Interjet war eine mexikanische Fluggesellschaft mit Sitz in Toluca. Zu ihren besten Zeiten war die Gesellschaft mit einer Flotte aus Airbus A319, Airbus A320, Airbus A321 und der Suchoi Superjet 100 die drittgrößte Fluggesellschaft in Mexiko, beim internationalen Passagieraufkommen sogar die Zweitgrößte und flog damit über 80 Ziele mit einem Passagieraufkommen von über 15 Millionen an. Im Zuge der COVID-19-Pandemie musste sie schließlich den Flugbetrieb im Dezember 2020 einstellen.[1][2]
Interjet bot ab dem 1. Dezember 2005 Flüge an. Der Besitzer von Interjet war die Grupo Alemán, gegründet von Vater und Sohn der gleichnamigen Familie des ehemaligen Staatspräsidenten Miguel Alemán Valdés. Der Betrieb wurde mit sieben gebrauchten A320 aufgenommen, welche von Volare kamen. Später stießen 16 neue Airbus-Maschinen zur Flotte, ab 2010 10 weitere Flugzeuge.[3] Nach einer längeren Wachstumsphase war die Gesellschaft dank regionaler Ausrichtung und tiefer Preise im Jahr 2011 die Nummer zwei im Land nach Passagieraufkommen. Ab 2012 flog sie erstmals nach Los Angeles.[4] Interjet war die erste westliche Fluggesellschaft, welche den russischen Suchoi Superjet in ihre Flotte aufnahm. Die Kosten für 10 Suchois hätten nach Aussagen eines Mitglieds der Geschäftsführung etwa der Vorauszahlung für ein Airbus-Flugzeug entsprochen. Ab 2013 wurden die Suchoi ausgeliefert.[5] Ab 2014 baute Interjet seinen internationalen Flugplan weiter aus und versuchte mit einer als „Hybrid“ bezeichneten Strategie, nicht nur in Sachen Preis, sondern auch mit zusätzlichem Service zu konkurrieren. Fortan hatte die Gesellschaft Probleme mit der Positionierung zwischen der Ultra-Billigfluggesellschaft Volaris und der großen Aeroméxico. Der Anteil des Auslandsgeschäfts steigerte sich von 11 Prozent im Jahr 2014 auf 21 Prozent im November 2017.[6]
Die Kosten der Flugzeugwartung und -bereitschaft dieses Typs stiegen jedoch stark an.[4] Ein Grounding von mindestens der Hälfte der insgesamt 22 Superjet im Dezember 2016, einer Hauptreisezeit,[4] führte zusätzlich zu Verlusten. Im Januar 2018 legte Interjet vier Suchoi Superjet still, um sie als Ersatzteilspender zu verwenden.[6] Im zweiten Quartal erhielt Interjet von Suchoi 40 Millionen Euro als Entschädigung für langwierige Wartungen vor allem bei den Triebwerken.[7] Nachdem verschiedene Quellen berichtet hatten, Interjet versuche, seine gesamte Flotte der Suchoi-Jets zu verkaufen,[8][9] erklärte der Sprecher der Fluggesellschaft, man sei in Gesprächen mit Suchoi für Verbesserungen.[10] Dabei war seitens Suchoi die Rede von einer Erhöhung der Sitzzahl von 93 auf 108 sowie von Flügelenden mit Sharklets zur Treibstoffersparnis.
Im November 2018 waren nur zwölf Superjet der gesamten Flotte vollständig einsatzbereit,[11] gleichzeitig wurden Superjet-Routen Ende November 2018 eingestellt.[12] Schon zwei Monate zuvor hatte die Gesellschaft „in Absprache mit dem Hersteller“ angekündigt, in ihren Einsatzplanungen künftig nur noch auf sieben Flugzeuge des Typs Suchoi Superjet zurückzugreifen.[13] Im Frühjahr 2019 erklärte Interjet, den Typ behalten zu wollen, wenn Suchoi den Verdienstausfall der nicht fliegenden Flugzeuge bezahlt.[14] Zu diesem Zeitpunkt war Interjet der einzige Betreiber des Flugzeuges im Westen, nachdem auch die irische CityJet diesen Flugzeugtyp stillgelegt hatte. Beim definitiven Entscheid die Flotte aufzugeben war unklar,[15] ob die zum Teil als Ersatzteillager genutzten Flugzeuge überhaupt noch verkauft werden konnten. Ende März 2020 wurde berichtet, dass Interjet die Berliner Firma Cordner Aviation damit beauftragt habe, die komplette Flotte von 22 Superjets zu verkaufen.[16]
Im Herbst 2018 wurden weitere Airbus-Flugzeuge bestellt und zwei Drittel der Suchoi-Flugzeuge stillgelegt. In diesem Zusammenhang wurden etwa 500 Mitarbeiter entlassen, darunter 40 Piloten, speziell jene, welche keine Stunden auf anderen Typen geflogen waren.[17][18][19] Als Grund für den Bedarf nach Flugzeugen mit mehr Sitzen wurde auch die Eigenheit des Flughafens von Mexiko-Stadt aufgeführt, der mit seinen raren Slots den Einsatz größerer Flugzeuge aufdrängte.[20] 2018 waren 64 Airbus im Einsatz, nämlich 47 Flugzeuge des Typs A320-200s, drei A320-200N, sechs A321-200s und acht A321-200N.[21]
Im Juni 2019 bediente die Gesellschaft mit ihren 65 Airbus-Flugzeugen und den im Einsatz befindlichen Superjet 54 Ziele in neun Ländern und beförderte in einem Monat über 1,3 Millionen Passagiere.[22] Wie die anderen beiden großen Fluggesellschaften Mexikos, Volaris und Aeroméxico, flog sie dabei ebenfalls Verluste ein. Im Juli 2019 stand ein Verkauf zur Debatte.[23] Im September desselben Jahres umfasste die Flotte 87 Flugzeuge.[24] Im Oktober wurde die Ausflottung des Superjet beschlossen.[15]
Im weiteren Verlauf des Jahres 2020 ging Interjets gesamte Airbus-Flotte zurück an die Leasingfirmen und man begann, die Superjets in den aktiven Dienst zurückzuholen.[25] Am 17. Dezember 2020 stoppte die Fluggesellschaft aus finanziellen Gründen alle Flüge[26] und ging im April 2021 in Insolvenz.[27]
Interjets Hauptflughafen war der Aeropuerto Internacional de la Ciudad de México, zweitgrößtes Drehkreuz der Flughafen Toluca, nahe Mexiko-Stadt. Des Weiteren nutzt die Fluggesellschaft die Flughäfen von Monterrey, Guadalajara und San José del Cabo.
Ende 2018 flog die Gesellschaft außer innerhalb Mexikos auch nach Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Kanada, Kolumbien, Kuba, Peru und in die USA.[28]
Mit Stand Oktober 2021 bestand die Flotte der Interjet aus 23 Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von 8,3 Jahren:[29][30]
Flugzeugtyp | Anzahl | bestellt[31] | Anmerkungen | Sitzplätze |
---|---|---|---|---|
Airbus A320-200 | 01 | inaktiv | 150 | |
Suchoi Superjet 100 | 22 | alle inaktiv[32] | 93 | |
Gesamt | 23 |
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