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Die Sud-Ouest SO.95 Corse war ein zweimotoriges Passagier-, Post- und Frachtflugzeug für Kurzstrecken, das ab 1947 von dem französischen Hersteller Société Nationale de Constructions Aéronautiques du Sud-Ouest (SNCASO) gebaut wurde. Genutzt wurde es dann allerdings fast ausschließlich für Navigationsausbildung und als Transportflugzeug in der französischen Militärluftfahrt.

Sud-Ouest (SNCASO) SO.95 Corse

SO.93 im Jahr 1945
TypKurzstreckenflugzeug
Entwurfsland

Frankreich

Hersteller Société Nationale de Constructions Aéronautiques du Sud-Ouest (SNCASO)
Erstflug 17. Juli 1947
Indienststellung 1948
Produktionszeit

1943 bis 1952

Stückzahl 64

Geschichte


Während des Zweiten Weltkriegs versammelte sich eine Gruppe von Flugzeugkonstrukteuren und Ingenieuren der SNCASO in Cannes an der südfranzösischen Côte d’Azur und bildete dort die Groupe Technique de Cannes.[1]

Die SNCASO SO.95 war die letzte Weiterentwicklung eines Projekts, das Anfang der vierziger Jahre begann, ungefähr zur gleichen Zeit wie die ebenfalls von der Groupe Technique de Cannes entwickelte Sud-Ouest SO.30P Bretagne. Innerhalb des verstaatlichten Unternehmens SNCASO wurde von der Gruppe als zweites Projekt – nach der SO.30 Bretagne – die SO.90 Cassiopée (Cassiopeia) entwickelt, ein leichtes, zweimotoriges Passagier- und Postflugzeug.[2]

Das SO.90-Programm, Ausgangspunkt der Endversion SO.95, wurde in den frühen 1940er Jahren unter der Leitung von Maurice Hurel begonnen. Die Corse begann als SO.90 Cassiopée, ein Flugzeug für sieben Passagiere. Die Maschine wurde mit 350 PS starken Béarn-6D-07-Triebwerken ausgestattet und sollte 7 Passagiere befördern können. Sie war mit einem einziehbaren Spornradfahrwerk versehen.[3] Ein erster, unvollständiger Prototyp wurde im November 1942 beschlagnahmt.

Gleichzeitig wurde auch die Version SO.91 entwickelt, die insgesamt identisch war, außer am Rumpf, der bei dieser Version mit einem Bugradfahrwerk ausgerüstet war. Diese Variante wurde allerdings nicht gebaut.

Während der deutschen Besatzungszeit wurde das Programm mit Zustimmung der Waffenstillstandskommission fortgesetzt, unter der Voraussetzung, dass keine Flugversuche durchgeführt wurden, um mögliche Fluchtversuche zu verhindern. Die Rolltests fanden auf dem Flugplatz Flugplatz Cannes-Mandelieu statt.

Jedoch setzte sich Maurice Hurel am 16. August 1943 über dieses Verbot hinweg und flog mit acht Passagieren (drei seiner sechs Kinder und fünf Kollegen) zu einem riskanten Erstflug in Richtung des fast 800 Kilometer entfernten Philippeville in Französisch-Algerien. Am frühen Nachmittag dieses Feiertags startete Hurel mit dem unfertigen Prototyp. Im Instrumentenbrett fehlten etliche Anzeigen und es gab keine Hydraulik für das Fahrwerk. Nach drei Stunden Flugzeit landete er in Philippeville.[4]

Mit der Maschine wurden auf dem dortigen Flugplatz etliche Tests durchgeführt, bevor es am 16. Dezember 1944 nach Frankreich zurückkehrte; nach der alliierten Landung in Südfrankreich im August 1944 war dieser Teil wieder befreit.

Frontansicht des Prototyps SO.93 Corse, 1945
Frontansicht des Prototyps SO.93 Corse, 1945

Aus der SO.90 wurde dann die Version SO.93 entwickelt, die am 17. August 1945 in Le Bourget ihren Erstflug absolvierte. Auf der ersten Pariser Luftfahrtschau nach dem Krieg, nach achtjähriger Pause, wurde vom 15. November bis zum 1. Dezember 1946 die SO.90 ausgestellt, da die weiterentwickelte SO.93 am 27. Juli 1946 in Argentinien abgestürzt war. Die SO.93 wurde nicht in Serie produziert, es wurde nur ein Exemplar gebaut. Dieses wurde per Schiff nach Argentinien für einen möglichen Exportmarkt transportiert. Am 27. Juli 1946 wurde eine Vorführung mit dem Testpiloten Fernand Lefèbvre am Steuer und dem Flugingenieur Georges Sixdenier durchgeführt. Plötzlich löste sich im Flug eine der Tragflächen und beim daraus resultierenden Absturz wurde die Besatzung getötet.

Die SO.94 Corse I, zunächst ebenfalls ein Entwicklungsflugzeug, absolvierte ihren Erstflug am 6. März 1947. Im Gegensatz zu den Vorgängerversionen war sie als Tiefdecker mit Bugradfahrwerk ausgelegt.[5] Sie konkurrierte mit der SNCAC Martinet und der Dassault Flamant um einen Auftrag zur Ausrüstung der französischen Luftwaffe und Marineflieger, den sie an letztere verlor.

Der Prototyp SO.93 Corse und die folgende SO.94 Corse II wurden dann in Frankreich zur endgültigen Produktionsversion SO.95 Corse III weiterentwickelt. Am 17. Juli 1947 absolvierte das Flugzeug der Baureihe SO.95 seinen Erstflug.[6] Von dieser endgültigen Version wurden rund 45 Stück gebaut, fast alle für die französischen Marineflieger. Zwei dieser Flugzeuge wurden 1950 von der indischen Air Services für Inlandsstrecken von Bombay aus eingesetzt.[7]

Nachdem insgesamt 64 Exemplare aller Versionen gebaut worden waren, wurde die Produktion 1952 eingestellt.[8]


Konstruktion


Während die SO.90 und SO.93 noch als Mitteldecker konstruiert waren, war die SO.94 Corse II ein als freitragender Tiefdecker ausgelegtes Transportflugzeug in konventioneller Ganzmetall-Schalenbauweise. Die Tragflächen wurden um 1,20 Meter verlängert. Das Hauptfahrwerk war nach hinten in die Motorgondeln einziehbar und als Bugradfahrwerk ausgelegt.[9] Bei der SNCASO SO.95 Corse III wurde das Fahrwerk wieder als Spornradfahrwerk konstruiert. Die Tragflächen waren mit zwei Holmen versehen. Sie waren mit einteiligen Landeklappen ausgestattet. Der Rumpf hatte einen ovalen Querschnitt und, seitlich gesehen, die Form eines Tragflächenprofils. Er bot Platz für bis zu 13 Passagiere, wobei die Sitze schnell entfernt werden konnten, um mehr Fracht zu transportieren. Als Flugbesatzung waren zwei Piloten vorgesehen.

Die zwei Renault 12S-Motoren trieben Dreiblatt-Verstellpropeller von Ratier-Figeac an. Dabei handelte es sich um umgekehrte 12-Zylinder-V-Motoren, die im Wesentlichen mit dem deutschen Triebwerk Argus As 411 identisch waren, das während der deutschen Besatzungszeit in Renault-Werken hergestellt wurde; sie entwickelten jeweils 600 PS.


Versionen



Nutzung


Die Corse war für die Inlandsstrecken und das Luftpostnetz der Air France vorgesehen, um die dort genutzten Junkers Ju 52/3m und SNCAC Martinet zu ersetzen. Sie erfüllte aber nicht die Anforderungen der Air France an einen dafür benötigten Flugzeugtyp.[1]

Es wurden rund 60 Flugzeuge für das französische Militär und eine kleine Anzahl für Fluggesellschaften in Übersee gebaut.

Zur Erprobung setzte Air Maroc die SO.95 ein. Auch Aigle Azur erprobte die SO.95. Die Werksmaschine F-WBIA der SNCASO wurde von ihr für Qualifikationsflüge genutzt.[12] Bei beiden Gesellschaften resultierten jedoch daraus keine Bestellungen.

Obwohl die SO.95 ausdrücklich als ziviles Flugzeug konzipiert war, wurde sie hauptsächlich in den Schulungs- und Transportabteilungen der Aéronavale (Marineflieger) eingesetzt, bei ersteren auch als Navigationstrainer.

Die einzigen im zivilen Linienverkehr eingesetzten Exemplare waren zwei Maschinen, die von Air Services of India verwendet wurden, einer 1936 gegründeten indischen Fluggesellschaft, die im Zuge der Nationalisierung mit zahlreichen anderen Gesellschaften 1953 in die neu gegründete Indian Airlines absorbiert wurde. Die 1949 bestellten Maschinen wurden auf den Strecken von Bombay aus über Hyderabad oder Poona nach Bangalore sowie auf der Strecke Bombay – Indore – Gwalior – Delhi eingesetzt.[13] Beide wurden allerdings schon im Oktober 1950 wieder stillgelegt.

Bei der Aeronavale wurden die letzten Corse erst 1964 außer Dienst gestellt.


Nutzer



Militärisch


Zivil


Zwischenfälle


Vom Erstflug 1943 zum Betriebsende kam es mit SNCASO Corse zu 3 bekannten Totalschäden. Bei einem davon kamen zwei Menschen ums Leben.[14]


Technische Daten (SO.95, Passagierversion)


SNCASO SO 93, Zeichnung aus L'Aerophile, Dezember 1945
SNCASO SO 93, Zeichnung aus L'Aerophile, Dezember 1945
Kenngröße Daten[9][1]
Besatzung2
Passagiere10 – 13
Länge12,32 m
Spannweite17,90 m
Höhe4,29 m
Flügelfläche36,60 m²
Ladevolumen13 m³
Leermasse4.024 kg
max. Startmasse5.605 kg
Treibstoffkapazität980 Liter (706 kg)
Startstrecke auf 15 m Höhe580 m
Landestrecke auf 15 m Höhe630 m
Reisegeschwindigkeit335 km/h (181 kn, 208 mph) in 2.700 m (8.900 ft)
Höchstgeschwindigkeit355 km/h (192 kts, 221 mph)
Dienstgipfelhöhe6.500 m (21.300 ft)
Reichweite400 km (216 NM, 249 mi) mit 1.130 kg Nutzlast
1300 km (700 NM, 810 mi) mit 700 kg Nutzlast
Triebwerke2 × luftgekühlte V-12-Umkehrkolbenmotoren Renault 12S-02-201,
je 430 kW (580 PS)

Verwandte Entwicklungen



Siehe auch



Literatur




Commons: SNCASO SO.93 Corse II – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Alles-Fernandez, Bd. 3, S. 354.
  2. aviafrance: S.N.C.A.S.O. SO-90 'Cassiopée' (französisch), abgerufen am 22. Mai 2021.
  3. John Stroud: European Transport Aircraft since 1910. Putnam & Company, London 1966, S. 200.
  4. Jacques Moulin: Avions de la Guerre d'Algerie (französisch), abgerufen am 21. Mai 2021.
  5. aviafrance: S.N.C.A.S.O. SO-94 'Corse' I (französisch), abgerufen am 22. Mai 2021.
  6. aviafrance: S.N.C.A.S.O. SO-95 'Corse' III (französisch), abgerufen am 22. Mai 2021.
  7. aviastar: Sud-Ouest S.O.95 Corse II (englisch), abgerufen am 21. Mai 2021.
  8. Typenbeschreibung Corse, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 22. Mai 2021.
  9. Stroud 1966, S. 201.
  10. aviafrance: S.N.C.A.S.O. SO-93 'Corse' (französisch), abgerufen am 22. Mai 2021.
  11. Jacques Moulin: Avions de la Guerre d'Algerie (französisch), abgerufen am 22. Mai 2021.
  12. Air Britain, Branche Francaise: Le Trait d’Union (französisch) No 11, Mai 1970, S. 19.
  13. Stroud 1966, S. 200.
  14. Unfallstatistik SNCASO Corse, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 21. Mai 2021.
  15. Flugunfalldaten und -bericht SO.93 Corse F-BBAP im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 21. Mai 2021.
  16. El Litoral (spanisch), abgerufen am 21. Mai 2021.
  17. Flugunfalldaten und -bericht SO.95 Corse FrNav 2.S.15 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 21. Mai 2021.
  18. Jacques Moulin: Avions de la Guerre d'Algerie (französisch), abgerufen am 22. Mai 2021.
  19. Flugunfalldaten und -bericht SO.94R Corse FrNav 56.S.17 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 21. Mai 2021.

На других языках


- [de] Sud-Ouest SO.95 Corse

[en] Sud-Ouest Corse

The Sud-Ouest Corse was a French mail and passenger transport aircraft, built by SNCASO.[1]

[fr] SNCASO SO.95 Corse

Le SO.95 est un avion de transport léger et de liaison civil de conception française construit par la Société nationale des constructions aéronautiques du Sud-Ouest (SNCASO).

[it] SNCASO SO-95 Corse II

Lo SNCASO SO-95 Corse II era un aereo da trasporto, bimotore ad ala bassa, costruito in Francia dalla Société nationale des constructions aéronautiques du sud-ouest a partire dal 1947.



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