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Der Flug 498 der schweizerischen Fluggesellschaft Crossair sollte am 10. Januar 2000 von Zürich nach Dresden führen; das Flugzeug, eine Saab 340, stürzte jedoch nach zwei Minuten und 17 Sekunden nahe dem Ort Nassenwil westlich des Flughafens Zürich ab, nachdem das Flugzeug unbemerkt in eine rechtsläufige Spirale gebracht worden war. Alle zehn Insassen, drei Besatzungsmitglieder und sieben Passagiere, wurden dabei getötet.


Hintergrund


Zum Zeitpunkt des Unfalls herrschte auf dem Schweizer Arbeitsmarkt ein Mangel an Piloten, im Vergleich mit anderen schweizerischen Fluggesellschaften waren die von der Crossair gezahlten Pilotengehälter relativ niedrig.[1] Zwischen dem Pilotenverband und der Crossair bestand deswegen ein Arbeitskonflikt.[1] Die Saab-340-Flotte der Crossair sollte zudem ausgemustert und durch die Embraer-ERJ-145-Familie ersetzt werden. Der Flugkapitän, der den Flug als Pilot Flying durchführte, war moldauischer Staatsbürger und von Moldavian Airlines an Crossair überlassen worden.[1] Er war seit 2 Jahren und 1600 Flugstunden auf der Saab 340 eingesetzt und sammelte zuvor langjährige Erfahrungen mit Flugzeugen sowjetischer Bauart wie der Antonow An-24.[1] Er verfügte über englische Grundkenntnisse und konnte an einfachen Konversationen teilnehmen.[1] Der Erste Offizier, der auf dem Flug als Pilot not flying eingesetzt wurde, war slowakischer Staatsbürger und hatte einen regulären Crossair-Arbeitsvertrag.[1] Seine Englischkenntnisse wurden als gut beschrieben.[1]


Hergang


Das Flugzeug war um 16:00 UTC aus Guernsey kommend in Zürich gelandet, wo die Besatzung wechselte und es für den nächsten Flug vorbereitet wurde, dabei wurden keine Unregelmässigkeiten festgestellt.[1] Um 16:54 UTC erteilte der Zürcher Tower die Startfreigabe, nachdem die Cockpit-Besatzung die Checkliste zuvor vollständig abgearbeitet hatte.[1] Nach erfolgtem Start und dem Einziehen des Fahrwerks wurde auf Befehl des Kapitäns der Flight Director aktiviert, nicht jedoch der Autopilot.[1] Um 16:55 UTC wies der Fluglotse die Besatzung an, den Kurs nach links zum VOR Zurich East zu ändern. Der Erste Offizier führte diese Änderung aus, jedoch nicht den Vorschriften entsprechend und fehlerhaft, so dass der Kurs effektiv nach rechts geändert wurde.[1] Die Anzeige auf dem Multifunction-Display zeigte die Kursänderung von 225° auf 68° über den kleineren Winkel und damit nach links an, so dass der Kapitän vermutlich davon ausging, weiter einer Linkskurve zu folgen.[1] Der spätere Untersuchungsbericht geht davon aus, dass er die vom Flight Director angeordneten Steuerausschläge nach rechts als Stabilisierung der Linkskurve wahrnahm.[1] Da der Kapitän den Vorgaben des Flight Directors genau folgte, geriet das Flugzeug schnell in eine Schräglage nach rechts von 80° und das Flugzeug begann, an Höhe zu verlieren, was aber von der Besatzung zunächst nicht bemerkt wurde.[1] Die Fluglageanzeiger zeigten jetzt deutliche Änderungen, da sie jedoch für extreme Fluglagen nicht optimal geeignet sind und zudem deutlich von den sowjetischen Anzeigen abweichen, die der Kapitän lange gewohnt war, gelang keine korrekte Interpretation.[1] Um 16:56 UTC bemerkte der Erste Offizier die falsche Drehrichtung, erkannte jedoch nicht die fehlerhafte Programmierung als Ursache.[1] In der Folge zeichnete der Stimmenrekorder beim Ersten Offizier eine hörbar schwere Atmung als Zeichen starken Stresses auf.[1] Vier Sekunden später forderte der Erste Offizier den Kapitän nachdrücklich auf, nach links zu drehen, der Kapitän hatte die Fluglage jedoch nicht mehr unter Kontrolle und das Flugzeug schlug weitere vier Sekunden später auf einem Feld bei Nassenwil auf.[1]


Untersuchung


Der Schlussbericht des Büros für Flugunfalluntersuchungen kam zu dem Schluss, dass es sich um eine Kollision mit dem Gelände handle, nachdem die Flugbesatzung die Kontrolle über das Flugzeug verloren habe.[1] Als Gründe führt der Bericht an, dass der Erste Offizier die Kursänderung ohne Befehl des Kapitäns und fehlerhaft programmierte, dass der Kapitän unter Instrumentenflug und in einer intensiven Flugphase auf den Einsatz des Autopiloten verzichtete, dass der Kapitän die räumliche Orientierung verloren habe und der Erste Offizier nur unzureichende Massnahmen ergriff, den Absturz zu verhindern.[1]

Eine Reihe von weiteren Faktoren können dabei zum Unfall beigetragen haben: Der Kapitän stand möglicherweise unter dem Einfluss des Beruhigungsmittels Phenazepam und war damit eventuell in seinen Fähigkeiten zur Analyse und Lagebeurteilung eingeschränkt.[1] Er blieb einseitig auf Wahrnehmungen fixiert, die ihm eine Drehrichtung nach links suggerierten und griff unter Stress auf früher gelernte Heuristiken zurück.[1] Er wurde jedoch von Crossair auch nicht systematisch mit westlichen Systemen und Cockpitverfahren vertraut gemacht.[1] Die Besatzung setzte unzweckmässige Prioritäten, so räumte der Erste Offizier etwa dem Funkverkehr mit dem Lotsen stets höchste Priorität ein.[1]


Folgen


Der Flugunfall hatte weitreichende Konsequenzen für die Luftverkehrsführung um Zürich, das Training der Crossair-Piloten und den Einsatz von Piloten ohne JAR-FCL-Lizenz.

Die schweizerische Bundesanwaltschaft erhob im Oktober 2007 Anklage gegen sechs frühere Crossair-Verantwortliche, darunter Moritz Suter und CEO André Dosé. Sie warf ihnen unter anderem vor, für eine «Angstkultur» bei der Airline verantwortlich gewesen zu sein, die zur bewussten Missachtung von Vorschriften geführt habe. Das Verfahren wurde von der Bundesanwaltschaft wegen Verjährung und wegen nicht nachgewiesener Sorgfaltspflichtverletzungen eingestellt.[2]

An der Absturzstelle befindet sich heute ein Denkmal.


Siehe auch





Einzelnachweise


  1. Schlussbericht des Büros für Flugunfalluntersuchungen über den Unfall des Flugzeuges Saab 340B, HB-AKK, betrieben durch Crossair unter Flugnummer CRX 498, vom 10. Januar 2000 bei Nassenwil/ZH. Eidg. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation. 21. Oktober 2002. Abgerufen am 19. Januar 2016.
  2. Bundesanwaltschaft akzeptiert Crossair-Urteil in: NZZ Online vom 26. Januar 2009


На других языках


- [de] Crossair-Flug 498

[en] Crossair Flight 498

Crossair Flight 498 was a commuter flight from Zurich, Switzerland, to Dresden, Germany, that crashed two minutes after takeoff in the Swiss municipality of Niederhasli on 10 January 2000. The seven passengers and three crew members aboard the two-turboprop engine Saab 340b aircraft all died on impact. It was the first fatal crash for the Swiss regional airline Crossair in its 25-year history.[1]

[fr] Vol Crossair 498

le vol Crossair 498, un bimoteur Saab 340B de la compagnie régionale suisse Crossair, entre l'aéroport international de Zurich (Suisse) et l'aéroport de Dresde (Allemagne), s'est écrasé deux minutes après son décollage, le 10 janvier 2000. Aucun des 7 passagers et 3 membres d'équipage n'a survécu.

[it] Volo Crossair 498

Il volo Crossair 498 era un volo passeggeri partito da Zurigo, in Svizzera, con destinazione Dresda, in Germania, schiantatosi due minuti dopo il decollo nel comune svizzero di Niederhasli il 10 gennaio 2000. I sette passeggeri e i tre membri dell'equipaggio, a bordo del turboelica Saab 340B, morirono all'impatto. Fu il primo incidente mortale per la compagnia aerea regionale svizzera Crossair nei suoi 25 anni di storia.[1]

[ru] Катастрофа Saab 340 под Дильсдорфом

Катастрофа Saab 340 под Дильсдорфом — авиационная катастрофа, произошедшая в понедельник 10 января 2000 года. Авиалайнер Saab 340B авиакомпании Crossairrude выполнял плановый рейс CRX 498 по маршруту Цюрих—Дрезден, но спустя 2 минуты после взлёта вошёл в правый штопор и рухнул на землю у деревни Нассенвильrude в Нидерхасли (кантон Цюрих). Погибли все находившиеся на его борту 10 человек — 7 пассажиров и 3 члена экипажа.



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