Die Sikorsky/Boeing SB>1 Defiant ist ein militärischer Flugschrauber der amerikanischen Hersteller Sikorsky und Boeing. Er ist als Technologiedemonstrator konzipiert und soll im Rahmen des Joint Multi Role Technology Demonstration (JMR TD) Programms der US-Streitkräfte die Umsetzbarkeit der ungewöhnlichen Konfiguration demonstrieren und den Streitkräften bei der finalen Auswahl des Konzepts für die Beauftragung der Entwicklung eines serientauglichen Musters dienen. Er steht in Konkurrenz zur Bell V-280.[1][2]
SB>1 Defiant | |
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Typ | militärischer Flugschrauber |
Entwurfsland | Vereinigte Staaten |
Hersteller | Sikorsky, Boeing, Swift Engineering |
Erstflug | 21. März 2019 |
Um die alternde Hubschrauberflotte des US-Militärs zu erneuern, wurde 2004 das Future Vertical Lift (FVL) Programm ins Leben gerufen, um eine Familie zukünftiger Hubschrauber zu entwickeln. Dabei ist eine Unterteilung in vier Gewichtsklassen geplant (light, medium, heavy, ultra). Als Vorstufe für die Medium-Kategorie, in die z. B. die aktuellen Modelle Sikorsky UH-60 und Boeing AH-64 fallen, sollen im Rahmen des Joint Multi-Role (JMR) Programms die Konzepte untersucht und ihre Eignung nachgewiesen werden.[3] Beim JMR trat Sikorsky/Boeing gegen drei weitere Bewerber (Bell, Karem, AVX) an,[4] von denen schließlich jedoch nur Bell und Sikorsky/Boeing für den Bau eines Demonstrators ausgewählt wurden. Bell schickt die der V-22 Osprey ähnliche V-280 Valor ins Rennen, während Sikorsky/Boeing mit einem neuen Konzept auf Basis der Sikorsky X2 antreten, der SB>1 Defiant.[5]
Um die Anforderungen hinsichtlich hoher Fluggeschwindigkeit zu erfüllen, musste auf neue Konzepte zurückgegriffen werden, da herkömmliche Hubschrauber hier limitiert sind. Bei der Auslegung griff Sikorsky auf Erfahrungen aus vergangenen Forschungsprogrammen zurück. Bereits 40 Jahre zuvor hatte Sikorsky zusammen mit der NASA die Sikorsky S-69 gebaut und getestet. Während damals noch Strahltriebwerke für den Vortrieb sorgten, kam auch hier bereits ein Koaxialrotor zum Einsatz. Das finale Konzept mit Schubpropeller, allerdings in deutlich kleinerer Form, wurde in Form der Sikorsky X2 von 2008 bis 2010 erprobt.[5][6][2]
Der für 2017 geplant Erstflug[7][5][2] erfolgte am 21. März 2019 in West Palm Beach Florida.[8]
Zentrale Konstruktionsmerkmale der SB>1 sind der Koaxialrotor kombiniert mit einem Schubpropeller. Um den Luftwiderstand bei hohen Fluggeschwindigkeiten zu senken, muss der Abstand zwischen den beiden koaxialen Rotoren möglichst gering gehalten werden. Da eine Berührung der gegenläufigen Rotorblätter fatale Folgen hätte, müssen die Rotoren sehr steif ausgeführt werden.[1][2] Angetrieben werden Rotor und Propeller von zwei Gasturbinentriebwerken Honeywell T55, die für ein späteres Serienmodell durch die effizienteren, jedoch noch zu entwickelnden Future Affordable Turbine Engine (FATE) ersetzt werden sollen.[9]
Kenngröße | Daten[9] |
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Besatzung | 2 |
Passagiere | 12 |
max. Startmasse | > 13.600 kg |
Reisegeschwindigkeit | 250 kts (463 km/h) |
max. Schwebeflughöhe | 6000 ft bei 35 °C (1800 m) |
Reichweite | 229 NM (424 km) |
Triebwerke | zwei Honeywell T55 |
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Herstellerbezeichnungen |
VS-300 (S-46) • S-47 (VS 316) • S-48 (VS 327) • S-49 (VS 316B) • S-51 • S-52 • S-53 • S-54 • S-55 • S-56 • S-57 • S-58 • S-59 • S-60 • S-61 • S-62 • S-63 • S-64 • S-65 • S-66 • S-67 • S-68 • S-69 • S-70 • S-71 • S-72 • S-73 • S-74 • S-75 • S-76 • S-80 • S-92 • S-97 • S-100 • S-300 • S-333 • S-434 • X2 • Raider X • SB>1 |
Militärische Bezeichnungen |
XV-2 • H-3 • R-4 • H-5A bis H-5E • H-5F bis H-5H • R-6 • H-18 • H-19 • H-34 • CH-37 • XH-39 • HH-52 • CH-53 (CH-53K) • CH-54 • XH-59 • HH-60 • MH-60 • SH-60 • UH-60 • VH-60 • RAH-66 • CH-124 • CH-148 |
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Zivile Baureihen: | |
Militärische Baureihen: |