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Die MTU Aero Engines AG mit Sitz in München ist ein börsennotiertes Unternehmen, dessen Geschäftsfeld die Herstellung und Instandhaltung von Triebwerken für die zivile und militärische Luftfahrt ist.

MTU Aero Engines AG
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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE000A0D9PT0
Gründung 1934
Sitz München, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Reiner Winkler, Vorstandsvorsitzender
    Michael Schreyögg
    Peter Kameritsch
    Lars Wagner
  • Gordon Riske, Aufsichtsratsvorsitzender
Mitarbeiterzahl 10.508 (31. Dez. 2021)[1]
Umsatz 4,2 Mrd. Euro (2021)[1]
Branche Maschinenbau
Website www.mtu.de
Stand: 31. Dezember 2021

Geschichte


1934 wurde die BMW Flugmotorenbau GmbH gegründet und direkt aus der BMW AG ausgegliedert, um geringeren Veröffentlichungspflichten zu unterliegen. Dies geschah einerseits auf Druck des Reichsluftfahrtministeriums, das die Aufrüstungsbestrebungen der Luftwaffe und den damit einhergehenden Bedarf an BMW-Motoren in den Bilanzen verschleiern wollte; andererseits wurde auch dem Interesse der Unternehmensleitung Rechnung getragen, die mit der Ausgliederung Risiken eines ausschließlich auf die Wiederaufrüstung zugeschnittenen Betriebs minimieren wollte.[2]:157-158 1936 errichtete BMW in Tarnbauweise ein reines Flugmotorenwerk in Allach bei München, das heute Sitz der MTU Aero Engines ist. 1940 wurde der Betrieb erweitert und die Großserienproduktion von Flugzeugmotoren des Typs BMW 801 eingeleitet, die beispielsweise im Jagdflugzeug FW 190 oder im Bomber Do 217 zum Einsatz kamen.[3] Während des Zweiten Weltkriegs mussten in großem Umfang Zwangsarbeiter in der Produktion arbeiten, so dass bereits 1943 die deutsche Stammbelegschaft mit einem Anteil von 29 % in der Minderheit war.[4]:187 Im Februar 1943 wurde direkt an das BMW-Betriebsgelände angrenzend das KZ-Außenlager München-Allach errichtet. Die KZ-Häftlinge arbeiteten in der Produktion oder errichteten zum Schutz der Produktionsstätten vor Luftangriffen Bunkerbauten auf dem Werksgelände, wofür vornehmlich jüdische Insassen eingeteilt wurden.[5]

Im April 1945 besetzen amerikanischen Truppen das Werk und nutzen es als Reparaturwerkstätte für Heeresfahrzeuge und Geschütze. Dadurch blieb die Fabrik von einer vollständigen Demontage verschont. Nach der Aufhebung des Produktionsverbots für Triebwerke stieg BMW mit der BMW Triebwerkbau GmbH 1957 wieder in die Entwicklung und Produktion von Flugmotoren ein.[6]

1960 beteiligte sich MAN mit 50 % an der BMW Triebwerkbau GmbH, übernahm 1965 auch die restliche Anteile und die BMW Triebwerkbau GmbH wurde mit der MAN Turbomotoren GmbH zur MAN Turbo GmbH verschmolzen. 1969 wurde dann die MTU (= Motoren- und Turbinen-Union) als Gemeinschaftsunternehmen von MAN und Daimler-Benz gegründet. Beide Unternehmen bündelten darin ihre jeweiligen Verbrennungskraftmaschinen (Dieselmotoren und Turbinen) oberhalb der damaligen Motoren für Schwerlastkraftwagen, dies schloss die Maybach-Motoren mit ein. Unmittelbarer Anlass war jedoch eine geänderte Gesetzgebung für Schwer-LKW und die daraus folgende Notwendigkeit, für diese Fahrzeuge neue Motoren entwickeln zu müssen. Diese neuen V-Motoren (Mercedes-Benz OM400 und MAN D253x/D2542) teilen sich ein gemeinsames Triebwerk, nur Kolben und Zylinderköpfe wurden von beiden Firmen selbstständig entwickelt. Zunächst wurden die Aktivitäten der beiden Mütter auf jeweils einen Standort konzentriert (Luftfahrtantriebe in München, Kolbenmotoren und stationäre Gasturbinen in Friedrichshafen), später der Standort Friedrichshafen als MTU Friedrichshafen (heute Rolls-Royce Power Systems) in ein selbstständiges Tochterunternehmen umgewandelt.

Im Jahr 1985 erwarb die damalige Daimler-Benz AG die noch fehlenden 50 % Anteile von MAN und machte die MTU zu einem Teil der DASA. Dies entsprach der damaligen Unternehmensstrategie von Edzard Reuter, den Konzern möglichst breit aufzustellen und nicht auf ein einzelnes Kerngeschäft zu konzentrieren. Weil die MTU Aero Engines ein Triebwerkshersteller und kein Flugzeug- bzw. Raumfahrthersteller ist, wurde sie nicht in das neue europäische Luft- und Raumfahrtunternehmen integriert, als die DASA im Jahr 2000 mit anderen reinen Flugzeug- und Raumfahrtproduzenten zur EADS fusionierte. Die MTU blieb deshalb ein Tochterunternehmen des DaimlerChrysler-Konzerns.

Der Nachfolger von Edzard Reuter, Jürgen Schrempp, richtete den Konzern wieder als einen reinen Automobil-Produzenten aus, weshalb schließlich kein Platz mehr für die Luftfahrtsparte der MTU im DaimlerChrysler-Konzern war. Deshalb verkaufte DaimlerChrysler diesen Teil der ursprünglichen MTU im Jahr 2003 als MTU Aero Engines an die US-amerikanische Private-Equity-Investorengruppe KKR, welche die MTU am 6. Juni 2005 an die Börse brachte. Die Aktie wurde mit Wirkung zum 19. September 2005 in den MDAX aufgenommen.[7] KKR trennte sich im Januar 2006 komplett von seinen Anteilen.[8] Dadurch befinden sich jetzt 100 % der Aktien im Streubesitz.

Im April 2013 bestellte der Aufsichtsrat des Unternehmens den bisherigen Finanzvorstand Reiner Winkler zum 1. Januar 2014 als Vorstandsvorsitzenden der MTU Aero Engines AG. Egon Behle hatte für eine Vertragsverlängerung nicht mehr zur Verfügung gestanden.[9]

Nach einem Aktienkurs-Plus von 750 Prozent im Verlauf von zehn Jahren stieg MTU mit Wirkung zum 23. September 2019 vom MDAX als neues Mitglied in die Liga der 30 wertvollsten Börsenunternehmen, den DAX, auf.[10]


Unternehmensstruktur und Geschäftsfelder


Konzernzentrale von MTU Aero Engines in München-Allach
Konzernzentrale von MTU Aero Engines in München-Allach

Die MTU Aero Engines entwickelt, fertigt, vertreibt und betreut zivile und militärische Luftfahrtantriebe zahlreicher Schub- und Leistungsklassen sowie stationäre Industriegasturbinen und Marine-Gasturbinen. Neben Hochdruckverdichtern und Niederdruckturbinen entwickelt und fertigt sie weitere Triebwerksbestandteile wie etwa Turbinenzwischengehäuse, Turbinenaustrittsgehäuse oder Bürstendichtungen.

Heute ist die MTU Aero Engines an fast jedem modernen Triebwerk in der zivilen Luftfahrt als Partner beteiligt. Auch im militärischen Bereich gibt es auf nationaler Ebene kaum ein bemanntes Fluggerät, bei dem das Unternehmen nicht am Antrieb beteiligt ist. Über entsprechende Beteiligungen bzw. Tochtergesellschaften (MTU Aero Engines North America) ist die MTU mit allen großen Herstellern wie Pratt & Whitney, General Electric, Rolls-Royce, Safran Aircraft Engines und GKN Aerospace eng verbunden.

Mit der Gründung des ersten Instandhaltungsbetriebs, der MTU Maintenance Hannover, stieg die MTU 1979 in großem Stil in die Instandhaltung ziviler Triebwerke ein. Im Markt der Instandhaltung ist das Unternehmen mit seiner Wartungsgruppe und lokalen Standorten in Langenhagen (Hannover), Ludwigsfelde (Berlin), Vancouver (Kanada) und Zhuhai (Volksrepublik China) aktiv.

Der Standort Hannover stellt das Herzstück der Instandhaltungs-Gruppe dar und repariert und überholt mittlere und große zivile Triebwerke. Dazu gehören die GE-Antriebe CF6-50 und CF6-80C2, das General Electric GE90, das PW2000 von Pratt & Whitney, das PW1100 von Pratt & Whitney, das CFM56-7 von General Electric/Snecma und das IAE V2500.

Die MTU Maintenance Berlin-Brandenburg mit Sitz in Ludwigsfelde ist auf Luftfahrtantriebe des unteren bis mittleren Schub- und Leistungsbereichs sowie Industriegasturbinen spezialisiert. Der Standort betreut die Triebwerke von Pratt & Whitney Canada – PT6A, PW200, PW300 und PW500 – sowie die CF34-Familie von GE. An dem Standort befindet sich auch das Kompetenzzentrum des Konzerns für Industriegasturbinen.

Insgesamt unterhält das Unternehmen weltweit 14 Standorte. Der Umsatzanteil des zivilen Triebwerksgeschäfts beträgt derzeit rund 54 Prozent. Auf die zivile Instandhaltung entfallen etwa 35 Prozent, auf das Militärgeschäft 11 Prozent.[11]

Seit dem Jahr 2009 öffnet das Unternehmen das firmeneigene MTU Museum Edi Strack an einigen Tagen im Jahr am Standort in München auch für die Öffentlichkeit. Dies ist pro Quartal an einem Sonntag von 13 bis 18 Uhr der Fall. Eine Ausnahme besteht bei der Langen Nacht der Münchner Museen.

Im Jahr 2002 erhielt das Unternehmen den Innovationspreis der deutschen Wirtschaft. Auch im Jahr 2013 konnte die MTU Aero Engines den Innovationspreis der deutschen Wirtschaft in der Kategorie Großunternehmen gewinnen.[12] Dieses Mal für die Entwicklung der schnelllaufenden Niederdruckturbine des Pratt & Whitney PW1000G-Triebwerks.


Beteiligungen


V2500-Triebwerke an einem Lufthansa Airbus A321
V2500-Triebwerke an einem Lufthansa Airbus A321

In der Triebwerksbranche sind Zusammenschlüsse zur Herstellung unterschiedlicher Turbinen in verschiedenen Konstellationen üblich, um die Entwicklungs- und Finanzlast auf mehrere Schultern zu verteilen.[13] Selbst größere Firmen könnten in Bedrängnis kommen, sollte ein Triebwerk am Markt nicht den erhofften Zuspruch finden. Hauptgrund für die hohen Entwicklungskosten ist neben der Komplexität von Triebwerken die vergleichsweise lange Zeitspanne vom Entwicklungsstart bis zur schlussendlichen Auslieferung. Auch werden die einzelnen Triebwerkstypen heute nicht mehr zu einem gewissen Grad aus vorangegangenen Militärtriebwerken abgeleitet, was insbesondere zu Zeiten des Kalten Kriegs oftmals der Fall war.[14]

Die MTU Aero Engines ist an diversen Konsortien beteiligt, die Triebwerke gemeinsam entwickeln und schließlich fertigen. Im zivilen Bereich ist dies beispielsweise bei International Aero Engines, dem Hersteller des Triebwerks V2500, der Fall. Eingesetzt wird es bei der McDonnell Douglas MD-90 und der Airbus A320-Familie. Im August 2009 wurde das 4000. V2500-Triebwerk ausgeliefert.[15] Die an den Flugzeugen der A320-Familie eingesetzten Triebwerke kommen in Schubversionen von 110 kN bis 150 kN zur Anwendung (Versionen A1 und A5/A5Select). An der McDonnell Douglas MD-90 war das V2500-D5-Derivat bis zur Produktionseinstellung des Flugzeugs im Jahr 2000 der Exklusivantrieb.[16]

Vier GP7000-Triebwerke an einem Airbus A380
Vier GP7000-Triebwerke an einem Airbus A380

Ein ähnlich aufgebautes Konsortium, die Engine Alliance, liefert mit dem GP7000 einen der beiden zur Auswahl stehenden Antriebe für den Airbus A380. Von diesem Triebwerk werden derzeit rund die Hälfte der insgesamt 200 bislang bestellten Großraumflugzeuge dieses Typs angetrieben. Das Triebwerk basiert wesentlich auf der GE90 sowie dem Pratt & Whitney PW4000.[17] Die Engine Alliance ist ein Gemeinschaftsunternehmen von General Electric und Pratt & Whitney, wird aber durch einige zusätzliche Partner ergänzt. Für die MTU Aero Engines ist es im zivilen Bereich das Triebwerk mit der höchsten Programmbeteiligung – sie beträgt dabei 22,5 Prozent.[18]


Zivile Projekte


Darüber hinaus ist das Unternehmen an zahlreichen weiteren Triebwerken als Partner beteiligt:

MTU-Turbinentriebwerk auf der ILA 2018
MTU-Turbinentriebwerk auf der ILA 2018

Militärische Projekte




Commons: MTU Aero Engines – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Geschäftsbericht 2021 (PDF). MTU Aero Engines AG, abgerufen am 27. Juni 2022.
  2. Till Lorenzen: BMW als Flugmotorenhersteller 1926-1940: Staatliche Lenkungsmassnahmen und unternehmerische Handlungsspielräume. Walter de Gruyter, München 2011, ISBN 978-3-486-70979-7 (google.de [abgerufen am 27. April 2020]).
  3. MTU Aero Engines: Die Anfänge der MTU. Abgerufen am 27. April 2020.
  4. Constanze Werner: Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit bei BMW. Oldenbourg, München 2011, ISBN 978-3-486-70977-3 (google.de [abgerufen am 27. April 2020]).
  5. Klaus Mai: BMW-Lager in Allach 1943. Abgerufen am 27. April 2020.
  6. MTU Aero Engines: Die 50er- und 60er-Jahre. Abgerufen am 27. April 2020.
  7. Deutsche Börse entscheidet über Änderungen in Aktienindizes. (Nicht mehr online verfügbar.) Deutsche Börse AG, 5. September 2005, archiviert vom Original am 23. Januar 2013; abgerufen am 30. Juli 2020.
  8. KKR gibt MTU-Beteiligung vollständig ab. (PDF; 41 kB) MTU Aero Engines Holding AG, 30. Januar 2006, archiviert vom Original am 2. November 2013; abgerufen am 8. April 2011.
  9. Behle geht, Winkler übernimmt. Focus Money Online, abgerufen am 13. Juli 2013.
  10. Wechsel im Dax – Triebwerksbauer MTU löst Thyssenkrupp ab. 5. September 2019, abgerufen am 11. September 2019.
  11. MTU: MTU Aero Engines – Lifetime Excellence. Juni 2018, abgerufen am 28. März 2019.
  12. Deutscher Innovationspreis 2013. Newsroom Wirtschaftswoche, abgerufen am 13. Juli 2013.
  13. Airbus-A320-Antrieb: MTU verstärkt Engagement bei Triebwerk-Konsortium. Abgerufen am 28. März 2019.
  14. Koch, Helmut: Technologie im Wettbewerb. Von der privaten zur staatlich-internationalen Wettbewerbswirtschaft der Luftfahrt, S. 27ff
  15. IAE celebrates delivery of 4,000th V2500 to tam on the 4,000th A320 family aircraft. International Aero Engines, 28. August 2009, archiviert vom Original am 12. Juli 2011; abgerufen am 8. April 2011 (englisch).
  16. prnewswire.com (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  17. Learn About GP7200 Specs & Benefits for the A380 Aircraft. Abgerufen am 28. März 2019 (englisch).
  18. GP7000 - MTU Aero Engines. Abgerufen am 28. März 2019.
  19. GTF Triebwerksfamilie - MTU Aero Engines. Abgerufen am 28. März 2019.
  20. undefined undefined: Das Triebwerk der Boeing 777X: Entwicklung des GE Aviation GE9X. 12. September 2015, abgerufen am 28. März 2019.
  21. DGLR: Last-Bolt-Zeremonie: MTU stellt erstes Turbinenzwischengehäuse für GE9X fertig. Abgerufen am 28. März 2019.
  22. Liefertabelle Boeing "February 2019". In: boeing.com. Abgerufen am 28. März 2019 (englisch).

На других языках


- [de] MTU Aero Engines

[en] MTU Aero Engines

MTU Aero Engines AG is a German aircraft engine manufacturer. MTU develops, manufactures and provides service support for military and civil aircraft engines. MTU Aero Engines was formerly known as MTU München.

[fr] MTU Aero Engines

MTU Aero Engines (originellement BMW Flugmotorenbau puis MAN Turbo) est une entreprise allemande qui fait partie de l’indice boursier MDAX, attachée à la conception et à la production de composants de propulsion aéronautique.

[it] MTU Aero Engines

MTU Aero Engines Holding AG, sigla di Motoren- und Turbinen-Union, è la principale azienda tedesca operante nel campo della produzione di motori aeronautici per aerei ed elicotteri e nel settore MRO.



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