avia.wikisort.org - Gleitflugzeug

Search / Calendar

Die Fauvel AV.36/AV.361 ist ein einsitziges schwanzloses als Mitteldecker ausgelegtes Segelflugzeug, das in den 1950er-Jahren von Charles Fauvel entworfen wurde. Die Bezeichnung „AV“ in AV.36 steht für „Aile Volante“ (wörtlich „fliegender Flügel“, mit der Bedeutung Nurflügelflugzeug). Wegen der beiden Seitenleitwerke wird die AV.36 jedoch nicht als echter Nurflügler betrachtet, obwohl sie Flugstabilität und Auftrieb ausschließlich durch die Flügelgeometrie erzeugt. Erstflug war am 31. Dezember 1951 in Frankreich.

Fauvel AV.36
TypSegelflugzeug
Entwurfsland

Frankreich Frankreich

Hersteller Fauvel
Erstflug 31. Dezember 1951
Produktionszeit

bis 1959

Stückzahl über 100
Ursprüngliches Höhenruder mit durchgehender Trimmklappe
Ursprüngliches Höhenruder mit durchgehender Trimmklappe
Motorsegler AV.45
Motorsegler AV.45

Baubeschreibung


Die leichte einsitzige Holzkonstruktion mit Stoffbespannung besteht aus einem tropfenförmigen kurzen Rumpf und einem ungepfeilten Rechteck-Trapezflügel mit dem S-Schlag-Profil Fauvel F2 17 %. Die Tragflächen sind starr mit dem Rumpfteil verbunden und können nicht abgenommen werden. Das Höhenruder und die Seitenruder sind ein Teil des Flügelmittelstückes. Zusätzlich zu den beiden Querrudern hat der Flügel noch zwei Bremsklappen, die sich nur an der Flügelunterseite außerhalb der Seitenflossen befinden.

Gegenüber anderen bekannten schwanzlosen Flugzeugen verfügte die AV.36 über ausgesprochen gute Flugeigenschaften. Die sonst bei normalen Rumpfflugzeugen gegebene Längsstabilität wurde bei der AV.36 durch das besondere Flügelprofil mit hochgezogener Hinterkante gewährleistet. Für den Landtransport auf einem Anhänger wird die AV.36 in Längsrichtung verladen und die beiden Seitenruder an die Tragfläche angeklappt, die Transportbreite beträgt dann 2,38 Meter.

Für den Windenstart oder auch Flugzeugschlepp verfügt die AV.36 über zwei Schwerpunktkupplungen (sog. Seitenwand-Kupplungen), die links und rechts am Rumpf angebracht sind und über ein kurzes V-Seil (Gabelseil) mit dem eigentlichen Schleppseil verbunden wird. Die V-Anordnung ist auf Grund der fehlenden Längsstabilität in der Anfangsphase des Schleppvorganges erforderlich, um ein seitliches Ausbrechen der Maschine zu verhindern.

Sie ist einfach zu fliegen und fand deshalb vielfach auch als Übungsflugzeug in Luftsportvereinen Verwendung. Darüber hinaus bewährte sie sich im Kunstflug. Bei Flugtagen ist die AV.36 noch heute eine besondere Attraktion im Kunstflugprogramm.

Von der AV.36 wurden auch Motorsegler hergestellt, die mit einem Motor zwischen den Seitenleitwerken und mit Druckpropeller ausgerüstet wurden. In Deutschland wurde von der Bölkow GmbH ein motorisiertes Einzelexemplar mit der Typenbezeichnung AV.36 Cm gebaut, das wegen der Propellerwelle ein geteiltes Höhenruder erhielt. Diese Modifikation erhielten auch die Weiterentwicklungen AV.361 und AV.45 (Motorsegler) wegen der verlängerten und aerodynamisch günstiger gestalteten Rumpfgondel.[1] Bei der ursprünglichen Version mit durchgehendem Höhenruder war nach der Einführung einer einteiligen Kabinenverglasung teilweise ein Schütteln im Höhenruder aufgetreten, weswegen hinter der Haube ein sogenannter Glättungsring angebracht werden musste (siehe Bild links).

Die Variante AV.361 hatte 13 m Spannweite und zudem teilweise etwas veränderte Seitenleitwerke, die etwas zurückgepfeilt und etwas eckiger gestaltet wurden. Dadurch stieg die Gleitzahl auf 28. Diese Seitenleitwerke wurden auch bei der Motorsegler-Version AV.45 verwendet (siehe Zeichnung rechts).

Ursprüngliche Fauvel AV.36 mit durchgehendem Höhenruder, „Glättungsring“ und Seitenwandkupplungen (2013)
Ursprüngliche Fauvel AV.36 mit durchgehendem Höhenruder, „Glättungsring“ und Seitenwandkupplungen (2013)

Letzter Spross der Flugzeugfamilie war die AV.451 mit 15 m Spannweite und einem Laminarprofil Wortmann FX 66-H-159, die eine Gleitzahl von 32 erreichte. Damit bewegte sie sich leistungsmäßig etwa im Bereich vergleichbarer (Rippenbauweise, Laminarprofil, 15 m Spannweite) Normalsegelflugzeuge wie etwa der Schleicher Ka 6e oder der Scheibe SF 27.

Bis 1997 entstanden über 150 Exemplare in verschiedenen Ländern, die genaue Anzahl kann nicht beziffert werden.[2] Die Baupläne für die AV.36 haben sich seit dem Tod von Fauvel im Jahre 1979 kaum geändert. Heute noch werden Baupläne und Teilbausätze von einer kanadischen Firma angeboten. Das Luftfahrt-Bundesamt sperrte am 11. Oktober 2016 als Reaktion auf einen Unfall nach dem Bruch des Hauptholms im Flug alle deutsch registrierten AV.36 für den Flugbetrieb.[3]


Varianten in Deutschland



Technische Daten


Kenngröße Daten[4] (D-6200 Seriennr: 222)
Besatzung1
Länge3,17
Spannweite11,95 m
Flügelfläche14,23 m²
Leermasse125 kg
Startmasse225 kg
Minimalgeschwindigkeit55 km/h
Höchstgeschwindigkeit205 km/h
Gleitzahl24 bei 82 km/h
VerwendungÜbungsflüge, Kunstflug


Commons: Fauvel AV-36 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Martin Simons: Segelflugzeuge – 1945 bis 1965. Eqip Werbung & Verlag GmbH, 2006, S. 61–64.
  2. Ian Tunstall: Fauvel’s Flying Wings. In: Aeroplane Monthly Oktober 1997, S. 57.
  3. Anlage 3 im Untersuchungsbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, abgerufen am 13. November 2020
  4. Datenblatt AV.36 (Memento des Originals vom 1. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.grubbe-edv.de

На других языках


- [de] Fauvel AV.36

[en] Fauvel AV.36

The Fauvel AV.36 was a single-seat tailless glider designed in France in the 1950s by Charles Fauvel. Although the "AV" in AV.36 stands for Aile Volante (Flying Wing), it was not a true flying wing: it featured two large fins mounted on stubby tailbooms extending back from the wing's trailing edge, and accommodated the pilot within a stubby fuselage. The aircraft was designed to be quickly disassembled for road transport, with the nose detaching, and the fins able to fold back against the trailing edge of the wing. A refined version with a slightly longer wingspan, the AV.361 was introduced in 1960.

[fr] Fauvel AV-36

Le Fauvel AV-36 est un planeur monoplace de formule "aile volante" (d'où le préfixe AV dans le nom) étudié dans les années 1950 par Charles Fauvel en France. Ce n'est pas une véritable aile volante : elle comporte deux grandes dérives montées sur deux embryons de fuselage en arrière du bord de fuite de l'aile, et le pilote prend place dans une nacelle trapue. Le planeur est conçu pour être rapidement préparé pour le transport routier grâce au nez amovible et aux gouvernes de direction pouvant se replier contre le bord de fuite de l'aile. Une version améliorée avec un peu plus d'envergure, l' AV-361 voit le jour en 1960 .

[it] Fauvel AV-36

L'AV-36 fu un aliante ad ala volante progettato da Charles Fauvel nel 1951. In realtà non si trattava di un'ala volante "puro" in quanto erano presenti due impennaggi verticali, perpendicolari all'ala.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2024
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии