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Der Liberty (englisch für Freiheit) war ein US-amerikanischer Flugmotor, der während des Ersten Weltkrieges entwickelt und ab 1917 gebaut wurde. Der Motor, der letztlich – statt wie geplant auch mit Vierzylinderbänken – in Großserie nur mit Sechszylinderbänken in einer Version als 45°-V12 unter der Bezeichnung Liberty L-12 gefertigt wurde, leistete etwa 400 PS (294 kW), was damals einen enormen Wert darstellte. Es gab auch eine Version mit hängenden Zylindern mit der Bezeichnung Liberty L-12A bzw. für militärische Zwecke Packard V-1650. Der Liberty galt als gelungene Konstruktion und war richtungsweisend für viele Flugmotoren der 1920er- und 1930er-Jahre.

Liberty L-12-1
Liberty L-12-1
Liberty L-12A mit hängenden Zylindern
Liberty L-12A mit hängenden Zylindern
Liberty L-8 (in etwa 100 Exemplaren gebaut) – im Bild der erste gebaute mit der Nummer 001
Liberty L-8 (in etwa 100 Exemplaren gebaut) – im Bild der erste gebaute mit der Nummer 001
Liberty L-6 (in 3 Exemplaren gebaut)
Liberty L-6 (in 3 Exemplaren gebaut)
Liberty L-4 (nicht in Serie gebaut)
Liberty L-4 (nicht in Serie gebaut)

Geschichte



Vorgeschichte


Dieser Flugmotor wurde von Jesse G. Vincent, Chefkonstrukteur der Packard Motor Car Co., und Elbert J. Hall, einem der beiden Chefs der Hall-Scott Motor Car Company, im Regierungsauftrag entwickelt. Von vornherein war eine komplette Motorserie mit 4- und 6-Zylinder-Reihenmotoren sowie 8- und 12-Zylinder-V-Motoren vorgesehen, um dem bestehenden Leistungsdefizit der bisherigen US-amerikanischen Motoren zu begegnen und um nicht mehr nur auf importierte Flugmotoren aus Europa wie beispielsweise von Renault oder Sunbeam angewiesen zu sein.


Entwicklung


Die Motoren bekamen die Bezeichnung Liberty L-4, Liberty L-6, Liberty L-8 und Liberty L-12. Der Motor wurde nach offiziellen Angaben innerhalb von sechs Tagen konstruiert. Der Liberty-Flugmotor gilt als einer der ersten modular aufgebauten Motoren und wurde von vornherein auf eine möglichst rationelle Fertigung hin optimiert. So konnten zwei Vierzylinderbänke bzw. Zylinderköpfe für einen V8-Motor verwendet werden, entsprechend ergaben zwei Sechszylinderbänke und Zylinderköpfe einen V12-Motor. Eine Besonderheit der Liberty-V-Motoren war der relativ enge Zylinderwinkel von 45°, der so gewählt wurde, um die Abmessungen des Triebwerks kompakter zu halten und so die Stirnfläche und damit den Luftwiderstand der anzutreibenden Flugzeuge zu reduzieren. Um eine wie gefordert hohe Motorleistung zu erreichen, wurden in Anlehnung an den Bau von Rennwagen-Motoren eine obenliegende Nockenwelle (OHC-Ventilsteuerung), Leichtmetall-Kolben, Wasserkühlung sowie ein hemisphärischer Brennraum vorgesehen. Die Zylinderbohrung und der Hub betrugen bei allen Versionen einheitlich 127 mm (5 in)×178 mm (7 in), der Hubraum pro Zylinder lag bei 2253 cm³ (137,49 in³), eine obenliegende Nockenwelle für jede Zylinderbank betätigte zwei Ventile pro Zylinder. Die Gesamthubräume der einzelnen Versionen umfassten 9013 cm³ (549,94 in³) beim L-4, 13.519 cm³ (824,92 in³) beim L-6, 18.026 cm³ (1099,89 in³) beim L-8 sowie 27.039 cm³ (1649,86 in³) beim L-12. Die Startleistung des L-12 wurde mit 448 PS (330 kW) bei 2000/min, die Steigleistung bei 400 PS (294 kW) bei 1700/min sowie die Dauerleistung im Reiseflug bei 340 PS (250 kW) bei 1400/min angegeben. Mit diesen Leistungswerten gehörte der Liberty L-12 zu den stärksten Flugmotoren jener Zeit.

Im Jahre 1919 stellte ein Packard-Lepère-Doppeldecker mit einem turboaufgeladenen Libertymotor mit einer Höhe von 28.500 ft (ca. 8.690 m) einen neuen Höhenweltrekord für Motorflugzeuge auf.[1]


Serienbau des L-12


Der erste Prototyp, ein V8, lief am 3. Juli 1917 auf dem Prüfstand. Die Leistungsdaten waren so überzeugend, dass sofort eine Produktion von zunächst 100 V8-Motoren angeordnet wurde. Man erkannte jedoch recht bald, dass die 8-Zylinder-Variante die Leistungsanforderungen vor allem wegen des gestiegenen Gewichts der neueren Flugzeuge nicht lange würde erfüllen können, daher bewilligte der US-Kongress bald 240 Millionen Dollar für die Fertigung von 45.250 V12-Motoren bei Packard, Ford, Buick, Cadillac, Lincoln und Marmon, einer Tochtergesellschaft des Mühlenbauers Nordyke Marmon & Company. Bis zur Einstellung der Produktion des Liberty L-12 als letztlich einzige in Großserie hergestellte Version im Jahre 1919 wurden 20.478 dieser Motoren gebaut, von denen 6000 in Flugzeuge eingebaut wurden. Die restlichen Motoren waren zunächst als Reserveteile vorgesehen und wurden nach dem Krieg verkauft.


Verwendung nach 1919


Packard 905 mit L-12-Motor, gefahren von Ralph DePalma. Er stellte damit am 12. Februar 1919 den Geschwindigkeits-Weltrekord auf 149,875 mph (241 km/h) ein.
Packard 905 mit L-12-Motor, gefahren von Ralph DePalma. Er stellte damit am 12. Februar 1919 den Geschwindigkeits-Weltrekord auf 149,875 mph (241 km/h) ein.

Zahlreiche überzählige Liberty L-12 kamen daraufhin in den freien Handel und wurden oftmals bei der zivilen Luftfahrt oder im Motorsport verwendet.

Die Produktion des Motors wurde jedoch in Europa fortgesetzt, nachdem Großbritannien eine Lizenz für den L-12 erworben hatte und diesen bei der Firma Nuffield als Nuffield Liberty noch bis 1943 als Panzermotor herstellte.


Variante L-12A (Packard V-1650)


Eine Variante des V12-Motors mit nach oben gelegter Kurbelwelle und hängenden Zylindern wurde als Packard V-1650 bzw. für den zivilen Einsatz als Liberty L-12A bezeichnet (in der Literatur auch Liberty 12-A genannt) und noch bis 1926 gebaut.

Genau dieselbe Bezeichnung Packard V-1650 wurde aufgrund der identischen Hubraum-Konfiguration von 1650 in³ (27.038,66 cm³) noch einmal während des Zweiten Weltkriegs ab 1941 beim wiederum von Packard als Packard V-1650 in Lizenz gebauten britischen Flugmotor Rolls-Royce Merlin mit stehenden Zylindern verwendet.


Varianten



Mit stehenden Zylindern



Mit hängenden Zylindern



Anwendungen



Liberty L-6


Die einzigen drei gebauten Sechszylinder-Reihenmotoren Liberty L-6 wurden nicht vom Army Air Corps übernommen, sondern vom Konstrukteur Dr. William Christmas für Testflüge seiner „Christmas Bullet“ genannten glücklosen (und daher auch nicht in Serie gebauten) Jagdmaschine verwendet, wobei zwei der Sechszylinder-Reihenmotoren bei Abstürzen dieser Versuchsmaschine zerstört wurden.


Liberty L-8


Die etwa 100 gebauten Achtzylinder-Motoren Liberty L-8 wurden vor allem in De Havilland D.H.4 und anderen Maschinen eingebaut und erprobt, wobei diese sich als nicht leistungsstark genug erwiesen und vom L-12 ersetzt wurden.


Liberty L-12


Mit Liberty-L-12-Motoren ausgerüstet wurden etwa die in Nordamerika gefertigten De Havilland D.H.4, Douglas M-2 und die Curtiss Falcon. Der erste Atlantikflug wurde mit einer Curtiss NC ausgeführt, die ebenfalls mit Liberty-L-12-Motoren ausgerüstet war.

Außerdem wurden nach dem Ersten Weltkrieg viele Liberty-V12-Motoren für den Marine-Einsatz in Rennbooten verwendet. Der Motor wurde im Zweiten Weltkrieg noch im mittleren Panzer „Centaur“ verbaut, weil Rolls-Royce seinen 600-PS-Meteor-Motor nicht in ausreichender Stückzahl liefern konnte.


Packard V-1650


Die Version Packard V-1650 mit hängenden Zylindern kam beispielsweise im Amphibienflugzeug Loening OL zum Einsatz. Die Bezeichnung geht auf den Hubraum (in Kubikzoll) zurück.


Lizenzversionen



Technische Daten


Liberty L-12 (Serienversion)

Liberty L-8 (nur 100 Exemplare)


Siehe auch




Commons: Liberty (Motor) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. turbolader.net: Die Geschichte des Turboladers. Abgerufen am 17. Juni 2012
  2. Ulf Gerber: Das große Buch der sowjetischen Luftfahrt 1920–1990. Entwicklung, Produktion und Einsatz der Flugzeuge. Rockstuhl, Bad Langensalza 2019, ISBN 978-3-95966-403-5, S. 349

На других языках


- [de] Liberty (Motor)

[en] Liberty L-12

The Liberty L-12 is an American water-cooled 45° V-12 aircraft engine displacing 1,649 cubic inches (27 L) and making 400 hp (300 kW) designed for a high power-to-weight ratio and ease of mass production. It saw wide use in aero applications, and, once marinized, in marine use both in racing and runabout boats.

[es] Liberty L-12

El Liberty L-12 fue un motor aeronáutico V-12 a 45°. Con una cilindrada de 27 litros, rendía una potencia de 400 CV (298 kW). Se diseñó para obtener una alta relación potencia a peso y para facilitar su producción en masa. Fue sucedido por el Packard 1A-2500.

[fr] Liberty L-12

Le Liberty L-12 était un moteur d'avion, V 12 à 45°, de 27 litres de cylindrée, à refroidissement liquide, développant 400 ch (300 kW), conçu à la fois pour avoir un rapport puissance/poids élevé et adapté à une production de masse.

[it] Liberty L-12

Il Liberty L-12 era un motore aeronautico a V dodici cilindri a 45° con cilindrata di 27 L (1 649,3 in³) e potenza di 400 hp (300 kW) raffreddato a liquido prodotto negli Stati Uniti d'America durante la prima guerra mondiale.

[ru] Liberty L-12

Либерти Л-12 (англ. Liberty L-12) — американский авиационный 12-цилиндровый V-образный двигатель с водяным охлаждением, объёмом 27 литров и мощностью 400 лошадиных сил. Массово строился во время Первой Мировой войны. Получил широкое распространение во многих странах вплоть до Второй Мировой войны.



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