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Der ehemalige Flugplatz Gatow, die heutige General-Steinhoff-Kaserne, liegt im Berliner Bezirk Spandau. Der Flugbetrieb wurde zum 30. Juni 1994 eingestellt. Heute befinden sich auf einem Teil des verbliebenen Areals das Militärhistorische Museum der Bundeswehr – Flugplatz Berlin-Gatow (ehemals: Luftwaffenmuseum der Bundeswehr) sowie einige Dienststellen der Bundeswehr, unter anderem das Kommando Luftwaffe. Bis zur Gebietsreform im Jahr 2003 lag der ehemalige Flugplatz im Ortsteil Gatow. Seit 2003 gehört ein Großteil des Gebietes zum Ortsteil Kladow.

Flugplatz Gatow
Fliegerhorst Gatow
RAF Gatow
General-Steinhoff-Kaserne
Als Museum genutzte Gebäude des Flugplatzes
Kenndaten
ICAO-Code EDBG
IATA-Code GWW
Koordinaten

52° 28′ 28″ N, 13° 8′ 17″ O

Höhe über MSL 49 m  (161 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum
23 km westlich von
Berlin (Rathaus)[1]
Straße über B 2 und B 5
Basisdaten
Eröffnung 1935
Schließung 30. Juni 1994
Start- und Landebahn
08R/26L 1842 m Asphalt

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Geschichte


Lage der aktiven und ehemaligen Berliner Flughäfen
Lage der aktiven und ehemaligen Berliner Flughäfen

Vorgeschichte


Ein Student der Deutschen Hochschule für Leibesübungen beim Segelflugstart in den Gatower Bergen
Ein Student der Deutschen Hochschule für Leibesübungen beim Segelflugstart in den Gatower Bergen

Vor der Einrichtung des Militärflugplatzes Gatow im Jahr 1935 wurde das Gelände der Hellen Berge westlich vom Berg Hohengatow – in einigen Quellen auch mit Gatower Berge bezeichnet – ab etwa 1925 als Segelfluggelände genutzt.[2] Unter anderem fanden dort Segelflugschulungen der Deutschen Hochschule für Leibesübungen statt.


Fliegerhorst Gatow


Im Jahr 1935 wurde der Militärflugplatz im Zuge der Aufrüstung der Wehrmacht für die Luftwaffe erbaut. So wurden in Gatow und Kladow am westlichen Stadtrand von Berlin nahe dem Truppenübungsplatz Döberitz Kasernenanlagen und der Flugplatz Gatow errichtet. Der Fliegerhorst Gatow wurde am 1. November 1935 von Adolf Hitler persönlich eingeweiht. Nach seiner Fertigstellung wurden hier die Luftkriegsschule 2 und die Luftkriegsakademie untergebracht. Es waren die wichtigsten Ausbildungszentren der Luftwaffe. Sie ersetzten die Ausbildungsstätte in Döberitz. Hitler wurde vom Flugplatz Gatow regelmäßig nach Berchtesgaden geflogen. Kurz vor dem Kriegsende flog Hanna Reitsch am 26. April 1945 vom Flugplatz Gatow mit Generaloberst Robert Ritter von Greim zum Führerbunker in das bereits vollständig eingeschlossene Berlin. Die Pilotin Beate Uhse floh von hier nach Norddeutschland.


Royal Air Force Gatow


Am 26. April 1945 besetzte die Rote Armee im Verlauf der Schlacht um Berlin den Flugplatz und nutzte ihn von Mai bis Juni zur Stationierung von Il-2-Schlachtflugzeugen, Jak-9-Jägern und Verbindungsflugzeugen vom Typ Po-2. Gemäß der Vereinbarungen auf der Konferenz von Jalta übergaben ihn die sowjetischen Truppen zum 2. Juli 1945 an die Royal Air Force Unit Berlin, aus der am 1. August 1945 dann die Royal Air Force Station Gatow, kurz RAF Gatow wurde.[3] In diese Zeit fällt auch die Nutzung des Platzes durch die zur Potsdamer Konferenz anreisenden Delegationen der Siegermächte. Durch einen vor der Übergabe vereinbarten Gebietsaustausch erhielten die sowjetischen Truppen große Teile von Staaken einschließlich des dortigen Flugplatzes. Im Gegenzug erhielten die Briten die auf Groß Glienicker Gebiet liegenden Teile des Flugplatzes Gatow und den „Seeburger Zipfel“. Trotzdem nutzten die sowjetischen Streitkräfte Gatow noch einige Zeit danach als Notlandeplatz. Nachweisbar sind so die Landung einer Jak-9 am 19. Oktober 1945 und einer Il-2 zu Beginn des Jahres 1946. Spektakulär verlief die versehentliche Landung einer MiG-15 am 24. Oktober 1952, deren Pilot, als ihm sein Irrtum bewusst wurde, sein Flugzeug wieder beschleunigte und trotz des britischen Versuchs, mit Fahrzeugen die Startbahn zu blockieren, erfolgreich starten konnte.[4] Bereits kurz nach dem Krieg wurden die verbliebenen Gebäude der Luftkriegsakademie östlich des Kladower Dammes als Krankenhaus genutzt und später umgebaut.

Während der Berlin-Blockade spielte der Flugplatz Gatow eine wichtige Rolle bei der Versorgung von West-Berlin. So landete hier am 28. Juni 1948 das erste Transportflugzeug der Berliner Luftbrücke. Die Umschlagmenge belief sich schon nach kurzer Zeit auf 1000 Tonnen pro Tag.

Zwischenzeitlich gab es auch eine Nutzung als ziviler Flughafen. Die BEA nahm 1946 den zivilen Flugverkehr nach Westdeutschland auf. Nachdem 1950 fast der gesamte West-Berliner Flugverkehr zum Flughafen Tempelhof verlegt worden war, verblieben als einzige nichtmilitärische Nutzung gelegentliche Staatsbesuche von Mitgliedern der königlichen Familie, insbesondere von Königin Elisabeth II.

Die RAF Germany stationierte zwischen 1958 und 1994 als Teil des RAF Gatow Station Flights zwei Flugzeuge vom Typ Chipmunk T.10, die innerhalb der Berliner Kontrollzone und der Luftkorridore zur Luftaufklärung genutzt wurden. Das britische Army Air Corps stationierte ab 1970 den 7th Flight mit zunächst drei Hubschraubern vom Typ Westland Bell Sioux AH.1, die ab 1975 durch Gazelle AH.1 ersetzt wurden. Der 7th Flight wurde mit dem Abzug 1994 in Brunei neu aufgestellt.

Unter der britischen Hoheit fanden zahlreiche Umbauten statt, so entstanden neue Siedlungen aus Mehrfamilien- und Reihenhäusern zur Unterbringung der Soldaten. Ferner wurden ein Golfplatz[5] und 1977 ein Schießplatz angelegt.[6]


General-Steinhoff-Kaserne


Nach fast 50 Jahren verließen am 18. Juni 1994 die Alliierten Berlin. Der Flugbetrieb wurde mit Ablauf des 30. Juni 1994 eingestellt.[7] Am 7. September 1994 übernahm die Bundeswehr den Flugplatz. Die Übernahme erfolgte seinerzeit durch die 3. Luftwaffendivision. Der damalige Kommandeur war Generalmajor Jürgen Höche, der Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit war Oberstleutnant Joachim Weiß. Heute teilt sich das Gelände in die nach Johannes Steinhoff benannte General-Steinhoff-Kaserne mit dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr und weiteren Dienststellen der Streitkräfte. Zur Kaserne gehören nur ein kleiner Teil des Geländes, die alten Unterkünfte, einige Hangars des Museums sowie der Tower. Ein Teil der ehemaligen Start- und Landebahnen ist weiterhin erhalten. Die alten Bahnen werden als Ausstellungsfläche für historische Fluggeräte genutzt; zwei 830 Meter lange Bahnen werden jeweils zum jährlichen Flugplatzfest in Betrieb genommen.[8][9]


Zivile Nutzung


Große Teile der ehemaligen Flugplatzfläche sind heute zivil genutzt. Die für den Flugplatz angelegte Siedlung Habichtswald wurde von der britischen Armee nicht genutzt und als Bundesbesitz vermietet; inzwischen ist sie an Privateigentümer verkauft. Mit dem Ende des Flugbetriebs wurde die Landstadt Gatow in Kladow entwickelt. Heute stehen im Bereich der Start- und Landebahnen Reihen- und Einzelhäuser, Supermärkte und Schulen. Auch wurden am Kladower Damm die von den Briten errichteten Wohnungsbauten zum großen Teil aus dem Kasernengelände herausgelöst und stehen dem freien Wohnungsmarkt zur Verfügung. Dies trifft auch auf einige ältere Häuser und Neubauten sowie ein jüngst umgebautes Kasernengebäude zu. Der Golfplatz wurde 1999 um das Gelände der Senatsreserve für Kohle erweitert und ist heute Heimat des Berliner Golf Club Gatows. Für den Schießplatz an der Potsdamer Chaussee ist eine Umgestaltung zu einer öffentlichen Parkanlage geplant.[10]


Flugplatzgebäude


Die ursprünglichen Gebäude des Flugplatz Gatows sind als Denkmale mit der Objekt-Nummer (09085643), die der Reichsakademie als Objekt-Nummer (09085644) geschützt.


Zwischenfälle



Siehe auch



Literatur




Commons: Gatow air field – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Berliner Entfernungsmesspunkt: Gemäß Lemma Berlin entspricht der Punkt der geografischen Lage Berlins dem Ort des Berliner Rathauses (28. Mai 2012)
  2. Jürgen Willisch: Flugplatz Berlin-Gatow: Die Geschichte. In: Daedalus – Historische Luftwaffe Berlin. Abgerufen am 21. Mai 2017.
  3. Major General R.J.S. Corbett, CB (Hrsg.): Berlin and the British Ally. Berlin (Erinnerungen des letzten britischen Stadtkommandanten von Berlin).
  4. Stefan Büttner: Rote Plätze. Russische Militärflugplätze Deutschland 1945–1994. Fliegerhorste–Aerodrome–Militärbrachen. Hrsg.: Lutz Freundt. AeroLit, Berlin 2007, ISBN 978-3-935525-11-4, S. 108.
  5. Golfclub Gatow Historie. Abgerufen am 10. Juli 2019.
  6. Kladower Forum: 35. Dorfgeschichtliche Wanderung: Auf den Spuren der Besatzungszeit | Kladower Forum. Abgerufen am 10. Juli 2019.
  7. Gatow: Eine Ära geht zu Ende. In: Berliner Zeitung. 23. März 1994.
  8. Der Flugplatz Berlin-Gatow: Ein Museum am historischen Ort. Abgerufen am 29. April 2014.
  9. Berlins vierter Flughafen wird neu gedacht. Abgerufen am 25. August 2022.
  10. Der Schießplatz Gatow soll zum Park werden. In: Der Tagesspiegel. 6. Februar 2015.
  11. Unfallbericht Viking 1B G-AIVP. Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 25. November 2017.
  12. Unfallbericht Avro York MW305. Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 6. Februar 2020.
  13. James J. Halley: Broken Wings. Post-War Royal Air Force Accidents. Air-Britain (Historians), Tunbridge Wells, 1999, ISBN 0-85130-290-4, S. 80.
  14. Unfallbericht Avro York MW246. Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 6. Februar 2020.
  15. James J. Halley: Broken Wings. Post-War Royal Air Force Accidents. Air-Britain (Historians), Tunbridge Wells, 1999, ISBN 0-85130-290-4, S. 82.
  16. Unfallbericht Avro York MW300. Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 6. Februar 2020.
  17. James J. Halley: Broken Wings. Post-War Royal Air Force Accidents. Air-Britain (Historians), Tunbridge Wells, 1999, ISBN 0-85130-290-4, S. 83.
  18. Unfallbericht Avro York MW238. Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 6. Februar 2020.
  19. James J. Halley: Broken Wings. Post-War Royal Air Force Accidents. Air-Britain (Historians), Tunbridge Wells, 1999, ISBN 0-85130-290-4, S. 83.
  20. Unfallbericht Avro York G-AHFI. Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 27. Oktober 2019.
  21. Unfallbericht Avro York G-AGNZ. Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 27. Oktober 2019.

На других языках


- [de] Flugplatz Gatow

[en] RAF Gatow

Royal Air Force Gatow, or more commonly RAF Gatow, was a British Royal Air Force station (military airbase) in the district of Gatow in south-western Berlin, west of the Havel river, in the borough of Spandau. It was the home for the only known operational use of flying boats in central Europe, and was later used for photographic reconnaissance missions by de Havilland Canada DHC-1 Chipmunks over East Germany. Part of the former airfield is now called General Steinhoff-Kaserne, and is home to the Luftwaffenmuseum der Bundeswehr, the German Air Force Museum.

[es] RAF Gatow

RAF Gatow es el nombre con el que se llamó habitualmente al aeropuerto Royal Air Force Gatow, antigua base aérea de la Real Fuerza Aérea del Reino unido situada en el distrito Gatow, al oeste del río Havel en el distrito de Spandau, al oeste de la ciudad de Berlín.[1]



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