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Die Ansaldo A.1 Balilla war das erste erfolgreiche italienische Jagdflugzeug während des Ersten Weltkriegs.

Ansaldo A.1 Balilla
Typ:Jagdflugzeug
Entwurfsland:

Italien 1861 Königreich Italien

Hersteller: Gio. Ansaldo & Co. S.A.
Erstflug: 1917
Indienststellung: 1918
Produktionszeit:

1918–1925

Stückzahl: 274[1]

Entwicklung


Das Konstrukteurteam Umberto Savoia, Rodolfo Verduzio und Celestino Rosatelli hatte bereits die erfolgreiche Ansaldo S.V.A. entworfen, die jedoch nicht wie geplant als Jagdflugzeug, sondern eher als Fernbomber und -aufklärer geeignet war. Somit blieb es seitens des italienischen Corpo Aeronautico Militare bei der Abhängigkeit von französischen Lieferungen oder Lizenzfertigungen der Hanriot HD.1, der SPAD S.VII und der SPAD S.XIII. Daher lag die Entwicklung eines italienischen Jagdflugzeugtyps nahe. Ansaldo beauftragte seinen Technischen Direktor Giuseppe Brezzi mit dem Bau eines Prototyps auf Basis der bereits flugreifen Ansaldo S.V.A.

Der mit Sperrholz verkleidete Holzrumpf besaß den für Ansaldo typischen fünfeckigen Querschnitt. Die Tragflächen waren mit Leinwand bespannt und durch einstielige Streben verbunden.

Das Flugzeug wurde von einem 6-Zylinder-SAP-Reihenmotor mit 200 PS angetrieben, der auf einen Zweiblattpropeller aus Holz mit einem Durchmesser von 2,5 m wirkte. Sein 140 Liter fassender Kraftstofftank konnte im Fall eines Treffers per Hebel vom Piloten durch eine Luke im Boden abgeworfen werden. Für diesen Fall konnte der Pilot einen kleinen, in der Mitte des oberen Flügels angebrachten Nottank zuschalten, um die Kraftstoffversorgung noch einige Minuten bis zur Notlandung zu gewährleisten. Als Bewaffnung wurden zwei synchronisierte Vickers-Maschinengewehre in halboffener Position neben dem Motor angebracht.

Der erste Prototyp wurde ab Juli 1917 auf dem Turiner Flugplatz der Società Italiana Transarea (S.I.T.) erprobt, die in Lizenz französische Baumuster von Blériot und Voisin produziert hatte und 1918 von Ansaldo endgültig als Werk 3 übernommen wurde. Im Dezember wurde die A.1 der Abnahmekommission des Corpo Aeronautico Militare vorgestellt, wo sie mit dem Pomilio Gamma konkurrierte. Erfahrene Frontflieger, darunter Hauptmann Pier Ruggero Piccio, Major Francesco Baracca und Leutnant Fulco Ruffo di Calabria, flogen die Maschine. Nach deren Gutachten war die Manövrierfähigkeit zwar besser als die der Ansaldo S.V.A., lag aber immer noch deutlich hinter der der Nieuport 17, der Hanriot HD.1 und der Spad S.XIII zurück. So verlor das Flugzeug schnell Höhe in den Kurven und war danach schwierig wieder hochzuziehen. Chefingenieur Brezzi überarbeitete die Konstruktion: Er vergrößerte die Spannweite und das Leitwerk und brachte die Maschinengewehre unter der Motorabdeckung an, um ein Einfrieren der Verschlüsse in großer Flughöhe zu vermeiden. Die Kompression des Motors wurde erhöht und die Leistung des 200-PS-Motors SPA 6A auf 220 PS erhöht. Die so verbesserte Maschine wurde nun als Ansaldo A.1bis bezeichnet und erhielt werbewirksam den Beinamen „Balilla“, nach dem so gerufenen populären Genueser Nationalhelden aus dem 17. Jahrhundert Giovan Battista Perasso.


Einsatz



Erster Weltkrieg


Das Flugzeug ging zur Fronterprobung an die 91a Squadriglia, die noch kurz zuvor unter dem Kommando des gefallenen Jagdfliegers Baracca gestanden hatte. Erneut erwies sich, dass das Flugzeug zwar schnell, aber unhandlich und schwer zu steuern war. Somit war der A.1bis für den im taktischen Luftkampf erforderlichen Kurvenflug kaum geeignet. Trotzdem wurde das Flugzeug in Dienst gestellt, da die inzwischen veralteten Nieuports und Hanriots den neuen deutsch-österreichischen Maschinen deutlich unterlegen waren und weil der chronische Mangel an Frontflugzeugen dringend gelöst werden musste. So gab das Commissariato Generale d'Aeronautica eine Bestellung über 1.600 Exemplare auf, von denen die erste Serie von 100 Flugzeugen im Juli 1918 an die Front gelangte. Diese wurden zunächst an die Squadriglia 91 und die Luftverteidigungsstaffeln 241 und 303 sowie an die Flugschule Malpensa und die Flugzeugschießschule Fubara geliefert. Ein Exemplar wurde öffentlichkeitswirksam dem Fliegerhelden Antonio Locatelli persönlich übereignet – der jedoch unglücklicherweise nur eine Woche später mit einer Panne notlanden musste und in Gefangenschaft geriet. Die weiteren Erfolge der A.1 blieben bescheiden: Innerhalb von vier Monaten gelang nur der Abschuss eines einzigen Feindflugzeugs, als am 8. Oktober 1918 Leutnant Leopoldo Eleutari im Zusammenwirken mit einer Hanriot einen österreichischen Oeffag D.III-Einsitzer über Santa Lucia di Piave abschoss.

Bis zum Ende 1918 lieferte Ansaldo alle 200 bestellten A.1 aus. Zum Zeitpunkt des Waffenstillstands waren 186 Flugzeuge im Einsatz, die bis auf 47 zur Pilotenausbildung benötigte Flugzeuge in Depots eingelagert wurden.

Ansaldo bemühte sich, die Balilla durch zahlreiche Werbeflüge landesweit bekannt zu machen.


Polnische Luftstreitkräfte


Polnische A.1 in Warschau
Polnische A.1 in Warschau

Einige A.1 gelangten 1919 in den Dienst der polnischen Armee, nachdem ein Beschaffungsteam der neuen polnischen Streitkräfte auf der Suche nach Rüstungslieferungen Italien besucht hatte. Im Januar 1919 trafen 10 Flugzeuge zur Erprobung in Warschau ein und beeindruckten die zumeist aus den USA stammenden Piloten durch ihre Wendigkeit (sic!), Geschwindigkeit und Reichweite. Am 25. Mai gelangten die A.1 im zusammen mit einigen Albatros D.III in die berühmte, aus US-Freiwilligen aufgestellte 7. Staffel (Eskadra Kosciuszkowska), die im Polnisch-Sowjetischen Krieg eingesetzt wurde. Diese hatten zwar keine Luftkämpfe zu bestehen, bei den Bodenangriffen gegen russische Transporteinheiten und die 1. Kosakenarmee unter General Semjon Michailowitsch Budjonny in der Ukraine gingen jedoch 9 Balillas verloren. Nachdem die polnischen Behörden weitere 25 Flugzeuge gekauft hatten, ließen sie 100 Maschinen in Lizenz von der Lubelska Wytwórnia Samolotów in Lublin herstellen. Diese wurden allerdings erst ab Juli 1921 geliefert und kamen damit für den Kriegseinsatz zu spät. Die polnischen Flugzeuge überzeugten jedoch nicht. Sie waren nicht nur 80 kg schwerer, sondern litten auch unter Motorproblemen und schlechter Verarbeitung der Schweißnähte. Nach einigen schweren Unfällen wurde die Order 1924 auf zunächst 80, dann auf die bis dahin gelieferten 57 gekürzt. Ab 1925 wurden die A.1 ausgemustert und bis 1927 vollständig außer Dienst genommen.


Russische Weiße Armee


Die Weiße Russische Armee hatte 1920 ebenfalls 30 unbewaffnete Flugzeuge geordert, von denen 18 bis April 1922 geliefert wurden. Sie kamen im Bürgerkrieg zunächst bei Charkow zum Einsatz, später – z. T. mit Skikufen ausgerüstet – an der Ostsee und am Schwarzen Meer. Eine A.1 wurde von der Roten Armee erbeutet und ihrerseits gegen die Weißen Truppen eingesetzt. Nach dem Sieg der Bolschewiki wurden die noch vorhandenen Flugzeuge übernommen und in die sowjetrussischen Fliegerabteilungen eingegliedert, wo sie bis 1926 flogen.[2]


Lettische Fliegertruppe


1921 bestellte Lettland 13 Flugzeuge, obwohl der in Riga vorgenommene Testflug mit einem schweren Unfall endete. Lettische Maschinen erhielten eine zusätzliche Wärmevorrichtung für den Wintereinsatz.


Amerika


Ansaldo stellte weitere Flugzeuge auf Werbeveranstaltungen in Nord- und Südamerika vor. Der Angebotspreis für Privatkunden betrug 6.000 $. Das US-Fliegerass Eddie Rickenbacker erzielte 1920 einen Geschwindigkeitsrekord, und eine weitere Balilla mit Curtiss D-12-Motor gewann 1921 das US-Pulitzer-Luftrennen. Vier Flugzeuge gelangten nach Argentinien und Uruguay, dann nach Peru und Honduras, blieben jedoch unverkauft. Nur Mexiko kaufte 1920 ein Flugzeug und gliederte es in seine Fuerza Aérea Mexicana ein. Ansaldo ließ daraufhin das Geschäft mit der A.1 fallen; die Firma wurde bald darauf von Fiat übernommen.


Technische Daten


KenngrößeDaten A.1bis
Baujahr1918
EinsatzzweckJagdflugzeug
Besatzung1
Länge6,84 m
Spannweite7,68 m
Höhe2,53 m
Flügelfläche21,2 m²
Leermasse640 kg
Startmasse885 kg
Antriebein flüssigkeitsgekühlter Sechszylinder-Reihenmotor SPA 6A, 265 PS (195 kW)
Höchstgeschwindigkeit220 km/h
Steigrate2,7 m/s
Gipfelhöhe5000 m
Reichweite660 km
Flugzeit1:30 h
Bewaffnung2 MG

Leistungsvergleich mit anderen Flugzeugtypen im Fronteinsatz (Herbst 1918)

Name Land Motorstärke max. Geschwindigkeit Startmasse Bewaffnung Gipfelhöhe
Ansaldo A.1 Italien Italien220 PS220 km/h885 kg25.000 m
Ansaldo S.V.A.5Italien Italien265 PS237 km/h975 kg2 und 90 kg Bomben7.000 m
Fokker D.VIIDeutsches Reich Deutsches Reich180 PS189 km/h910 kg26.000 m
Fokker D.VIIFDeutsches Reich Deutsches Reich226 PS205 km/h910 kg27.000 m
Pfalz D.VIIIDeutsches Reich Deutsches Reich160 PS190 km/h740 kg27.500 m
Pfalz D.XIIDeutsches Reich Deutsches Reich160 PS180 km/h902 kg25.640 m
L.F.G. Roland D.VIaDeutsches Reich Deutsches Reich160 PS190 km/h820 kg25.500 m
Siemens-Schuckert D.IVDeutsches Reich Deutsches Reich160 PS190 km/h735 kg28.000 m
Fokker D.VIIIDeutsches Reich Deutsches Reich110 PS204 km/h605 kg26.300 m
SPAD S.XIIIDritte Französische Republik Frankreich220 PS222 km/h820 kg26.650 m
Sopwith SnipeVereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich230 PS195 km/h955 kg26.100 m
Sopwith DolphinVereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich200 PS211 km/h890 kg26.100 m
Sopwith CamelVereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich130 PS185 km/h659 kg2 und vier 11,3-kg-Bomben5.791 m
S.E.5aVereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich200 PS222 km/h880 kg25.185 m

Erhaltene Flugzeuge


Eine erhaltene A.1 Balilla ist im historischen Museum von Bergamo ausgestellt.[3]


Siehe auch



Quellen



Literatur




Commons: Ansaldo A.1 Balilla – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Jagdflugzeuge. Transpress, Berlin 1985, S. 90/91.

На других языках


- [de] Ansaldo A.1 Balilla

[en] Ansaldo A.1 Balilla

The Ansaldo A.1, nicknamed "Balilla" after the Genoan folk-hero, was Italy's only domestically-designed fighter aircraft of World War I to be produced in Italy. Arriving too late to see any real action, it was however used by both Poland and the Soviet Union in the Polish-Soviet War of 1919–1921.

[fr] Ansaldo A.1 Balilla

L'Ansaldo A.1 Balilla est le seul avion de chasse conçu et produit en Italie durant la Première Guerre mondiale. Il arriva trop tard pour voir de véritable action, mais il fut ensuite utilisé lors de la guerre soviéto-polonaise par les deux camps.

[it] Ansaldo A.1

L'Ansaldo A.1, successivamente soprannominato Balilla, era un caccia e ricognitore biplano monoposto prodotto dall'azienda italiana Ansaldo negli anni dieci del XX secolo ed utilizzato principalmente dal Corpo Aeronautico Militare, componente aerea del Regio Esercito, durante la prima guerra mondiale.



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