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Die Suchoi Su-24 (russisch Сухой Су-24, NATO-Codename: Fencer, zu deutsch Fechter) ist ein zweisitziger taktischer Bomber (Frontbomber), der in der Sowjetunion entwickelt wurde. Nach seinem Einsatz bei den sowjetischen Luftstreitkräften wird er bis heute von den russischen Luftstreitkräften und den Luftwaffen anderer Länder eingesetzt. Die Piloten sitzen wie beim US-amerikanischen Vorbild F-111 nebeneinander.

Suchoi Su-24
TypFrontbomber
Entwurfsland

Sowjetunion 1955 Sowjetunion

Hersteller Suchoi
Erstflug 2. Juli 1967
Indienststellung 1974
Stückzahl ca. 1400

Entwicklung


Zwei russische Su-24M im Flug (2009)

Mitte der 1960er-Jahre suchten die sowjetischen Frontfliegerkräfte einen Nachfolger für die inzwischen veraltete Jak-28. Nach den Entwürfen S-6 mit konventionellen Pfeilflügeln und T-6 mit Doppeldeltatragflächen und vier Hubtriebwerken im Rumpf, dessen Prototyp T-6-1 am 2. Juli 1967 zum ersten Mal flog, entschied sich Konstrukteur Jewgeni S. Felsner Ende 1967 für eine Lösung mit Schwenkflügeln. Grund waren die schlechten Flugeigenschaften sowie die unzureichende Nutzlast und Reichweite der T-6-1. Ihr Konzept wurde direkt vom US-amerikanischen TFX-Programm beeinflusst, das zur F-111 führte. Die sowjetischen Luftstreitkräfte forderten ein Flugzeug mit ähnlichen Fähigkeiten, wobei man vermutete, dass die Flugeigenschaften auf die Schwenkflügelauslegung zurückzuführen seien. Der Prototyp T-6-2I wurde am 17. Januar 1970 von Wladimir S. Iljuschin erstmals geflogen. Da die Tests erfolgreich verliefen, wurde schon im Dezember 1971 die erste Serienmaschine der Su-24 im Tschkalow-Werk in Nowosibirsk fertiggestellt. Diese hatte ein gegenüber dem Prototyp geändertes Heck und optimierte Lufteinläufe. 1973 wurde der erste Einsatzverband der Luftstreitkräfte und 1975 der Marine mit der gegenüber den Vorläufern wesentlich leistungsfähigeren, jedoch auch komplexeren Maschine ausgerüstet.[1]

Die Su-24 füllt die Rolle eines tieffliegenden, allwettertauglichen Bodenangriffsflugzeugs aus. Die Su-24 ist auch von Behelfsflugplätzen einsetzbar.

Die sowjetischen Vermutungen erwiesen sich als richtig – die Su-24 stellte sich als ein leistungsfähiges Kampfflugzeug heraus, mit guter Reichweite, variabler Bewaffnung (verteilt auf acht Aufhängepunkte; vier Unterrumpf- und vier Unterflügelstationen) bis hin zu nuklearen Freifallbomben, fortgeschrittenen elektronischen Abwehr- (Eloka) und Frühwarnsystemen.

Aufgrund ihrer Robustheit ist sie im Export immer noch sehr beliebt und wird auf Anfrage nachgefertigt.

Während der Erprobung und Entwicklung der Su-24 gingen zehn Flugzeuge verloren. Acht Piloten, die sich mit dem Schleudersitz retteten, überlebten und 13 starben. Bei keinem anderen Flugzeug des Konstruktionsbüros Suchoi gab es derartig hohe Verluste während der Erprobung wie bei der Su-24.

Nach einer Pannenserie kündigten die russischen Luftstreitkräfte 2012 an, bis 2020 alle Maschinen dieses Typs außer Dienst stellen zu wollen.[2]


Versionen


Bugansicht einer Suchoi Su-24
Bugansicht einer Suchoi Su-24
Suchoi Su-24MR
Suchoi Su-24MR
Su-24M der weißrussischen Luftwaffe
Su-24M der weißrussischen Luftwaffe

Es wurden folgende Versionen gebaut bzw. geplant:


Technische Daten


Kenngröße Daten der Su-24 („Fencer-A“) Daten der Su-24MK („Fencer-D“) Daten der Su-24M2
TypFrontbomber
Besatzung2
Länge22,67 m24,53 m
Spannweite
  • bei 68° Pfeilung: 10,36 m
  • bei 16° Pfeilung: 17,63 m
Flügelfläche55,17 m² (bei 16° Flügelpfeilung)
Flügelstreckung5,63 (bei 16° Flügelpfeilung)
Tragflächenbelastung
  • minimal (Leermasse): 383 kg/m²
  • nominal (normale Startmasse): 631 kg/m²
  • maximal (maximales Startmasse): 689 kg/m²
  • minimal (Leermasse): 404 kg/m²
  • nominal (normale Startmasse): 690 kg/m²
  • maximal (max. Startmasse): 793 kg/m²
  • minimal (Leermasse): 383 kg/m²
  • nominal (normale Startmasse): 653 kg/m²
  • maximal (max. Startmasse): 720 kg/m²
Höhe6,19 m5,97 m
Spurweite3,31 m
Radstand8,51 m
Leermasse21.150 kg22.320 kg21.150 kg
normale Startmasse34.830 kg38.040 kgca. 36.000 kg
max. Startmasseca. 38.000 kg43.755 kg39.700 kg
max. Landemasseca. 24.000 kg27.900 kg24.500 kg
max. Treibstoffkapazitätk. A.11.100 kg (intern)9.800 kg (intern)
Kraftstoffverhältnisk. A.0,290,27
Höchstgeschwindigkeit
  • Mach 2,18 bzw. 2317 km/h (auf optimaler Höhe)
  • Mach 1,15 bzw. 1320 km/h (auf Meereshöhe)
Dienstgipfelhöhe17.500 m
Startrollstrecke900 m1300 mk. A.
Landerollstrecke850 m950 mk. A.
Einsatzradiusk. A.
  • 320 km (Flugprofil: Tief-Tief-Tief)
  • 950 km (Flugprofil: Tief-Tief-Hoch)
  • 1050 km (Flugprofil: Hoch-Tief-Hoch)
Überführungsreichweiteca. 2500 km2775 kmk. A.
Lastvielfache+6g
Triebwerkezwei Mantelstromtriebwerke Ljulka AL-21F-3zwei Mantelstromtriebwerke NPO Saturn AL-21F-3A
Schubkraft
  • mit Nachbrenner: 2 × 109,87 kN
  • ohne Nachbrenner: 2 × ca. 75 kN
  • mit Nachbrenner: 2 × 109,87 kN
  • ohne Nachbrenner: 2 × 76,52 kN
Schub-Gewicht-Verhältnis
  • maximal (Leermasse): 1,06
  • nominal (normale Startmasse): 0,64
  • minimal (max. Startmasse): 0,59
  • maximal (Leermasse): 1,00
  • nominal (normale Startmasse): 0,59
  • minimal (max. Startmasse): 0,51
  • maximal (Leermasse): 1,06
  • nominal (normale Startmasse): 0,62
  • minimal (max. Startmasse): 0,56

Bewaffnung


Dreiseitenriss
Dreiseitenriss

Festinstallierte Bewaffnung im Bug


Waffenzuladung von 8000 kg an acht Außenlaststationen (davon zwei mitschwenkend an den äußeren Tragflächen)


Luft-Luft-Lenkflugkörper



Marschflugkörper



Luft-Boden-Lenkflugkörper


Techniker überprüfen eine Ch-25 an einer Su-24 im Syrischen Bürgerkrieg im Oktober 2015
Techniker überprüfen eine Ch-25 an einer Su-24 im Syrischen Bürgerkrieg im Oktober 2015

Ungelenkte Luft-Boden-Raketen



Gelenkte Bomben

Ungelenkte Bomben

  • 4 × Mehrfachbombenträger MBD3-U6-68 mit je 4-5 × Basalt FAB-100 (100-kg-Freifallbombe; total 18 Bomben)
  • 6 × Mehrfachbombenträger MBD3-U6-68 mit je 6 × Basalt FAB-100 (100-kg-Freifallbombe; nur Su-24M, total 38 Bomben)
  • 18 × Basalt FAB-250M-54 (250-kg-Freifallbombe; nur Su-24M, total 30 Bomben)
  • 16 × Basalt FAB-250M-62 (250-kg-Freifallbombe)
  • 16 × RBK-250-275 (275-kg-Streubombe)
  • 16 × ZAB-250 (250-kg-Brandbombe)
  • 10 × FAB-500M-62 (500-kg-Freifallbombe)
  • 10 × OFZAB-500 (500-kg-Brandbombe)
  • 8 × FAB-500M-54 (500-kg-Freifallbombe)
  • 7 × FOZAB-500 (500-kg-Brandbombe)
  • 7 × ODAB-500PM (500-kg-Aerosolbombe)
  • 7 × RBK-500 (500-kg-Streubombe)
  • 7 × ZB-500RT (450-kg-Napalmbombe)
  • 5 × BETAB-500SHP (500-kg-Anti-Pisten-Bombe)
  • 3 × FAB-1500M-64 (1500-kg-Freifallbombe)

Kernwaffen

  • 1 × TN-1000 (taktische 30-kT-Freifall-Nuklearbombe)
  • 1 × 6U-57 (taktische Freifall-Nuklearbombe)
  • 1 × 8U-49 (taktische Freifall-Nuklearbombe)
  • 1 × 8U-63 (taktische Freifall-Nuklearbombe)
  • 1 × BD3-66-24N Bombenrack für je 1 × RN-28 (taktische 10-kT-Freifall-Nuklearbombe)
  • 1 × BD3-66-24N Bombenrack für je 1 × RN-24 (244N „Tatjana“) (450 kg schwere taktische 10-kT-Freifall-Nuklearbombe)

Externe Behälter

  • 7 × Basalt KMGU-2 (270-kg-Submunitionsbehälter für Kleinbomben und Minen)
  • 3 × SPPU-6-Behälter für je eine 23-mm-Maschinenkanone GSch-6-23 um 45 Grad nach unten schwenkbar, 500 Schuss Munition
  • 1 × abwerfbarer Zusatztank PTB-2000 für 2000 Liter Kerosin unter dem Rumpf
  • 2 × abwerfbarer Zusatztank PTB-3000 für 3000 Liter Kerosin an den inneren Tragflächenstationen
  • 1 × UPAS-1A-Luftbetankungsbehälter mit Schlauchtrommel und Korb
  • 1 × Fantasmagoria-A L-080 (EKF-Behälter zur Lokalisierung von elektronischen Strahlungsquellen auf einer bestimmten Frequenzbandbreite)
  • 1 × Fantasmagoria-B L-081 (elektronischer Ziellokalisierungsbehälter)
  • 1 × Filin-N (EKF-Behälter zur Lokalisierung von elektronischen Strahlungsquellen auf einer bestimmten Frequenzbrandbreite)
  • 1 × Fasol SPS-5M (Radar-Störsender)
  • 1 × Tekon/Elektron APK-9E-Funkdatenübertragungsbehälter als Relais der Lenksignale für die Ch-23/Ch-59 und KAB-100T

Selbstverteidigungssysteme



Radarwarner


Hinter den Lufteinläufen vor den Tragflächen befindet sich je ein „Berjoscha“-SPO-10- und im Vorflügel ein SPO-15C-Radarwarner. Zusätzlich sind ein SPO-15C- und ein SPO-10-Radarwarnempfänger in der Heckflosse und über dem Bremsschirmbehälter untergebracht.


Raketenanflugwarner


Der Infrarotemissionen suchende Raketenanflugwarnsensor (MAWS) Asowsky L-082 MAK-UL ist in einer Kugel im vorderen Rumpfrückenwulst eingebaut.


Täuschkörperdispenser


Am Anfang der Höhenflossen sind in den Rumpf auf jeder Seite je ein Gorizont-AAP-50MA-Täuschkörperwerfer (rechteckiger Behälter für je 12 × 50-mm-Hitzefackel-Täuschkörpern) eingebaut. Zusätzlich können weitere länglich gebaute AAP-50MR-Täuschkörperwerfer anstelle des Grenzschichtzauns installiert werden.


Elektronische Kriegsführungssysteme


Das Filin-N-Verteidigungssystem erhält die Informationen der Radarwarnsensoren SPO-15 und steuert bei Bedarf den EKF-Störsender SPS-61 an. Weiter ist im System der aktive Radarstörsender Geran-F integriert. Auch die Täuschkörperwerfer AAP-50 werden bei Bedarf automatisch ausgelöst. Ab der Su-24M ist das verbesserte System Karpaty mit dem MAK-IR-Warner installiert.


Nutzerstaaten


Aktuelle Nutzer

Ehemalige Nutzer


Siehe auch




Commons: Suchoi Su-24 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Suchoi Su-24 – Flugzeuge bis ins kleinste Detail. FlugRevue März 2009, S. 51–54.
  2. SBU: Ukrainischer Pilot wollte Bomber nach Russland entführen. In: Stimme Russlands, 30. September 2014.
  3. Jefim Gordon: Soviet/Russian Aircraft Weapons since World War Two. Midland Publications, 2004, S. 175.
  4. Trade Register auf sipri.org, abgerufen am 17. Mai 2021
  5. The International Institute for Strategic Studies (IISS): The Military Balance 2018. 1. Auflage. Routledge, London 2018, ISBN 978-1-85743-955-7 (englisch, Stand: Januar 2018).
  6. World Military Aircraft Inventory. „2013 Aerospace“. Aviation Week and Space Technology. January 2013.
  7. Бомбардировщики Су-24 выведены из состава Вооруженных Сил Беларуси (englisch), Белорусское телеграфное агентство. 21. Februar 2012. Abgerufen am 5. Dezember 2015.

На других языках


- [de] Suchoi Su-24

[en] Sukhoi Su-24

The Sukhoi Su-24 (NATO reporting name: Fencer) is a supersonic, all-weather attack aircraft developed in the Soviet Union. The aircraft has a variable-sweep wing, twin-engines and a side-by-side seating arrangement for its crew of two. It was the first of the USSR's aircraft to carry an integrated digital navigation/attack system.[1] It remains in service with the Russian Air Force, Syrian Air Force, Ukrainian Air Force, Algerian Air Force and various other air forces to which it was exported.

[fr] Soukhoï Su-24

Le Soukhoï Su-24 (code OTAN Fencer) est un bombardier tout-temps à géométrie variable de première ligne soviétique. Au total, environ 1 400 exemplaires en ont été produits.

[it] Sukhoi Su-24

Il Sukhoi Su-24 (in cirillico: Сухой Су-24, nome in codice NATO: Fencer) è un bombardiere tattico supersonico con ali a geometria variabile di fabbricazione sovietica, sviluppato dall'OKB-51 negli anni sessanta ed entrato in servizio nell'aviazione sovietica nel 1974.

[ru] Су-24

Су-24 (изделие Т-6, по кодификации НАТО: Fencer — «Фехтовальщик») — советский и российский тактический фронтовой бомбардировщик с крылом изменяемой стреловидности, предназначенный для нанесения ракетно-бомбовых ударов в простых и сложных метеоусловиях, днём и ночью, в том числе на малых высотах с прицельным поражением наземных и надводных целей. Носитель тактических ядерных зарядов.



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