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Die Ansaldo S.V.A. war eine Familie von italienischen Aufklärungsflugzeugen in Doppeldecker-Bauweise während des Ersten Weltkriegs und in den zwanziger Jahren.

Ansaldo S.V.A.
S.V.A. 5
TypAufklärungsflugzeug, Bomber
Entwurfsland

Italien 1861 Königreich Italien

Hersteller Ansaldo S.A.
Erstflug 3. März 1917
Indienststellung 1918
Produktionszeit

1918–1928

Stückzahl ca. 2000

Geschichte und Konstruktion


Ansaldo-S.V.A.-Zeichnung
Ansaldo-S.V.A.-Zeichnung
Modell einer SVA 5 der 87ª Squadriglia Ricognizione
Modell einer SVA 5 der 87ª Squadriglia Ricognizione

Nachdem sich bis auf die schweren Caproni-Bomber die italienischen Kampfflugzeuge nach dem verspäteten Kriegseintritt Italiens – so etwa die Typen von Savoia-Pomilio – als wenig fronttauglich erwiesen hatten, musste sich das italienische Fliegerkorps notgedrungen mit französischen Typen behelfen. 1916 begannen jedoch die Konstrukteure Umberto Savoia, Rodolfo Verduzio und Celestino Rosatelli in privater Initiative die Arbeit an einem ersten italienischen Jagdflugzeugtyp. Ihre Idee überzeugte die Militärbehörden, die den Rüstungskonzern Gio. Ansaldo & Co. S.A. in Genua-Borzoli mit Zweigwerk in Turin mit der weiteren Entwicklung beauftragten.[1]

Das Tragwerk der S.V.A. war durch Querstreben verbunden und benötigte deshalb keine Drahtverspannung. Der mit Sperrholz verkleidete Flugzeugrumpf besaß den für Ansaldo typischen fünfeckigen Querschnitt. Die Tragflächen waren mit Leinwand bespannt. Der Prototyp wurde von den Ansaldo-Technikern in Borzoli Mare unter der Leistung des Technischen Direktors Leutnant Giuseppe Brezzi gebaut. Bald darauf wurde die Vorserien-Produktion in Borzoli und Bolzaneto aufgenommen. Am 19. März startete Sergeante Mario Stoppani in Grosseto zum ersten Probeflug; bei weiteren Testflügen erreichte die Maschine eine Spitzengeschwindigkeit von 223 km/h. Weitere erfahrene italienische Kampfflieger setzten die Erprobungen fort. Im Vergleich mit den bisher geflogenen französischen Typen Hanriot HD.1 und SPAD S.VII erwies sich die S.V.A. zwar für den Luftkampf als zu schwerfällig, sie zeigte sich aber als robust und bewies hervorragende Flugleistungen.

Während die Entwicklung eines Jagdflugzeugs stattdessen mit der Ansaldo A.1 Balilla vorangetrieben wurde, ließ man die ursprüngliche Absicht fallen, die S.V.A. als Jagdmaschine einzusetzen. Neben der Schwerfälligkeit erwies sich für den Luftkampf die Position der Bordwaffe als nachteilig heraus. Diese war so montiert, dass sie einerseits bei Ladehemmung vom Piloten nur mittels eines Hebels erreicht werden konnte und andererseits nur eine geringere Schussfolge aufgrund der Synchronisierung mit dem Propeller zuließ. Als weiterer Nachteil wurde der leicht zu beschädigende Treibstofftank der S.V.A. angesehen. Stattdessen verfolgte man deren weitere Verwendung als Aufklärer und Bomber, dessen Flughöhe und Geschwindigkeit für österreichische Abfangjäger und Bodenabwehr unerreichbar sein musste. Die mit zwei MGs, zwei Kameras und Bombenhalterungen ausgerüstete Maschine galt als schnellstes Kampfflugzeug, das während des Krieges zum Einsatz kam.[2]

Nach weiteren Versuchen mit Lorraine-Dietrich- und Isotta-Fraschini-Motoren ging die S.V.A.4 mit SPA-Sechszylinder-Reihenmotor ab Oktober 1917 in Serienfertigung.


Einsatz


Am 9. Oktober 1917 unternahm Leutnant Natale Palli den ersten Einsatz am Steuer einer S.V.A.

Im Februar 1918 wurden sechs neue strategische Aufklärungsstaffeln (1°-6° Sezione Ric./Bomb.) der italienischen Fliegertruppe aufgestellt, mit S.V.A. ausgerüstet und den Armeeoberkommandos für Ferneinsätze unterstellt. Es folgten die bekannte 87ª Squadriglia La Serenissima, die 89ª Squadriglia, später die 56ª und 57ª Squadriglia, sowie schließlich die in Mazedonien und in Albanien eingesetzten Squadriglia 111 und 116. Diese Staffeln unternahmen ausgedehnte Aufklärungsflüge und Bombenangriffe in der Tiefe der feindlichen Hinterlands und waren in den letzten Kriegsmonaten auch an spektakulären Langstreckeneinsätzen beteiligt:

Vor allem aber griffen die S.V.A. immer stärker in den Kriegsverlauf an der italienischen Alpenfront und an der Adriaküste ein. Dabei trugen sie mit ihren Aufklärungserfolgen deutlich zum Abwehrerfolg gegen die gescheiterte österreich-ungarische Sommeroffensive und dem Sieg von Vittorio-Veneto bei, der zum Zusammenbruch der Front und endgültigen Niederlage der Mittelmächte im Alpenraum führte.


Nachkriegsverwendung


S.V.A. beim Wettbewerb um den Francesco-Baracca-Pokal am 19. Juni 1921
S.V.A. beim Wettbewerb um den Francesco-Baracca-Pokal am 19. Juni 1921

Bis Kriegsende wurden etwa 1250 S.V.A. gebaut; sie standen daher an zweithöchster Stelle der während des Krieges in Italien gefertigten Flugzeuge. Noch 1923 wurden sie von sechs Staffeln in Italien und Nordafrika geflogen.

Die Produktion lief bis 1928; etwa 2000 SVA aller Typen wurden geliefert und dienten als Militär- und Sportflugzeuge bis in die 30er Jahre. Die letzte Variante, eine SVA mit 250-PS-Isotta-Fraschini-Motor, erreichte Spitzengeschwindigkeiten von 240 km/h.

Einige Flugzeuge gingen auch nach Südamerika und bewährten sich aufgrund ihrer hervorragenden Höhenflugeigenschaften; so überquerte der peruanische Leutnant Alejandro Velasco Astete am 29. August 1925 mit seiner S.V.A. von Campo de Las Palmas bei Lima über Cuzco nach Puno die Anden.[3]

Besonderes Aufsehen erregte ein Flugabenteuer unter Leitung des Leutnants Arturo Ferrarin, der mit insgesamt sieben Flugzeugen am 26. Februar zum Fernflug von Rom nach Japan startete. Zwei Flugzeuge mit Ferrarin und seinem Kameraden Masiero erreichten schließlich am 25. Mai 1920 nach 18.105 km und 109 Flugstunden Tokio.[4]


Varianten


Den zunächst produzierten S.V.A.4 folgte der meistgebaute und fast baugleiche Typ 5 mit größerem Benzintank und längerer Reichweite ergänzt. Im Frühjahr wurden die ersten S.V.A.3 von A.E.R. mit verkürzten Tragflächen als Abfangjäger für Heimatschutzverbände geliefert. Ab August 1918 erschien der zweisitzige Typ 10. Auch einige unbewaffnete Zweisitzer S.V.A.9 kamen an die Front, sie dienten vor allem zur Vorerkundung und zur Navigation der S.V.A.-Formationen, wurden aber zumeist mit Doppelsteuer ausgerüstet an Trainingseinheiten geliefert. Die Regia Marina ließ versuchsweise einige Maschinen zu Torpedoflugzeugen umbauen; außerdem erhielt sie 50 S.V.A. mit Schwimmern für den Einsatz über der Adria.


Technische Daten


Kenngröße S.V.A.3 S.V.A.4 S.V.A.5 S.V.A.9 S.V.A.10
Baujahr 1918
Einsatzzweck Aufklärer, Bomber Schulflugzeug Aufklärer, Bomber
Besatzung 1 2
Länge 8,10 m 8,15 m
Spannweite 7,75 m 8,80 m 9,10 m
Höhe 2,60 m 2,94 m 2,92 m
Flügelfläche 22,02 m² 26,93 m²
Leermasse 667 kg 701 kg 667 kg 692 kg 730 kg
Startmasse 891 kg 975 kg 989 kg 1061 kg
flüssigkeitsgekühlter Sechszylinder-Reihenmotor SPA 6A, 195 kW (265 PS)
Höchstgeschwindigkeit 226 km/h 216 km/h 237 km/h 220 km/h 211 km/h
Steigrate 5 m/s
Steigzeit auf 1000 m 2:40 min
Steigzeit auf 2000 m 6 min
Steigzeit auf 3000 m 11:30 min 12 min 8 min 14 min 11 min
Steigzeit auf 4000 m 12:50 min
Steigzeit auf 5000 m 18 min
Steigzeit auf 6000 m 25 min
Gipfelhöhe 7000 m 6700 m 5000 m
Reichweite
Flugzeit 3 h 3:15 h 6 h 4 h 3–5 h
Bewaffnung 2 MG, Bomben, Kameras 2 MG, Bomben, Kameras

Leistungsvergleich mit anderen Flugzeugtypen im Fronteinsatz (Herbst 1918)

Name Land Motorleistung Höchstgeschwindigkeit Startmasse Bewaffnung Gipfelhöhe
Ansaldo S.V.A.5 Italien Italien265 PS237 km/h975 kg2 und 90 kg Bomben7000 m
Fokker D.VIIDeutsches Reich Deutsches Reich180 PS189 km/h910 kg26000 m
Fokker D.VIIFDeutsches Reich Deutsches Reich226 PS205 km/h910 kg27000 m
Pfalz D.VIIIDeutsches Reich Deutsches Reich160 PS190 km/h740 kg27500 m
Pfalz D.XIIDeutsches Reich Deutsches Reich160 PS180 km/h902 kg25640 m
L.F.G. Roland D.VIaDeutsches Reich Deutsches Reich160 PS190 km/h820 kg25500 m
Siemens-Schuckert D.IVDeutsches Reich Deutsches Reich160 PS190 km/h735 kg28000 m
Fokker D.VIIIDeutsches Reich Deutsches Reich110 PS204 km/h605 kg26300 m
SPAD S.XIIIDritte Französische Republik Frankreich220 PS222 km/h820 kg26650 m
Sopwith SnipeVereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich230 PS195 km/h955 kg26100 m
Sopwith DolphinVereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich200 PS211 km/h890 kg26100 m
Sopwith CamelVereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich130 PS185 km/h659 kg2 und vier 11,3-kg-Bomben5791 m
S.E.5aVereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich200 PS222 km/h880 kg25185 m

Erhaltene Flugzeuge


Einige Flugzeuge sind in Museen erhalten, zumeist markiert mit dem venezianischen Löwen des Hl. Markus, dem Staffelabzeichen der 87ª Squadriglia:

Daneben werden folgende Nachbauten ausgestellt:


Siehe auch



Literatur




Commons: Ansaldo S.V.A. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. vgl.
  2. Luigino Caliaro: I raid della 1ª sezione SVA da Sovizzo in: Rivista Aeronautica n. 6/2015 S. 98
  3. http://www.incaland.com/MuseoFAP/ALEJANDR.htm
  4. vgl.
  5. Paolo Miana: Ansaldo S.V.A. analisi di un successo in: Museo dell’Aeronautica Gianni Caproni (Hrsg.): Gabriele D’Annunzio avviatore, Museo dell’aeronautica Gianni Caproni, Trient 2014 ISBN 978-88-96853-03-0 S. 87.
  6. Homepages

На других языках


- [de] Ansaldo S.V.A.

[en] Ansaldo SVA

The Ansaldo SVA (named for Savoia-Verduzio-Ansaldo) was a family of Italian reconnaissance biplane aircraft of World War I and the decade after. Originally conceived as a fighter, the SVA was found inadequate for that role. Nevertheless, its impressive speed, range and operational ceiling, with its top speed making it one of the fastest of all Allied combat aircraft in World War I, gave it the right properties to be an excellent reconnaissance aircraft and even light bomber. Production of the aircraft continued well after the war, the final examples were delivered during 1918.

[fr] Ansaldo SVA

L'Ansaldo SVA est un avion militaire de la Première Guerre mondiale.

[it] Ansaldo S.V.A.

Gli Ansaldo S.V.A. erano una famiglia di biplani da ricognizione e bombardamento italiani, sviluppati nella seconda fase della prima guerra mondiale. Protagonisti di diverse imprese, come il volo su Vienna con Gabriele D'Annunzio nel 1918 o il raid Roma-Tokyo di Arturo Ferrarin e Guido Masiero nel 1919, ottennero un discreto successo nell'esportazione, venendo utilizzati da 11 paesi, tra i quali Francia e Stati Uniti, e furono costruiti in circa 2 000 esemplari.



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