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Der Flugplatz Altes Lager ist ein ehemaliger Militärflugplatz in Niedergörsdorf nahe Jüterbog in Brandenburg, der bis 1945 von der Luftwaffe und anschließend bis 1994 von den Luftstreitkräften der sowjetischen/russischen Truppen in Deutschland genutzt wurde.[1]

Sonderlandeplatz „Altes Lager“
Flugplatz Altes Lager (Brandenburg)
Flugplatz Altes Lager (Brandenburg)
Kenndaten
Koordinaten

51° 59′ 46″ N, 12° 59′ 2″ O

Höhe über MSL 98 m  (322 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 6,5 km westlich von Jüterbog
Straße L 812
Basisdaten
Betreiber Drachenflieger Club Berlin e. V.
Start- und Landebahn
10/28 1050 m × 48 m Beton
Webseite
https://dcb.org

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BW

Geschichte


MiG-23MLD des 833. IAP bei der Landung in Jüterbog (1992)
MiG-23MLD des 833. IAP bei der Landung in Jüterbog (1992)

Beim Schießplatz Jüterbog wurde in der Nähe des Alten Lagers im Ersten Weltkrieg ein Luftschiffhafen eingerichtet. Dazu wurden 1916 zwei Luftschiffhallen („Albrecht“ und „Baer“[2]) einschließlich der notwendigen Infrastruktur, wie Kasernen und einer Wasserstofferzeugungsanlage, gebaut. Nach dem Ersten Weltkrieg musste gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages die Nutzung aufgegeben werden. Eine Halle stürzte infolge unsachgemäßer Abrissarbeiten ein, wobei es Tote gab. Die andere wurde daraufhin von einem Fachbetrieb demontiert. Sie kam als Kriegsbeute an Japan und wurde in Kasumigaura wieder aufgebaut.

Nach der NS-Machtübernahme 1933 wurde bei der Aufrüstung der Wehrmacht an dieser Stelle unter der Tarnbezeichnung „Waldlager“ ein Fliegerhorst angelegt. Der Standort der zunächst noch geheimen Luftwaffe umfasste neben dem Flugplatz das Luftzeugamt 1/III, den Teil-Luftpark A Luftgau III, die Sanitäts-Lehr- und Versuchsabteilung der Luftwaffe und die Fliegertechnische Schule der Luftflotte 1.[3] Erster Kommandeur der Schule war Kurt Student. Als die Fliegertechnische Schule 1940 nach Warschau verlegt wurde, zog die inzwischen in Berlin gegründete Höhere Fliegertechnische Schule ins Waldlager. Die Wartung von Flugzeugen wurde bis 1943 eingestellt.[4] Die folgende Tabelle zeigt eine Auswahl fliegender aktiver Einheiten (ohne Schul- und Ergänzungsverbände) der Luftwaffe, die dort zwischen 1935 und 1945 stationiert waren.[5]

VonBisEinheitAusrüstung
November 1943Mai 1944I./JG 302 (I. Gruppe des Jagdgeschwaders 302)Messerschmitt Bf 109G
September 1944Oktober 1944Wekusta 51Junkers Ju 88D-1, Ju 188F-1, Messerschmitt Me 410A-3
November 1944April 1945II./NJG 11 (II. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 11)Focke-Wulf Fw 190A, Messerschmitt Bf 109G
Dezember 1944Stab, III./JG 300Messerschmitt Bf 109G
März 1945I./LG 1Junkers Ju 88S/A

Am 20. April 1945 besetzte im Zuge der Schlacht um Berlin die Rote Armee den Platz, nachdem sich die Belegschaft der Höheren Fliegertechnischen Schule als letzter deutscher Truppenteil zurückgezogen hatte, ohne jedoch die zur Sprengung vorbereiteten Gebäude zu zerstören. Die sowjetischen Luftstreitkräfte nutzten das Gelände anschließend noch knapp drei Wochen als Frontflugplatz. Nach Kriegsende waren in Jüterbog verschiedene sowjetische Einheiten stationiert, so das 196. Gardetransportfliegerregiment (1946–1947), der Stab der 4. Gardejagdflieger- und der 114. Gardeschlachtfliegerdivision (1947–1949 bzw. 1949–51), das 779. und 985. Bombenfliegerregiment (1951) sowie das 886. selbstständige Aufklärungsfliegerregiment (1952–1953).[6]

Von 1953 bis 1994 wurde der Flugplatz als Standort des sowjetischen 833. Jagdfliegerregimentes[2] (833. IAP) der 16. Luftarmee im Rahmen der sowjetischen/russischen Truppen betrieben und dabei kontinuierlich ausgebaut.[7] Von 1966 bis Mitte der 1980er-Jahre waren hier Kampfflugzeuge vom Typ MiG-21 stationiert.[1] Ab 1984 wurden diese durch MiG-23 ergänzt[8]. Ab 1966 nutzten verschiedene Hubschrauber- bzw. Kampfhubschraubereinheiten ebenfalls den Platz.

Ab 1996 wurde das Fluggelände vom Drachenfliegerclub Berlin von der Brandenburgische Boden Gesellschaft für Grundstücksverwaltung und -verwertung angemietet und 1999 schließlich käuflich erworben.[9] Das Fluggelände wird seitdem hauptsächlich von Drachen- und Gleitschirmpiloten genutzt. Die Piste wurde von 1600 auf 1050 m gekürzt.[10] Motorlose Hängegleiter (Drachen) und Gleitschirme starten überwiegend mit Hilfe von Schleppwinden, die die Piloten samt Fluggerät in mehrere hundert Meter Höhe ziehen können. In deutlich geringerem Umfang werden Hängegleiter auch durch dafür geeignete Ultraleichtflugzeuge in die Luft geschleppt. Dank der Größe des Platzes ist es möglich, bei jeder Windrichtung zu starten. Neben dem Drachenfliegerclub ist auf dem Gelände auch eine Flugschule tätig, die Drachen- und Gleitschirmflieger ausbildet. Als "Schleppzentrum Ost" des Dachverbandes "Deutscher Hängegleiter- und Gleitschirmverband (DHV) spielt der Sonderlandeplatz Altes Lager eine herausragende Rolle, nicht zuletzt auch wegen der überdurchschnittlich guten Thermik, die Rekordflüge von mehreren hundert Kilometer Länge ermöglicht hat. Pro Jahr finden weit mehr als 1000 Windenschlepps statt, Tendenz steigend. Eine besondere Rolle spielt der Platz durch seine alljährlich stattfindenden Wettbewerbe im Flachland-Streckenfliegen für Hängegleiter und Gleitschirme, bei denen sich Pilotinnen und Piloten aus ganz Europa einfinden.


Literatur





Einzelnachweise


  1. Military Airfields (Jüterbog/Altes Lager)
  2. Garnisongeschichte Jüterbog St. Barbara e.V. – Baer (Memento des Originals vom 18. August 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hl-barbara.de
  3. Jürgen Zapf: Flugplätze der Luftwaffe 1934–1945 – und was davon übrig blieb. Band 1. Berlin & Brandenburg. VDM, Zweibrücken 2001, ISBN 3-925480-52-8, S. 187–188.
  4. Garnisongeschichte Jüterbog St. Barbara e.V. – HFS (Memento des Originals vom 19. Januar 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hl-barbara.de
  5. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–45 Germany (1937 Borders). S. 315–317, abgerufen am 18. September 2014
  6. Lutz Freundt, Stephan Büttner: Rote Plätze. Russische Militärflugplätze. Deutschland 1945–1994. Fliegerhorste, Aerodrome, Militärbrachen. AeroLit, Berlin 2007, ISBN 978-3-935525-11-4, S. 166.
  7. Garnisongeschichte Jüterbog St. Barbara e.V. - Geschichte (Memento des Originals vom 10. Juni 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hl-barbara.de
  8. Unit History, United States Military Mission, declassified intelligence report (Memento des Originals vom 25. Juni 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.history.hqusareur.army.mil
  9. Chronologie eines Vereins. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 14. März 2011; abgerufen am 16. Juli 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dcb.org
  10. https://www.bfu-web.de/DE/Publikationen/Bulletins/2017/Bulletin2017-10.pdf?__blob=publicationFile

На других языках


- [de] Flugplatz Altes Lager

[en] Jüterbog Airfield

Jüterbog Airfield (also known as Altes Lager airfield) is an abandoned military air base located west of the town of Jüterbog, in Brandenburg, Germany. Nowadays paragliders and hang gliders start from Altes Lager.[1]

[ru] Ютербог (аэродром)

Аэродром Ютербог (Альтес-Лагер) (нем. Ютербог) — не действующий военный аэродром, расположенный вблизи одноименного города Ютербог земли Бранденбург, Германия.



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