Der Flughafen Graz (IATA: GRZ, ICAO: LOWG) befindet sich etwa 9 km südlich des Grazer Stadtzentrums. Der Flughafen dient der zivilen Luftfahrt, ist Teil der Holding Graz und Heimat des österreichischen Luftfahrtmuseums.
Flughafen Graz | |
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Kenndaten | |
ICAO-Code | LOWG |
IATA-Code | GRZ |
Koordinaten | 46° 59′ 28″ N, 15° 26′ 23″ O46.99106666666715.439627777778340 |
Höhe über MSL | 340 m (1.115 ft) |
Verkehrsanbindung | |
Entfernung vom Stadtzentrum | 9 km südlich von Graz |
Straße | Süd Autobahn A 2, Pyhrn Autobahn A 9, Grazer Straße B 67 |
Nahverkehr | Regionalbuslinie 630 |
Basisdaten | |
Eröffnung | 1913 |
Betreiber | Flughafen Graz Betriebs GmbH (Holding Graz) |
Terminals | 1 |
Passagiere | 226.562 (2021)[1] |
Luftfracht | 19.250 t (inklusive Luftfrachtersatzverkehr, 2021)[1] |
Flug- bewegungen | 4.671 (2021)[1] |
Kapazität (PAX pro Jahr) | 1.500.000 (erw. 2015) |
Beschäftigte | ca. 200 |
Start- und Landebahnen | |
16C/34C | 3000 m × 45 m Asphalt |
16R/34L | 760 m × 25 m Gras |
16L/34R | 640 m × 30 m Gras |
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Der Flughafen liegt großteils in der Ortschaft Abtissendorf in der Gemeinde Feldkirchen und zum kleineren Teil in der Katastralgemeinde Thalerhof in Kalsdorf. Die Abfertigungshalle befindet sich in der Ortschaft Abtissendorf.
Der Flughafen ist über die Autobahnen A2 und A9 sowie über die Bundesstraße B67 erreichbar.
Der Flughafen ist über den Bahnhof Flughafen Graz-Feldkirchen an das Schienennetz der Österreichischen Bundesbahnen angeschlossen. Der Bahnhof befindet sich etwa 420 m östlich der Abfertigungshalle. Die S-Bahnlinie bzw. verbindet den Flughafen mit Graz. Die Reisedauer zwischen dem Flughafenbahnhof und dem Grazer Hauptbahnhof beträgt elf Minuten. Im Zuge des Ausbaus der Koralmbahn soll eine neue Bahntrasse und ein neuer Bahnhof in Tieflage unmittelbar beim Flughafen errichtet werden. Der Bahnhof ist zusätzlich an das öffentliche Regionalbussystem des Steirischen Verkehrverbunds angeschlossen. Die Linie 630 verbindet den Flughafen mit Graz. Die Bushaltestelle befindet sich vor der Abflughalle.
Linie | Streckenverlauf | Unternehmen/EVU |
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Graz Hauptbahnhof – Flughafen Graz-Feldkirchen – Spielfeld Strass | ÖBB | |
Graz Hauptbahnhof – Flughafen Graz-Feldkirchen – Spielfeld Strass – Bad Radkersburg | ÖBB | |
630 | Graz Puntigam – Flughafen Graz – Forst bei Kalsdorf – Kalsdorf – Fernitz Erzherzog-Johann-Platz | ÖBB Postbus |
Der Flughafen Graz wurde inmitten des Grazer Feldes auf den Gründen einer ehemaligen römischen Villa errichtet, die Zentrum einer privaten Wirtschaftseinheit in der Provinz Noricum gewesen sein dürfte.[2]
Ab 1913 wurde begonnen, am damaligen k. u. k. Flugfeld Hangars zu bauen, ebenso wurde ein Grasflugfeld errichtet. Am 26. Juni 1914 startete schließlich das erste Flugzeug.[3]
Im selben Jahr wurde auf dem heutigen Flughafenareal das Interniertenlager Thalerhof errichtet, welches bis 1917 bestand. Dort waren im Laufe der Zeit mindestens 30.000 Ruthenen aus Galizien und Bukowina interniert, die als Sympathisanten Russlands verdächtigt wurden. Mindestens 3.000 von ihnen starben an menschenunwürdigen Bedingungen und der Gewalt des Lagerpersonals.
Drei Jahre nach Schließung des Lagers ging der Flughafen an die Steiermärkische Landesregierung über, auf dem man sich ausschließlich auf die Segelfliegerei konzentrierte, da militärische und zivile Luftfahrt verboten war. Zwei Jahre später ging die Verwaltung schließlich an die Republik Österreich über.
1925 wurde das erste Flugnetz in Österreich gebildet (Wien – Graz – Klagenfurt). In den folgenden Jahren stiegen die Flugbewegungen, der Flughafen wurde in das österreichische Funknetz integriert, bekam eine Peilstation und es wurde mit dem Bau eines Flughafengebäudes begonnen.
Ab 1945, als die Besatzungsmächte in Österreich bestimmten, war der zivile wie militärische Flugverkehr in Graz – wie im restlichen Österreich auch – nur den Besatzern erlaubt. Zwei Jahre später ging der Flughafen wieder in österreichische Verwaltung über. Am 23. Juni 1951 genehmigten die Besatzer die Eingliederung des Grazer Flughafens in den internationalen Flugverkehr. Mit dem Staatsvertrag von 1955 bekam Österreich die Lufthoheit zurück. Bald wurde ein Ausbau des Flughafens notwendig. Eine 1.500 Meter lange Betonpiste mit entsprechender Befeuerungsanlage wurde – als Novität in Österreich – errichtet. Bereits 1962 konnte der 1.000. Passagier gezählt werden. Nach und nach wurde der Grazer Flughafen in das AUA-Netz eingegliedert. Mit der Linie Graz – Linz – Frankfurt erfolgte die Integration in das internationale Netz.
Die immer steigenden Fluggastzahlen erforderten den Ausbau der Piste auf 3.000 m und den Bau eines neuen Abfertigungsgebäudes. Anfang der 1980er Jahre wurde ein Präzisionsinstrumentenflugbetrieb der Kategorie III a/b installiert, wodurch Ausfälle wegen Nebels nahezu ausgeschlossen werden konnten. 1984 landete der erste Jumbo (Boeing 747).
Zehn Jahre später wurde ein neues Flughafengebäude in Betrieb genommen. Es folgten 2001 ein neues Frachtgebäude und 2002 der heutige Tower. 2002 gewann das steirische Architekturbüro Pittino & Ortner den Wettbewerb für die Erweiterung des Fluggastgebäudes, welches 2005 in Betrieb genommen wurde. Im Zuge des Baus der Koralmbahn soll weiters ein im Flughafengebäude integrierter unterirdischer Bahnhof (sowohl für den Nah- als auch für den Fernverkehr) den Anschluss vom Flughafen Graz an das öffentliche Verkehrssystem entscheidend verbessern.
Seit 6. Juni 2012 ist der neue Rollweg C („Charlie“), der im Zeitraum März bis Mai 2012 zu Kosten von 4,6 Mio. Euro errichtet wurde, in Betrieb. Er ist als Schnellabrollweg etwas breiter, zweigt bei 2/3 der Landebahnlänge flacher, nur 30° abgewinkelt ab und ist sanfter gekurvt als die Rollwege B bei etwa 55 % und D bei 100 % (am Nordende) der Bahnlänge. Der neue mit Mittellinien-Leuchtmarkierung ausgestattete Weg macht die An- und Abflüge flüssiger.[4][5]
Der Flughafen Graz verfügt über eine zentrale (C...center) 3.000 m lange und 45 m breite Start- und Landebahn in Süd-Nord-Ausrichtung (17C-35C, Stand 2011). Zwischen südlichem und nördlichem Aufsetzpunkt besteht eine Höhendifferenz von −10 m. Am südlichen Ende ist diese Bahn um eine Wendefläche verbreitert. Als Bahnbelag dient Asphalt. Entsprechend ihrer Tragfähigkeitsklassifikation (PCN 61, Flexibler Belag, Mittlere Untergrund-Tragfähigkeit und Reifendruckklasse ohne Begrenzung) können Flugzeuge bis zur Gewichtsklasse einer gewaltigen Antonow An-124-100 die Bahn auch im voll beladenen Zustand nutzen.[6] Ob die Startstrecke dann noch für einen sicheren Start in jedem Fall ausreicht, bleibt hierbei unberücksichtigt.
Bis zu rund 18 km/h (~10 Knoten) Rückenwind erfolgen Landungen auf der 34C (aus Süden) und Starts auf der 16C (nach Süden).[7][8] Die Ursache dafür liegt in der Lage des Flughafens südlich der Stadt Graz und den dahinter liegenden Bergen. So ist auch nur die Bahn 35C mit einem ILS (engl. Instrument Landing System, dt. Instrumentenlandesystem) ausgestattet. Aus Lärmschutzgründen führt die Flugsicherungsstelle Graz landende Flugzeuge meist jedoch radargestützt mit Vektorangaben – per Funkspruch übermittelten exakten Höhen- und Richtungsangaben – an die Bahn heran.
Neben dem ILS existiert, insbesondere für Sichtflieger, in beiden Richtungen ein optisches Anflug-Unterstützungssystem (VASI, engl. Visual Approach Slope Indicator) des Typs PAPI (engl. Precision Approach Path Indicator, dt. Präzisions-Anflug Gleitwinkelbefeuerung). Ein DVOR (engl. Doppler VHF Omni Directional Radio Range, dt. Doppler-Drehfunkfeuer), ein NDB (engl. Non-Directional Beacon, dt. ungerichtetes Funkfeuer) sowie ein DME (engl. Distance Measuring Equipment, dt. Entfernungsmessgerät) ergänzen die Navigationsausstattung des Flughafens. 2014 wurde überdies zur Erhöhung der Sicherheit bei Nebel, Schneefall und Regen ein 77-GHz-Bodenradarsystem installiert.
Östlich und westlich dieser zentralen Bahn befinden sich zwei Grasbahnen. Diese dürfen nur eingeschränkt genutzt werden und sind im Winter geschlossen. Die 17L-35R (L...left, R...right) hat eine Länge von 640 m und eine Breite von 30 m. Die 17R-35L ist 760 m × 25 m dimensioniert.
Am Flughafen Graz ist der Rettungshubschrauber Christophorus 12 (C12) stationiert. Die Flugpolizei unterhält ebenfalls einen Stützpunkt.
Der militärische Teil des Flughafens befand sich im westlichen Teil des Geländes und war im Besitz des Bundesheeres.[9] Gemeinsam mit der dazugehörigen Kaserne, die unter anderem über mehrere Hangars und eine Fliegerwerft verfügte, wurde daraus der „Fliegerhorst Nittner“ gebildet. Neben Zeltweg (LOXZ) war Graz bis 2008 die Basis für die Abfangjäger des österreichischen Bundesheeres. Da die Eurofighter ausschließlich in Zeltweg stationiert wurden, stellte man den militärischen Betrieb am Flughafen Graz mit 1. Oktober 2008 ein. Die Werft war danach noch bis 9. Dezember 2013 in Betrieb.[10] Mit der kompletten Schließung verlor der Raum Graz mit Umgebung einen traditionsreichen Militärluftfahrtstandort.
Das Gelände von beträchtlicher Größe und die dort befindliche Aviation-Infrastruktur (Rollbahn, Gebäude, Tankstelle, Straßen und Asphaltflächen, Hangars etc.) wird nun unter der Bezeichnung "Airbase One" von einer Gesellschaft vermarktet. Zur Zeit gibt es diverse Freizeitanlagen wie Trampolinhalle, Hallenskipiste, Bogenschießen und einen Kletterpark, geplant ist auch ein Hotel.[11]
Am Flughafen befindet sich seit 1981 auch das österreichische Luftfahrtmuseum.
Der Westteil der Flughafenanlage wird in den Sommermonaten für zahlreiche Fallschirmspringer-Absetzflüge genutzt. Des Weiteren sind auf der Westseite des Flughafens mehrere Segelflugvereine stationiert.
Die Tonnage ankommender Fracht beträgt ein Vielfaches der abfliegenden.
Jahr | Passagiere | Flugbewegungen | Frachtaufkommen inklusive Luftfrachtersatzverkehr in Tonnen |
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2005 | 0.893.346 | 18.880 | 10.085 |
2006 | 0.912.830 | 17.367 | 10.013 |
2007 | 0.948.294 | 17.855 | 11.319 |
2008 | 1.008.156 | 19.501 | 10.165 |
2009 | 0.948.380 | 18.065 | 08.230 |
2010 | 0.990.118 | 17.387 | 11.062 |
2011 | 0.976.543 | 15.958 | 10.977 |
2012 | 0.930.617 | 14.581 | 10.210 |
2013 | 0.881.740 | 14.879 | 11.281 |
2014 | 0.897.421 | 14.384 | 09.652 |
2015 | 0.963.396 | 15.466 | 08.696 |
2016 | 0.981.884 | 14.435 | 09.156,5 |
2017 | 0.959.166 | 14.466 | 08.899 |
2018 | 1.030.929 | 14.888 | 09.549 |
2019 | 1.036.929 | 14.727 | 08.101 |
2020 | 0.199.510 | 04.002 | 06.833 |
2021 | 0.226.562 | 04.671 | 019.250 |
EasyJet fliegt mehrmals pro Woche nach Berlin, KLM fliegt bis zu sechs Mal pro Woche nach Amsterdam, Fluggesellschaften des Lufthansa-Konzerns verbinden Graz mit ihren Drehkreuzen Frankfurt, München (Lufthansa bzw. Air Dolomiti, bis zu 5× täglich), Düsseldorf, Stuttgart und Wien (Austrian Airlines, mehrmals täglich) sowie Zürich (Swiss, täglich), Turkish Airlines fliegen mehrmals pro Woche nach Istanbul.
In der Datenbank des Aviation Safety Network[15] sind keine Flugunfälle am oder in der Nähe des Flughafens verzeichnet. Zwei Ereignisse erregten erhebliche Aufmerksamkeit:
Im September 2008 wurde ein SPAR-Lebensmittelmarkt errichtet, der täglich von 5:30 bis 21:00 Uhr geöffnet ist. Im ersten Geschäftsjahr erfolgten 400.000 Einkäufe.
An der im Freien liegenden Aussichtsterrasse im obersten Geschoss liegt das Restaurant Globetrotter.
Der weithin sichtbare, zylindrische Tower zeigt auf einer umlaufenden, einzeiligen LED-Leuchtschrift Werbung oder aktuelle Informationen.
Es wird ein Raum für Firmenfeiern angeboten, der Gang davor wird als Ausstellungsgalerie mit Bildern bespielt. Im Nordosten vor dem Gebäude liegt ebenerdig ein Platz mit Kinderspielgeräten.
Ein Parkhaus bietet 2.200 Plätze für Pkw.
Im hohen Zaun, der das Flughafengelände umgibt, ist zumindest nahe dem Südende der Startbahn ein Spotterloch installiert. Ein öffenbares Fenster im Zaun, etwa in Schulterhöhe und zu klein um durchklettern zu können. Es dient dem Fotografieren von Flugzeugen von außerhalb des Geländes, ohne auch störenden Zaungitterdraht vor der (großen) Linse zu haben.
2009 ging das Aufkommen von Passagieren, Flugbewegungen und Flugfracht leicht zurück. Im selben Jahr wurden Maßnahmen zur Effizienzsteigerung beim Energieeinsatz für Beleuchtung (−30 %) und Gebäudebeheizung (−5 %) getroffen. Mit Änderung und Variation von An-, Abflugrouten und Platzrunden wurde auf Lärmschutzbedürfnisse reagiert. 2 Kehrblaszüge, die mit rotierenden Stahlbesen und Gebläsen hinter den Schneepflügen die Schneeräumung vervollständigen und beschleunigen wurden angeschafft. Für die 5. Flughafenerweiterung wurden 50.000 m2 Grund gekauft. Im Jänner 2009 wurde ein ÖAMTC-Stützpunkt in Betrieb genommen. 300 Veranstaltungen fanden in den verschiedenen Räumen bis zur großen Gerätehalle statt. Gratis W-LAN wird seit Dezember 2009 in weiten Teilen des Flughafengebäudes angeboten.[18]
Für den Ersatz von Leuchten auf effizientere Technik (Metalldampflampen zu LED, T8-Leuchtstoffröhren mittels Adapter zu den dünneren T5-Typen oder zu LED-T8-Röhrenersatz und auch der Landebahnbeleuchtung von Überflur zu LED-Unterflurleuchten) und in einem Fall Reduktion der Beleuchtungsstärke von 350 Lux auf geforderte 300 Lux erhielt der Flughafen von 1990 bis 2013 15 Auszeichnungen, im Rahmen der Marke Ökoprofit.[19][20]
Aktivbürger Rainer Maichin (Preisträger des Energy Globe Styria Award 2011 und Umwelt-Preis 2012 der Stadt Graz (2.)[21]) wies mit seinem 18. Projekt der Energie-Jagd im September 2013 den Flughafen samt APCOA-Parkgarage auf ein Strom-Einsparpotential in der Höhe von 33.300 kWh/Jahr bei 23 Leuchtschildern (Wegweiser und Hinweisschilder) im Freien hin. Ihre innenliegenden Leuchtstoffröhren werden seit vielen Jahren rund um die Uhr betrieben, was untertags mitunter optisch kaum wahrnehmbar ist. Er publizierte das Ergebnis als Regionaut im online-Bezirksblatt www.meinbezirk.at und erhielt als Dankeschön die Einladung zu einem Buffet für zwei. Mit 0,11 €/kWh kalkuliert beträgt das jährliche Einsparpotential 3500 € alleine für Energie, noch ohne Kosten für Leuchtmittel und ihrem n Tausch.[22][23]