Der Fliegerhorst Büchel ist ein Fliegerhorst der deutschen Luftwaffe. Er liegt bei Büchel in der Verbandsgemeinde Ulmen im Landkreis Cochem-Zell in Rheinland-Pfalz und dient dem Taktischen Luftwaffengeschwader 33 (TaktLwG 33) als Basis.
Fliegerhorst Büchel | |
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Kenndaten | |
ICAO-Code | ETSB |
Koordinaten | 50° 10′ 26″ N, 7° 3′ 48″ O50.1738333333337.0633333333333478 |
Höhe über MSL | 478 m (1.568 ft) |
Verkehrsanbindung | |
Entfernung vom Stadtzentrum | 1 km westlich von Büchel |
Basisdaten | |
Eröffnung | 1955 |
Betreiber | Luftwaffe |
Start- und Landebahn | |
03/21 | 2507 m × 45 m Asphalt |
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Der Fliegerhorst Büchel gilt als der einzige Standort in Deutschland, an dem noch US-Atomwaffen gelagert werden.[1][2][3] Die deutsche Luftwaffe bildet hier im Rahmen der innerhalb der NATO vereinbarten nuklearen Teilhabe Jagdbomberpiloten für den Einsatz mit dieser taktischen Atomwaffe aus, um dann mit Bundeswehr-Tornados die Atombomben ins Zielgebiet zu fliegen und abzuwerfen.[4]
Auf dem Gelände des heutigen Fliegerhorstes, und zwar am Lutzerather Eck, waren in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges zwei Abschuss-Stellungen für V1-Marschflugkörper.[5]
Die Geschichte des ursprünglich bei Münstermaifeld geplanten[6] Fliegerhorstes Büchel begann in den Jahren 1954 und 1955, als die französische Besatzungsmacht den Militärflugplatz erbaute und dem 1. Französischen Luftkommando unterstellte, ohne ihn jedoch zu besetzen.
Im Herbst 1954 beschloss die Londoner Neunmächtekonferenz die Souveränität der Bundesrepublik, den Beitritt der Bundesrepublik zum Brüsseler Pakt (WEU) und zur NATO; die Konferenz erbrachte Zusicherungen der USA, Großbritanniens und Kanadas, ihre Truppen auf dem europäischen Kontinent zu belassen. Mit den Pariser Verträgen vom 5. Mai 1955 erhielt die Bundesrepublik die Souveränität und wurde in das Sicherheitssystem der Westeuropäischen Union einbezogen; am 9. Mai 1955 trat sie der NATO bei (Näheres siehe Artikel Wiederbewaffnung).
Kurz nach Fertigstellung des Flugplatzes wurde dieser am 6. Juni 1955 von den französischen Streitkräften an das Bundesvermögensamt übergeben. Am 13. August 1955 wurde dann der Standort an die Bundeswehrverwaltung übergeben und am 15. August rückten die ersten 250 deutschen Soldaten in den Standort Büchel ein. Ab Februar 1957 wurde intensiv an der Infrastruktur für eine Verlegung der Waffenschule der Luftwaffe 30 gearbeitet.
Am 12. Juli 1957 rückten die ersten 140 Soldaten der Waffenschule der Luftwaffe 30 in Büchel ein. Am 6. August 1957 trafen die übrigen Teile der Luftwaffenversorgungsgruppe ein. Die Luftfahrzeuge der Waffenschule 30 wurden ab Oktober 1957 etappenweise überführt. Ende Oktober befanden sich auf dem Fliegerhorst Büchel 72 F-84F, drei T-33 und zwei T-6. Mit Ablauf des 30. Juni 1958 schloss die Waffenschule.
Das Geschwader in Büchel wurde vom 1. Juli 1958 an zum Jagdbombergeschwader 33. Im Dezember 1958 wurde dies offiziell der NATO unterstellt. 1961 entstanden in Cochem-Brauheck die Truppenunterkünfte. 1962 wurde die zivile Ausbildungswerkstatt des Fliegerhorstes Büchel gegründet. Die ersten Starfighter trafen am 28. August 1962 in Büchel ein. Die Umstellung auf das aktuelle Luftfahrzeugmuster Tornado fand im Jahr 1985 statt, der offiziell letzte Starfighter-Flug in Büchel fand am 30. Mai 1985 in Sonderlackierung statt. Diese Maschine steht noch heute am Haupttor des Fliegerhorstes.
Am Abend des 16. Januar 2014 stürzte ein deutscher Tornado des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 während einer Nachtübung beim Landeanflug auf Büchel bei Laubach (Eifel) nahe der Anschlussstelle zur Autobahn 48 ab.[7]
Zum Schutz gegen Atomwaffengegner und andere unerwünschte Besucher wird seit 2019 der Fliegerhorst mit einer komplett neuen Zaunanlage ausgestattet. Inklusive Postenweg, einer vorläufigen zusätzlichen Umzäunung sowie zahlreichen neuen Sensoren und Kameras schlägt jeder Kilometer laut Planung mit mehr als einer Million Euro zu Buche.[8]
Die Luftwaffe plant, alle 35 zu beschaffenden F-35 A nach Fortgang/Abschluss einer geplanten Grundsanierung der Start- und Landebahn auf dem Fliegerhorst Büchel zu stationieren. Die geplanten Baumaßnahmen werden laut einem Sprecher des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr voraussichtlich im Februar 2026 abgeschlossen sein. Weitere Baumaßnahmen werden noch bis mindestens 2028 andauern, der Flugbetrieb soll dadurch aber nicht weiter eingeschränkt werden.[9]
Laut Aussagen des wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestags lagern am Fliegerhorst Büchel Kernwaffen im Zuge der „nuklearen Teilhabe“. Dazu schreibt dieser:
„… Eine Form der Gegenleistung könnte z. B. in der sog. „nuklearen Teilhabe“ bestehen – also ein vertragliches „Zwei-Schlüssel“-System für den gemeinsamen Einsatz von Nuklearwaffen, wie es seit Jahren gemeinsam mit den USA (z. B. auf der Militärbasis im pfälzischen Büchel) praktiziert wird.“[10]
Seit 2004 ist der Fliegerhorst der einzige Standort in Deutschland, an dem sich Atomwaffen befinden.[1][2][3]
Im Norden des Areals liegt ein besonders gesichertes quadratisches Gebiet mit vier Tornado-Hangars. Man nimmt an, dass dies die Maschinen für die nukleare Teilhabe sind und die Atombomben sich darunter in einem unterirdischen Sondermunitionslager befinden. (50° 10′ 55,5″ N, 7° 3′ 47,9″ O50.1820833333337.0633055555556). In den Bunkern werden nach verschiedenen Medienberichten, aber offiziell nicht bestätigt, taktische US-Atomwaffen des Typs B61-3/4 gelagert.[11] Dieser Bombentyp hat eine einstellbare Sprengkraft von 0,3 bis 170 Kilotonnen TNT, maximal also etwa das 13fache der Hiroshima-Bombe.
Die deponierten Atomwaffen müssen im Kriegsfall vom Präsidenten der Vereinigten Staaten freigegeben werden.[12] Sie unterstehen der US Air Force und der 139 Mann starken 702. Munition Support Squadron (702 MUNSS) der 38. Munitions Maintenance Group (38 MUNG).[13] Diese US-Einheit ist verantwortlich für Verwahrung, Bewachung, Wartung und Freigabe des Waffenvorrats der höchsten Sicherheitskategorie. Die deutsche Luftwaffe unterstützt die US-Einheit mit der Luftwaffensicherungsstaffel „S“.
2008 meldete die Federation of American Scientists (FAS), dass nach einer internen Studie der United States Air Force in vielen Atomwaffenlagern die minimalen Sicherheitsstandards des amerikanischen Verteidigungsministeriums nicht eingehalten werden. Darunter soll sich auch der Fliegerhorst Büchel befinden. Diese Standards wurden Anfang 2009 eingeführt. Das US-Militär plane als erste Reaktion, Atomwaffen auf weniger Standorte in Europa zu verteilen.
Die USA erklärten, bis 2023 etwa vier Milliarden Dollar aufzuwenden, um die B61 zu modernisieren. Bisher handelt es sich um reine Abwurfbomben. Die neue Version soll ein Steuerungssystem erhalten, das Reichweite und Zielgenauigkeit verbessert. Vermutlich seit 2015 wurden im Fliegerhorst Büchel neue Atomwaffen des Typs B61-12 stationiert – der Haushalt der US-Luftwaffe sah ab dem 3. Quartal 2015 Gelder für die Integration dieses neuen Atombombensystems auch in die deutschen Tornado-Jagdbomber vor.[14][15] Kritiker wenden ein, damit würden die Waffen zu präzisionsgesteuerten Fernwaffen umgebaut werden.[16]
Einer im August 2020 durch die DPA beauftragten, von YouGov durchgeführten, nicht repräsentativen Umfrage zufolge sprachen sich 66 Prozent der Umfrageteilnehmer für einen Abzug der Nuklearwaffen aus. 19 Prozent der Umfrageteilnehmer wollten sie behalten und 16 Prozent machten keine Angaben.[17]
Ende August 2019 landete ein US-Transportflugzeug vom Typ Boeing C-17 auf dem Fliegerhorst Büchel und flog die dort gelagerten Kernwaffen für ein Software-Update in die USA. Dadurch war Deutschland für etwa 48 Stunden kernwaffenfreie Zone.[18]
In einer im Juni 2022 durchgeführten, repräsentativen Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des NDR-Politmagazins Panorama spricht sich erstmals eine Mehrheit für den Verbleib amerikanischer Nuklearwaffen in Deutschland aus. 52 Prozent befürworten den Verbleib, 39 Prozent lehnen ihn ab.[19]
Die Bundeswehr beteiligt sich regelmäßig mit Kampfjets vom Fliegerhorst Büchel an dem geheimen NATO-Manöver mit dem Namen „Steadfast Noon“. Dabei werden unter anderem der Einsatz und Abwurf von Atomwaffen geübt. Die US-Streitkräfte überschrieben eine Mitteilung im Jahr 2019 zur Ankunft der Flugzeuge im britischen Gloucestershire mit den Worten: „Gegner aufgepasst: Bomber sind zurück und startklar.“[20][21]
Am 18. Oktober 2019 kam es zu einem Flugunfall mit einem US-Kampfjet vom Typ McDonnell Douglas F-15, der vom Luftwaffenstützpunkt kommend rund 3,6 Tonnen Treibstoff abließ. Betroffen war laut Flugsicherung eine Region etwa 28 Kilometer nördlich von Büchel.[22] Wie der SWR berichtete, sei der Flug Teil der geheimen Nato-Übung gewesen.[23]
Seit mehreren Jahren ist der Fliegerhorst Schauplatz von Aktionen der Friedensbewegung,[24] mit denen das Ende der nuklearen Teilhabe in Deutschland und die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrag gefordert werden. Die internationale Vereinbarung sieht vor, dass Entwicklung, Produktion, Test, Erwerb, Lagerung, Transport, Stationierung und Einsatz von Kernwaffen verboten werden, außerdem die Drohung damit.[25][26][27]
Seit Jahren findet jedes Jahr eine 20-wöchige Aktionspräsenz unter dem Motto „20 Wochen gegen 20 Bomben!“ statt. Mit verschiedenen Veranstaltungen und Aktionsformen, unter anderem am Haupttor, wie Mahnwachen, Diskussionen und kulturellen Veranstaltungen, Gottesdiensten sowie Aktionen des zivilen Ungehorsams durch Blockaden, wird der Abzug der Atomwaffen aus Büchel gefordert.[28][29]
Der Aachener Friedenspreis wurde 2019 an die Kampagne „Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt“ und an den Initiativkreis gegen Atomwaffen verliehen. Beide Initiativen wurden für ihr jahrzehntelanges Engagement gegen die US-Atombomben in Büchel und weltweit geehrt.[30]
Das größte Aufsehen erregte bisher die Demonstration am 30. August 2008 mit etwa 2000 Teilnehmern.[31]
In den letzten Jahren ist es Demonstranten wiederholt gelungen, aus Protest gegen die mutmaßlich letzten US-Atombomben in Deutschland die militärischen Sicherungsmaßnahmen zu überwinden und auf das Atomwaffengelände einzudringen.[32][33]
Eine Besonderheit ist, dass auf dem militärischen Fliegerhorst am Wochenende und Feiertagen die Start-/Landebahn von einem zivilen Verein genutzt wird. Der Fliegerclub Büchel führt zu diesen Zeiten auf dem Fliegerhorst Flugbetrieb mit Motor- und Segelflugzeugen durch. Dabei stehen sowohl Schlepp- als auch Windenstart zur Verfügung.[34]
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