung (als Herausgeber bis 1914).

Nach dem katastrophalen Brand des Ringtheaters 1881 ließ Kaiser Franz Joseph I. an dessen Stelle das so genannte Sühnhaus erbauen. Zunächst fanden sich hier längere Zeit keine Mieter, dann gehörte neben Friedrich von Schmidt, Sigmund Freud und Graf Schmerling auch Viktor Silberer zu den ersten Mietern. Zeitgenössischen Presseberichten zufolge war Silberer zudem auch als Börsenspekulant und Buchmacher erfolgreich.

Grab von Viktor Silberer
Grab von Viktor Silberer

1882 erfolgte seine Gründung des „Vereins zur Hebung des Fremdenverkehrs in Wien“. Ab 1892 war er für den Ausbau des Fremdenverkehrs auch auf dem Semmering – im Dienst des Wiener Fremdenverkehrs, aber gegen Widerstände der ortsansässigen Bevölkerung – tätig, wo er das Silbererschlößl (1895) und das Hotel Erzherzog Johann erbauen ließ (1899, Architekt Hermann Helmer). 1900 bis 1909 publizierte er zur Stärkung seiner Aktivitäten auf dem Semmering die Semmeringer Zeitung. Auf dem Areal des ehemaligen Klosters in der Wiener Annagasse im ersten Bezirk, in dem einst auch das k.k. Civil-Mädchen-Pensionat untergebracht war, ließ Viktor Silberer den so genannten St. Annahof mit Restaurant und Ballsaal errichten.[4] Weitere in seinem Auftrag in Wien errichtete Gebäude waren die Häuser Schubertgasse 20 (1905) und Rossauer Lände 39 (Berliner Hof, 1906/1907) im 9. Wiener Gemeindebezirk. Ebenfalls in seinem Besitz stand das Haus Lange Gasse 11 im 8. Wiener Gemeindebezirk. Silberer war zudem an mehreren Wiener Theatern beteiligt und belebte 1904 den Maikorso im Prater wieder.

Am 6. Februar 1906 wurde das General Sports Committee Austria (der Allgemeine Sportausschuss für Österreich[5]) konstituiert. Gemeinsam mit Vizepräsident Balduin Groller und Schriftführer Siegfried Hochermann bildete Viktor Silberer das Präsidium. Dieser Sportausschuss stellte den ersten Versuch der Bildung einer obersten Sportbehörde dar, die wichtige österreichische Sportverbände unter sich vereinigte und ein Vorläufer des Österreichischen Olympischen Comité ist.

Auch politisch betätigte sich Viktor Silberer in verschiedenen Funktionen und Mandaten: Als dessen Obmann war er für den liberal orientierten Demokratischen Wiener Wählerverband 1891–1895 im Wiener Gemeinderat tätig. Aus Bewunderung für Karl Lueger wandte er sich dann der Christlichsozialen Partei zu und war für die CSP ab 1902 Abgeordneter des Landtags von Niederösterreich, 1904–1913 wieder im Wiener Gemeinderat. Zusätzlich war er von 1907 bis 1911 Abgeordneter des Reichsrats. 1919 bis 1923 betätigte sich Silberer wieder journalistisch mit Beiträgen für die Arbeiter-Zeitung.

Er ruht in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Zum Gedenken an Viktor Silberer erhielt eine Straße in Wien-Donaustadt (22. Bezirk) den Namen Silberergasse. Sein Sohn Herbert Silberer (1882–1923) war Psychoanalytiker und so wie sein Vater Ballonfahrer.


Schriften


(Eine Internetquelle nennt ihn als Autor von 32 Sportbüchern. Die hier angeführten Bücher und Zeitschriften sind Fundstücke aus dem Internet.)

Bücher von Victor Silberer in der Wienbibliothek im Rathaus:


Literatur




Commons: Viktor Silberer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Victor Silberer (Hrsg.), Georg Ernst, et al.: Im Ballon!: Kapitel Die „Vindobona“. Wien 1883, S. 1 ff.
  2. Victor Silberer (Hrsg.), Georg Ernst, et al.: Im Ballon!: Kapitel Die Fahrten Godard’s 1853. Wien 1883, S. 181.
  3. Die Neue Freie Presse berichtete von dieser ersten Fahrt am 12. August ausführlich; wie auch die Neue Freie Presse, die Presse und das Neue Wiener Tagblatt am 14. von der zweiten Fahrt am geplanten Erstfahrttag, dem 13. August, berichteten.
  4. Hans Veigl: Lachen im Keller, Löcker, 1986, S. 93. ISBN 3-85409-086-2. (Google Books)
  5. ÖLV-Geschichte: 115 Jahre Leichtathletik-Verband. Abgerufen am 13. Mai 2019.
Personendaten
NAME Silberer, Viktor
ALTERNATIVNAMEN Silberer, Victor
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Pionier der Luftfahrt und Politiker, Landtagsabgeordneter
GEBURTSDATUM 25. Oktober 1846
GEBURTSORT Wien
STERBEDATUM 11. April 1924
STERBEORT Wien



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