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Die Heinkel He 115 war ein zweimotoriges Wasserflugzeug, das in den 1930er Jahren in Deutschland entwickelt wurde und im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kam.

Heinkel He 115

Heinkel He 115 der finnischen Luftwaffe
TypAufklärungsflugzeug und Torpedobomber
Entwurfsland

Deutsches Reich NS Deutsches Reich

Hersteller Heinkel
Erstflug August 1937
Indienststellung 1938
Produktionszeit

1938 bis 1940

Stückzahl 223

Geschichte


He 115 im Schlepp der Barkasse der „Monte Pascoal“
He 115 im Schlepp der Barkasse der „Monte Pascoal“
He 115 im Ladegeschirr der „Monte Pascoal“
He 115 im Ladegeschirr der „Monte Pascoal“

Die Entwicklung der Heinkel He 115 begann 1935 nach einer Ausschreibung des RLM über ein Mehrzweckflugzeug als Ersatz für die He 59. Im Gegensatz zu dieser war die He 115 als Eindecker in Tiefdeckerbauweise für drei Besatzungsmitglieder ausgelegt. Der Erstflug fand im August 1937 statt und wurde von Gerhard Nitschke durchgeführt.[1][A 1] Nach einem größeren Umbau erhielt die V1 die folgenden Änderungen:

Mit dem so zur He 115 V2 modifizierten Modell erflog Pilot Friedrich Ritz am 20. März 1938 acht Weltrekorde (max. 330 km/h) für unterschiedliche Reichweiten und Beladungen für zweimotorige Wasserflugzeuge auf der Strecke von Laboe über Swinemünde nach Łeba und zurück. Der dritte Prototyp hatte mit der weitgehend verglasten Rumpfnase und der langgezogenen Kabine (Spitzname „Treibhaus“) bereits das Aussehen der späteren Serienmodelle; der vierte besaß Schwimmer ohne Drahtverspannungen.

Um einen neuen Langstreckenrekord aufzustellen, startete am 14. März 1939 Flugkapitän Walter Diele mit zwei Mann Besatzung von der Ribnitzer Bucht mit dem Ziel Rio de Janeiro in Brasilien. Das Flugzeug war mit einer erweiterten Kraftstoffanlage mit einem Fassungsvermögen von 4090 Litern ausgerüstet worden und mit einem Abfluggewicht von 15 t stark überladen. Der Flug führte über Helgoland, den Ärmelkanal, die Biskaya, Kap Finisterre und die Kanaren bis nahe der Kapverden. Wegen Motorschadens durch einen Ölrohrbruch (s. Bild, linkes Triebwerk, Propeller in Segelstellung) musste eine Notwasserung durchgeführt werden. Das Flugzeug wurde durch das Passagier-Motorschiff Monte Pascoal der Hamburg-Süd geborgen und am Ladegeschirr hängend mitgeführt.

Die Serienfertigung begann im Dezember 1938 und endete bereits im Juli 1940. Mit den Prototypen wurden insgesamt 223 Flugzeuge bei Heinkel Rostock gebaut. Es erfolgte keine Lizenzproduktion und auch kein weiterer Serienbau nach dem Juli 1940. 1940/41 wurden mindestens 66 Flugzeuge als Langstreckenflugzeuge umgebaut.


Einsatz


Die Flugzeuge wurden als Aufklärer, Bomber, Torpedoflugzeug und Minenleger eingesetzt, erwiesen sich in den letzten drei Rollen aber als wenig geeignet. Allerdings gelang es Heinkel He 115 der Küstenfliegergruppe 706 am 11. November 1940, zwei Frachtschiffe zu versenken, die im Geleitzug EN 23 vor der ostschottischen Küste fuhren.[2] Nachdem die entsprechenden Kampfaufgaben im Verlauf des Krieges auf Landflugzeuge (Do 17, He 111, Ju 88) übertragen worden waren, wurden die He-115-Staffeln nach und nach umgerüstet. Im April 1942 befanden sich die letzten zwei Staffeln (1./406, 1./906) in Norwegen, wo sie gegen Nordmeergeleitzüge eingesetzt wurden. 1944 existierte nur noch die 1.(F)/406 in Norwegen als Aufklärungsstaffel mit etwa zehn He 115.

Insgesamt wurden im zweiten Halbjahr 1939 und Anfang 1940 18 Flugzeuge exportiert: zwölf nach Schweden und sechs nach Norwegen. Von den norwegischen Flugzeugen konnten drei während der deutschen Invasion nach Großbritannien entkommen, wo sie von der RAF im Mittelmeerraum und in der Nordsee beispielsweise zum Transport von Agenten eingesetzt wurden. Eine Maschine fiel der deutschen Luftwaffe in die Hände, eine weitere entkam nach Finnland.

Die He 115 erwies sich auf Grund der Auslegung als Wasserflugzeug und der damit verbundenen geringen Geschwindigkeit als wenig geeignet für den vorgesehenen Kampfeinsatz. Konsequenterweise wurde das Flugzeug Mitte 1940 aus dem Bauprogramm und im Anschluss daran auch aus dem Kampfeinsatz genommen.


Bauzahlen


Version Anzahl
Prototypen 3
A 13
B 122
C 67
Export 18
Summe 223

Quellen:[3][4]


Technische Beschreibung


Hochseefähiges Aufklärungs- und Torpedoflugzeug in Ganzmetallbauweise; freitragender Mitteldecker in zweiholmiger Schalenbauweise mit abgestrebtem Normalleitwerk; spindelförmiger Rumpf mit ovalem Querschnitt, Seitenflosse großflächig, Höhenflosse mit großer Flügelspannweite; Ganzmetallschwimmer einstufig und gekielt, ausrüstbar mit Schneekufen.


Versionen



Verbleib


Am 2. Juni 2012 wurde im Hafrsfjord in Südwest-Norwegen eine He 115 (Werknr. 3896) weitgehend intakt geborgen. Es fehlen der Steuerbordmotor und die zwei Schwimmer, die bereits während des Krieges von einem deutschen Bergungsteam entfernt worden waren. Die am 28. Dezember 1942 bei einer missglückten Wasserung verlorengegangene Maschine mit den Markierungen 8L+FH gehörte zur ersten Staffel der Seefernaufklärungsgruppe 906 (bis Februar 1941: Küstenfliegergruppe 906), die in Sola stationiert war. Über eine eventuelle Restaurierung ist derzeit (Juni 2012) noch nicht entschieden, bis dahin werden die Überreste in einem Süßwassertank aufbewahrt.[7]


Technische Daten


Dreiseitenansicht He 115 B-2
Dreiseitenansicht He 115 B-2
KenngrößeHeinkel He 115 B-2[8]Heinkel He 115 C-1
Besatzung3 (Pilot, Funker, Beobachter/Bordschütze)
Länge17,30 m17,30 m
Spannweite22,28 m22,26 m
Höhe6,60 m6,57 m
Flügelfläche86,7 m²85,76 m²
Flügelstreckung5,75,8
Flächenbelastung122,4 kg/m²k. A.
Leistungsbelastung5,52 kg/PSk. A.
Leermasse6.772 kg6.861 kg
Rüstmasse6.910 kgk. A.
Startmasse10.605 kgmaximal 10.665 kg
Triebwerkzwei 9-Zylinder-Sternmotoren BMW 132 K mit je 706 kW (960 PS) Startleistung bei 2.550/min
Höchstgeschwindigkeit295 km/h in Bodennähe
305 km/h in 1.000 m Höhe
295 km/h in 2.000 m Höhe
288 km/h
Marschgeschwindigkeit275 km/h in Bodennähe
285 km/h in 1.000 m Höhe
295 km/h in 2.000 m Höhe
278 km/h
Landegeschwindigkeit100 km/hk. A.
Steiggeschwindigkeitk. A.255 m/min
Steigzeit4,9 min auf 1.000 m Höhe
10,9 min auf 2.000 m Höhe
20,8 min auf 3.000 m Höhe
k. A.
Dienstgipfelhöhe5.200 m5.170 m
Reichweite2.800 km2.785 km
Bewaffnungje ein bewegliches 7,92-mm-MG 15 in Bug (525 Schuss) und Heck (1.500 Schuss)je ein bewegliches 7,92-mm-MG 15 in Bug und Heck
eine starre 15-mm-Kanone MG 151 im Bug
zwei 7,92-mm-MG 17 rückwärtsfeuernd in den Motorverkleidungen möglich
Bombenlastein Torpedo LTF 5 oder LTF 6 b
eine Mine LMB III (920 kg) oder zwei Minen LMA III (je 500 kg)
eine 500-kg-Sprengbombe SC 500 oder SD 500
ein Torpedo LTF 5 oder LTF 6 b
eine Mine LMB III (920 kg) oder zwei Minen LMA III (je 500 kg)
drei 250-kg-Sprengbomben SC 250 intern

Siehe auch



Literatur




Commons: Heinkel He 115 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen


  1. lt. Kenneth Munson: Bomber, Patrouillen- und Transportflugzeuge 1939–45. Orell Füssli Verlag, Zürich, 3. Auflage 1977, S. 113; fand der Erstflug des Prototyps mit dem Kennzeichen D-AEHF bereits 1936 statt
  2. lt. Kenneth Munson: Bomber, Patrouillen- und Transportflugzeuge 1939–45. Orell Füssli Verlag, Zürich, 3. Auflage 1977, S. 114 waren es MG 151 Kaliber 20 mm.

Einzelnachweise


  1. Volker Koos: Heinkel He 115. In: Klassiker der Luftfahrt. Nr. 1/2013, S. 14.
  2. Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, November 1940, abgerufen am 22. August 2014.
  3. Archivalien aus dem Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg, vgl. allerdings Kenneth Munson: Bomber, Patrouillen- und Transportflugzeuge 1939–45. Orell Füssli Verlag, Zürich, 3. Auflage 1977, S. 113 mit stark abweichenden Produktionszahlen.
  4. Sönke Neitzel: Der Einsatz der deutschen Luftwaffe über dem Atlantik und der Nordsee 1939–1945. Bonn 1995.
  5. vgl. Kenneth Munson: Bomber, Patrouillen- und Transportflugzeuge 1939–45. Orell Füssli Verlag, Zürich, 3. Auflage 1977, S. 113.
  6. Zahlenangabe vgl. Kenneth Munson: Bomber, Patrouillen- und Transportflugzeuge 1939–45. Orell Füssli Verlag, Zürich, 3. Auflage 1977, S. 114.
  7. Heinkel 115 recovered in Norway. In: Aeroplane Monthly. August 2012, S. 6.
  8. Heinkel. Chronik und Typenblätter der Firma Heinkel-Flugzeugbau. Aviatic, Oberhaching 1996, ISBN 3-925505-08-3, S. 106.

На других языках


- [de] Heinkel He 115

[en] Heinkel He 115

The Heinkel He 115 was a three-seat World War II Luftwaffe seaplane. It was used as a torpedo bomber and performed general seaplane duties, such as reconnaissance and minelaying. The aircraft was powered by two 960 PS (947 hp, 720 kW) BMW 132K nine-cylinder air-cooled radial engines. Some later models could seat four, had different engines or used different weapon arrangements.

[fr] Heinkel He 115

Le Heinkel He 115 était un hydravion allemand de la Seconde Guerre mondiale. Il servit à la fois comme mouilleur de mines, étant le premier hydravion allemand à pouvoir porter cette arme, et comme bombardier-torpilleur. Il fut construit à 224 exemplaires, dont certains exportés vers la Norvège et la Suède, mais également deux exemplaires en Angleterre, où ils furent intensément évalués. Opérant contre les convois PQ dans l'océan Arctique et en mer du Nord dans sa version torpilleur et larguant des mines dans la Manche, ils remportèrent de grand succès dans ces missions. En version civile, il battit sept records de vitesse établis auparavant par d'autres hydravions.

[it] Heinkel He 115

L'Heinkel He 115 era un idrosilurante a scarponi ad ala bassa prodotto dall'azienda tedesca Ernst Heinkel Flugzeugwerke AG dalla fine degli anni trenta.

[ru] Heinkel He 115

Хейнкель 115 (нем. Heinkel He 115) — немецкий трёхместный поплавковый бомбардировщик, торпедоносец и разведчик периода Второй мировой войны. Создан в КБ фирмы «Эрнст Хейнкель флюгцойгверке» под руководством Вальтера Гюнтера и 3игфрида Гюнтера.



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