Rettungshubschrauber (RTH, Rettungs-Transport-Hubschrauber) sind speziell ausgerüstete Hubschrauber, die in der Luftrettung als Notarztzubringer im Rahmen des Rendezvous-Systems („Primär-Einsatz“)[1] und als Verlegungsmittel für Klinikpatienten („Sekundär-Einsatz“) dienen. In Österreich werden sie überwiegend als Notarzthubschrauber (NAH) bezeichnet.
Rettungshubschrauber | |
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Fahrzeugdaten | |
Abkürzung: | RTH |
Besatzung: | Notarzt, HEMS Technical Crew Member, Pilot(en), evtl. Bordwart/Bergretter |
Einsatz: | akute Notfälle mit Notarztindikation, Sekundärverlegungen |
Notarzt-Einsatz-Hubschrauber (NEH) dagegen sind reine Notarztzubringer, entsprechen dem am Boden eingesetzten Notarzteinsatzfahrzeug und können keine Patienten transportieren. Im Gegensatz zu den Rettungshubschraubern werden sie nur selten vorgehalten.
Des Weiteren gibt es Großraum-Rettungshubschrauber, die mehrere Patienten gleichzeitig transportieren können.
Die Mindestausstattung orientiert sich hinsichtlich der medizinischen Geräte, Medikamente und Materialien am Notarztwagen. In Europa ist sie durch die EN 13718[2] geregelt. Damit kann eine Versorgung vor Ort und während des Transportes auf notfallmedizinischem Niveau erfolgen.
Für spezielle Anforderungen kann die Ausrüstung auch erweitert werden. Zum Beispiel ist am Meer oder im Gebirge (zum Einsatz bei Bergunfällen) am Rettungshubschrauber oft auch eine seitliche Seilwinde angebracht, womit der Patient auf einer Trage im Flug hochgehoben und verladen werden kann.
Ist keine seitliche Seilwinde vorhanden, kann ein bis 90 m langes, fixes Bergetau verwendet werden. Dazu muss dieses Bergetau an einem Zwischenlandeplatz in der Nähe des Einsatzortes am Lasthaken des Helikopters befestigt werden. Der Höhenretter befestigt sich am anderen Ende des Taus und wird unter dem Hubschrauber hängend zum Einsatzort geflogen. Nachdem der Höhenretter den Verunglückten aufgenommen hat, fliegt der Hubschrauber zurück zum Zwischenlandeplatz und setzt die beiden am Boden ab. Die Rettung mit einem fixen Bergetau erfordert eine sehr gute Kommunikation und Zusammenarbeit des Piloten mit dem Höhenretter und muss daher immer wieder trainiert werden.[3]
Ob Seilwinde oder fixes Bergetau, beim Bergen selbst gibt es mehrere Varianten:
Insbesondere Rettungsmittel mit großer Fläche wie Rettungssack oder Schleiftrage neigen dazu beim Aufnehmen im Abwind des Hauptrotors in Rotation zu geraten. Als Gegenmittel hilft die Antirotationsleine. In der Regel wird ein Helfer abgeseilt, dieser ist mit einem Luftrettergurt (eine Art Klettergurt mit Brust- und Hüftgurt) gesichert.[4][5][6][7]
In der EU schreibt eine Richtlinie der EASA seit 2010 vor, dass kommerzielle Rettungsflüge nur mehr mit zweimotorigen Hubschraubern geflogen werden dürfen. Die Richtlinie wurde 2014 auch in der Schweiz weitgehend umgesetzt[8], im deutschsprachigen Raum (D-A-CH) werden kommerzielle Rettungsflüge fast ausschließlich mit dem zweimotorigen EC H135 geflogen. Im Alpenraum löste die Richtlinie einigen Widerstand aus, da die bis 2010 eingesetzten einmotorigen Helikopter aufgrund des weit niedrigeren Gewichts in größeren Höhen fliegen können und wendiger sind als zweimotorige. Für Einsätze unter schwierigen Bedingungen wie enge Täler, starke Winde oder in großen Höhen kommen im Alpenraum daher im Ausnahmefall immer noch einmotorige, meist von Polizei, Behörden oder Militär betriebene Maschinen zum Einsatz, die vom Verbot nicht betroffen sind. In Österreich gibt es (Stand 2022) noch sieben einmotorige EC H125 der Polizei[9] mit Rettungstrage und Winde,[10] auch im Hochgebirge des Schweizer Wallis standen 2022 noch immer sechs einmotorige Rettungshubschrauber für Einsätze in großer Höhe und widrigen Bedingungen zur Verfügung.[11]
Der Aktionsradius beträgt typischerweise 50 bis 70 km.
Die Besatzung eines deutschen RTH besteht in der Regel aus dem Piloten, einem Notarzt und einem HEMS Technical Crew Member, einem speziell ausgebildeten Notfallsanitäter oder Rettungsassistenten. Bei bestimmten RTH-Typen gehört zur fliegerischen Besatzung zusätzlich ein Bordwart. Fallweise werden auch Praktikanten mitgenommen.
Pilot und ggf. Bordwart werden in der Regel vom Betreiber gestellt. Der HEMS Technical Crew Member ist oft Angestellter der Hilfsorganisation, mit der der Betreiber eine Partnerschaft eingegangen ist, selten bei einem Krankenhaus oder dem Betreiber selbst angestellt (Ausnahme etwa die Hubschrauber der Bundeswehr). Der Notarzt ist ein Arzt eines nahegelegenen Krankenhauses bzw. des Krankenhauses, an dem der RTH stationiert ist. In vielen Fällen leistet er in der einsatzfreien Zeit normalen Stationsdienst.
Durch die vorhandenen Hubschrauber wird ein Großteil des bundesdeutschen Gebiets abgedeckt.[12]
In Österreich werden Rettungshubschrauber mit einem Notarzt, einem Piloten, sowie einem zum HEMS Technical Crew Member ausgebildeten Notfallsanitäter besetzt. Bei einigen RTHs, die vorwiegend in alpinem Gelände eingesetzt werden, ist als viertes Besatzungsmitglied ein ebenfalls speziell geschulter Bergretter an Bord. Hauptsächlich aus finanziellen Gründen wird aber auch auf diesen Hubschraubern zunehmend die Besatzungszahl auf drei reduziert, in diesem Fall müssen die Notfallsanitäter die Bergretter-Ausbildung, sowie eine Flugretter-Schulung absolvieren.
Die Luftrettung in der Schweiz wird mehrheitlich durch die Rega organisiert. Eine Ausnahme bildet der Kanton Wallis, in dem sind die Air Zermatt und die Air-Glaciers für die Rettung aus der Luft zuständig. Die Besatzung besteht grundsätzlich aus einem Piloten, einem Notarzt sowie dem Rettungssanitäter. In schwer zugänglichen Gebieten wird die Crew durch einen Fachspezialist Helikopter der Alpinen Rettung Schweiz unterstützt.