Wizz Air, eigentlich Wizz Air Hungary Ltd., ist eine ungarische Billigfluggesellschaft mit Sitz in Budapest. Mit derzeit 40 Basen in 21 europäischen und nahöstlichen Ländern und mit über 150 Flugzeugen in ihrer Flotte ist sie die drittgrößte Billigfluggesellschaft Europas[3] und bedeutendste in Mittel- und Osteuropa. Seit der Betriebseinstellung der Fluggesellschaft Malév ist sie außerdem die größte Fluglinie Ungarns.
Wizz Air wurde im Juli 2003 von József Váradi (zuvor CEO der ungarischen Malév) mit Sitz in London gegründet. Am 4. September 2003 wurde das Unternehmen als Limited in London registriert, außerdem wurden Tochtergesellschaften in Polen, Serbien, Bulgarien und der Ukraine angemeldet. Die Hauptfluglinie der Wizz Air ist bis heute Wizz Air Hungary. Das Ziel war, Low-Cost-Dienste in Zentral- und Osteuropa anzubieten und, wie die Billigfluggesellschaft Ryanair, Flughäfen in der Nähe der Großstädte anzufliegen.
Mit Air Polonia, zu dieser Zeit eine Paketluftfrachtgesellschaft, die auch eine Billigfluggesellschaft sein wollte, fanden Sondierungsgespräche statt. Finanziert wurde der Start mit 30 bis 50 Millionen Euro aus Risikokapitalfonds. Als Flugzeug wurde der Airbus A320-200 ausgewählt, von dem man bis zum ersten Flug fünf Stück haben wollte. Man übernahm Flugzeuge der kolumbianischen Fluggesellschaft ACES Colombia. Bald darauf schloss man mit Lufthansa einen Wartungsvertrag.
Am 13. und 14. Mai 2004 wurden die ersten beiden Airbus A320-200 auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin-Schönefeld übergeben, da der erste Wizz Air-Flug am 19. Mai 2004 von Katowice nach London gehen sollte. Danach eröffnete Wizz Air am 23. Juni 2004 mit einem ersten kommerziellen Flug ab Budapest den Linienbetrieb. In den ersten dreieinhalb Monaten flogen mit Wizz Air 250.000 Passagiere, nach einem Jahr 1,4 Millionen.[4][5]
2007 gewann József Váradi, der Geschäftsführer von Wizz Air, die Ernst & Young-Auszeichnung Brave Innovator. Mit dem Preis wurde der Durchbruch im Flugliniengeschäft in Ungarn, der Region und das Geschäftsmodell von Wizz Air gewürdigt.
Im Sommer 2008 wurde Wizz Air die erste Billigfluggesellschaft in der Ukraine.
Im Geschäftsjahr 2008 erlitt Wizz Air ein Minus von 9,5 Millionen Euro. Zeitgleich wurde berichtet, dass die Gesellschaft seit Beginn des Flugbetriebes defizitär sei und einen Verlust von 78 Millionen Euro angehäuft habe.[6]
2010 war Wizz Air – gemessen am Umsatz – eines der 50 größten Unternehmen Ungarns.[7] In diesem Jahr wurden 9,6 Millionen Fluggäste bei einer Auslastung von 84 % befördert, dies entspricht einem Passagierzuwachs von 23 %.
2011 flogen elf Millionen Passagiere mit Wizz Air, ein Wachstum von 15 % gegenüber 2010. Auf polnischen Strecken flogen allerdings nur 2 % mehr Passagiere als 2010. Dies zeigt, dass Wizz Air in den letzten Jahren den Ausbau von polnischen Strecken gestoppt und sich vermehrt auf Rumänien, Litauen und Serbien konzentriert hatte. Polen ist aber immer noch der größte Kapitalmarkt der Fluglinie.[8] Im selben Jahr überholte Wizz Air in Rumänien TAROM nach der Zahl der Passagiere und ist seitdem dort Marktführer.[9]
Im Juli 2012 wurde die Fluglinie von der Ticketsafe-Reiseversicherung ausgeschlossen.[10] Die Ticketsafe-Reiseversicherung wurde kurz darauf für alle Luftfahrtunternehmen eingestellt.[11] Im selben Monat gab Wizz Air bekannt, dass man ab dem 1. August 2012 auf der Strecke von London-Luton nach Katowice eine Gebühr für großes Handgepäck erproben werde.[12] Diese Regelung wurde auf das gesamte Streckennetz ausgeweitet, mittlerweile jedoch wieder fallengelassen.
Seit Oktober 2013 fliegt Wizz Air als erste Low-Cost-Airline aus Europa Dubai an und will dort eine Basis für internationale Flüge etablieren.[13][14]
Seit dem 25. Februar 2015 sind die Aktien der Dachgesellschaft Wizz Air Holdings Plc an der Londoner Börse gelistet.[15]
Am 20. März 2015 gab Wizz Air als Folge der anhaltenden Ukraine-Krise die Schließung ihrer ukrainischen Tochter Wizz Air Ukraine zum 20. April bekannt. Acht Routen übernahm die Muttergesellschaft, während zehn ersatzlos gestrichen wurden.[16] Im Mai 2015 wurde mit der HA-LYQ das erste Flugzeug in der neuen Bemalung von Airbus gebaut, dabei handelt es sich um einen Airbus A320-200 mit Sharklets.
Anfang 2018 kündigte Wizz Air an, ab Mitte 2018 eine eigene Basis am Flughafen Wien-Schwechat unterhalten zu wollen. Ab Juni soll ein Airbus A320 in Schwechat stationiert werden, ab November sollen zwei weitere A321 folgen. Mit diesem Markteintritt sollen mit Jahresende 69 wöchentliche Flüge ab Wien abgewickelt werden.[17]
2018 gründete Wizz Air die Tochtergesellschaft Wizz Air UK. Der erste Flug fand am 3. Mai 2018 statt von London nach Bukarest.
Ende 2019 gründete Wizz Air eine Tochterfirma Wizz Air Abu Dhabi. Die Firma soll ab der zweiten Jahreshälfte 2020 die Flüge ab Abu Dhabi durchführen.[18] Sie wurde gegründet um das AOC der vereinigten Arabischen Emirate zu bekommen. Da die Vereinigten Arabischen Emirate kein vollumfängliches OpenSkies Abkommen mit der EU haben, müsste man sonst mit dem ungarischen AOC für jeden Flughafen außerhalb Ungarns einzeln eine komplizierte Genehmigung einholen. Dies wird durch die arabische Firma mit dem passenden AOC umgangen. Allerdings dürfte man mit dem AOC der VAE innerhalb Deutschlands nur in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und München landen und starten.[19] Von diesen Orten wird nur Hamburg bedient.
2020 reagierte man sehr gegensätzlich zu den anderen Fluggesellschaften auf die COVID-19-Pandemie. Während die meisten Fluggesellschaften ihre Kapazitäten schrumpfen ließen, sah sich Wizz als Gewinner der Krise und baute sein Angebot aus.[20] Gleichzeitig gab man aber auch bekannt, 32 seiner älteren A320 nach Ende der Leasing-Verträge ausflotten zu wollen und 1000 Mitarbeiter bis zum 31. März 2021 zu entlassen. Damit reduziert sich die Flotte bis Mitte 2021 um acht A320, während sie um 22 A321neo anwachsen soll. Auch gab man sich offensiv interessiert, um die Slots, welche die Lufthansa bei einer Beteiligung der Bundesregierung in Frankfurt am Main abgeben müsste. Allerdings hatte man den Flughafen in Frankfurt am Main erst im April 2020 nach dem Ende der Subventionen verlassen. Begründet wurde dies allerdings mit der Umgestaltung des Flugplans.[21]
Ab August 2020 betrieb Wizz in Dortmund seine erste deutsche Basis und damit die fünfte in Westeuropa, die 1 Jahr später zum Ende des Sommerflugplans 2021 geschlossen wurde. Stationiert wurden drei A320. Dazu ersetzte man alle A320 in Wien durch A321.[22][23]
Im November 2020 ging in Norwegen die erste skandinavische Basis in Betrieb. In Oslo Gardermoen wurden zwei A320 stationiert, die auch heimische Linien nach Bergen, Tromsø und Trondheim bedienen.[24]
Das Streckennetz der Wizz Air[25] erstreckt sich von 28 europäischen Basen aus über ganz Europa sowie einzelne Ziele im vorderasiatischen Raum.[26][27]
Im deutschsprachigen Raum ist Wizz Air in Basel, Berlin, Bremen, Dortmund, Frankfurt-Hahn, Friedrichshafen, Genf, Hamburg, Hannover, Karlsruhe/Baden-Baden, Köln/Bonn, Leipzig/Halle, Memmingen, Nürnberg und Wien, sowie Salzburg präsent.[28]
Wizz Air betreibt 2022 über 25 Basen in 15 Ländern (die aktuell stillgelegte Basis in der Ukraine mitgezählt):[29]
Mit Stand August 2022 besteht die Flotte der Wizz Air aus 153 Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von 5,2 Jahren:[30]
Flugzeugtyp | Anzahl | bestellt[31] | Anmerkungen | Sitzplätze | Durchschnittsalter |
---|---|---|---|---|---|
Airbus A320-200 | 052 | sechs inaktiv; 34 mit Sharklets ausgestattet | 180/186 | 0,4 Jahre | |
Airbus A320neo | 006 | 034 | 186 | 2,0 Jahre | |
Airbus A321-200 | 41 | eine inaktiv; mit Sharklets ausgestattet | 230 | 4,4 Jahre | |
Airbus A321neo | 47 | 188 | zwei inaktiv; 236 bestellte A321neo insgesamt abzgl. 20 XLRs und 47 bereits ausgelieferte Maschinen | 239 | 1,3 Jahre |
Airbus A321XLR | 20 | Auslieferung ab 2023[32] | 239 | ||
Airbus A330-200F | 001 | betrieben für das "Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und Handel" | 7,7 Jahre | ||
Gesamt | 153 | 242 | 5,2 Jahre |
Am 18. Juni 2015 hat Wizz Air einen Vorvertrag mit Airbus über die Bestellung von 110 Airbus A321neo geschlossen. Diese werden mit jeweils 239 Sitzen ausgeliefert.[33]
Als Werbung für die Teilnahme Budapests an der Wahl zum Austragungsort der Olympischen Spiele 2024 erhielten eine A321 mit dem Luftfahrzeugkennzeichen HA-LXJ und eine A320 mit dem Luftfahrzeugkennzeichen HA-LYG besondere Bemalungen; sie wurden bis zum 31. August 2017 beibehalten.[34]
Im November 2021 gab Airbus bekannt, das US-Unternehmen Indigo Partners habe 255 Flugzeuge des Typs Airbus A321 bestellt. Davon solle Wizz Air 102 Maschinen erhalten, und zwar 75 A321neo und 27 Stück der Langstreckenausführung A321XLR.[35] Der Beginn der Auslieferung sei für das Jahr 2025 geplant.[36]
Wizz Air bietet einen kostenpflichtigen Getränke- und Essensservice („Wizz Café“) an. Zudem wird ein Shoppingservice („Wizz Boutique“) angeboten.
Help (Ö1-Konsumentenredaktion) und Europäisches Verbraucherzentrum (EVZ) kritisieren, dass Online-Check-Ins im Oktober 2018 bei verschobenen Flügen weder auf der Website noch via App problemlos möglich waren. Konsumenten mussten dafür die Verschiebung eines Flugs, auch wenn sie oft nur 5 Minuten betrug, vorher bestätigen. Für den physischen Check-In beim Airport-Agent am Flughafenschalter wurden 30 € pro Flug und 5 € pro Bearbeitung verrechnet. Konsumentenschützer vermuten eine Masche des Unternehmens, um Zusatzgebühren erheben zu können, die Arbeiterkammer will eine Musterklage vorbereiten. Empfohlen wird, Screenshots des Online-Bestellvorgangs anzufertigen.[37]
Bei einem Greenwashing-Check des österreichischen Testmagazins Konsument wurde eine Werbekampagne von Wizz Air kritisiert. Auf einem Werbeplakat des Unternehmens stand der Slogan: „Nachhaltigkeit ist ein langes Wort. Sag´ einfach Wizz. Europas Airline mit dem kleinsten CO2 Fußabdruck“. Konsument meint, dass das grüne Versprechen nicht halte und die Kampagne geradezu ein Beispiel aus dem Greenwashing-Lehrbuch sei.[38]
Winglets | Sitzplätze | März
2015 |
März
2016 |
März
2017 |
März
2018 |
März
2019 |
März
2020 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
A320ceo | Nein | 180 | 35 | 35 | 35 | 35 | 35 | 35 |
A320ceo | Ja | 180 | 20 | 28 | 28 | 28 | 28 | 28 |
A320ceo | Ja | 186 | - | - | - | 4 | 9 | 9 |
A320neo | Ja | 186 | - | - | - | - | - | - |
A321ceo | Ja | 230 | - | 4 | 16 | 26 | 38 | 41 |
A321neo | Ja | 239 | - | - | - | - | 2 | 8 |
Gesamt | 55 | 67 | 79 | 93 | 112 | 121 |
* ceo: In englisch: Current Engine Option
* neo: In englisch: New Engine Option
2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 |
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13,9 | 16,5 | 20,0 | 23,8 | 29,6 | 34,6 | 40,0 |
*Die Zahlen beziehen sich immer auf den Zeitraum April bis März.
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