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Balkan Bulgarian Airlines (Балкан Български Въздушни Линии) war von 1946 bis 2002 die staatliche bulgarische Fluggesellschaft mit Sitz in der Hauptstadt Sofia. Balkan Bulgarian Airlines operierte als Charter- und als Linienfluggesellschaft.

Antonow An-12 der Balkan, Ostende 1996
Antonow An-12 der Balkan, Ostende 1996

Geschichte



DLV und TABSO


Eine TABSO Lissunow Li-2 am Flughafen Gorna Orjachowiza 1956
Eine TABSO Lissunow Li-2 am Flughafen Gorna Orjachowiza 1956

Der Ursprung der Airline war die Gründung der DLV Direktion Luftverkehrsdienste (bulgarisch: ДВС Дирекция Въздушни Съобщения) im Jahre 1947. Der erste Flug erfolgte am 29. Juni 1947 von Sofia nach Burgas. Kurz darauf folgte die Inlandsroute Sofia-Warna, ab 2. August 1947. Die erste internationale Verbindung war Sofia-Budapest welche am 12. August 1947 aufgenommen wurde. Danach wurde mit Hilfe und Beteiligung der Sowjetunion eine neue Gesellschaft namens TABSO gegründet, diese startete ihren Flugbetrieb mit zwei Lisunow Li-2 im Herbst 1948. Hierfür waren auch sowjetische Piloten und Techniker auf den bulgarischen Flugplätzen eingesetzt. Im Jahr 1954 ging diese Fluggesellschaft vollständig an den bulgarischen Staat. Das Frachtgeschäft konnte mit dem Einflotten einiger Antonow An-12 ausgebaut werden. Die ersten Maschinen dieses Typs stießen ab 1963 zur Flotte und wurden direkt vom Hersteller übernommen.


Entwicklung ab 1968 als Balkan Bulgarian Airlines


Iljuschin Il-18 der Balkan, Paris-Le Bourget 1974
Iljuschin Il-18 der Balkan, Paris-Le Bourget 1974
Tupolew Tu-134 der Balkan, Paris-Orly 1979
Tupolew Tu-134 der Balkan, Paris-Orly 1979

Seit 1968 firmierte die Airline offiziell unter Balkan Bulgarian Air Transport. Später war allerdings nur der Namen Balkan Bulgarian Airlines in Gebrauch. Bereits 1962 konnten die ersten Flugzeuge des Typs Iljuschin Il-18 gekauft werden. Diese Turbopropflugzeuge ermöglichten es der Staatsfluglinie auch ferne Ziele anfliegen zu können, beispielsweise wurden nun Kenia und Peru regelmäßig angeflogen.[1] Ähnlich wie bei anderen Fluggesellschaften in Osteuropa konnten 1968 die ersten Kurz- und Mittelstreckenjets des Typs Tupolew Tu-134 vom Hersteller erworben werden.[2] Ab 1972 wurden aus der Sowjetunion die ersten Flugzeuge des Typs Tupolew Tu-154 bezogen. Wie auch schon bei der Tu-134A im Jahr 1968, war Balkan Bulgarian Airlines auch dieses Mal der erste Auslandskunde dieses Typs überhaupt. In Gestalt der Serien Tupolew Tu-154B bzw. Tu-154B-2 und Tupolew Tu-154M sollten diese Flugzeuge bis Mitte der 1990er Jahre den Charakter der Flotte entscheidend prägen. Obwohl mit der Iljuschin Il-62 auch seitens der sowjetischen Hersteller ein Jet für Langstrecken zur Verfügung stand, hatte sich Balkan Bulgarian Airlines zu keiner Zeit für den Erwerb dieser Flugzeuge entschieden, vielmehr wurden die Tu-154 auf diesen Strecken eingesetzt. Mit drei Millionen gezählten jährlichen Passagieren erreichte Balkan Mitte der 1970er Jahre die höchste Passagierzahl aller Fluggesellschaften des Ostblocks. Anders als bei westlichen Airlines üblich, befanden sich auch Hubschrauber im Bestand der Balkan Bulgarian Airlines. Diese umfassten die Muster Mil Mi-4 und Mil Mi-8, welche fast ausschließlich auf den gering frequentierten Inlandsrouten zum Einsatz kamen und für Transport- und Sonderaufgaben herangezogen wurden. Mit dem Einsetzen der zweiten Ölkrise im Jahr 1979 begannen auch für Balkan Bulgarian Airlines schwere Jahre. Die jährliche Passagierzahl sank unter eine Million beförderter Passagiere und die hohen Treibstoffkosten sorgten für ein hohes Defizit. Erst 1985 konnten wieder mehr Passagier als vor dem Beginn der Ölkrise gezählt werden. Bis zum Ende der 1980er Jahre steigerten sich die Passagierzahlen auf drei Millionen. Zu drei gleichen Teilen von je etwa einer Million Passagieren im Jahr teilten sich diese auf die Inlandsflüge, auf Charterflüge und auf Linienflüge auf.

Besonders während der Sommermonate waren hohe Passagierzahlen im Charterflugverkehr zu verzeichnen. Die touristischen Ziele an der Schwarzmeerküste wurden beispielsweise von allen größeren Verkehrsflughäfen der DDR aus angeflogen, dazu gehörten Flüge von den Flughäfen Berlin-Schönefeld, Dresden, Erfurt und Leipzig-Schkeuditz nach Burgas und Warna.


Zusammenhang der Gesellschaft im realsozialistischen Wirtschafts- und Staatssystem


Balkan Bulgarian Airlines war vom Beginn bis zum Verkauf im Jahr 2002 eine rein staatliche Airline. In der Zeit des Realsozialismus in Bulgarien war sie somit auch wie andere Unternehmen an den Fünfjahresplan gebunden und musste die jeweiligen Planzahlen erfüllen. In dem damaligen System wurden viele Aufgaben gebündelt, die in westlichen Wirtschaftssystemen getrennt und von unterschiedlichen Anbietern erfüllt wurden. So gehörten Agrarflüge genauso zu den Aufgaben der Airline wie Regierungsflüge für Politiker und Mitglieder des Zentralkomitees. Des Weiteren verfügte man über eigene Reisebüros in fast allen bulgarischen Städten, Hauptstädten der sozialistischen Bruderländern und vereinzelt in diversen anderen europäischen und nordafrikanischen Haupt- und Großstädten. Der Bereich Wartung und Instandsetzung war ein weiterer großer Teil der Gesellschaft. Große Werften zur Wartung waren in Sofia, Warna und Burgas aufgestellt und kleinere Werften waren an den Regionalstandorten beheimatet. Insgesamt gehörte das Unternehmen zu den größten bulgarischen Arbeitgebern während der realsozialistischen Zeit.


Bulair


Antonow An-12 der Bulair, Tripolis 1969
Antonow An-12 der Bulair, Tripolis 1969

TABSO gründete Ende 1967 für Charterflüge (sowohl für Passagier- als auch Frachtcharter) eine Tochtergesellschaft namens Bulair, die unter dem IATA-Code DB flog. Überwiegend wurden Ziele im westlichen Ausland angeflogen, z. B. in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich, Schweden und Großbritannien. Dabei wurden in eigener Bemalung Flugzeuge der Typen Iljuschin Il-14, Iljuschin Il-18 sowie Antonow An-12 (diese für Frachtcharter) der Muttergesellschaft eingesetzt.[3]

Im Jahr 1972 wurde Bulair aufgelöst und wieder in die nunmehr Balkan Bulgarien Airlines genannte Muttergesellschaft integriert. Zu diesem Zeitpunkt bestand ihre Flotte aus je einer Iljuschin Il-14 und Antonow An-12 sowie vier Iljuschin Il-18.[4]


Entwicklung ab 1989


Boeing 737-500 der Balkan, Paris-CDG 1997
Boeing 737-500 der Balkan, Paris-CDG 1997
A320 der Balkan Bulgarian Airlines
A320 der Balkan Bulgarian Airlines

Die politischen Veränderungen des Jahres 1989 waren auch für Balkan Bulgarian Airlines folgenreich. Die bis 1989 vom bulgarischen Staat stark subventionierte Gesellschaft geriet in finanzielle Probleme und wurde Mitte der 1990er Jahre durch ein israelisches Konsortium finanziell über Wasser gehalten. Dabei wurde jedoch nicht bedacht, dass damit sämtliche bisher einträglichen Destinationen im arabischen Raum wegfallen würden (die machten einen Großteil des Verkehrs aus) und Anfang der 2000er-Jahre die Insolvenz nicht mehr vermieden werden konnte.

Auch im Bereich der Flotte vollzog sich ein starker Wandel. Mit Öffnung des Eisernen Vorhangs suchte man gezielt nach modernem und effizientem Fluggerät. Bereits ab November 1990 konnten drei Boeing 737-500 in die Flotte integriert werden.[5] Am 21. Dezember 1991 kam der erste geleaste Airbus A320-231 (Reg. LZ-ABA) aus dem Bestand der Orix in die Flotte der Balkan Bulgarian Airlines. Es folgten im Frühjahr und Sommer 1992 drei weitere Flugzeuge dieses Typs (Reg. LZ-ABB bis LZ-ABD). Für die Flugziele mit hohem Passagieraufkommen konnten zwei Boeing 767-200ER übernommen werden, die bis Anfang 1999 im Bestand der Balkan Bulgarian Airlines verblieben. Gleichzeitig wurde der Bestand an Tupolew Tu-154 kontinuierlich verringert, die in erster Linie zu Zielen in Osteuropa zum Einsatz kamen.

Zwei der drei Boeing 737-500 wurden im Dezember 1999 und Januar 2000 durch zunächst zwei Flugzeuge gleichen Typs der Serie 737-300 ersetzt. Ein weiteres Flugzeug des Typs Boeing 737-300 ergänzte den Bestand ab im Mai 2000.

Nur noch episodischen Charakter hat die weitere Ergänzung der Flotte mittels zweier weiterer Boeing 737-300 aus dem Bestand der Lufthansa in den Bestand sowie der Einsatz zweier ATR 42 im Spätherbst 1999.[6]

Nach der Insolvenz der Balkan Bulgarian Airlines im Oktober 2002 gründete der bulgarische Staat im Jahr 2002 die Bulgaria Air als Nachfolger.


Zielflughäfen


In den Jahren vor der Wende wurden viele kleine Flughäfen wie Russe, Targowischte, Plowdiw und Weliko Tarnowo angeflogen, welche mit dem Wegfall der Subventionen nach 1989 geschlossen wurden. Teilweise handelt es sich bei diesen Flughäfen um primär militärische genutzte Flugplätze. Später flog man innerhalb Bulgariens nur noch die internationalen Flughäfen der Städte Sofia, Warna, Burgas an.[7]

Ab 1992 wurden Leasingverträge für Maschinen der Typen Airbus A320-231, Boeing 737-300 und Boeing 767-200 abgeschlossen. Diese neuen Flugmuster innerhalb der Balkan-Flotte kamen fast ausschließlich auf den Strecken nach West- und Nordeuropa zum Einsatz, beispielsweise auf den Linien nach Kopenhagen, Frankfurt, Düsseldorf, Barcelona, Zürich-Kloten, London-Heathrow und London-Gatwick.

Die Langstreckenflugzeuge des Typs Boeing 767 flogen z. B. Strecken nach New York aber auch nach Asien und wurden gelegentlich auf innereuropäischen Routen eingesetzt.


Flotte


Iljuschin Il-14 der TABSO, Wien 1962
Iljuschin Il-14 der TABSO, Wien 1962
Jakowlew Jak-40 der Balkan, Stuttgart 1988
Jakowlew Jak-40 der Balkan, Stuttgart 1988

Balkan Bulgarian Airlines setzte bis 1989 Luftfahrzeuge folgender Typen ein:
Personen- und Transportflüge:

Spezialaufgaben:


Zwischenfälle


Unfallstelle der Iljuschin Il-18 vom November 1966 nahe Bratislava
Unfallstelle der Iljuschin Il-18 vom November 1966 nahe Bratislava

Von 1948 bis zur Betriebseinstellung 2002 kam es bei TABSO, Bulair und Balkan Bulgarian Airlines zu 23 Totalschäden von Flugzeugen. Bei 14 davon kamen 529 Menschen ums Leben.[8][9][10] Auszüge:

Die 1978 verunglückte Tupolew Tu-154 LZ-BTB der Balkan, Manchester 1972
Die 1978 verunglückte Tupolew Tu-154 LZ-BTB der Balkan, Manchester 1972

Siehe auch




Commons: Balkan Bulgarian Airlines – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Datenbankeintrag zur Il-18 auf rzjets.net (Abgerufen am 29. April 2010)
  2. Datenbankeintrag zur Tu-134/134A auf rzjets.net (Abgerufen am 27. April 2010)
  3. Ulrich Klee, Frank Bucher et al.: jp airline-fleets international. Zürich-Airport 1966–1972.
  4. Ulrich Klee, Frank Bucher et al.: jp aircraft-markings 72. Zürich-Airport 1972, S. 61.
  5. Flottenübersicht Boeing 737 der Balkan auf Airfleets.net (abgerufen am 26. April 2010)
  6. Flottenübersicht ATR 42-300 der Balkan auf Airfleets.net (abgerufen am 27. April 2010)
  7. verschiedene Flugpläne der Balkan Bulgarian Airlines
  8. Daten über die Fluggesellschaft TABSO im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 24. Juni 2020.
  9. Daten über die Fluggesellschaft Bulair im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 24. Juni 2020.
  10. Daten über die Fluggesellschaft Balkan Bulgarian Airlines im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 24. Juni 2020.
  11. Unfallbericht Li-2P LZ-TUE, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 9. Februar 2021.
  12. Unfallbericht IL-18V LZ-BEN, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 28. Dezember 2018.
  13. Unfallbericht Tu-154 LZ-BTN, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 28. Dezember 2018.
  14. Unfallbericht Tu-134 LZ-TUB, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 28. Dezember 2018.
  15. Unfallbericht Tu-154 LZ-BTB, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 23. Juni 2020.
  16. На 10 януари 1984 г., самолет на "Балкан" се разбива край София, Dnewnik.bg vom 9. Januar 2009 (bulgarisch), abgerufen am 20. Juli 2020.

На других языках


- [de] Balkan Bulgarian Airlines

[en] Balkan Bulgarian Airlines

Balkan Bulgarian Airlines (Bulgarian: Балкан) was Bulgaria's government-owned flag carrier[2] between 1947 and 2002. During the 1970s, the airline became a significant European carrier. The company encountered financial instability following the fall of communism in Central and Eastern Europe. Despite managing to continue operations, following the start of the 21st century and a controversial privatisation, it declared bankruptcy in 2002. Balkan was liquidated in late October 2002 (2002-10). Bulgaria Air was appointed Balkan's successor in December 2002 (2002-12).

[fr] Balkan Bulgarian Airlines

Balkan Airlines (bulgare : Балкан), fondée en 1947, était la compagnie aérienne nationale de Bulgarie. Elle a fait faillite en 2002 et Bulgaria Air a été créée pour reprendre ses activités.



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