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Die Iljuschin Il-14 (russisch Ильюшин Ил-14, NATO-Codename: Crate) ist ein sowjetisches Kurz- und Mittelstrecken-Verkehrsflugzeug mit zwei Kolbenmotoren. Sie war die verbesserte Nachfolgerin der Il-12. Bis auf die Version Avia 14 Super war die Il-14 nicht mit Druckkabine ausgestattet.

Iljuschin Il-14
TypTransportflugzeug
Entwurfsland

Sowjetunion 1923 Sowjetunion

Hersteller Iljuschin
Erstflug 13. Juli 1950
Indienststellung 30. November 1954
Produktionszeit

1953–1959

Stückzahl 1348

Geschichte


Il-14 auf dem Flughafen Leipzig, 1956
Il-14 auf dem Flughafen Leipzig, 1956
Cockpit
Cockpit
Passagierkabine
Passagierkabine

Das Flugzeug wurde als Ersatz für die Iljuschin Il-12 entwickelt, dem Nachfolgemuster der Li-2. Der Erstflug fand am 13. Juli 1950 statt. Die Il-14 ist eine zweimotorige, als Tiefdecker ausgelegte Propellermaschine. Das Flugzeug wurde sowohl für zivile wie auch für militärische Zwecke, z. B. als Transportflugzeug, eingesetzt.

Die Projektierung begann 1947 direkt nach dem Erprobungsende der Il-12 und sah anfangs die Verwendung von zwei 18-Zylinder-Triebwerken ASch-73 vor, was aber nach einigen Überlegungen wieder verworfen wurde. Die Il-14 sollte im Betrieb der Il-12 auftretende Probleme mit der Enteisungsanlage durch von den Abgasen hervorgerufene Korrosion beseitigen und auch im Einmotorenflug bei niedriger Geschwindigkeit und in Turbulenzen beherrschbar sein. Bei Ausfall eines Motors während des Starts sollte das Flugzeug den Vorgang trotzdem erfolgreich durchführen können. Die dafür notwendigen Untersuchungen wurden mit staatlicher Finanzierung und Unterstützung durch das Aerohydrodynamische Institut (ZAGI) und das Institut für Flugforschung (LII) durchgeführt. Im Ergebnis dessen erhielt die Tragfläche der Il-14 ein durchgehendes SR-5-Profil und eine negative Pfeilung von 3° bei 1/4 Tiefe, die einen Strömungsabriss im Bereich der Querruder verhindern sollte. Als Antrieb entschied man sich für zwei ASch-82T, die im Gegensatz zum in der Il-12 verwendeten ASch-82FN 50 PS mehr Startleistung lieferten, einem um 15 % gesenkten Kraftstoffdurchsatz aufwiesen und mit neuentwickelten AW-50-Verstellluftschrauben mit 3,8 m Durchmesser ausgestattet waren.

Der erste Prototyp, der am 13. Juli 1950 erstmals geflogen wurde, war allerdings noch mit dem Trag- und Seitenleitwerk der Il-12 ausgerüstet und diente nur zur Erprobung des ASch-82T und der Bordsysteme. Das zweite, aufgrund der neuartigen Enteisungsanlage als Il-14P bezeichnete Flugzeug erhielt neben den neuen Tragflächen das typische eckige Seitenleitwerk mit um 17 % vergrößerter Fläche. Es startete am 1. Oktober 1950 zum Erstflug. Während der Erprobung wurden erstmals in der Sowjetunion Triebwerksausfälle während der kritischen Startphase praktisch getestet, die in der Folge ein für die Erteilung der Zulassung notwendiger Bestandteil der Prüfung wurden. Die anschließende staatliche Erprobung von Ende 1951 bis zum August des Folgejahres wurde erfolgreich durchlaufen und mit dem Beschluss zur Serienfertigung beendet. Die erste im Taschkenter Flugzeugwerk serienmäßig hergestellte Il-14P führte am 14. März 1954 ihren Erstflug durch und nach der erfolgreichen Einsatzerprobung bei teilweise extremen Temperaturen bis −55 °C begann am 30. November 1954 der Einsatz auf den Fluglinien der Aeroflot.

Der Großteil der 1348 produzierten Maschinen wurde bis 1958 in der Sowjetunion von den Werken Nr. 30 „Snamja Truda“ in Moskau und Nr. 84 in Taschkent gefertigt. 80 Maschinen wurden von 1956 bis 1959 in der DDR vom VEB Flugzeugwerke Dresden als Il-14P gefertigt. In der Tschechoslowakei wurde das Flugzeug unter der Bezeichnung Avia 14 in den Jiří-Dimitrov-Werken Prag-Letňany gebaut.[1] Später wurden die Avia 14/32 aus der Il-14M, die Avia 14/32A mit strukturell verstärktem Rumpf und höherer Abflugmasse, die Avia 14 Salon sowie die Fotomaschine Av 14FG entwickelt. Von 1958 bis 1962 wurden insgesamt 203 Avia 14 hergestellt.


Konstruktion


Die Il-14 ist ein freitragender Tiefdecker mit einem Rumpf in Schalenbauweise mit Glattblechbeplankung. Äußerlich ähnelt sie sehr ihrer Vorgängerin Il-12. Der kreisförmige Rumpfquerschnitt und das Bugradfahrwerk wurden von der Il-12 übernommen. Die Tragflächen bestehen aus dem Mittelstück inklusive der Motorgondeln sowie den Außenflächen und sind in Trapezform mit einer aerodynamischen Streckung von 10,0 und aerodynamischer Tiefe von 3,4 m mit geraden Flügelspitzen ausgelegt. In den äußeren Flächen sind je vier Kraftstoffbehälter pro Seite mit einem Gesamtvolumen von 3500 l untergebracht. Die Schmierstoffbehälter fassen zusammen 220 l. Die V-Stellung des Mittelstücks beträgt 3°, die der Außenflächen 3° 30'. Die Klappen an der Hinterkante sind Spaltklappen und werden hydraulisch betätigt, das rechte Querruder besitzt eine Trimmklappe. Das Leitwerk ist ebenfalls freitragend ausgeführt. Das Seitenleitwerk hat eine quadratische Form mit einer vorgezogenen Leitwerkskante und einer relativ kleinen Rückenfinne. Alle Ruder sind stoffbespannte Metallgerüste. Das Bugradfahrwerk wird hydraulisch eingefahren, die mit Doppelrädern ausgerüsteten Hauptfahrwerke besitzen Öldruckbremsen. Die Spurweite der Haupträder beträgt 7,7 m, der Radstand von Bug- und Haupträdern 5,4 m. Die Hydraulik des Fahrwerks, der Landeklappen und die Bremsen des Hauptfahrwerks können über eine Notschaltung auch per Hand betätigt werden. Bei einem Komplettausfall des Hydrauliksystems werden Bugrad und Hauptradbremsen per Pressluft ausgefahren bzw. betätigt, das Hauptfahrwerk fährt in diesem Fall durch sein Eigengewicht und den Staudruck aus.

Angetrieben wird die Il-14 von zwei 14-Zylinder-Sternmotoren vom Typ Schwezow ASch-82T mit zwei hydraulischen, automatisch verstellbaren AW-50-Luftschrauben von 3,80 m Durchmesser und rund 200 kg Gewicht. Sie sind mit je vier Blättern aus Duraluminium ausgestattet, deren maximaler Umlauf bis zu 1500/min erreicht; gesteuert wird dieser durch einen Drehzahlregler R-50.[2] Die Triebwerke bilden mit der Verkleidung und den Hilfsaggregaten eine Einheit und sind somit komplett austauschbar. Ein Feuerlöscheinrichtung ist vorhanden. Die Motoren, die Luftschrauben, die Nasenkante der äußeren Tragflächen, die Leitwerksflossen sowie die Sichtfenster der Besatzungskabine sind mit Enteisungssystemen ausgestattet.[3]


Versionen



Nutzung


Das Flugzeug war in nahezu allen RGW-Staaten im Einsatz, neben den osteuropäischen auch in Kuba und Vietnam, außerdem in Afghanistan, Tschad, Irak, Nordkorea, der Volksrepublik China, Ägypten, Syrien und Südjemen. Die Il-14 wurde auch als VIP-Flugzeug für Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser, Indiens Premier Jawaharlal Nehru, Jugoslawiens Präsident Tito und den Schah von Persien eingesetzt.


Zwischenfälle


Vom Erstflug 1950 bis Juni 2022 kam es mit Iljuschin Il-14 zu 98 Totalschäden von Flugzeugen. Bei 73 davon kamen insgesamt 1054 Menschen ums Leben.[5] Auszüge:


Technische Daten


Dreiseitenriss
Dreiseitenriss
Kenngröße Il-14P[15] Il-14M (Av 14/32) Av 14T[4]
Besatzung45 (3)[16]4
Passagiere26–32max. 36 (32)[16]
Länge21,30 m22,31 m22,8 m
Spannweite31,70 m
Höhe7,90 m7,8 m
Flügelfläche100 m²
Flügelstreckung10,0
Flächenbelastung165 kg/m²[3]175,0 kg/m²
Leistungsbelastung4,35 kg/PS[3]4,61 kg/PS[16]
Flächenleistung38 PS/m²[3]
Schraubenflächenleistung168,1 PS/m²[3]
Leermasse12.700 kg
Rüstmasse12.00012.500 kg[16]
Startmasse17.000 kgmax. 18.500 kg (17.500 kg)[16]18.000 kg
Antrieb2 Doppelsternmotoren Schwezow ASch-82T
Leistungje 1.900 PS (1.397 kW) bei 2600/min
Höchstgeschwindigkeit395 km/h430 km/h410 km/h
Reisegeschwindigkeitmax. 345 km/h345 km/h375 km/h
Landegeschwindigkeit135 km/h137 km/h
Steiggeschwindigkeit6,2 m/s4,8 m/s
Gipfelhöhe7000 m6500 m6900 m
Reichweitemax. 3200 km2250 km1800 m
Startrollstrecke470 m[3]500 m[16]570 m
Startstrecke1020 m auf 25 m Höhe1085 m auf 25 m Höhe[16]990 m auf 15 m Höhe
Landerollstrecke430 m[3]445 m[16]
Landestrecke860 m aus 25 m Höhe[3]875 m aus 25 m Höhe[16]830 m aus 15 m Höhe

Erhaltene Exemplare


Deutschland

Mit Ausnahme der Sinsheimer Il-14 wurden alle in Deutschland vorhandenen Maschinen in Dresden hergestellt.[17][24]

Schweiz

Literatur




Commons: Iljuschin Il-14 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Peter Stache: Avia-14T. In: Flügel der Heimat Nr. 8/1959, Sport und Technik, Berlin, S. 32.
  2. W. Leuthold: Die Luftschrauben des Mittelstrecken-Verkehrsflugzeuges IL 14 P. In: Deutsche Flugtechnik. Mitteilungen zur fachlichen Information für die Mitarbeiter der Luftfahrtindustrie der Deutschen Demokratischen Republik., Nr. 3, 2. Jahrgang, März 1958, Verlag Technik, Berlin, S. 40–43.
  3. J. Klindert: Das Mittelstrecken-Verkehrsflugzeug IL 14 P. In: Deutsche Flugtechnik. Mitteilungen zur fachlichen Information für die Mitarbeiter der Luftfahrtindustrie der Deutschen Demokratischen Republik. Nr. 2, 1. Jahrgang, Juni 1957, Verlag Technik, Berlin, S. 20–23.
  4. VVB Flugzeugbau (Hrsg.): Frachtflugzeug IL 14 T aus der CSR. In: Deutsche Flugtechnik, Nr. 3/1960, 4. Jg. Verlag Technik, Berlin, S. 84/85.
  5. Unfallstatistik Ilyushin Il-14, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 24. Juli 2022.
  6. Flugunfalldaten und -bericht IL-14 B-632 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 5. Dezember 2021.
  7. ASN Aircraft accident Ilyushin Il-14 CCCP-91554 Tashkent Airport (TAS). In: aviation-safety.net. Abgerufen am 27. Juli 2020 (englisch).
  8. Flugunfalldaten und -bericht Il-14 CzAF 3148 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 20. Mai 2021.
  9. Unfallbericht IL-14 СССР-61618, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 14. Januar 2018.
  10. Flugunfalldaten und -bericht IL-14 B-640 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 5. Dezember 2021.
  11. Flugunfalldaten und -bericht IL-14 B-618 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 5. Dezember 2021.
  12. Flugunfalldaten und -bericht IL-14 B-616 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 5. Dezember 2021.
  13. Flugunfalldaten und -bericht IL-14 B-644 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 5. Dezember 2021.
  14. Flugunfalldaten und -bericht IL-14 B-4218 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 26. März 2021.
  15. Iljuschin IL-14P. FR-Sammelserie. In: Fliegerrevue.
  16. H.-K. Lepitré: Das tschechoslowakische Kurz- und Mittelstreckenflugzeug Avia Il 14-32. In: Deutsche Flugtechnik, Nr. 8/1958, 2. Jahrgang. Verlag Technik, Berlin, S. 140/141.
  17. Gerd Ritter: Aufenthaltsorte der IF-Flugzeuge. Abgerufen am 13. November 2020.
  18. Geschichte – „Landhotel Waldperle“. In: waldperle-langenbernsdorf.de. Abgerufen am 30. Juli 2018.
  19. Felix Knothe (mz): EHEMALIGER INTERFLUG-FLIEGER ALS AUSFLUGSZIEL, PFERDEKOPPEL-ZIERDE UND JETZT AUSSTELLUNGSOBJEKT - Odyssee der Iljuschin IL-14. Volksstimme, 18. Juli 2014, abgerufen am 16. April 2022.
  20. Kai Müller: Die letzte Landung der IL-14/Restaurierung eines Flugzeugs, Tagesspiegel am 28. September 2020, abgerufen am 17 Jan. 2021
  21. DM-SAD. In: interflug.biz. Abgerufen am 29. Juli 2020.
  22. Informationen zur Maschine auf skybird-ev.de, abgerufen am 24. April 2017. Die Werknummer 146000833 deutet auf einen sowjetischen Hersteller hin.
  23. Avia 14 Czech Air Force 3114 ausgestellt im Golfpark Biblis-Wattenheim Golfparkallee 2 68647 Biblis-Wattenheim - Flugzeug-bild.de. Abgerufen am 13. August 2022.
  24. Detlef Meyer, Manfred Billig: Flugzeuge der DDR, Teil 1, Motorbuch, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02198-6, S. 181 ff.
  25. IL-14, Das Flugzeug. Abgerufen am 30. Juli 2019 (Geschichte der Il-14 mit der Werknummer 01146.).

На других языках


- [de] Iljuschin Il-14

[en] Ilyushin Il-14

The Ilyushin Il-14 (NATO reporting name: Crate) was a Soviet twin-engine commercial and military personnel and cargo transport aircraft that first flew in 1950, and entered service in 1954. The Il-14 was also manufactured in East Germany by VVB Flugzeugbau as the VEB 14 and in Czechoslovakia as the Avia 14. The Ilyushin Il-14 was typically replaced by the Antonov An-24 and Yakovlev Yak-40.

[fr] Iliouchine Il-14

L'Iliouchine Il-14 (Code OTAN : « Crate ») est un avion de transport civil et militaire soviétique mis en service en 1954. Construit par l'usine d'aviation de Tachkent, il fut également produit en RDA, en Tchécoslovaquie sous la désignation Avia 14, et en Chine sous la désignation Y-6.

[it] Ilyushin Il-14

L'Ilyushin Il-14 (in cirillico Ильюшин Ил-14, nome in codice NATO Crate[2]) era un aereo da trasporto progettato dall'OKB 39 diretto da Sergej Vladimirovič Il'jušin e sviluppato in Unione Sovietica nei tardi anni quaranta.

[ru] Ил-14

Ил-14 (по кодификации НАТО: Crate — «Ящик» или «Контейнер») — советский ближнемагистральный самолёт. Разработан в конце 1940-х годов для замены устаревшего самолёта Ли-2, как дальнейшее развитие технических решений, реализованных в самолёте Ил-12. Последний советский пассажирский лайнер с поршневыми двигателями.



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