Die Ch-28 (russisch Х-28, NATO-Codename AS-9 Kyle) war eine sowjetische Luft-Boden-Rakete. Sie diente zur Bekämpfung von bodengebundenen Radaranlagen.
Ch-28 | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ | Luft-Boden-Rakete |
Heimische Bezeichnung | Ch-28 |
NATO-Bezeichnung | AS-9 Kyle |
Herkunftsland | Sowjetunion 1955![]() |
Hersteller | Konstruktionsbüro Raduga |
Entwicklung | 1963 |
Indienststellung | 1973 |
Einsatzzeit | 1973–1997 |
Technische Daten | |
Länge | 6,04 m |
Durchmesser | 430 mm |
Gefechtsgewicht | 715 kg |
Spannweite | 1.930 mm |
Antrieb | Flüssigtreibstoff-Raketentriebwerk |
Geschwindigkeit | Mach 2,4–3,0 |
Reichweite | 80–120 km |
Ausstattung | |
Lenkung | INS |
Zielortung | passiver Radarsuchkopf |
Gefechtskopf | 140-kg-Splittergefechtskopf |
Zünder | Näherungszünder |
Waffenplattformen | Flugzeuge |
Listen zum Thema |
Basierend auf den US-amerikanischen Erfahrungen im Vietnamkrieg wurde anfangs der 1960er-Jahre in der Sowjetunion die Entwicklung einer Antiradarrakete geplant. Der Auftrag wurde dem OKB-155-2 (späteres Konstruktionsbüro Raduga) zugesprochen. Die Entwicklung begann 1963. Die geplante Lenkwaffe sollte mit der Jakowlew Jak-28 zum Einsatz gebracht werden. Zuerst war vorgesehen, die Ch-28 mit einem Feststoff-Raketentriebwerk auszurüsten. Auf Grund der geforderten Reichweite von 120 km konnte dies mit den damaligen Mitteln aber nicht realisiert werden. Daher wurde auf einen Raketenmotor mit Flüssigtreibstoff zurückgegriffen.[1] Nach einer Entwicklungszeit von zehn Jahren wurde die Ch-28 im Jahre 1973 von den sowjetischen Luftstreitkräften eingeführt.[2] Die Ch-28 war das sowjetische Pendant zur US-amerikanischen AGM-78.
Bei der Ch-28 handelt es sich prinzipiell um eine verkleinerte Ausführung der Ch-22.[2] Angetrieben wurde sie von dem Flüssigtreibstoff-Zweikammertriebwerk R-253-300. Dieses entwickelte einen Schub von 8 kN. Es verwendete den Treibstoff TG-02 und den AK-27-Oxidator. Die Rakete musste unmittelbar vor ihrem Einsatz auf dem Stützpunkt mit den toxischen Flüssigkeiten betankt werden.[3] Die Ch-28 kam bei der Niederhaltung feindlicher Flugabwehr zum Einsatz. Ihr Suchkopf schaltete auf die Frequenz des gegnerischen Radars auf und nutzt diese, um die Radarstellung zu treffen. Dazu verwendete die CH-28 den APR-28-Suchkopf.[4] Dieser verfügte über austauschbare Module welche auf die Frequenzbänder der Flugabwehrraketen Nike Hercules, Thunderbird, Bloodhound und später auch Hawk abgestimmt waren.[5]
Zum Erfassen der Radarstrahlung musste das Einsatzflugzeug mit einem speziellen Radarempfänger ausgerüstet sein. Bei der Suchoi Su-24 war dies das im Flugzeug integrierte System Filin-H. Bei der Suchoi Su-17 kam die extern mitgeführte Gondel Metel zum Einsatz.[2] Hatte der Radarempfänger Radarstrahlung empfangen, musste das Flugzeug auf gleichbleibender Höhe für eine bestimmte Zeit einen schlangenlinienförmigen Kurs fliegen. So konnte das April-28-Navigationssystem der Ch-28 mittels trigonometrischen Berechnungen die Position der Radaranlage bestimmen.[5][3] Danach konnte die Lenkwaffe aus einem Höhenbereich von 200–15.000 m gestartet werden. Aus einer Starthöhe von 5.000 m hatte sie eine Einsatzreichweite von 70 km. Bei einem Start unter 1.000 m lag dieser Wert bei 45 km.[6] Nach dem Abwurf folgte eine kurze antriebslose Phase. Erst in sicherem Abstand zum Flugzeug zündete das Raketentriebwerk. Die Ch-28 flog nun mit Hilfe des Suchkopfes und des Autopiloten auf die Radaranlage zu. Stellte während dieser Zeit die Radaranlage den Sendebetrieb ein, so konnte die Ch-28 für maximal 10 Sekunden den eingeschlagenen Kurs beibehalten; danach verlor sie das Ziel.[6] Der Gefechtskopf wurde mittels eines Näherungszünders zur Detonation gebracht. Im optimalen Fall erfolgte diese rund 5 m über der Radaranlage. Die Treffererwartung lag bei rund 80 % und der Streukreisradius (CEP) betrug rund 20 m.[1] Der 9A283-Splittergefechtskopf wog 140 kg und hatte einen Sprengstoffanteil von 74 kg.[6]
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