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Der Aeroflot-Flug 5143 (Flugnummer: SU5143) war ein Linienflug der Aeroflot von Qarshi nach Leningrad (heute Sankt Petersburg), der am 10. Juli 1985 mit dem Absturz einer Tupolew Tu-154 bei Uchquduq endete. Bei dem Unfall kamen alle 200 Insassen ums Leben.


Flugzeug


Das Flugzeug war eine sieben Jahre alte Tupolew Tu-154B-2 (Kennzeichen: CCCP-85311), die mit drei Triebwerken des Typs Kusnezow NK-8-2U ausgestattet war.


Insassen


Die Besatzung bestand aus dem Flugkapitän Oleg Pawlowitsch Belissow, dem Ersten Offizier Anatoli Timofejewitsch Posjumski, dem Flugingenieur Garri Nikolajewitsch Argejew, dem Navigator Abduwachit Sultanowitsch Mansurow sowie fünf Flugbegleitern.[1]

An Bord waren 191 Passagiere, darunter 52 Kinder zwischen 5 und 12 Jahren. Weil es nicht genug Sitzplätze gab, mussten die Kinder auf den Schößen der Eltern sitzen.[2]


Verlauf


Die Tupolew Tu-154 startete um 23:00 Uhr, mit vier Stunden Verspätung, vom Flughafen Qarshi und stieg mit der maximalen Steiggeschwindigkeit, wobei das Flugzeug eine Geschwindigkeit von 470 km/h halten sollte. Gegen 23:41 Uhr erreichte die Tu-154 ihre Reiseflughöhe von 11.600 Metern (38.100 Fuß) mit einer Geschwindigkeit von nur 400 km/h und ging in den Horizontalflug über. Diese niedrige Geschwindigkeit, die in dieser Höhe knapp über der Abrissgeschwindigkeit liegt, führte zu Vibrationen. Die Piloten nahmen irrtümlich ein Verdichterpumpen der Triebwerke als Ursache an und stellten die Schubhebel zweimal hintereinander auf Leerlaufschub. Die Geschwindigkeit sank auf 290 km/h, und der Anstellwinkel erhöhte sich auf ca. 25°,[3][4] wodurch es zum Strömungsabriss an den Tragflächen und zum Flammabriss in den Triebwerken kam. Die Tu-154 geriet ins Flachtrudeln und stürzte in einer steilen Spirale abwärts. Der Kapitän gab den Befehl, die drei ausgefallenen Triebwerke ganz abzuschalten, woraufhin der Flugingenieur dies tat. Danach versuchten die Piloten das Hilfstriebwerk einzuschalten. Später, in einer Höhe von 3.000 Metern, versuchten sie das Flugzeug mit den Querrudern aus dem Trudeln abzufangen. Die Piloten konnten die Maschine jedoch nicht mehr unter Kontrolle bringen und verabschiedeten sich von ihren Angehörigen. Der Kapitän sagte über Funk:

„Я тебя сильно люблю, дорогая, береги детей!”

„Ich liebe dich sehr, meine Liebe. Kümmere dich um die Kinder!“

sowie zum Ersten Offizier

„Прости, что был груб с тобой, и прощай!”

„Es tut mir leid, dass ich so unhöflich zu dir war. Lebe wohl!“

Oleg Pawlowitsch Belissow, Kapitän des Fluges SU5143

Das vollbeladene Flugzeug schlug mit dem Heck um 23:46 Uhr, 153 Sekunden nach Eintritt des Strömungsabrisses, mit einer durchschnittlichen Sinkrate von 80 m/s (290 km/h) fast ohne Vorwärtsbewegung in der Wüste Kysylkum auf und fing Feuer. Die Absturzstelle lag 68 km nordöstlich von Uchquduq (heute Usbekistan, damals noch Teil der Sowjetunion), und wurde eine Stunde nach dem Absturz von Hubschraubern erreicht. Alle 200 Insassen kamen bei dem Unfall ums Leben. Es ist das schwerste Flugzeugunglück in Usbekistan und das schwerste einer Tu-154.


Unfallursache


Trümmerfeld der Maschine
Trümmerfeld der Maschine

Durch die Wucht des Aufpralls war der Stimmenrekorder zerstört worden, was die Ermittlungen erschwerte. Der Flug SU5143 war in einer Höhe von ca. 11.000 Metern relativ plötzlich in eine ungewöhnlich warme Luftschicht (ca. 16,5 °C wärmer als die normale Temperatur von ca. −56,5 °C der Tropopause) geraten.[5] Weil wärmere Luft dünner ist, reduzierte sich die Triebwerksleistung. Das führte zu einem Geschwindigkeitsverlust auf 400 km/h. Auch war der automatische Anstellwinkel- und Überlastalarm, der vor einem kritischen Anstellwinkel (Deep Stall) warnen sollte, aus unbekannten Gründen von der Besatzung abgeschaltet worden.

Die Piloten waren zum Unfallzeitpunkt fast 24 Stunden wach gewesen und hatten damit die Ruhezeit-Vorschriften verletzt. Außerdem war es auf dem Flughafen Qarshi zum Zeitpunkt des Starts sehr heiß gewesen (+33 °C), was die Piloten zusätzlich belastet hatte, so dass sie vermutlich im Cockpit eingeschlafen waren.[6] Sie erwachten vermutlich erst, als die Vibrationen auftraten, und bemerkten die zu niedrige Geschwindigkeit des Flugzeugs nicht.

Nach dem Unfall durfte die maximale Flughöhe einer vollbeladenen Tu-154 nur noch 12.100 Meter statt 12.500 Meter betragen. Außerdem ergaben spätere Untersuchungen und Testflüge, dass nur Flugzeuge, die mit einem speziellen Fallschirm ausgestattet worden waren, aus dem Flachtrudeln gelenkt werden konnten.[6]


Ähnliche Fälle





Einzelnachweise


  1. Unfallbericht auf archive.li
  2. Daten der Tu-154 auf civil-aviation.net
  3. Alltrains.ru: siehe Kurve mit der Bezeichnung угол атаки (Anstellwinkel), unten im Bild.
  4. Alltrains.ru: siehe unterste zwei Kurven
  5. Unfallbericht tayni.info (Memento des Originals vom 26. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/tayni.info (russisch), abgerufen am 22. Januar 2017.
  6. Aif.ru: Unfallzusammenfassung in russischer Sprache


На других языках


- [de] Aeroflot-Flug 5143

[en] Aeroflot Flight 7425

Aeroflot Flight 7425[nb 1] was a domestic scheduled Karshi–Ufa–Leningrad passenger flight that crashed near Uchkuduk, Uzbek SSR, Soviet Union, on 10 July 1985. The crash killed all 200 occupants (148 adults, including 9 crewmembers, and 52 children) on board. Investigators determined that crew fatigue was a factor in the accident.[2]

[fr] Vol Aeroflot 7425

Le 10 juillet 1985, le vol 7425 Aeroflot affrété par un Tupolev Tu-154 au départ de l'aéroport de Karshi et à destination de l'aéroport international d'Ufa en Russie s'écrase près de Uch-Kuduk en Ouzbékistan après que les pilotes eurent perdu le contrôle de l'appareil. Tous les 200 passagers, dont 52 enfants âgés de 5 à 12 ans ont péri.

[it] Volo Aeroflot 7425

Il volo Aeroflot 7425 fa riferimento a un Tupolev Tu-154B-2, registrazione CCCP-85311, che gestiva un servizio passeggeri di linea nazionale Karshi – Ufa – Leningrado sotto la divisione uzbeka della compagnia aerea, che si schiantò vicino a Uchkuduk, RSS Uzbeka, il 10 luglio 1985[2]. L'incidente uccise tutti i 200 occupanti a bordo. Gli investigatori stabilirono che l'affaticamento dell'equipaggio fu uno dei fattori che causarono l'incidente.[1]

[ru] Катастрофа Ту-154 под Учкудуком

Катастро́фа Ту-154 под Учкуду́ком — крупная авиационная катастрофа, произошедшая 10 июля 1985 года. Авиалайнер Ту-154Б-2 авиакомпании «Аэрофлот» выполнял регулярный рейс SU-5143 по маршруту Карши—Уфа—Ленинград, но через 46 минут после взлёта, набрав высоту 11 600 метров, потерял скорость, свалился в плоский штопор и рухнул на землю вблизи аула Кокпатас в 68 километрах северо-восточнее Учкудука. Погибли все находившиеся на его борту 200 человек — 191 пассажир и 9 членов экипажа[1].



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