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Die Sikorski Ilja Muromez (russisch Сикорский Илья Муромец) war der erste in Serie produzierte viermotorige Bomber der Welt. Er konnte seine Bombenlast weit ins Feindgebiet tragen. Er wurde benannt nach der russischen Sagengestalt Ilja Muromez.

Sikorsky Ilja Muromez

Ilja Muromez im Flug
TypSchweres Bombenflugzeug
Entwurfsland

Russisches Kaiserreich 1914 Russland

Hersteller RBWS
Erstflug 25. Februar 1914
Indienststellung 1914
Produktionszeit

1913–1918

Stückzahl 73
Ilja Muromez
Ilja Muromez

Entwicklung


Die Ilja Muromez wurde 1913 von Igor Iwanowitsch Sikorski im Russisch-Baltischen Waggonwerk (RBWS) in Sankt Petersburg konstruiert. Sie basierte auf dem Vorgängermodell Russki Witjas, das eine wichtige Rolle in der russischen Luftfahrtentwicklung und im Bau mehrmotoriger Flugzeuge spielte. Das Projekt wurde von Fjodor Fjodorowitsch Tereschtschenko finanziert.

Ursprünglich war das Flugzeug (Werknummer 128) als komfortables Passagierflugzeug geplant. Es hatte einen vom Cockpit getrennten Salon mit Sesseln, einen Schlafraum und ein Bad. Das Flugzeug war beheizt und hatte elektrisches Licht. Die ersten Tests begannen am 10. Dezember 1913. Der Erstflug war am 25. Februar 1914 mit 16 Passagieren und einem Hund namens Schkalik.[1] Vom 21. bis zum 23. Juni 1914 flog der lettische Pilot Hauptmann Prussis das Flugzeug von Sankt Petersburg nach Kiew in 14 Stunden und 38 Minuten mit nur einer Zwischenlandung. Das Flugzeug erregte bei den Sommermanövern der russischen Armee in Zarskoje Selo die Aufmerksamkeit des Zaren, der ihm den Namen „Kiewski“ verlieh, Igor Sikorski mit dem Wladimir-Orden auszeichnete und eine Bestellung für zehn Riesenflugzeuge veranlasste.

Beim Kriegsbeginn 1914 gegen Deutschland und Österreich-Ungarn hatten erst zwei der georderten Bombenflugzeuge die Produktionsstätte verlassen: die Nr. 135 mit deutschen 140-PS-Argus-Motoren und eine zweite Maschine, die mit wassergekühlten französischen Salmson-Motoren (zwei mit 200, zwei mit 130 PS) ausgerüstet werden musste. Die Maschinen konnten 800 kg Bomben tragen, dazu Maschinengewehre zur Selbstverteidigung. Die Motoren wurden mit 5 mm Stahl gepanzert.


Einsatzgeschichte


Im August 1914 wurden die Flugzeuge als „Schiff I“ und „Schiff II“ von den russischen Luftstreitkräften übernommen. „Schiff I“ führte bei der 3. Armee ab Mitte September 1914 unter dem Kommando von Stabshauptmann Rudnew aus dem Raum Lemberg Aufklärungsflüge gegen die Festung Przemyśl durch. Dieses Flugzeug erreichte mit seinen Argus-Motoren eine Höhe von knapp 1.000 m. Schiff II unter Stabshauptmann Pankratjew erreichte mit Salmson-Motoren zwar über 2.250 m, doch der Einsatzbericht von Rudnew veranlasste das russische Hauptquartier, das Flugzeug zunächst für frontuntauglich zu erklären. Am 10. Dezember 1914 jedoch stellte man eine Bomberstaffel von zehn Flugzeugen auf, die bis 1916 auf 20 erweitert wurde. Am 12. September 1916 verloren die Russen die erste Ilja Muromez im Kampf mit mindestens zwei deutschen Flugzeugen. Dies war einer von insgesamt nur zwei Verlusten dieses Flugzeugtyps. Drei beschädigte Maschinen konnten ihre Heimatbasen wieder erreichen.

Das russische Riesenflugzeug „Ilja Murometz“ wird von deutschen Fliegern verfolgt (Illustration von 1916)
Das russische Riesenflugzeug „Ilja Murometz“ wird von deutschen Fliegern verfolgt (Illustration von 1916)

Die Konstruktion des Flugzeugs war verhältnismäßig widerstandsfähig. Trotz nicht seltener starker Gefechtsschäden und Motorausfälle gingen nur zwei Ilja Muromez während eines Feindfluges verloren; eine davon stürzte ab, wobei alle vier Besatzungsmitglieder ums Leben kamen. Allerdings erwiesen sich die Schäden oftmals nach der Rückkehr als irreparabel, sodass das Flugzeug verschrottet werden musste. Auch ihre Kampfkraft war beachtlich: Während nur eine Ilja Muromez durch den Beschuss deutscher Jäger verlorenging, wollen die russischen Bomber mindestens zehn Gegner abgeschossen haben. Belegen lassen sich diese Zahlen allerdings nicht. Bei den deutschen Piloten trug das Flugzeug die Spitznamen „Igel“, „Latsch“ oder „Bauernschreck“.

Die Russen verkauften Lizenzen nach England und Frankreich. Die Deutschen versuchten, das Flugzeug aus den Resten des einzigen Abschusses nachzubauen. Dass die Entwicklung eine Grundlage der späteren deutschen Riesenflugzeuge darstellte, ist inzwischen widerlegt.

Ende 1916 wurde das Flugzeug durch seine weitere Bewaffnung zu schwer. Sikorski wandte sich einem neuen Flugzeugtyp zu, der Alexander Newski.

Insgesamt wurden zwischen 1913 und 1918 73 Ilja-Muromez-Bomber gebaut. Ihre Bomben hatte eine Treffergenauigkeit von angeblich 90 %, was sich in deutschen Quellen so nicht widerspiegelt. Die Ilja Muromez flogen mehr als 400 Einsätze und warfen rund 65 Tonnen Bomben ab.

Die letzte Ilja Muromez flog 1922 in der Luftwaffenschule in Serpuchow.


Technische Daten


KenngrößeDaten (Ilja Muromez E-2)Daten (Ilja Muromez G-3)
Besatzung4–8 (max. 12)6
Länge18,8 m17,10 m
Spannweite34,5 moben 30,87 m, unten 20,20 m
Höhe3,95 m
Flügelfläche220 m²159,6 m²
Leermasse5000 kg3800 kg
Startmassenormal 6500 kg, maximal 7460 kg5600 kg
Antrieb4 Renault-12-Zylinder-Motoren, je 220 PS (162 kW)4 Renault Sunbeam, zwei mit 220 PS (162 kW), zwei mit 150 PS (110 kW) Startleistung
Höchstgeschwindigkeit130 km/h115 km/h
Steigzeit12 min auf 1000 m Höhe
Reichweite560 km460 km
Gipfelhöhe3200 m2700 m
Flugdauer4 h
Tragflächenbelastung29,5 kg/m²
Leistung/Masse0,10 kW/kg
Bewaffnungverschiedene Anzahl und Kombinationen von Feuerwaffen im Krieg:
12,7 mm-, 15,3 mm-, 25 mm-, 37 mm- und 7,62-mm-Gewehre
Maxim-Maschinengewehre, Lewis-Maschinengewehre
Leonid Kurschewskis experimentelle rückstoßfreie Kanone
sieben MG mit 4100 Patronen
Bombenzuladungacht 100-kg-Bomben oder sechzehn 50-kg-Bomben oder eine 656-kg-Bombe
sechs 127-mm-Raketen unter den Tragflächen
500 kg

Literatur




Commons: Sikorsky S-22 Ilya Muromets – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. „Изящная светопись“ о воздухоплавании в России (russisch)

На других языках


- [de] Sikorsky Ilja Muromez

[en] Sikorsky Ilya Muromets

The Sikorsky Ilya Muromets (Russian: Сикорский Илья Муромец) (Sikorsky S-22, S-23, S-24, S-25, S-26 and S-27) were a class of Russian pre-World War I large four-engine commercial airliners and military heavy bombers used during World War I by the Russian Empire.[1] The aircraft series was named after Ilya Muromets, a hero from Slavic mythology.[2] The series was based on the Russky Vityaz or Le Grand, the world's first four-engined aircraft, designed by Igor Sikorsky.[3] The Ilya Muromets aircraft as it appeared in 1913 was a revolutionary design, intended for commercial service with its spacious fuselage incorporating a passenger saloon and washroom on board. The Ilya Muromets was the world's first multi-engine aircraft in production and at least sixty were built.[4] During World War I, it became the first four-engine bomber to equip a dedicated strategic bombing unit.[5] This heavy bomber was unrivaled in the early stages of the war, as the Central Powers had no aircraft capable enough to rival it until much later.[6]

[fr] Ilia Mouromets (avion)

Le Sikorsky Ilia Mouromets[1] (russe : « Илья Муромец ») est le premier avion de ligne de l'histoire de l'aviation civile. Il s'agit d'un biplan quadrimoteur russe. Il a été transformé en bombardier à l'occasion de la Première Guerre mondiale. C'est le premier bombardier produit en série au monde. Il fut nommé d'après le héros légendaire russe Ilya Mouromets. L'équipage était constitué de 4 à 8 personnes, avec un maximum de 12 personnes.

[it] RBVZ Ilya Muromets

RBVZ Ilya Muromets (in russo: РБвз Илья Муромец?, traslitterato: RBvz Il'ja Muromec) fu un aeroplano quadrimotore russo progettato negli anni dieci del XX secolo da Igor Sikorsky per Russo-Baltijskij vagonnyj zavod. Entrato in servizio con le forze armate russe fin dall'inizio della prima guerra mondiale, fu uno dei primi biplani da bombardamento di grandi dimensioni capaci di portare grandi quantità di bombe su distanze strategiche.

[ru] Илья Муромец (самолёт)

Илья́ Му́ромец (С-22 «Илья Муромец») — общее название нескольких серий четырёхмоторных цельнодеревянных бипланов, выпускавшихся в Российской империи на Русско-Балтийском вагонном заводе в течение 1914—1919 годов. На самолёте поставлен ряд рекордов грузоподъёмности, числа пассажиров, времени и максимальной высоты полёта. Является первым в истории серийным многомоторным бомбардировщиком[1].



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