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Spantax S.A. war eine spanische Charterfluggesellschaft mit Sitz in Madrid und Basis auf dem Flughafen Gran Canaria. Sie war zwischen 1965 und 1982 in eine Reihe schwerer Unfälle und bedeutsamer Pannen verwickelt, die ihr speziell in Deutschland einen schlechten Ruf einbrachten.

Boeing 737-200 der Spantax
Boeing 737-200 der Spantax

Geschichte



Erste Jahre


Die spätere Spantax – ein Akronym – wurde als Spanish Air Taxi Lineas Aereas S. A. am 6. Oktober 1959 von Rodolfo Bay Wright und Maria Estades Saez, ehemaligen Mitarbeitern der Iberia, auf Teneriffa gegründet. Ursprünglich beförderte die Gesellschaft vorwiegend Bohrgerät und Mannschaften zu Ölfeldern bei El Aaiún in der damaligen Spanischen Sahara.

Im Jahre 1963 wurde der Name in SPANTAX S.A. geändert und zunächst der innereuropäische, 1972 schließlich auch der transatlantische, Charterflugverkehr aufgenommen. Spantax flog schließlich Ziele in 21 Ländern an, unter anderem in den USA und Kanada, in Südamerika, Asien und Skandinavien. 1984 wurden 1,6 Millionen Passagiere befördert.

Zeitweilig wurde der Erwerb einer Concorde erwogen, mit der Passagiere aus Skandinavien hätten befördert werden sollen. Die Maschine sollte dabei die britischen Inseln nördlich umkurven und während des Fluges westlich der Küste von Irland in Überschall-Geschwindigkeit die Kanarischen Inseln ansteuern.


Entwicklung in den 1980er Jahren


Einen herben Rückschlag erlebte Spantax, als zum Herbst 1983 die drei Pauschaltouristik-Unternehmen TUI, ITS und NUR ankündigten, die Verträge mit Spantax nicht mehr zu verlängern, da infolge der Unfall- und Pannenserie (s. u.) deutsche Touristen das Vertrauen in die Sicherheit der Airline verloren hatten. Lediglich Clipper-Flugreisen in Stuttgart nahm danach als letzter deutscher Reiseanbieter Spantax-Flüge nach Spanien noch in sein Programm auf. Von diesem weitgehenden Wegfall eines ihrer wichtigsten Märkte konnte sich die Gesellschaft nie wieder erholen.

1986 legte Rodolfo Bay Wright seinen Vorsitz nieder und die nahezu bankrotte Gesellschaft wurde in die staatliche Holding Patrimonio Nacional eingegliedert. Im Juni kam es durch Flugpersonal und Bodenmannschaften zu Streiks an zwei Wochenenden, so dass die Gesellschaft gezwungen war, fremde Maschinen anzumieten, um ihren Beförderungsverpflichtungen nachkommen zu können. Ziel der Streiks waren einerseits Lohnerhöhungen, andererseits Garantien für den dauerhaften Erhalt der Arbeitsplätze, da die Mitarbeiter befürchten mussten, bei einer Übernahme durch eine andere Gesellschaft entlassen zu werden.

Im April 1987 wurde die mit 50 Millionen US-Dollar verschuldete Gesellschaft vollständig an die Aviation Finance Group in Luxemburg verkauft. Diese investierte rund 40 Millionen US-Dollar in den Kauf neuer Maschinen und eine deutliche Verbesserung des Service, um das Image der Spantax aufzubessern.

Während der Verhandlungen mit China Airlines über den Ankauf zweier Boeing 767 scheiterten Verhandlungen über die Finanzierung, so dass die Gesellschaft am 29. März 1988 Konkurs anmelden musste. Eine große Zahl der 815 Mitarbeiter blockierte daraufhin zeitweilig den Flughafen von Palma de Mallorca, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen.


Flotte


Spantax betrieb zeitweilig eine bemerkenswerte Vielfalt an unterschiedlichen Flugzeugtypen, darunter die mit 14 Exemplaren größte europäische Flotte der Convair Coronado:

Beechcraft 18 in den Originalfarben der Spantax, 2009
Beechcraft 18 in den Originalfarben der Spantax, 2009
Beechcraft Model 18
Boeing 737-200
Convair CV-990
De Havilland DHC-6 (Twin Otter)
De Havilland DHC-7
Douglas DC-3
Douglas DC-3 der Spantax
Douglas DC-3 der Spantax
Douglas DC-6 der Spantax
Douglas DC-6 der Spantax
Douglas DC-4
Douglas DC-6
Douglas DC-7C der Spantax
Douglas DC-7C der Spantax
Douglas DC-7
Douglas DC-8
Douglas DC-8-61 der Spantax
Douglas DC-8-61 der Spantax
Douglas DC-9
Douglas DC-9-14 der Spantax
Douglas DC-9-14 der Spantax
McDonnell Douglas DC-10
McDonnell Douglas MD-80
Fokker F-27

Zwischenfälle


Die Geschichte der Spantax wurde von einer Reihe schwerer Unfälle und bedeutender Zwischenfälle überschattet. Bei der Gesellschaft kam es zu acht Totalverlusten von Flugzeugen; bei sieben davon wurden insgesamt 248 Menschen getötet.[1] Vollständige Liste:

Nach der Bauchlandung einer Convair CV-990 auf dem Flughafen Köln-Bonn, 1978
Nach der Bauchlandung einer Convair CV-990 auf dem Flughafen Köln-Bonn, 1978
Die am 13. September 1982 in Málaga verunglückte McDonnell Douglas DC-10 der Spantax
Die am 13. September 1982 in Málaga verunglückte McDonnell Douglas DC-10 der Spantax

„Finkenwerder Airlines“


Am 31. Mai 1967 fand ein Demonstrationsflug unter anderem mit Journalisten und Vertretern von Reiseunternehmen von Palma de Mallorca nach Hamburg statt. Insgesamt waren 128 Passagiere und neun Besatzungsmitglieder an Bord. Um die Zuverlässigkeit seiner Gesellschaft zu beweisen, flog der Präsident und Mitbegründer von Spantax, Rodolfo Bay Wright, die Convair CV-990 Coronado. Im Anflug auf Hamburg allerdings verwechselte er die 3000 Meter lange Landebahn 05 des Flughafens Hamburg-Fuhlsbüttel – für die ihm bereits die Landeerlaubnis erteilt worden war – mit der damals nur 1360 Meter langen Werkspiste der Hamburger Flugzeugbau GmbH (heute Airbus) in Hamburg-Finkenwerder. Er kam nur wenige Meter vor dem Ende der für den Jet eigentlich viel zu kurzen Piste zum Stehen. Die Passagiere kamen mit dem Schrecken davon und wurden mit Bussen zum anderen Flughafen gefahren, während die danach weitgehend von Ballast und Kerosin befreite Coronado leer in Richtung Fuhlsbüttel abhob und dort – zur Erleichterung der Fluglotsen im Tower, die zunächst an einen Absturz geglaubt hatten – deutlich verspätet landete. Dieser Zwischenfall brachte Spantax unter Berufspiloten den Spottnamen „Finkenwerder-Airlines“ ein.[13][14] In der Tatort-Folge AE612 ohne Landeerlaubnis dient dieser Zwischenfall als Anregung, um eine Flugzeugentführung zu beenden.


Siehe auch




Commons: Spantax – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Daten über die Fluggesellschaft Spantax im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 14. Januar 2018.
  2. Unfallbericht DC-3 EC-ARZ, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 19. Januar 2016.
  3. Unfallbericht DC-3 EC-ACX, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 14. Januar 2018.
  4. Unfallbericht CV-990 EC-BNM, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 20. Januar 2016.
  5. Unfallbericht DC-7C EC-ATQ, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 14. Januar 2018.
  6. Unfallbericht DC-3 EC-AQE, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 14. Januar 2018.
  7. Unfallbericht CV-990 EC-BZR, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 20. Januar 2016.
  8. Artikel auf shz.de
  9. Artikel auf Spiegel Online
  10. Artikel auf zeit.de
  11. Unfallbericht Learjet 35 EC-DFA, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 2. August 2020.
  12. Unfallbericht DC-10 EC-DEG, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 14. Januar 2018.
  13. Gabelflug mit Spantax: Wie vor 50 Jahren ein Flugzeug in Hamburg kurz verschwand, shz.de vom 30. Mai 2017 (abgerufen am 1. September 2018)
  14. Düsenriese landete auf Finkenwerder abendblatt.de vom 1. Juni 1967, S. 1 + 20 (abgerufen am 1. September 2018)

На других языках


- [de] Spantax

[en] Spantax

Spantax S.A. was a Spanish leisure airline headquartered in Madrid[1] that operated from 6 October 1959 to 29 March 1988. Spantax was one of the first Spanish airlines to operate tourist charter flights between European and North American cities and popular Spanish holiday destinations and was considered a major force in developing 20th-century mass tourism in Spain. Its popularity and image faded from the 1970s onward when a series of crashes and incidents revealed safety deficits, which, combined with rising fuel costs and increasing competition, resulted in the company facing severe financial difficulties that led to its demise in 1988.

[es] Spantax

Spantax era el nombre de una aerolínea española que operó desde 1959 hasta 1988.[1][2][3] Su sede estaba situada en Madrid y su hub en el Aeropuerto de Gran Canaria[4] y en el de Palma de Mallorca.

[fr] Spantax

Spantax était une compagnie aérienne espagnole qui effectua des vols de 1959 à 1988. Son hub principal était à Palma de Majorque aux Baléares.

[it] Spantax

Spantax SA era una compagnia aerea charter spagnola con sede a Madrid che operò dal 1959 al 1988. Spantax fu una delle prime compagnie aeree spagnole ad operare voli charter turistici tra le città europee e quelle nordamericane con popolari destinazioni turistiche spagnole ed era considerata una presenza importante nello sviluppo del turismo di massa del XX secolo in Spagna. La sua popolarità e la sua immagine sbiadirono dagli anni '70 in poi, quando una serie di incidenti e inconvenienti rivelarono deficit di sicurezza che, combinati con l'aumento dei costi del carburante e l'aumento della concorrenza, portarono l'azienda ad affrontare gravi difficoltà finanziarie che portarono alla sua dissoluzione nel 1988.



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