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Walter Robert Dornberger (* 6. September 1895 in Gießen; † 27. Juni 1980 in Obersasbach) war Generalmajor der deutschen Wehrmacht und im Heereswaffenamt zuständig für das gesamte deutsche Raketenwaffen-Programm.

Generalmajor Walter Dornberger in britischer Kriegsgefangenschaft (1945)
Generalmajor Walter Dornberger in britischer Kriegsgefangenschaft (1945)
Walter Dornberger (links) und Wernher von Braun (in Zivil) in Peenemünde, Frühjahr 1941
Walter Dornberger (links) und Wernher von Braun (in Zivil) in Peenemünde, Frühjahr 1941
Dornberger (links mit Hut) mit von Braun (Mitte) nach ihrer Festnahme durch die US Army in Österreich im Mai 1945
Dornberger (links mit Hut) mit von Braun (Mitte) nach ihrer Festnahme durch die US Army in Österreich im Mai 1945

Leben


Walter Dornberger, Sohn von Hermann Dornberger und Hedwig Dornberger, geborene Roltsch, wurde in eine Apothekerfamilie in Gießen geboren, die von 1898 bis 1984 in drei Generationen die Pelikan-Apotheke betrieb. Er hatte zwei Brüder, Max (* 1893) und Wolfgang (* 1898). Walter Dornberger war in erster Ehe mit Alice Dornberger, geborene Raeder (* 16. Juli 1913; † 1960), verheiratet.

Bei Beginn des Ersten Weltkrieges meldete er sich als Freiwilliger. Vom 3. Oktober 1918 bis 20. März 1920 war er in französischer Gefangenschaft. Danach wurde er in die Reichswehr der Weimarer Republik übernommen und Ende der 1920er Jahre zum Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule Charlottenburg abkommandiert. Hier erwarb er den akademischen Grad eines Diplomingenieurs. Nach dem Studium wurde ihm 1932 die Entwicklung von Feststoffraketen im Heereswaffenamt übertragen. Wegen der Festlegungen im Versailler Vertrag durfte das Deutsche Reich keine großen Kanonen entwickeln oder besitzen. Fernraketen waren im Vertrag nicht genannt.

1932 trat der Verein für Raumschiffahrt mit der Bitte um finanzielle Unterstützung an das Militär heran. Trotz einer misslungenen Flugvorführung bot Dornberger dem Verein Fördermittel an, jedoch unter der Bedingung von Geheimhaltung und militärischer Ausrichtung der Raketenentwicklung. Der Verein lehnte ab, der junge Wernher von Braun nahm das Angebot an.

Am 24. Juli 1935 wurde Dornberger als Major zum Abteilungschef im Heereswaffenamt berufen. 1935 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Berlin für seinen Beitrag zur Kreiselstabilisierung von Raketen. 1936 wurde ihm die verantwortliche Leitung der Raketenentwicklung des Heeres übertragen, die zur Entwicklung des Aggregats 4 (A4, besser bekannt als V2) führte.

Von 1936 bis 1943 leitete Dornberger die Raketenabteilung des Heereswaffenamtes. 1943 wurde er zum Generalmajor ernannt und Kommandeur der Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Von 1943 bis 1945 war er auch für das Training und die Logistik der V2-Einheiten zuständig. Ab September 1943 gehörte Dornberger dem Beirat der Mittelwerk GmbH an, die in der Stollenanlage im Kohnstein bei Nordhausen Häftlinge des KZ Mittelbau-Dora zur Raketenproduktion einsetzte.[1] Auch wenn er 1969 unter Eid angab, dass in Peenemünde keine Zwangsarbeiter eingesetzt wurden, straft ihn ein von ihm unterzeichnetes Besprechungsprotokoll vom 4. August 1943 Lügen: „Das Verhältnis der deutschen Arbeiter zu den KZ-Häftlingen soll 1:15, höchstens 1:10 betragen“.[2] Es gab 1943 insgesamt 4 Orte zur A4-Serienfertigung, die KZ-Häftlinge kamen aus: KZ Buchenwald (HVA Peenemünde ab Juni), KZ Dachau („Friedrichshafener Zeppelinwerke“ ab Juni/Juli), KZ Mauthausen (Rax-Werke in der Wiener Neustadt ab Juni/Juli) und KZ Sachsenhausen (DEMAG-Aufbauten für Panzer in Falkensee bei Berlin ab März). Er unterschrieb dazu ein Protokoll aus der Besprechung mit Gerhard Degenkolb und Heinz Kunze mit dem Inhalt, dass die Serienfertigung in allen 4 Werken „grundsätzlich mit Sträflingen durchgeführt werde.“[3] Am 29. Oktober 1944 erhielt er nach dem Einsatz der V2 an der Westfront das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern als Auszeichnung.

Am 2. Mai 1945 stellte sich Dornberger gemeinsam mit Wernher von Braun in Reutte/Tirol den Amerikanern. Zusammen mit 450 anderen Raketenspezialisten, die am 29. April 1945 in Oberammergau gefangen genommen worden waren, wurde er mehrere Wochen lang in Garmisch-Partenkirchen interniert und verhört. Am 16. Mai 1945 konnte die US-Armee das von ihm und Wernher von Braun veranlasste Versteck umfangreicher V2-Unterlagen in der Grube Georg-Friedrich in der Nähe von Goslar ausfindig machen und in einer Geheimaktion beiseite schaffen, obwohl sich das Versteck in der Britischen Besatzungszone befand.[4] Im Rahmen der Operation Backfire geriet Dornberger im August 1945 in britische Kriegsgefangenschaft und sollte als Kriegsverbrecher verurteilt werden. Obwohl sich die USA um seine Freilassung bemühten, blieb er bis Juli 1947 in einem Camp in Wales inhaftiert.

1947 durfte er in die USA ausreisen, wo bereits etwa 120 deutsche Raketenforscher arbeiteten. Viele von ihnen erhielten mit ihren Familien die amerikanische Staatsbürgerschaft. Zwei Jahre war Dornberger als Berater der US-Air Force auf dem Flugplatz Wright-Field in Ohio tätig, danach wechselte er zur Bell Aircraft Corporation nach Buffalo. Von 1959 bis 1965 gehörte er der Geschäftsleitung an. Dornberger trug maßgeblich zum Erfolg des schnellsten bemannten Flugzeugs, der North American X-15, bei und war auch Berater beim Projekt X20 Dyna-Soar, einem Vorläufer des Space Shuttle. Dieses Flugzeug sollte mit Raketenantrieb in den Weltraum gebracht werden und dann mit Hyperschallgeschwindigkeit (über Mach 5) zurückgleiten.

1965 ging er in den Ruhestand und lebte zunächst in Mexiko. Danach siedelte er nach Sasbach in Baden-Württemberg über, wo er 1980 starb. Die erste Patriot-Flugabwehrraketen-Stellung der US Army Europe wurde 1984 bei der Hohen Warte in der Nähe von Gießen eingerichtet und durch den deutschen Verteidigungsminister Manfred Wörner nach Walter Dornberger benannt.[5] Das vierte Bataillon der 43rd Air Defense Artillery nutzte diese Stellung bis 1991.


Auszeichnungen



Werke



Literatur



Einzelnachweise


  1. Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943–1945. Göttingen 2007, S. 37.
  2. Rainer Eisfeld: Mondsüchtig. Springe 2012, S. 20.
  3. Rainer Eisfeld: Mondsüchtig. Springe 2012, S. 106–107.
  4. Franz Kurowski: Alliierte Jagd auf deutsche Wissenschaftler. Kristall bei Langen Müller, München 1982, ISBN 3-607-00049-2, S. 53–56 (295 S.).
  5. Burkhard Möller: Konstrukteur der "Wunderwaffe". Gießener Allgemeine, 7. August 2020, abgerufen am 29. Dezember 2020.
  6. Michael J. Neufeld: The Rocket and the Reich: Peenemünde and the Coming of the Ballistic Missile Era. The Free Press, New York 1995., S. 19, 33, 55.


Commons: Walter Dornberger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Personendaten
NAME Dornberger, Walter
ALTERNATIVNAMEN Dornberger, Walter Robert (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Ingenieur und Chef des deutschen Raketenwaffen-Programms
GEBURTSDATUM 6. September 1895
GEBURTSORT Gießen
STERBEDATUM 27. Juni 1980
STERBEORT Obersasbach

На других языках


- [de] Walter Dornberger

[en] Walter Dornberger

Major-General Dr. Walter Robert Dornberger (6 September 1895 – 27 June 1980) was a German Army artillery officer whose career spanned World War I and World War II. He was a leader of Nazi Germany's V-2 rocket programme and other projects at the Peenemünde Army Research Centre.



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