Die Unryū-Klasse (japanisch 雲龍型航空母艦 Unryū-gata Kōkūbokan) war eine Klasse von Flugzeugträgern der Kaiserlich Japanischen Marine, die im Zweiten Weltkrieg unter dem Programm für 'Schnelle Marineaufrüstung' (マル急計画 - Maru Kyū) gebaut wurden. Sechzehn Schiffe waren geplant, das Typschiff Unryū mit der Baunummer #302 im Jahre 1941 und weitere fünfzehn unter dem modifizierten 5. Marineaufrüstungsprogramm mit den Baunummern 5001–5015 im Jahre 1942. Allerdings wurden nur drei Schiffe der Unryū-Klasse fertiggestellt und zwar die Baunummern #302, #5001 und #5003. Die Baunummern #5002 und #5005 wurden storniert, um die Slipanlage frei zu machen und Material für den Umbau der Shinano in einen Flugzeugträger zu bekommen.
Die Unryū im Juli 1944 bei Yokosuka. | ||||||||||||||||
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Im Vorfeld des Pazifikkrieges versuchte die Kaiserlich Japanische Marine, eine große Anzahl von Flugzeugträgern zu bauen. Um diese Schiffe schnell bauen zu können, wurden Entwürfbe basierend auf dem Träger Hiryū und nicht auf den neueren und anspruchsvolleren Entwürfen der Shōkaku-Klasse oder der Taihō verwendet.[1]
Der Entwurf der Flugzeugträger der Unryū-Klasse war dem Entwurf der Hiryū sehr ähnlich. Allerdings hatte die Hiryū die Insel an Backbord. Das hatte im Einsatz zu gefährlichen Luftverwirbelungen bei den Landungen der Flugzeuge geführt[2]. Im Gegensatz dazu befanden sich die Inseln der Unryū-Klasse auf der Steuerbordseite der Schiffe.
Die ersten drei Träger der Unryū-Klasse wurden 1942 auf Stapel gelegt und die Arbeit an drei weiteren begann im nächsten Jahr. Es wurden nur drei fertiggestellt, die Unryū, die Katsuragi und die Amagi. Die Arbeit an drei weiteren Flugzeugträgern dieser Klasse, der Kasagi, der Aso und der Ikoma wurde 1945 eingestellt.[1]
Die Projektnummer war G16. Vom Grundmodell der Unryū Klasse wurden zwei Träger fertiggestellt. Inoffiziell wurden die Unryū und Amagi als modifizierte Hiryū Klasse (改飛龍型, Kai Hiryū-gata) bezeichnet.[3] Die Baunummern 5002–5006 wurden modifizierte Unryū Klasse (改雲龍型, Kai Unryū-gata) genannt[4].
Die Ikoma Klasse war ein vereinfachtes und deshalb schneller fertigzustellendes Modell der Unryū Klasse. Sie waren mit vier parallelen Kesseln und einer Turbine ausgestattet[5][7] und deshalb war es nötig, ihre Schornsteine räumlich zu trennen.[7] Die inoffizielle Bezeichnung der Kaiserlichen Marine dieser Klasse war Modifizierte Schiff Nr. 302-Klasse (改第302号艦型 Kai Dai 302-Gōkan-gata).
Bau-Nr. | Name | Bauwerft | Kiellegung | Stapellauf | Indienststellung | Verbleib |
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302 | Unryū (雲龍) | Marinewerft Yokosuka | 1. August 1942 | 25. September 1943 | 6. August 1944 | am 19. Dezember 1944 durch amerikanisches U-Boot USS Redfish versenkt |
5001 | Amagi (天城) | Mitsubishi, Nagasaki | 1. Oktober 1942 | 15. Oktober 1943 | 10. August 1944 | am 27. Juli 1945 durch amerikanischen Luftangriff bei Kure versenkt |
5002 | - | Marinewerft Yokosuka | Bauauftrag storniert, Material zum Bau der Shinano verwendet | |||
5003 | Katsuragi (葛城) | Marinewerft Kure | 8. Dezember 1942 | 19. Januar 1944 | 15. Oktober 1944 | 1946 aus dem Marineregister gestrichen, von Dezember 1946 bis November 1947 abgebrochen |
5004 | Kasagi (笠置) | Mitsubishi, Nagasaki | 14. April 1943 | 19. Oktober 1944 | Bei Baueinstellung zu 84 % fertiggestellt, zwischen September 1946 und Dezember 1947 abgebrochen | |
5005 | - | Marinewerft Yokosuka | Bauauftrag storniert, Material zum Bau der Shinano verwendet | |||
5006 | Aso (阿蘇) | Marinewerft Kure | 8. Juni 1943 | 1. November 1944 | Bei Baueinstellung zu 60 % fertiggestellt, versenkt nach Luftangriffen im Juli 1945, zwischen Dezember 1946 und April 1947 abgebrochen | |
5007 | Ikoma (生駒) | Kawasaki, Kōbe | 5. Juli 1943 | 17. November 1944 | Bei Baueinstellung zu 60 % fertiggestellt, zwischen Juli 1946 und März 1947 abgebrochen | |
5008 | Kurama (鞍馬) | Mitsubishi, Nagasaki | Bauaufträge storniert am 11. August 1943 | |||
5009 | - | Marinewerft Yokosuka | ||||
5010 | - | Mitsubishi, Nagasaki | ||||
5011 | - | Marinewerft Yokosuka | ||||
5012 | - | Marinewerft Kure | ||||
5013 | - | Marinewerft Yokosuka | ||||
5014 | - | Marinewerft Yokosuka | ||||
5015 | - | Marinewerft Yokosuka |
Der Rumpf eine Flugzeugträgers der Unryū-Klasse, unterteilt in wasserdichte Abteilungen, war über alles 227,35 Meter lang, an der Wasserlinie 22,00 Meter breit und hatte eine Standardverdrängung von 17.425 Tonnen. Bei voll ausgerüstetem Schiff bzw. Einsatzverdrängung von 22.128 Tonnen betrug der maximale Tiefgang 8,13 Meter.[8]
Das Flugdeck hatte die ungefähre Form eines Rechtecks mit den Abmessungen 216,9 Meter Länge und 26 Meter Breite, ab der Insel verjüngte sich dieses bis zum Bug auf 16 Meter. Zum Bewegen von Flugzeugen zwischen den Hangardecks und dem Flugdeck verfügte die Klasse über zwei Aufzüge.
Der Decksaufbau, die sogenannte “Insel”, befand sich auf der rechten Schiffsseite (Steuerbordseite) und verfügte, vom Flugdeck aus gezählt, über vier Decks. Im Vergleich zur Hiryū hatte sich die Anzahl der Decks um eines verringert, was durch eine Vergrößerung der Länge und Erhöhung der Anzahl an Plattformen ausgeglichen wurde, um Platz für den Einbau neuer Ausrüstung und Waffen zu schaffen. Bei den drei fertiggestellten Schiffen unterschied sich die Insel in Details.[9][A 1]
Der Antrieb erfolgte durch acht ölbefeuerte Dampferzeuger – Kampon Ro-Gō Modell B[A 2] Kessel untergebracht in acht Kesselräumen – und vier Kampon-Getriebeturbinensätzen, mit denen eine Gesamtleistung von 152.000 PS (111.796 kW) erreicht wurde. Diese Leistung wurde an vier Wellen mit je einer 3,9 Meter durchmessenden dreiflügligen Schraube abgegeben. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 34 Knoten (63 km/h) und die maximale Fahrstrecke 8.000 Seemeilen (14.816 km) bei 18 Knoten, wofür 3.750 ts Schweröl gebunkert werden konnten.[8]
Die schwere Flugabwehrbewaffnung bestand aus zwölf 12,7-cm-Geschützen des Typ 89 in sechs Doppellafetten Modell B1. Diese Lafetten befanden sich – je drei beiderseits – auf Höhe des Flugdecks, wobei vier vor der Insel auf dem Vorschiff und die zwei weiteren auf Höhe des achteren Fahrstuhls im Achterschiff.[10] Die Geschütze erreichten eine Kadenz von rund 8 Schuss pro Minute und die maximale Reichweite betrug etwa 9,4 Kilometer bei 75° Rohrerhöhung. Die 24,5 Tonnen schwere Doppellafette war um 360° drehbar und hatte einen Höhenrichtbereich von −7° bis +75°.[11]
Die leichte Flugabwehrbewaffnung bestand aus achtundachtzig 2,5-cm-Maschinenkanonen Typ 96 – 21 Drillings- und 25 Einzellafetten – und sechs 28-Fach-Raketenwerfern Typ 5.[10]
Die 2,5-cm-Maschinenkanonen verschossen im Einsatz rund 110 bis 120 Schuss pro Minute, die effektive Reichweite lag bei etwa 3 Kilometern bei 85° Rohrerhöhung. Die 1,8 Tonnen schweren Drillingslafetten bzw. 785 Kilogramm schweren Einzellafetten waren um 360° drehbar und hatte einen Höhenrichtbereich von −10° bis +85°.[12] Die Raketenwerfer verschossen 12-cm-Raketen und hatten eine maximale Reichweite von 4,8 Kilometern. Es wurden für jeden Werfer je fünf Sätze (140 Raketen) an Munition mitgeführt. Die 1,6 Tonnen schwere Werferlafette war um 360° drehbar und hatte einen Höhenrichtbereich von +5° bis +80°.[13]
Zur U-Jagd waren sechs Wasserbombeneinzellager auf dem Achterdeck vorhanden, mit der Möglichkeit des Einsatz von 6 bis 10 Wasserbomben.[10]
Zur Erfassung von Luft- und Seezielen waren zwei Typ 21-Funkmessgeräte – eines auf der Insel und eines am Rand des Flugdecks an Backbord – vorhanden. Diese über Matrazenantennen verfügenden Geräte arbeiteten mit einer Wellenlänge von 150 cm und hatten eine Sendeleistung von 5 kW. Sie konnten eine Gruppe von Flugzeugen in bis zu 100 Kilometer, ein einzelnes Flugzeug in bis zu 70 Kilometer und ein großes Seefahrzeug in bis zu 20 Kilometer Entfernung orten. Des Weiteren waren zwei Typ 13-Funkmessegräte – eines auf dem Dreibeinmast direkt hinter der Insel und ein weiters auf dem achteren Funkmast an Steuerbord – installiert. Dieses Radargerät, das primäre Luftraumüberwachungsradrar der Kaiserlich Japanischen Marine, verfügte über eine lange Leiterantenne und konnte eine Gruppe von Flugzeugen in bis zu 100 Kilometer und ein einzelnes Flugzeug in bis zu 50 Kilometer orten. Es arbeitete mit einer Wellenlänge von 100 cm und hatte eine Sendeleistung von 10 kW.[A 3][14][15][16]
Zur Funkmessbeobachtung waren zwei Anlagen vorhanden. Dies waren das mit einer Wellenlänge von 0,75 bis 4,0 m arbeitende Typ E-27 und das mit 0,80 bis 0,03 m arbeitende Modell 3. Das Typ E-27 verfügte über zwei Antennen, eine Rundstrahlantenne zur Erkennung von Übertragungen und eine Antenne zur Bestimmung der Peilung. Das Modell 3 verwendete eine von Hand gehaltene Parabolantenne Typ 49 mit einem Durchmesser von 45 cm und einem Kristallabnehmer an der Vorderseite.[14]
Zur Suche nach U-Booten war ein Echoortungssystem des Typ 3 und ein Hydrophon-Set vom Typ 93 vorgesehen. Dieses Hydrophon-Set bestand aus zwei Gruppen zu je acht Sensoren, eine Gruppe auf jeder Schiffsseite. Bei Katsuragi waren, festgestellt nach Kriegsende, ein Echoortungssystem vom Typ 3 Modell 1 und zwei Hydrophone vom Typ 0 verbaut.[14]
Bei Planung der Klasse sollte die Luftgruppe aus 57 Maschinen plus 8 als Reserve bestehen. Hierfür wurden zwölf (+ 3 Reserve) Jagdflugzeuge, siebenundzwanzig (+ 3 Reserve) Sturzkampfbomber und achtzehn (+2 Reserve) Torpedobomber vorgesehen. Auf Grund der Tatsache, dass die beiden Hangars zu klein waren um diese Anzahl aufzunehmen, sollten elf Maschinen dauerhaft auf dem Flugdeck untergebracht werden, eine Praxis die bei der Kaiserlich Japanischen Marine erst 1943 üblich wurde. Zu dieser Zeit befanden sich aber bereits die Nachfolgemuster der bekannten Muster in Entwicklung, mit welchem die japanischen Marineflieger den Krieg begonnen hatten und die Planungsausstattung der im Bau befindlichen Träger wurde auf 51 Maschinen plus 2 Reserve geändert. Da aber diese neuen Maschinen bei Indienststellung der Träger nicht bzw. nicht in ausreichender Anzahl zur Verfügung standen, musste auf die alten Muster zurückgegriffen werden mit folgender Ausstattung:
48 Maschinen:
Die Besatzung hatte eine Stärke von bis zu 1.571 Mann. Diese setzte sich zusammen aus 61 Offizieren, 37 Spezialisten, 56 Deckoffizieren (Warrant officers), 375 Unteroffizieren und 1.042 Mannschaften.[17] Üblicherweise befehligte ein Stabsoffizier im Rang eines Kaigun-taisa (Kapitän zur See) einen Flugzeugträger der Klasse.