Die ALR Piranha war Ende der 1970er Jahre die Projektstudie eines leichten Mehrzweckkampfflugzeuges mit Entenflügeln der Schweizer Arbeitsgruppe für Luft- und Raumfahrt (ALR). Die Leitung des Projekts lag bei Georges Bridel, einem Ingenieur der ETH Zürich.[1]
ALR Piranha | |
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Modell der zweistrahligen Piranha | |
Typ | Leichtes Erdkampf- und Jagdflugzeug |
Entwurfsland | Schweiz |
Hersteller | ALR, ETH Zürich |
Nachdem die Schweizer Regierung die Entwicklung der N-20 und die Bestellung von 100 Stück der FFA P-16 abgesagt hatte, unternahmen die Schweizer Luftfahrtindustrie und die ETH Zürich einen letzten Versuch für eigene Schweizer Kampfflugzeuge. Es sollte ein kleines Jagdflugzeug werden – in der gleichen Klasse wie die F-5E, die die Schweizer Luftwaffe später bestellte.
Die Projektstudie entstand vor dem Hintergrund, dass die Ausrüstung von Luftstreitkräften mit modernem Fluggerät in den 1960er und 1970er Jahren für kleine Staaten immer problematischer wurde. Die Verteuerung des Flugmaterials und dessen Bewaffnung ließ die Flottengrößen schrumpfen und ihre Leistungsfähigkeit im Kampfeinsatz fraglich werden. Im Gegensatz zu einer kleinen Zahl von Hochleistungsflugzeugen sah man eine größere Flotte von Leichtflugzeugen in der Lage, den Abwehrkampf mit dem Heer längere Zeit zu führen. Es sollte aber auch ein weitgehend homogener Materialbestand dadurch erreicht werden, dass ein Muster in möglichst vielen Varianten gebaut werden kann. Dies bedeutete, dass das Flugzeug bei gleichbleibender Grundausrüstung für Luft- und Erdkampf, Aufklärung, elektronische Kriegführung und Einsatztraining verwendet werden wird.[2] Es sollte ein kleines Jagdflugzeug entwickelt werden, mit gegenüber der F-5E deutlich reduzierten Abmessungen (20 % kleinere Oberfläche).[3]
Die ALR wäre mit Avionik, Radar, Bewaffnung und Motoren aus dem Ausland ausgerüstet gewesen. Aufgrund einer starren einläufigen30-mm-Revolverkanone Typ Oerlikon KCA auf der Rumpfunterseite wäre das Bugrad leicht versetzt gewesen. Das Hauptfahrwerk wäre im Stil einer F-16 konstruiert. Vor dem Cockpit wäre ein IR-Suchsensor angebracht gewesen. Luftbremsen hätten sich bei der einmotorigen Version an den Seiten des Hinterrumpfs befunden, bei der zweimotorigen Version zwei Luftbremsklappen auf dem Oberrumpf neben dem Seitenleitwerk.
Markantes Gestaltungsmerkmal waren die hoch am Rumpf angeordneten Deltaflügel mit internen Kraftstofftanks und Lenkwaffenträgern an der Flügelspitze für Lenkwaffen in der Gewichtsklasse der AIM-9 sowie zwei Flügelpylonen, bei denen der innere fähig ist, einen Doppelwaffenträger aufzunehmen. Dies können schwere Luft-Luft- oder Luft-Boden-Lenkwaffen sein, Zusatztanks oder Luftprobensammlungsbehälter oder für die 2-Sitzer-Version das Vista5 Stör-System von Ericsson. Der Rumpfpylon zwischen dem Hauptfahrwerk hätte externe Kraftstofftanks oder Schleppzielbehälter für ein Luft-Luft- und Boden-Luft-Schießtraining beherbergen können.
Der ALR sollte in einer einstrahligen Version, angetrieben mit RB199, EJ200 oder M88 oder einer zweistrahligen Version angeboten werden (mit zwei Larzac). Nur der hintere Teil der zweistrahligen Version wäre unterschiedlich zu der einstrahligen Maschine in der Grösse, der Anordnung des Bremsschirmbehälters und der Luftbremsen gewesen.
Es wurden Konstruktionszeichnungen erstellt sowie Windkanaltests in Emmen und Flugversuche mit ferngesteuerten Modellflugzeugen durchgeführt. Auch wurde eine Cockpitattrappe in Echtgrösse erstellt und ein neues Konzept für Flugzeugbunker mit einer drehbaren Abstellfläche im Boden für ein einfaches Handling des Flugzeugs im Flugzeugbunker entworfen. Die Schweizer Regierung war an dem Projekt allerdings nicht interessiert und kein Prototyp und keiner dieser Flugzeugbunker wurde schlussendlich gebaut.
Ein Windkanalmodell des ALR Piranha 2 befindet sich in der Halle 2 des Flieger-Flab-Museum in Dübendorf.[4]