Die Junkers F 13 (interne Werksbezeichnung J 13; in den USA von der Junkers-Larsen Aircraft Corporation als Larsen JL-6 vermarktet) war bzw. ist ein Verkehrs- und Frachtflugzeug der Junkers Flugzeugwerke in Dessau. Der 1919 entwickelte Typ war das erste Ganzmetallflugzeug der zivilen Luftfahrt.
Der Duralumin-Rumpf einer F 13, 1919Die Duralumin-Tragfläche einer F13, 1919Cockpit einer Junkers F 13 in den 1920er-JahrenKabine einer Junkers F 13, 1919F-13-Start auf dem Tempelhofer Feld, 7. März 1923Junkers-Verkehrsflugzeug F 13 (R-RECI) 1925 über TeheranJunkers F 13 als Junkers-Larsen JL 6 am 10. Juni 1920 auf der Naval Air Station AnacostiaDenkmal am ersten Flugplatz von Hugo Junkers in Dessau, 2013
Der einmotorige Tiefdecker bot in einer geschlossenen Kabine vier Passagieren Platz. Insgesamt wurden von 1919 bis 1932 etwa 320 Maschinen gebaut, von denen rund 110 in Deutschland zugelassen waren.
Geschichte
Hugo Junkers hatte ab 1915 eine Reihe von Ganzmetallflugzeugen entwickelt. Seine Junkers J 1 von 1915 war das erste verspannungslose (freitragende) flugfähige Ganzmetallflugzeug der Welt und die 1917 mit der Werksbezeichnung Junkers J.4 entwickelte Junkers J.I der deutschen Fliegertruppe war das erste in Serie gebaute Ganzmetallflugzeug der Welt. Mit diesen Ganzmetallflugzeugen hatte er sein 1910 patentiertes Konzept vom unverspannten Flügel mit dickem Profil als ideales Flugzeugtragwerk praktisch umgesetzt. Nach dem Ersten Weltkrieg verfolgte Hugo Junkers dieses Konzept weiter und gab seinem Chefkonstrukteur Otto Reuter den Auftrag, ein Passagierflugzeug zu entwickeln, das vollständig aus Metall hergestellt werden sollte. Das Flugzeug wurde ausschließlich für den zivilen Einsatz entwickelt, militärische Aspekte spielten keine Rolle.
Am 25. Juni 1919 hatte die F 13 Herta mit der Werk-Nr. 531 in Dessau mit dem Piloten Emil Monz ihren Erstflug. Am 18. Juli 1919 wurde dieser Prototyp in der von März 1919 bis Mai 1920 gültigen Luftfahrzeugrolle als D-183 zugelassen. (In dem ab 22. Mai 1920 von der ILÜK neu organisierten Zulassungsverfahren erhielt diese F 13 mit der Werk-Nr. 531 das Kennzeichen D-1.)[2] Am 13. September 1919 erflog Monz mit sieben Passagieren mit einer Höhe von 6750 Metern einen Höhenweltrekord.[3]
1925 beherrschte die Junkers F 13 40% des weltweiten Luftverkehrsnetzes.[4]
Konstruktion
Die F 13 war ein freitragender Tiefdecker und im Gegensatz zur damals üblichen Holz- und Stahlrohrbauweise mit Stoffbespannung vollständig aus der Leichtmetall-Legierung Duralumin gefertigt.[5] Der kastenförmige Rumpf und die Tragflächen bestanden aus durchgehenden Rohrholmen, angenieteten Streben und einer Wellblechbeplankung. Die Materialwahl und die Fachwerkbauweise führten zu einem robusten, klimabeständigen und reparaturfreundlichen Flugzeug, das zwei Piloten und in einer geschlossenen Kabine vier Passagieren Platz bot.[5]
Die Motorleistung steigerte sich schrittweise von 160 PS bis auf 570 PS, um neuen Marktanforderungen nach höherer Reisegeschwindigkeit und größerer Reichweite gerecht zu werden. Die unterschiedliche Motorisierung wird über die zusätzliche Typenbezeichnung be bis ka beschrieben.[6] Insgesamt wurde eine sehr große Zahl von Varianten hergestellt.
Das starre Spornradfahrwerk konnte bei Bedarf gegen ein Schwimmergestell oder ein Schneekufengestell ausgetauscht werden.
Um die aerodynamische Kraft des Höhenleitwerks, die als Abtrieb dem Flügelauftrieb/-moment entgegenwirkt, zu reduzieren, wurde die F13 als erstes Flugzeug mit einem Trimmtank im Heck ausgestattet.[7]
Die Serienmodelle waren mit Polstersitzen oder bequemen Korbsesseln ausgerüstet und verfügten über ein Heizsystem sowie eine Innenbeleuchtung. Die beiden Piloten saßen zunächst in einem offenen Cockpit. Erst später wurde auch die Pilotenkabine geschlossen ausgeführt.
Produktion
Die genaue Anzahl der insgesamt hergestellten Maschinen ist nicht bekannt. Die Angaben reichen von 314[8] über 318 (laut einer Ablieferungsliste von Junkers vom 12. April 1935[9]) und 322 (auf einer Vorkriegs-Schautafel in der Lehrausstellung von Junkers in Dessau[9]) und 328 (in einem Unfalluntersuchungsbericht vom September 1930[9]) bis 351[1]
Die Endmontage der Maschinen erfolgte auch bei der Junkers-Larsen Aircraft Corporation mit Sitz in New York City, die ab 1919 die in Kisten angelieferten F13 zusammenbaute. Larsen lieferte auch zwei Maschinen als JL-6 mit Schwimmern an die US-Marine. Eine ähnliche Zusammenarbeit gab es auch in Fili bei Moskau in der UdSSR, wo das Flugzeug mit der Bezeichnung Ju 13 hergestellt und von der dortigen Luftverkehrsgesellschaft Dobroljot eingesetzt wurde.
Als zweite deutsche Produktionsstätte wurde neben Dessau die erworbene Flugwerft in Fürth genutzt.
Junkers F 13 (Baujahr 1930) zur Beförderung von Luftpost, Sonderbriefmarke der Deutschen Bundespost von 1991
Der neue Flugzeugtyp kam zunächst offiziell in Deutschland nicht zum Einsatz, so dass die Junkers Flugzeugwerke das erste F-13-Serienmodell am 29.Oktober 1919 in den USA an John M. Larsen verkauften. Der Grund lag in den Einschränkungen der Entente-Mächte Frankreich und England für den Flugzeugbau und Flugverkehr im besiegten Deutschland.[10] Bei den erfolgreichen Flugeinsätzen in den Vereinigten Staaten stellten die Piloten Stinson und Bertaud mit einer JL-6 vom 29. bis zum 30. Dezember 1921 mit 26 Stunden, 5 Minuten und 32 Sekunden einen Weltrekord im Dauerflug auf.[3]
Neben dem Einsatz als Passagier- und Frachtflugzeug dienten einzelne Modelle als Sanitätsflugzeuge oder zur Schädlingsbekämpfung. Für die persische Luftwaffe entstand in der Sowjetunion eine Militärversion mit einem Maschinengewehrstand auf dem Kabinendach. Ein Exemplar wurde auf der Lützow mitgeführt, um den mit dem Schiff reisenden Touristen Rundflüge anzubieten. 1921 kaufte der afghanische Emir Amanullah Khan zwei F13, von denen eine Maschine 1969 von einem britischen Journalisten auf einem Schrottplatz entdeckt wurde.
Drei F-13-Maschinen mit den Kennungen D 272, D 583 (auch Silbermöwe und Wildente genannt) und D 433 waren anfangs als Wasserflugzeuge mit Schwimmern ausgerüstet und wurden 1925/26 auf der Wasserfluglinie Altona–Dresden eingesetzt.[11]
Werknummer 574, Baujahr 1920, Kennzeichen CH59. Baubeginn am 20. Juli 1920; im Oktober 1920 in Hamburg beschlagnahmt; 1921 im Besitz der schweizerischen Fluggesellschaft Ad Astra Aero. Mit dieser F13 reiste am 20.Oktober 1921 der Exkönig Karl IV. (in Österreich Kaiser Karl I.) mit seiner Gemahlin Zita von Bourbon-Parma von der Schweiz nach Ungarn. Nach einem Brand wurde die CH59 mit Tragflächen der CH66 repariert. Seit 1922 ausgestellt im Közlekedési Múzeum in Budapest.[12]
Werknummer 609, Baujahr 1920. Erstflug am 22. November 1920, ab 1921 in Holland, dann Reparationslieferung nach Frankreich. Ausgestellt im Musée de l’air et de l’espace.[13]
Werknummer 715 „Schleiereule“, Baujahr 1923, Kennzeichen D-343, S-AAAC und SE-AAC. Am 2.Juni 1924 eröffnete die S-AAAC die Strecke Stockholm–Helsinki für die Fluggesellschaft A.B. Aerotransport. Ausgestellt im Tekniska museet in Stockholm.[14]
Werknummer 2018 „Wachtelkönig“ oder Werknummer 2019 „Nymphensittich“, Baujahr 1926 und 1927 (kein Typenschild und keine Originalunterlagen mehr vorhanden). Nach dem Verkauf an den afghanischen König Amanullah Khan am 2.April 1928 nach Kabul überführt, nach dem Sturz des Königs von 1929 bis 1937 zunächst am Flughafen Kabul abgestellt und dann von deutschen Betreuern wieder flugfähig gemacht. Am 31.Mai 1938 flog Hans-Hasso von Veltheim auf Einladung der afghanischen Regierung in dieser F13 von Kabul nach Paghman und zurück.[15] 1968 wurde das Flugzeug wiederentdeckt und im darauffolgenden Jahr mit einer Transall C-160 der Luftwaffe nach Deutschland überführt. Seit 1984 ist die F13 als „D-366“ im Deutschen Museum in München ausgestellt.[5]
Werknummer 2050 „Königsgeier“, Baujahr 1930, Kennzeichen CF-ALX „City of Prince George“. Das Flugzeug war beim Unternehmen Air Land Manufacturing in Vancouver eingesetzt. Am 23.Juli 1933 stürzte die F13 nach einer Baumberührung ab. Die vier Insassen überlebten den Unfall mit leichten Verletzungen. 1981 wurde das Wrack vom Western Canada Aviation Museum geborgen und ist als Leihgabe seit 2006 im Deutschen Technikmuseum Berlin.[16] Dort soll es behutsam restauriert werden.[17]
Nachbauten der F 13
Standmodelle
L-5-Attrappe im Nachbau der F13 des Technikmuseums „Hugo Junkers“, 2009
Nachbau des ersten Prototypen D1 „Nachtigall“. Das Flugzeug war bis 2013 im Albatros-Flugmuseum am Flughafen Stuttgart ausgestellt.[18][19] Nach mehrjähriger Restaurierung in der Obhut des Ausbildungsverbundes der Metall- und Elektroindustrie Mönchengladbach im Werk von SMS Meer[20] ist das Flugzeug seit September 2019 auf dem Flughafen Mönchengladbach ausgestellt, wo es erstmals beim "Oldtimer Fly- & Drive in" gezeigt wurde.
Nachbau (Junkers F13a) ohne Kennzeichen im Luftfahrt-Museum Laatzen-Hannover.[21]
Nachbau ohne Kennzeichen im Internationalen Luftfahrtmuseum Schwenningen am Neckar.[22]
Nachbau mit Kennzeichen (D-433 der „Westflug GmbH“) im Luftfahrttechnischen Museum Rechlin.[23]
Im Technikmuseum „Hugo Junkers“ in Dessau entstand von 2004 bis 2015 der Original-Nachbau einer F13 sowie ein Flugsimulator.[24] Der Rumpf wurde im Rohbau auf der Luftfahrtmesse AERO 2009 in Friedrichshafen gezeigt.
Junkers-F-13-Neubau 'HB-RIM' beim Flugplatzfest Mönchengladbach (MGL) September 2019
Flugfähige Nach- bzw. Neubauten
Dieter Morszeck, der frühere Chef und Eigentümer von Rimowa initiierte ab 2013, die Junkers F13 flugfähig nach einer amerikanischen Exportausführung (Junkers-Larsen JL-6 mit einem Sternmotor der Firma Pratt & Whitney vom Typ Wasp Junior) nachzubauen; die Struktur wurde bei Kaelin Aero Technologies GmbH in Oberndorf am Neckar gefertigt. Im Gegensatz zum Original besitzt das Fahrwerk des Nachbaus eine moderne Federung, eine Bremse und ein Spornrad. Der erste Flug wurde am 9.September 2016 am Militärflugplatz Dübendorf durchgeführt, der offizielle Erstflug fand anschließend am 15.September 2016 statt.[25] Es war von Anfang an eine kleine Serie geplant; der Kaufpreis beträgt 2,2 Mio. US-Dollar.[26] Im Jahr 2018 erhielt der Nachbau die offizielle Zulassung als Luftfahrzeug, bis 2019 waren zwei Maschinen einsatzfähig und werden über die Ju-Air für Passagierflüge angeboten. Eine weitere Maschine soll im Bau sein.[27] Für weitere Neubauten der F13 wurden 2015 mit offizieller Genehmigung der Junkers-Erben in Dübendorf die „Junkers Flugzeugwerke“ als Aktiengesellschaft neu bzw. wieder gegründet.[28] Inzwischen ist das Unternehmen nach Widnau bzw. Altenrhein (SG) umgezogen.[28][29]
Vom 17. Februar bis 6. März 1928 umrundete eine Junkers F13 (CH94) der schweizerischen Luftverkehrsgesellschaft Ad Astra Aero das westliche Mittelmeer im Uhrzeigersinn mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 135 Kilometern pro Stunde. Die wesentlichen Flugetappen waren Zürich–Rom–Tunis–Algier–Madrid–Marseille–Zürich. Die Flugzeit betrug zusammen 47 Stunden und 20 Minuten bei einer Gesamtentfernung von 6370 Kilometern.[30]
Am Morgen des 12. Juli 1932 wollte sich Tomáš Baťa gegen 5 Uhr vom Flugplatz Baťov in der damaligen Tschechoslowakei von seinem Privatpiloten in das schweizerische Basel fliegen lassen, nachdem er seinem 18-jährigen Sohn die Bauleitung für eine neue Fabrik im nahegelegenen Möhlin übertragen hatte. Trotz der Bedenken des Piloten wegen dichten Nebels ordnete Bat'a den Start an; die F13 mit dem Kennzeichen D–1608 zerschellte acht Minuten nach dem Start, dabei starben beide Insassen.
Siehe auch
Liste von Flugzeugtypen
Literatur
Angelika Hofmann: Als das Auto fliegen lernte. Die Geschichte der Junkers F 13. Lau, Reinbek 2020, ISBN 978-3-95768-209-3.
Wolfgang Wagner: Hugo Junkers. Pionier der Luftfahrt. Seine Flugzeuge. (= Die deutsche Luftfahrt. Band 24.) Bernard & Graefe, Bonn 1996, ISBN 3-7637-6112-8, S. 141–158.
Paul Zöller: Die letzten Junkers-Flugzeuge 1. Frühe Junkers-Entwicklungen von der Junkers J1 bis zur Junkers A50. Book-on-Demand, Books on Demand GmbH, Norderstedt 2017, ISBN 978-3-7448-0050-1, S. 46–92.
Günter Schmitt: Junkers und seine Flugzeuge. transpress, Berlin 1986, ISBN 3-344-00065-9, S. 42–47.
Angelika Hofmann:Die Junkers F 13.Das erste Verkehrsflugzeug der Welt.(Nicht mehr online verfügbar.)ArchiviertvomOriginalam16.Juli 2011;abgerufen am 2.Dezember 2017.
Bernd Junkers:Junkers F 13.In:Hugo Junkers: Ein Leben für die Technik.JUMA Verwaltungsges.mbH,abgerufen am 13.Dezember 2015.
Angelika Hofmann: Als das Auto fliegen lernte. Die Geschichte der Junkers F 13. Lau, Reinbek 2020, ISBN 978-3-95768-209-3, S.423.
Günther Ott:Zulassung und Kennzeichnung der deutschen Zivilflugzeuge 1914–1945 – Die deutsche Luftfahrzeugrolle 1919–1920 (LFR A). In: Luftfahrt international. Band8/1980. Mittler & Sohn, Herford und Bonn 1980 (adl-luftfahrthistorik.de[PDF; abgerufen am 2.Februar 2019]).
Manfred Griehl:Junkers: Flugzeuge seit 1915 (Typenkompass). 1. Auflage. Motorbuch Verlag, 2010, ISBN 978-3-613-03179-1, S.20ff.
Sebastian Steinke:Rückkehr – Rimowa baut Junkers F 13. In: Volker K. Thomalla (Hrsg.): Klassiker der Luftfahrt. Band7/2015. Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, Stuttgart 2015 (online (Memento vom 1. Mai 2016 im Webarchiv archive.today)).
Günter Schmitt: Hugo Junkers and his aircraft. Transpress, 1988, S. 66.
John Stroud: Wings of Peace. In: Aeroplane Monthly. April 1984, S. 215.
Ludwig Bölkow: Ein Jahrhundert Flugzeuge – Geschichte und Technik des Fliegens. VDI-Verlag, 1993, ISBN 3-18-400816-9, S. 129–130.
Junkers F 13 für Mönchengladbach: Flughafen Stuttgart schenkt der Stadt eine Junkers F13.In:Rheinische Post.16.April 2013,abgerufen am 12.Mai 2013:„Die Schenkung des Stuttgarter Flughafens kam auf Initiative des Vereins der Freunde historischer Luftfahrzeuge und der Flughäfen Düsseldorf und Mönchengladbach zustande und wurde nun der Wirtschaftsförderung überreicht.“
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