Die Pilatus Aircraft Ltd. bzw. Pilatus Flugzeugwerke AG ist der wichtigste Flugzeughersteller der Schweiz. Am Unternehmenssitz in Stans werden Trainings- und kleinere Mehrzweckflugzeuge hergestellt. Darüber hinaus verfügt Pilatus über Tochtergesellschaften in den USA und in Australien. Eine weitere Tochtergesellschaft für den Flugzeugunterhalt, die Altenrhein Aviation AG[4] am Flugplatz St. Gallen-Altenrhein gehörte von 2003 bis 2015 ebenfalls zur Unternehmensgruppe. Die Unternehmensgruppe Pilatus AG erwirtschaftete 2018 mit weltweit 2283 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,09 Milliarden Schweizer Franken.[2] Benannt ist das Unternehmen nach dem etwa 10 km westlich von Stans liegenden Berg Pilatus. Angrenzend an das Firmengelände liegt der Flugplatz Buochs, den die Pilatus Flugzeugwerke für alle Test- und Ablieferungsflüge nutzt.
Pilatus Flugzeugwerke AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft[1] |
ISIN | CH0002189535 |
Gründung | 16. Dezember 1939 |
Sitz | Stans, Schweiz Schweiz |
Leitung | Markus Bucher, CEO Hansueli Loosli, VR-Präsident |
Mitarbeiterzahl | 2283 (2018)[2] |
Umsatz | 1,33 Mrd. CHF (2021)[3] |
Branche | Flugzeugbau |
Website | www.pilatus-aircraft.com |
Die Gründung der Pilatus Flugzeugwerke AG fand am 16. Dezember 1939 statt. Gründer waren Emil Bührle und die Elektrobank.[5] Zuerst nur im Unterhalt tätig, begannen die Pilatus-Flugzeugwerke 1940 mit der Konstruktion des SB-2 Pelikan, eines für Einsätze in gebirgigen Regionen konzipierten Flugzeuges. Bedeutung erlangte das Unternehmen jedoch erst mit den beiden Modellen Pilatus P-2 und P-3,[6] die den Grundstein des Bereichs Trainingsflugzeuge bildeten. Mit dem legendären PC-6, auch Pilatus Porter genannt, wurde ab 1959 das zweite Standbein im Mehrzweckflugzeugmarkt aufgebaut.
Pilatus baute auch einige Prototypen, die nicht in Serie gingen und Einzelstücke blieben: die Kurzstart-Flugzeuge SB-2 Pelikan, P-4 und PC-8 Twin Porter. Mit der Pilatus P-4 wurden wertvolle Daten für die spätere PC-6 gewonnen. Da Kunden eine bessere Motorenleistung wünschten, entwickelte Pilatus die zweimotorige PC-8 Twin Porter auf der Basis der PC-6. Die einzige PC-8 (Luftfahrzeugkennzeichen: HB-KOA) wurde auch am Aerosalon in Paris vorgestellt. In der Zwischenzeit hatte Pilatus aber mit der Umrüstung der PC-6 mit einem Turbopropaggregat eine effektivere und einfachere Leistungssteigerung erreicht (PC-6T), die einzige PC-8 wurde verschrottet.
Folgende Projekte von Pilatus wurden abgebrochen, bevor es zum Bau kam: Das STOL Experimentalflugzeug Pilatus SB-1. Die Pilatus SB-5, eine größere und leistungsfähigere Version der Pilatus SB-2 Pelican. Die Pilatus P-1, ein einsitziger Trainer, die P-1 legte die Vorlage für das zweisitzige Trainingsflugzeug Pilatus P-2. Die Pilatus P-5 war ein Entwurf für ein Kampffeldbeobachtungs- und Artillerie Einweisungsflugzeug. Unter der Bezeichnung Pilatus PC-10 wurden verschiedene zweimotorige taktische Transportflugzeuge entworfen.
Ab den späten siebziger Jahren löste die von einer Turboprop getriebene Pilatus PC-7 die P-3 ab. Über 450 Stück konnten davon in den nächsten Jahrzehnten abgesetzt werden. Am 3. Oktober 1982 wurden die Pilatus-Flugzeugwerke in Stans Ziel eines Brandanschlags.[7] Mitte der 1980er Jahre ergänzte die leistungsstärkere Pilatus PC-9 das Angebot von Pilatus Aircraft im Markt für Trainingsflugzeuge. Das neueste Trainingsflugzeug aus Stans ist die PC-21; das Typenzertifikat wurde Ende 2004 vom Bundesamt für Zivilluftfahrt erteilt. Während eines Trainingsfluges Mitte Januar 2005 stürzte ein Prototyp der PC-21 ab. Das darauf verhängte Flugverbot für den Typ konnte jedoch schon bald wieder aufgehoben werden, da sich herausstellte, dass der Unfall durch einen Pilotenfehler ausgelöst worden war.
Da nach dem Ende des Kalten Krieges deutlich weniger Kampfpiloten auszubilden waren und folglich weniger Trainingsflugzeuge abgesetzt werden konnten, fokussierte sich Pilatus Aircraft in den neunziger Jahren wieder stärker auf den Mehrzweckflugzeugmarkt. Die PC-12 schuf ab 1994 eine neue Klasse von effizienten einmotorigen Mehrzweckflugzeugen mit Turboproptriebwerk. Sie wies bei weit niedrigeren Betriebskosten ähnliche oder bessere Flugleistungen als viele ihrer mehrmotorigen Konkurrenten auf. Bis Juli 2017 konnte Pilatus ca. 1500 PC-12 absetzen.[8] Die PC-12 kostet ab 2,9 Mio. USD und ist mit 3,5 Mio. USD schon voll ausgestattet.
Pilatus stellte als Subunternehmen der RUAG Aerospace Teile (Outerwings) für die Schweizer F/A-18 her.[9] Auch vorher war Pilatus bei allen Lizenzfertigungen von Düsenjets und Hubschraubern für die Schweizer Armee als Zulieferer beteiligt und wäre auch bei der FFA-P-16-Produktion (die jedoch storniert wurde) beteiligt gewesen. Pilatus stellt als Subunternehmen der RUAG Teile für Airbus und Boeing her und führt auch im Auftrag von RUAG Wartungsarbeiten an Luftfahrzeugen wie z. B. dem AS332 Super Puma durch.[9]
Im Jahre 2011 begann Pilatus mit den Planungen eines Business Jets unter dem Namen Pilatus PC-24. Es ist das erste Düsenflugzeug der Pilatus. Am 21. Mai 2013 enthüllte Pilatus das Konzept an der «European Business Aviation Convention & Exhibition» (EBACE) in Genf und präsentierte den Prototyp zum 75-Jahr-Jubiläum des Unternehmens am 1. August 2014 am Firmensitz in Stans. Der Prototyp des zweistrahligen Jets hob am 11. Mai 2015 nach nur knapp 600 Metern von der Startbahn erstmals zu seinem 55-minütigen Jungfernflug vor zahlreichen Zuschauern ab. Der zweite Prototyp (HB-VXB) hatte seinen Erstflug am 16. November 2015.[10][11] Der dritte Prototyp (HB-VSA) hatte sein Roll-out Ende Februar 2017.[12][13] Der Erstflug des dritten und letzten Prototyps «P03» HB-VSA[14] fand am 6. März 2017 statt. Der erste PC-24 wurde im März 2018 an das Flugzeug-Sharing-Unternehmen PlaneSense aus Colorado übergeben.[15] Die gesamten Entwicklungskosten für den Pilatus PC-24 betrugen über 500 Mio. Schweizer Franken.
Im Geschäftsjahr 2018 wurde erstmals ein Umsatz von mehr als einer Milliarde Schweizer Franken erzielt. Beobachter rechnen das vor allem den Verkäufen der PC-24 an, von der 18 Maschinen ausgeliefert werden konnten. Daneben wurden 80 PC-12 NG, 27 PC-21 sowie drei PC-6 verkauft; in den Büchern stehen Stand Mitte 2019 noch Flugzeugbestellungen im Wert von 2,1 Milliarden Schweizer Franken. Von den 2283 Mitarbeitern sind mehr als 90 % in der Schweiz beschäftigt.[2]
Bild | Name | Beschreibung |
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Pilatus SB-1 | 1939 STOL Experimental, nur Projekt | |
Pilatus SB-2 | 1941 STOL Transporter, nur 1 Prototyp | |
Pilatus SB-5 «Super-Pelican» | 1944 STOL Transporter, nur Projekt | |
Pilatus P-1 | 1941 Trainer, nur Projekt | |
Pilatus P-2 | 1945 Trainer Serienproduktion | |
Pilatus P-3 | 1953 Trainer Serienproduktion | |
Pilatus P-4 | 1948 STOL Transporter, 1 Prototyp | |
Pilatus P-5 | 1951 Artillerie-Kampffeld-Beobachtung, nur Projekt | |
Pilatus PC-6 | 1959 STOL Transporter, Serienproduktion | |
Pilatus PC-7 | 1966 Turboprop Trainer, Serienproduktion | |
Pilatus PC-8D | 1967 STOL Transporter, 1 Prototyp | |
Pilatus PC-9 | 1984 Turboprop Trainer, Serienproduktion | |
Pilatus PC-10 | 1970 STOL Transporter, nur Projekte | |
Pilatus PC-11 | 1972 Segelflugzeug, Serienproduktion | |
Pilatus PC-12 | 1991 Transport/biz Turboprop, Serienproduktion | |
Pilatus PC-21 | 2001 Turboprop Trainer, Serienproduktion | |
Pilatus PC-24 | 2014 Transport/biz jet, Serienproduktion |
Die zwei Hauptaktionäre bestehen aus der Ihag Holding AG (Nachkommen der Waffen-Dynastie Bührle) und der Beteiligungsgesellschaft Southfield des Schweizer Investors Jörg F. Burkart.[16]
Im Jahr 1979 übernahm Pilatus Aircraft das britische Unternehmen Britten-Norman, das robuste und auf einfache Verhältnisse zugeschnittene Mehrzweckflugzeuge herstellt. 1998 verkaufte Pilatus das Unternehmen wieder, bis dahin wurden die Typen Islander und Trislander unter dem Firmennamen Pilatus Britten-Norman vertrieben.
In den 1970er Jahren begab sich die Firma Pilatus mit der Serienproduktion des Ganzmetall-Segelflugzeugs B4 auf ein neues Gebiet. Die B4 – «B» steht für Basten (Rheintalwerke G. Basten), in der die Entwicklung erfolgte – wurde von den deutschen Ingenieuren Ingo Herbst, Manfred Küppers und Rudolf Reinke entwickelt und konnte ihren Erstflug Ende 1966 durchführen. Nach umfangreichen Marktforschungen entschlossen sich die Pilatus-Werke 1970, die B4 in ihr Produktionsprogramm aufzunehmen. Die ganze Konstruktion wurde überarbeitet und den verschärften Bauvorschriften angepasst, sodass die Zusatzbezeichnung PC-11 gerechtfertigt erschien. Die erste B4/PC-11 führte ihren Jungfernflug am 5. Mai 1972 durch. Die B4/PC-11 ist ein Segelflugzeug der Standardklasse und eignet sich für den Gruppenbetrieb wie für den Leistungspiloten, aber auch für Höhen- und Wolkenflüge und vor allem für uneingeschränktes Kunstflugtraining. Bis zum Verkauf der Produktionsrechte an die japanische Firma Nippi konnten weltweit 322 Ganzmetall-Segelflugzeuge B4/PC-11 ausgeliefert werden.
Mit zusätzlichen Stringern am Rumpf sind auch gerissene und gestossene Figuren zulässig, die Bezeichnung ist dann B4/PC-11AF.
Die Turboprop-Trainingsflugzeuge wurden vor allem an Luftstreitkräfte verkauft. Die Firma kam seit den 1970er Jahren immer wieder in die Schlagzeilen, weil sie mit Waffenbehältern ausrüstbare Versionen in Entwicklungsländer verkaufte.
Der Export von militärischen Trainingsflugzeugen untersteht nicht dem schweizerischen Kriegsmaterialgesetz, sondern dem Güterkontrollgesetz. Deshalb können Lieferungen von solchen Flugzeugen von den Behörden nur unterbunden werden, wenn gegen ein Empfängerland ein von der UNO verhängtes Waffenembargo besteht. Dies wird seit den 1970er Jahren von Menschenrechts- und Friedensorganisationen kritisiert, da Pilatus-Trainingsflugzeuge in verschiedenen Entwicklungsländern und Krisengebieten nachträglich bewaffnet und zur Luftnahunterstützung eingesetzt wurden.
So gab der Bundesrat 1989 bekannt, dass Pilatus-Flugzeuge in Burma und Guatemala gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wurden.[17] Wenig später wurde publik, dass die irakische Armee unter Saddam Hussein mit Pilatus-Flugzeugen Einsätze gegen kurdische Aufständische im Nordirak flog.[18] Im Januar 1994 wurden Pilatus-Flugzeuge gegen zapatistische Bauerndörfer in Chiapas (Mexiko) eingesetzt.[19] Vermutungen, wonach die tschadische Armee Pilatus-Flugzeuge gegen Flüchtlingslager in Darfur einsetzt, bestätigten sich im Januar 2008.[20] Der Export von mehreren PC-9 war bereits im Jahr 2006 von verschiedenen Organisation kritisiert worden.[21][22]
Pilatus Flugzeuge vom Typ PC-9 waren Teil des umstrittenen «Al Yamamah»-Geschäfts zwischen Grossbritannien und Saudi-Arabien,[23] später wurden in einem weiteren Geschäft neben 22 Hawk Trainingsflugzeugen von BAE Systems auch 55 PC-21 ab 2014 ausgeliefert.[24][25] 2017 wurde ein Vertrag über die Wartung dieser Maschinen durch Pilatus-Mitarbeiter vor Ort abgeschlossen. Das EDA ging davon aus, dass solche Verträge mit Luftwaffen von mehreren am Jemen-Krieg beteiligten Nahost-Staaten dem Bund nicht ordnungsgemäss nach Art. 935.41 gemeldet wurden[26] und begann im Januar 2019 mit einer Prüfung dieser Dienstleistungen.[27] Nachdem das EDA diese Dienstleistungen untersagte, bekam Pilatus vom Bundesverwaltungsgericht recht. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.[28]
Kunstflugteam | Land | Typ | Bemerkung |
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P3 Flyers | Schweiz Schweiz | P-3 | ziviles Team |
Patrouille Martini | Frankreich Frankreich | PC-7 | ziviles Team |
Patrouille Ecco | Frankreich Frankreich | PC-7 | ziviles Team |
Patrouille Adecco | Frankreich Frankreich | PC-7 | ziviles Team |
Les Apaches | Frankreich Frankreich | PC-7 | ziviles Team |
Patrouille Suisse | Schweiz Schweiz | PC-6 | Nur Support /Transport PC-6T V-622 «Felix» |
PC-7 Team | Schweiz Schweiz | PC-7 | |
Silver Falcons | Sudafrika Südafrika | PC-7 | |
Alap-Alap-Formation | Brunei Brunei | PC-7 | |
Taming Sari | Malaysia Malaysia | PC-7 | |
Solo Display Team | Niederlande Niederlande | PC-7 | sowie eine F-16 und eine AH-64 |
Blue Phoenix | Thailand Thailand | PC-9 | |
Krila Oluje | Kroatien Kroatien | PC-9 | |
Roulettes | Australien Australien | PC-21 | Von 2018 bis 2019 Wechsel von der PC-9 auf PC-21 |
Schweizer Luftwaffe PC-21 Demo | Schweiz Schweiz | PC-21 | Schweizer Luftwaffe, wird nur vereinzelt vorgeführt um Pilatus Aircraft nicht zu konkurrenzieren |
Pilatus Aircraft PC-21 | Schweiz Schweiz | PC-21 | zivil, Vorführung mit 1 oder 2 Flugzeugen |
Wings of Qatar | Katar Katar | PC-21 | Die Wings of Qatar werden die Wings of Storm (PC-9) ersetzen. |
Subito Team | Schweiz Schweiz | PC-7 | ziviles Team des Fliegermuseums Altenrhein mit drei PC-7 |
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