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Der Heeresflugplatz Fritzlar (ICAO-Code ETHF) bei der nordhessischen Stadt Fritzlar im Schwalm-Eder-Kreis wird seit 1957 von Heeresfliegern der Bundeswehr genutzt.

Heeresflugplatz Fritzlar
Fritzlar (Hessen)
Fritzlar (Hessen)
Fritzlar
Kenndaten
ICAO-Code ETHF[1]
IATA-Code FRZ[1]
Koordinaten

51° 6′ 52″ N,  17′ 9″ O

Höhe über MSL 172,2 m  (565 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 1,9 km südlich von Fritzlar
Straße Landesstraße L3150
Bahn Bahnhof Fritzlar, Linie Wabern-Bad Wildungen
Basisdaten
Eröffnung 1938
Betreiber Deutsches Heer
Start- und Landebahn
12/30 1043 m × 30 m Asphalt



i7 i10 i11 i13


Geschichte



Wehrmacht und Zweiter Weltkrieg


Im Zuge der Aufrüstung der Wehrmacht im Dritten Reich legte die Luftwaffe in den Jahren 1935–1938 einen 300 Hektar großen Fliegerhorst in der Ederniederung südöstlich der Stadt an und benannte ihn nach Oswald Boelcke (1891–1916), einem bekannten deutschen Jagdflieger des Ersten Weltkrieges. Richtfest war am 17. September 1937, und ab März 1938 war der Platz Standort von Kampffliegern und 1944–1945 von Nachtjägern.

Der Stab des Kampfgeschwaders 54 „Totenkopf“ zog am 14. März und die I. Gruppe am 16. März 1938 mit ihren Heinkel He 111 P Maschinen ein. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs verließ das KG 54 Fritzlar; es kehrte nicht mehr zu seiner Heimatbasis zurück. Das Geschwader wurde durch seinen verheerenden Bombenangriff auf Rotterdam am 14. Mai 1940 bekannt.

Von August 1941 bis 1944 diente der Fliegerhorst als Zweigwerk der Dessauer Junkers Flugzeug- und Motorenwerke. Das Unternehmen baute Baracken zwischen dem Fliegerhorst und dem Bahnhof Fritzlar, um seine Zwangsarbeiter unterzubringen. Am 1. Oktober 1943 machte der Prototyp der neuen „Ju 352“ in Fritzlar seinen ersten Flug. Insgesamt wurden 44 dieser Maschinen in Fritzlar gebaut, ehe die Produktion wegen Materialmangels 1944 eingestellt wurde. Die Zerstörung der Edertalsperre am 17. Mai 1943 hatte keinen nachhaltigen Einfluss auf die Flugzeugfertigung; nur einige Baracken wurden beschädigt, und die Arbeiten waren schon nach wenigen Wochen wieder in vollem Gang. Erst im Oktober 1944 verließ Junkers den Fliegerhorst Fritzlar.

Von September 1944 bis März 1945 war die III. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 1 (III./NJG 1) mit Messerschmitt Bf 110 G und Junkers Ju 88 G in Fritzlar stationiert; der spätere Bundespräsident Walter Scheel war einer der jungen Piloten dieser Einheit. Im März 1945 wurde sie abgezogen und durch eine Schul-Staffel des Nachtjagdgeschwaders 101 ersetzt. Da aus Treibstoffmangel keine Pilotenausbildung möglich war, wurden die Flugausbilder jedoch schon nahezu sofort in Kampfstaffeln versetzt.

Die folgende Tabelle zeigt alle fliegenden aktiven Einheiten (ohne Schul- und Ergänzungsverbände) der Luftwaffe der Wehrmacht, die hier zwischen 1938 und 1945 stationiert waren.

VonBisEinheit[2]
November 1938April 1939I./KG 254 (I. Gruppe des Kampfgeschwaders 254)
Mai 1939August 1939Stab, I./KG 54
Oktober 1939November 1939Stab, I./KG 4
Oktober 1939Dezember 1939III./KG 3
Dezember 1939April 1940Stab/Aufkl.Gr. Ob.d.L. (Stab der Aufklärungsgruppe des Oberbefehlshabers der Luftwaffe)
Dezember 1939Juni 19401.(F)/Aufkl.Gr. Ob.d.L. (1. Staffel der Aufklärungsgruppe des Oberbefehlshabers der Luftwaffe)
Mai 1940Mai 19401.(F)/Aufkl.Gr. 124 (1. Staffel der Fernaufklärungsgruppe 124)
Oktober 1941November 1941I./LG 1 (I. Gruppe des Lehrgeschwaders 1)
Dezember 1941März 1942III./LG 1
April 1942April 19421.(F)/Aufkl.Gr. 22
September 1944Januar 1945III./NJG 1 (III. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 1)
Februar 1945März 19456./NJG 101 (6. Staffel des Nachtjagdgeschwaders 101)
März 1945März 1945Stab/NAGr. 1 (Stab Nachtaufklärungsgruppe 1)
März 1945März 1945Nahaufkl.St. 13./14

US-amerikanische Eroberung


Die nahezu unbeschädigten Anlagen und einige zurückgelassene Flugzeuge wurden am 30. März 1945 von Einheiten der US-amerikanischen 9th Infantry Division erobert. Am 12. und 13. April 1945 verlegten Teile der amerikanischen 404th und 365th Fighter Group mit ihren P-47 „Thunderbolts“ nach Fritzlar und unterstützten von dort aus den weiteren Vormarsch der amerikanischen Truppen bis zur Elbe. Nach der deutschen Kapitulation wurden beide Einheiten Teil des IXth Air Defense Command.


Nachkriegszeit


Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Fliegerhorst zunächst von Besatzungstruppen genutzt. Bis mindestens Ende April 1946 befand sich allerdings auch in einem Teil der Anlage ein von der UNRRA betriebenes DP-Lager für sogenannte Displaced Persons, in diesem Fall ehemalige Zwangsarbeiter. Im April 1946 war es noch mit rund 150 Personen belegt.[3]


1945 bis 1951: US-Amerikaner

In der Zeit bis Juni 1947 waren verschiedene Einheiten der US Army Air Forces auf der Army Air Force Station Fritzlar stationiert:[4]

Schon im Herbst 1946 bezogen Teile des 14th US Constabulary Regiment (1948 umgegliedert und umbenannt in 14th Armored Cavalry Regiment) Quartier auf dem Fliegerhorst, und am 14. September 1947 wurden die Anlagen formell der US Army übergeben, die den Stab und das 1. Bataillon des 14th Armored Cavalry Regiment dort stationierte. Diese Streitkräfte gehörten zur United States Constabulary (USCON), der paramilitärischen Polizeitruppe der US Army in der amerikanischen Besatzungszone.[5] Das 2. Bataillon lag in Schweinfurt, das 3. in Coburg, und die 24. Squad in Bad Hersfeld. 1951 verlegte auch das 1. Bataillon von Fritzlar nach Hersfeld, und als der Stab des Regiments 1952 nach Fulda umzog, endete die militärische Präsenz der Amerikaner in Fritzlar.

Während der Berliner Luftbrücke (Juni 1948–Mai 1949) diente Fritzlar als Funkfeuer und als Notlandeplatz für die aus den großen amerikanischen Luftstützpunkten in Wiesbaden (Wiesbaden Air Base) und Frankfurt am Main (Rhein-Main Air Base) fliegenden Rosinenbomber.


1951–1956: Franzosen

Im August 1951 kamen französische Heerestruppen – Teile des im April 1951 in Koblenz neu gebildeten 5. Husaren-Regiments, zunächst mit leichten Panzern des Typs M24 Chaffee, ab 1954 mit AMX-13 Aufklärungspanzern – in die Kasernenanlagen, die nun in „Quartier General Lasalle“ umbenannt wurden.[6] Sie wurden später abgelöst durch Teile der 3. Infanterie-Division.


Bundeswehr


Bundeswehr-Hubschrauber Bo 105 auf dem Flugfeld
Bundeswehr-Hubschrauber Bo 105 auf dem Flugfeld
Bo 105 im Hangar 6, Oktober 2008
Bo 105 im Hangar 6, Oktober 2008
Eurocopter Tiger beim Tag der Offenen Tür, August 2008
Eurocopter Tiger beim Tag der Offenen Tür, August 2008

Mit der Aufstellung der Bundeswehr 1956 zogen die Besatzungstruppen ab, und an ihrer Stelle zogen ein Grenadier- und ein Panzeraufklärungsbataillon der Bundeswehr sowie ab 1. Oktober 1957 auch noch Heeresflieger ein: die Heeresfliegerstaffeln 812 und 813 und die Heeresfliegertransportstaffel 822.[7] Der Fliegerhorst wurde so zum Heeresflugplatz Fritzlar und war nach Niedermendig und zeitgleich mit Celle der zweite Heeresflugplatz, auf dem regelmäßiger Flugbetrieb herrschte; allerdings blieben auch weiterhin Bodentruppen dort stationiert. Darunter waren, bzw. sind:

1964 wurde die bisherige „Flugplatz-Kaserne“ in „Georg-Friedrich-Kaserne“ umbenannt, zu Ehren des Feldmarschalls Georg Friedrich von Waldeck-Eisenberg (1620–1692).

1997 wurde in Fritzlar die Luftmechanisierte Brigade 1 in Dienst gestellt. Damit erhielt das Heer erstmals schnell verlegbare und luftbewegliche Infanteriekräfte.

2006 wurden im Zuge der Neuorganisation der Bundeswehr der Stab und die Stabskompanie der Luftbeweglichen Brigade 1, das zu dieser Brigade gehörende Kampfhubschrauberregiment 36 „Kurhessen“, sowie Teile des Jägerregiments 1 (luftbeweglich) in Fritzlar stationiert; diese Einheiten waren alle Teil der neuen Division Luftbewegliche Operationen. Das Kampfhubschrauberregiment 36 war zunächst mit Kampfhubschraubern des Typs Bo 105 ausgerüstet, und zwar sowohl in der Panzer-Abwehr-Version (Bo 105 P: „PAH-1“ und „PAH-1A1“) als auch in der VBH-Version (Verbindungs- und Beobachtungshubschrauber). Die Umrüstung auf den Eurocopter Tiger soll bis 2014 abgeschlossen sein.

Am 17. Dezember 2013 erfolgte die Außerdienststellung der Luftbeweglichen Brigade 1. Die verbleibenden Hubschrauberverbände des Heeres, das Transporthubschrauberregiment 10, das Transporthubschrauberregiment 30 und das Kampfhubschrauberregiment 36 in Fritzlar, wurden der Division Spezielle Operationen (am 1. Januar 2014 umbenannt in Division Schnelle Kräfte) in Stadtallendorf unterstellt. Die restlichen Truppenteile der Brigade wurden bis zum Jahresende 2013 außer Dienst gestellt.


Siehe auch



Literatur




Commons: Heeresflugplatz Fritzlar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Location Indicators. ICAO Doc 7910. 181. Auflage. International Civil Aviation Organization, 2021, ISBN 978-92-9265-566-2, ISSN 1727-2610.
  2. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–45 Germany (1937 Borders), abgerufen am 28. August 2014
  3. Paulgerhard Lohmann: Jüdische Mitbürger in Fritzlar 1933-1949. BoD, Norderstedt, 2006, ISBN 3-8334-4417-7, S. 98
  4. Maurer Maurer: Air Force Combat Units Of World War II. Zenger, Washington, 1980 (Neudruck der GPO Ausgabe von 1961), ISBN 0-89201-092-4.
  5. United States Constabulary (Memento vom 27. Oktober 2009 im Internet Archive)
  6. Zu Ehren des in der Schlacht bei Wagram gefallenen französischen Husarengenerals Antoine Charles Louis Collinet, Comte de Lasalle (1775–1809).
  7. Bayerische Flugzeug Historiker e. V.: Heeresflieger.
  8. Traditionsverband Schwälmer Artillerie 1992 e.V.: Garnison Treysa
  9. Geschichte Flugabwehrbataillon/Flugabwehrregiment 2
  10. Im Rahmen der Zielstruktur des Sanitätsdienstes 2010 der Bundeswehr im Jahr 2007 aufgestellt.

На других языках


- [de] Heeresflugplatz Fritzlar

[en] Fritzlar Air Base

Fritzlar Air Base (German: Heeresflugplatz Fritzlar, IATA: FRZ, ICAO: ETHF) is a military air field of the German Army Aviation Corps. It is located near the town of Fritzlar in northern Hesse, Germany. The airfield is part of the Georg-Friedrich-Kaserne (Georg-Friedrich-Barracks).[1]



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