Die Typ 89 12,7-cm-L/40 (jap. 四〇口径八九式十二糎七高角砲) war eine Flugabwehrkanone, die von der Kaiserlich Japanischen Marine im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde. Die Bezeichnung Typ 89 deutet dabei auf das Jahr der Erstentwicklung, das Jahr Kōki 2589 bzw. 1929 nach gregorianischem Kalender hin.
Typ-89 12,7-cm-Kanone | |
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Allgemeine Angaben | |
Militärische Bezeichnung | 四〇口径八九式十二糎七高角砲 |
Entwickler/Hersteller | Kure und Hiroshima Marinewerkstätten |
Entwicklungsjahr | 1929–1932 |
Produktionszeit | 1932 bis 1945 |
Stückzahl | 1300 |
Waffenkategorie | Flugabwehrkanone |
Mannschaft | 11 für Zwillingslafette |
Technische Daten | |
Rohrlänge | 5,08 m |
Kaliber |
12,7 cm |
Kaliberlänge | L/40 |
Anzahl Züge | 36 |
Drall | rechtsdrehend |
Gewicht Einsatzbereit | Typ 89 A1 20.300 kg Typ 89 A1 Mod.3 29.000 kg Typ 88 8.800 kg |
Kadenz | maximal 14 normal 8 Schuss/min |
Höhenrichtbereich | −8° bis +90 Winkelgrad |
Seitenrichtbereich | 360 |
Die Typ 89 wurde 1929 als Ersatz für die 8-cm-L/40-Typ-3-Flugabwehrkanone entwickelt, die auf Schlachtschiffen und Kreuzern der Kaiserlichen Marine zur Flugabwehr für große Entfernungen eingesetzt war. Die 8-cm-L/40 wurde per Hand geladen und hatte eine entsprechend niedrige Kadenz. Die neue Waffe sollte über eine automatische Laderamme verfügen, welche die Geschosse aus einer Ladeschwinge in das Geschütz drückte.
Ähnlich verhielt es sich mit den 12-cm-L/45 Jahr 10 in Einzellafetten, die zunächst die Flugabwehrbewaffnung für die Schweren Kreuzer der Kaiserlich Japanischen Marine gebildet hatten und auch auf großen Schiffen, wie der Akagi eingebaut waren, aber ebenfalls ersetzt werden mussten.
Das 12,7-cm-L/50-Geschütz von 1927, das als Hauptbewaffnung auf Zerstörern der Fubuki- und Yūgumo-Klasse verwendet worden war, hatte mit der Neuentwicklung der Flugabwehrkanone, abgesehen vom Kaliber, nichts zu tun, denn das Zerstörergeschütz war wegen seiner zu niedrigen Kadenz von nur fünf Schuss pro Minute kein Erfolg. Treibladung und Geschoss mussten hier separat geladen werden.[1]
Das Typ-89-Geschütz wog mit Verschluss 3,15 Tonnen und war 5,28 Meter lang. Das Geschützrohr war aus einem Block gefertigt, in den man nachträglich den Lauf gebohrt hatte. In die Innenseite des Laufes waren 36 rechtsdrehende Züge mit einer vollen Umdrehung auf 28 Kaliberlängen (3,56 Meter) eingefräst. Das Geschütz war mit einem Blockverschluss ausgerüstet und konnte verschiedene Arten von Granaten mit einem Gewicht zwischen 20 und 24 kg mit einer Mündungsgeschwindigkeit von bis zu 720 Metern pro Sekunde verschießen.
Die Zwillingslafette des Typ 89 trug zwei achsparallel montierte 12,7-cm-Geschütze. Die Lafette wurde elektrohydraulisch betrieben, sie benötigte also Strom aus einem Generator, um bewegt zu werden. Die Motoren der Lafette konnten, abhängig vom verwendeten Modell, den Richtwinkel der Rohre mit einer Geschwindigkeit von bis zu 16° pro Sekunde erhöhen oder absenken und die Lafette mit derselben Geschwindigkeit nach links oder rechts schwenken. Höhenrichtwinkel zwischen −8° und +90° konnten so erreicht werden.
Die Granaten wurden aus dem Schiffsinneren mit Förderbändern in die Nähe jeder Lafette transportiert. Dieses Liefersystem erreichte, je nach Schiff, eine Leistung von zehn Granaten pro Minute[2], war also vergleichsweise langsam. Per Hand wurden die Granaten anschließend zum Geschütz getragen und dann in eine Ladeschwinge gelegt. Die Plattform, von der aus die Granaten in die Schwinge gelegt wurden, hob- und senkte sich dem Richtwinkel der Waffe entsprechend, so dass der Ladevorgang auch bei einem Richtwinkel von +80° noch einfach durchzuführen war.
Entsprechend dem Richtwinkel der Waffe bewegten sich auch die Abweiser für die ausgeworfenen Geschosshülsen. Während bei einer fast horizontalen Ausrichtung nach unten abgelenkt wurde, änderte sich die Stellung der Abweiser bei hohen Richtwinkeln, so dass die Hülsen nicht gegen den Mechanismus der Lafette geschleudert wurden.
Auf der rechten Seite der Lafette befand sich die Station zum Einstellen der Zeitzünder. Der zuständige Soldat änderte die Einstellung am Zünder der Granaten, die als Nächstes geladen werden sollten, während sie unmittelbar hinter dem Verschluss der Waffe in der Ladeschwinge lagen. Der Soldat las die entsprechende Entfernung, in der die Granate explodieren sollte, von einer Anzeige ab, die ihre Daten vom Feuerleitsystem erhielt. Er änderte die Zeiteinstellung der Zünder dann mit einem Handrad, dessen Drehung über ein Gestänge an zwei Greifer über den Granaten übertragen wurde, die dann in die Ringe der beiden Zeitzünder an der Spitze der Granate griffen, und sie so einstellten, dass die Ladungen in den Granaten nach einer festgelegten Flugzeit zwischen 0 und 35 Sekunden explodierten.
Die Zwillingslafette des Typ 89 wurde von elf Soldaten bedient:
Jede Lafette hatte an der linken Seite ein Fernrohr zum Anvisieren von Zielen eingebaut. Während bei den Geschützen, die als reine Flugabwehrwaffen vorgesehen waren, normalerweise nicht direkt gezielt wurde, sondern die beiden Soldaten, die für die Ausrichtung der Waffe verantwortlich waren, einfach den angezeigten Vorgaben des Feuerleitgerätes folgten, konnten sie über die Optik ein Ziel auch direkt anrichten.
Anfänglich wurden Gruppen von Typ-89-Geschützen mit dem Typ-91-Feuerleitsystem koordiniert, das 1929 entwickelt worden war.
Die 12,7-cm-Typ-89-Flugabwehrkanonen wurden im Pazifikkrieg auf großen Kriegsschiffen meist mit dem Typ-94-Feuerleitgerät 高射装置 Kosha Sochi von 1934 gesteuert. Das Feuerleitgerät konnte benutzt werden, um mit den Flugabwehrkanonen Sperrfeuer in bestimmten Höhen und Entfernungen zu legen, oder um einzelne Ziele im Geradeausflug gezielt zu bekämpfen. Flugzeuge, die dagegen Höhe und Kurs änderten, konnten nicht gezielt bekämpft werden.
Bei der Bekämpfung von einzelnen Zielen, die mit gleichem Kurs und gleich bleibender Geschwindigkeit flogen, wurde durch ein Beobachtungsperiskop das Ziel anvisiert und so der Winkel zwischen Schiff, Horizont und Ziel bestimmt. Mit einem optischen Entfernungsmesser mit einer Basislänge von 4,5 Metern wurde die Entfernung zum Ziel gemessen. Eine Einbindung von Radardaten zur Entfernungsmessung war nicht vorgesehen.
Der Winkel und die Entfernung wurden mit den Daten über die geschätzte Geschwindigkeit des Ziels und der Eigengeschwindigkeit des Schiffes in einen mechanisches Rechengerät eingegeben, das dann laufend die Werte für die Ausrichtung der Flugabwehrkanonen und das Einstellen der Zeitzünder der Granaten berechnete und an die Geschützführer übertrug. Der Befehl zum Feuern wurde dabei den Rollbewegungen des eigenen Schiffes angepasst.
Das Feuerleitsystem benötigte zehn Soldaten für das Erheben der Beobachtungsdaten eines jeden Entfernungsmessers und weitere neun Männer bedienten das Rechengerät.[3]
In Einzelfällen wurden Typ-89-Batterien jedoch auch an Land zur Verteidigung von Städten und wichtigen Anlagen eingesetzt. So waren zur Verteidigung von Kure gegen die Angriffe von Boeing-B-29-Bombern zum Ende des Krieges fünf Batterien zu je drei Typ-89-Zwillingslafetten auf den umliegenden Hügeln platziert worden. Sie wurden über das Feuerleitsystem Raiun (dt. etwa „Gewitterwolke“) gesteuert, das entwickelt worden war, um in kurzer Zeit die maximal mögliche Menge an Geschossen in ein bestimmtes dreidimensionales Zielgebiet zu lenken.[4]
Andere Verwendungen als landgestützte Waffe werden beispielsweise bei der Verteidigung der Insel Pohnpei genannt, wo Typ-89-Geschütze in betonierten Ringstellungen zur Flugabwehr eingebaut waren.[5]
Die Munition für die Typ-89-Flugabwehrkanone setzte sich aus einer Messinghülse mit einer 4 kg schweren Treibladung und dem Geschoss zusammen:
Weitere Geschosstypen wurden von der Marine entwickelt, um zusätzliche Einsatzarten der Geschütze zu ermöglichen:
Es gab insgesamt drei Varianten der Typ-89-Flugabwehrkanone. Während die überwiegende Zahl der Waffen in der Variante als Zwillingslafette produziert wurden, gab es zwei Varianten der Waffe als Einzellafette.
Die Typ-89-Kanone auf einer Zwillingslafette war das Standardmuster der Waffe. Es wurden dabei verschiedene Modelle von Zwillingslafetten hergestellt, die sich aber nur durch verschiedene Arten von Schutzanbauten für die Bedienmannschaft und durch verschiedene Motoren zum Richten der Lafette unterschieden. Ein wirklicher Panzerschutz, der die Mannschaft vor direktem Beschuss schützte, war dabei nicht vorgesehen – lediglich ein 2 mm starker Splitterschutz war bei einigen Lafetten installiert.
Die Version der Waffe auf einer Einzellafette wurde in geringem Umfang in zwei Varianten gebaut:
Eine Typ-89-Einzellafette, die von einem Zerstörer der Matsu-Klasse stammt, ist in Etajima neben dem nachgebauten Geschützturm des Schlachtschiffs Mutsu aufgestellt.
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Panzerabwehr |
Typ 94 37-mm-Pak • Typ 97 Automatische Kanone • Typ 1 37-mm-Pak • Typ 1 47-mm-Pak • Experimentelle 75-mm-Pak • Experimentelle 105-mm-Pak |
Kampfwagenkanonen |
13,2-mm-Maschinenkanone Typ 92 • 57-mm-Kampfwagenkanone Typ 90 • 75-mm-Kampfwagenkanone Typ 3 • 75-mm-Kampfwagenkanone Typ 5 |
Flugabwehr |
80-mm-Flugabwehrkanone Typ 3 • 120-mm-Flugabwehrkanone Typ 10 • 75-mm-Flugabwehrkanone Typ 11 • 10-cm-Flugabwehrkanone Typ 14 • 75-mm-Flugabwehrkanone Typ 88 • 127-mm-Flugabwehrkanone Typ 89 • 25-mm-Flugabwehr-Maschinenkanone Typ 96 • 20-mm-Flugabwehr-Maschinenkanone Typ 98 • 88-mm-Flugabwehrkanone Typ 99 • 20-mm-Flugabwehr-Maschinenkanone Typ 2 • 12-cm-Flugabwehrkanone Typ 3 • 75-mm-Flugabwehrkanone Typ 4 • 15-cm-Flugabwehrkanone Typ 5 |
Infanteriegeschütze |
Typ 11 37-mm-Infanteriegeschütz • Typ 92 Bataillonsgeschütz |
Feldgeschütze |
75-mm-Feldgeschütz Typ 31 • 75-mm-Feldgeschütz Typ 38 • 75-mm-Kavalleriegeschütz Typ 41 • 75-mm-Feldgeschütz Typ 90 • 37-mm-Geschütz Typ 94 • 75-mm-Feldgeschütz Typ 95 • 47-mm-Geschütz Typ 1 |
Gebirgsgeschütze |
7-cm-Gebirgsgeschütz • Typ 31 75-mm-Gebirgsgeschütz • Typ 41 75-mm-Gebirgsgeschütz • Typ 94 75-mm-Gebirgsgeschütz • Typ 99 10-cm-Gebirgsgeschütz |
Haubitzen |
Typ 38 12-cm-Haubitze • Typ 38 15-cm-Haubitze • Typ 45 24-cm-Haubitze • Typ 4 15-cm-Haubitze • Typ 7 30-cm-Haubitze • Typ 14 10-cm-Haubitze • Typ 91 10-cm-Haubitze • Typ 92 70-mm-Haubitze • Typ 96 15-cm-Haubitze • Experimentelle 41-cm-Haubitze |
Kanonen |
Typ 38 10-cm-Kanone • Typ 45 15-cm-Kanone • Typ 14 10-cm-Kanone • Typ 89 15-cm-Kanone • Typ 92 10-cm-Kanone • Typ 96 15-cm-Kanone |
Leichte Granatwerfer |
Typ 10 50-mm-Granatwerfer • Typ 89 50-mm-Granatwerfer |
Schwere Granatwerfer |
25-cm-Artillerie-Mörser • Typ 11 70-mm-Infanterie-Mörser • Typ 93 150-mm-Infanterie-Mörser • Typ 94 90-mm-Infanterie-Mörser • Typ 95 15-cm-Mörser • Typ 96 150-mm-Infanterie-Mörser • Typ 97 81-mm-Infanterie-Mörser • Typ 97 90-mm-Infanterie-Mörser • Typ 97 150-mm-Infanterie-Mörser • Typ 98 50-mm-Mörser • Typ 98 320-mm-Mörser • Typ 99 81-mm-Mörser • Typ 2 12-cm-Mörser • Typ 3 81-mm-Mörser |
Raketenartillerie |
Typ 4 20-cm-Raketenwerfer • Typ 4 40-cm-Raketenwerfer |
Belagerungsartillerie |
28-cm-Haubitze L/10 • Typ 45 24-cm-Haubitze • Typ 7 30-cm-Haubitze • Typ 96 24-cm-Haubitze |
Küstenartillerie (internationale Liste) |
28-cm-Haubitze L/10 • Experimentelle 41-cm-Haubitze • Typ 41 8-cm-Schiffsgeschütz • Typ 11 12-cm-Schiffsgeschütz • Typ 38 12-cm-Küstengeschütz • Typ 3 12-cm-Schiffsgeschütz • Typ 3 14-cm-Schiffsgeschütz • Typ 3 41-cm-Schiffsgeschütz • Typ 33 15-cm-Küstengeschütz • Typ 3 15,5-cm-Schiffsgeschütz • Typ 38 20-cm-Küstengeschütz |
Eisenbahngeschütze (internationale Liste) |
Typ 90 24-cm-Eisenbahngeschütz |