avia.wikisort.org - Flugzeug

Search / Calendar

Die Consolidated B-24 „Liberator“ war ein viermotoriger schwerer Bomber des US-amerikanischen Herstellers Consolidated Aircraft (ab 1943: Consolidated Vultee). Die B-24 war der meistgebaute US-amerikanische Flugzeugtyp im Zweiten Weltkrieg. Von 1940 bis Mai 1945 bauten Consolidated und die Lizenznehmer Douglas, North American und Ford über 18.482 Maschinen. Der Schulterdecker mit Doppelseitenleitwerk war neben der Boeing B-17 „Flying Fortress“ der wichtigste Horizontalbomber der United States Army Air Forces (USAAF) auf dem europäischen Kriegsschauplatz. Neben seiner Rolle als Bomber wurde das Muster zur Wetterbeobachtung und als Seefernaufklärer bzw. zur U-Boot-Bekämpfung sowohl auf dem europäischen Kriegsschauplatz als auch im Pazifikkrieg eingesetzt. Unter der Bezeichnung C-87 fand eine modifizierte Variante Verwendung als Passagier- und Frachtflugzeug. Die Version C-109 diente zum Transport von Flugbenzin.

Consolidated B-24 Liberator

Consolidated B-24M-20-CO „Liberator“
TypStrategischer Bomber
Entwurfsland

Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten

Hersteller Consolidated Aircraft
Erstflug 29. Dezember 1939
Indienststellung Juni 1941
Produktionszeit

1940 bis 31. Mai 1945

Stückzahl 18.482[1]
Fabrikation der B-24 in Fords Fertigungskomplex Willow Run bei Ypsilanti (Michigan)
Fabrikation der B-24 in Fords Fertigungskomplex Willow Run bei Ypsilanti (Michigan)
B-24E „Liberator“
B-24E „Liberator“

Geschichte


Nach den Vorstellungen der US Army sollte Consolidated Aircraft ebenfalls B-17-Bomber produzieren. Consolidated bot hingegen eine Maschine mit besseren Leistungen an, worauf das US Marine Corps im März 1939 eine Maschine unter der Bedingung bestellte, dass diese bis Ende 1939 fertiggestellt und erprobungsbereit sei. In der Ausschreibung des United States Army Air Corps wurde ein Flugzeug mit noch besseren Leistungen als die der B-17 gefordert. Der XB-24 genannte Prototyp der B-24 erreichte zwar nicht die Dienstgipfelhöhe der B-17, hatte aber tatsächlich eine höhere Reichweite und Zuladung. Zu verdanken war dies ihrem Doppelleitwerk in Kombination mit dem von dem Ingenieur David Davis entwickelten sogenannten Davis-Profil[2] der Tragflächen mit hoher Streckung, kurzer Profilsehne und großer Wölbung. Dieses Tragflächenprofil sorgte einerseits auch bei hohen Anstellwinkeln für ausreichenden Auftrieb, andererseits allerdings auch dafür, dass die Langsamflug- und Steuereigenschaften zu wünschen übrig ließen. Die B-24 war somit schwieriger in den für den gegenseitigen Feuerschutz wichtigen engen Formationen zu fliegen als die B-17.

Consolidated XB-24
Consolidated XB-24
Die meistgebaute Version war die B-24J
Die meistgebaute Version war die B-24J

Gerade noch rechtzeitig vor Ende des Jahres 1939 startete die XB-24 am 29. Dezember auf dem Lindbergh Field mit Testpilot William Whetley zum Erstflug. Schon im April 1939 hatte die französische Armée de l’air 175 Maschinen bestellt, die nach deren Kapitulation im Juni 1940 teilweise nach Großbritannien ausgeliefert wurden. Am 26. Juli 1940 forderte das Air Corps, dass die Maschine mit Turboladern und selbstdichtenden Tanks ausgerüstet werden sollte. Der umgebaute Prototyp und eine von sieben Vorserienmaschinen YB-24 (die restlichen gingen direkt nach Großbritannien) dienten der weiteren Erprobung. Es folgten 36 B-24A-Serienmuster. Der erste Einsatz erfolgte zu Beginn des Pazifikkrieges gegen Japan im Januar 1942 beim Angriff auf Sulawesi, die ersten größeren Einsätze mit B-24D im Februar 1943 in Neuguinea.[3]

Abschuss einer B-24L der 464th Bombardment Group bei Lugo (Italien) am 10. April 1945
Abschuss einer B-24L der 464th Bombardment Group bei Lugo (Italien) am 10. April 1945

Die B-17 hatte den Ruf, Kampfschäden weit besser zu verkraften als die B-24, und auch die Jagdflieger der deutschen Luftwaffe hielten die B-24 für vergleichsweise leicht abzuschießen, da sie insbesondere dazu neigte leichter in Brand zu geraten.

„Die B-24 war etwas schwieriger als die B-17 zu fliegen. Die B-17 trimmte man aus und sie flog beinahe allein weiter. Sogar wenn sich bei der B-24 ein Besatzungsmitglied bewegte, mußte man das Flugzeug fortgesetzt nachtrimmen. In der B-17 konnte man wirklich einen engen Verbandsflug durchführen, während man in der B-24 hart schuften mußte um das hinzukriegen.“

Captain Downey Thomas (448th Bombardment Group)[4]

Bei den Besatzungen der B-17 hieß es mit einem Anflug von schwarzem Humor, sie brauchten keinen Begleitschutz, solange die B-24 in der Nähe seien – alle Jäger stürzten sich dann auf die leichtere Beute.

Eine Analyse der von der 8th Air Force in Europa erlittenen Bomberverluste zeigt allerdings, dass die Verlustraten der B-24 sogar geringfügig niedriger waren als die der B-17. Dieses Ergebnis muss jedoch unter dem Aspekt der unterschiedlichen Einsatzbedingungen gesehen werden. Da die B-17 bereits seit August 1942 über Europa eingesetzt wurde und in der Anfangszeit kein Langstreckenbegleitjäger zur Verfügung stand, waren bis zu jenem Zeitpunkt, an dem auch die B-24 im Kampf eingesetzt wurden, bereits viele B-17 abgeschossen worden. In der späteren Kriegsphase, als B-17 und B-24 gleichzeitig eingesetzt wurden und zudem Langstreckenbegleitjäger zur Verfügung standen, wurden dann mehr B-24 als B-17 abgeschossen. Dennoch blieb die Gesamtzahl der B-24-Verluste geringer als die der B-17.

Anders als die B-17 mit ihrem konventionellen Fahrwerk mit Spornrad hatte die B-24 ein modernes Bugradfahrwerk. Durch die Bauweise als Schulterdecker bedingt, fiel die Bodenfreiheit so knapp aus, dass der kugelförmige MG-Turm auf der Rumpfunterseite („Sperry-Ballturret“) bei Start und Landung im Rumpf „verborgen“ war, um dann im Flug in seine Einsatzposition abgesenkt zu werden und als Halbkugel am Bauch der Maschine sichtbar zu sein.

„Leigh Light“ zur U-Boot-Jagd an einer Liberator
„Leigh Light“ zur U-Boot-Jagd an einer Liberator

Mit wesentlich größerem Erfolg als die B-17 wurde die B-24 im Seekrieg für die U-Jagd eingesetzt. Ausschlaggebend dafür war die im Vergleich zur B-17 höhere Reichweite, die auch Einsätze über dem Mittelatlantik und dem Pazifik erlaubte. Die B-24 wurde ab 1942 vom Coastal Command der Royal Air Force eingesetzt und im Laufe der Zeit technisch immer weiter modernisiert; mit Radargeräten konnten die Flugzeuge auch über größere Strecken U-Boote orten, bei Nacht mit dem Leigh Light genannten Scheinwerfersystem beleuchten und mit Wasserbomben, Bordwaffen und am Ende des Krieges sogar mit akustisch gelenkten Torpedos bekämpfen. Hinzu kam, dass sich über offener See die Nachteile gegenüber anderen Bombern nicht so gravierend auswirkten, da keine Gefahr durch feindliche Jäger bestand. Flugzeuge des Typs Liberator waren in der Folge maßgeblich daran beteiligt, dass die deutsche U-Bootflotte ab 1943 schwere Verluste erlitt und dass ab Mai 1943 das „Luftloch“ bzw. der sog. Black Pit über dem Atlantik, in dem die deutschen U-Boote höchstens von Trägerflugzeugen angegriffen werden konnten, völlig geschlossen wurde. Allerdings wurde um die Verteilung der an die RAF gelieferten B-24 Flugzeuge ein heftiger Machtkampf zwischen dem eher defensiv agierenden RAF Coastal Command und dem offensiv agierenden RAF Bomber Command ausgetragen (sog. Battle of the Air).[5]

B-24 beim Bombardement Neapels am 4. Dezember 1942 (Ausschnitt aus Propaganda-Wochenschau des OWI)

Unter der Bezeichnung F-7 wurde eine Aufklärerversion an die USAAF ausgeliefert. Mit der auf Basis der XB-24N entwickelten PB4Y-2 Privateer erhielt die US Navy ein für den Einsatz als Seeaufklärer optimiertes Flugzeug.

Besonders bekannt wurde der Angriff von 177 Liberators auf die Ölfelder von Ploesti am 1. August 1943, wobei allerdings 57 Bomber abgeschossen und weitere beschädigt wurden.


Bezeichnungen und Varianten


Nach dem Aus für das Model 31 (als Prototyp XP4Y, später „Corregidor“ genannt), einem als Nachfolger des Patrol Bombers „Catalina“ entwickelten Flugboots, hieß diese Baureihe werksintern Model 32.[6]


U.S. Army Air Forces


B-24D
B-24D
Ford B-24M-1-FO
Ford B-24M-1-FO
C-87 der USAAF
C-87 der USAAF

U.S. Navy


PB4Y-1 der U.S. Navy.
PB4Y-1 der U.S. Navy.

Royal Air Force


Liberator B Mk II der RAF.
Liberator B Mk II der RAF.

Produktion


Abnahme der B-24/C-87 durch die USAAF:[8]

Hersteller Version 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 SUMME
Consolidated, San Diego XB-24 1             1
YB-24   1           1
LB-30A   6           6
LB-30B     20         20
Liberator Mk. II     140         140
B-24A     9         9
B-24C       9       9
Douglas, Tulsa B-24D       8 2     10
Consolidated, Fort Worth       9 294     303
Consolidated, San Diego       1114 1301     2415
Douglas, Tulsa B-24E         167     167
Consolidated, Fort Worth         144     144
Ford, Willow Run       24 466     490
North American, Dallas B-24G         61 369   430
Douglas, Tulsa B-24H         225 357   582
Consolidated, Fort Worth         685 53   738
Ford, Willow Run         825 955   1780
Douglas, Tulsa B-24J           205   205
Consolidated, Fort Worth           1558   1558
North American, Dallas           536   536
Consolidated, San Diego         1044 1748   2792
Ford, Willow Run           1587   1587
Consolidated, San Diego B-24L           417   417
Ford, Willow Run           1250   1250
Consolidated, San Diego B-24M           285 631 916
Ford, Willow Run           198 1479 1677
XB-24N           1   1
YB-24N             7 7
Consolidated, Fort Worth C-87       38 102 140   280
C-87A       3 3     6
AT-22         5     5
SUMME   1 7 169 1205 5324 9691 2321 18.482

Nutzer



Zwischenfälle (zivil)


Nach Kriegsende wurden zahlreiche Liberator von zivilen Fluggesellschaften eingesetzt, überwiegend für Frachtflüge. Auch dabei kam es zu Unfällen und Totalverlusten.


Technische Daten


Consolidated B-24
Consolidated B-24
Cockpit einer Consolidated B-24
Cockpit einer Consolidated B-24
Kenngröße Daten der B-24J
Besatzung 10–12
Länge 21,16 m
Spannweite 33,55 m
Höhe 5,49 m
Leermasse 17.250 kg
Startmasse 26.000 kg
Antrieb vier Pratt & Whitney R-1830-65-Twin Wasp-
Doppelsternmotoren mit je 1200 PS
Höchstgeschwindigkeit 480 km/h in 9150 m Höhe
Dienstgipfelhöhe 8550 m
Normale Reichweite 3360 km
Bewaffnung zehn Browning-M2-MG, Kal. .50 BMG (12,7 mm)
max. 8000 lbs (3,6 t) Bombenlast

Siehe auch



Literatur




Commons: Consolidated B-24 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. lt. Olaf Groehler und Kenneth Munson wurden 18.188 Stück hergestellt.
  2. John W. Morrison: The Mystery Aerofoil. Am 18. Juli 1940 in Flight and The Aircraft Engineer, No. 1647, Vol. 38. S. 50–51 (online als PDF: S. 50, S. 51)
  3. Schattenspieler – Consolidated B-24 Liberator. FlugRevue Dezember 2009, S. 90–93.
  4. Angriffsziel Berlin. Motorbuch Verlag, ISBN 3-87943-895-1, 1. Auflage 1982, S. 24.
  5. Carsten Haider: Führen wir diesen Krieg mit Waffen oder mit dem Rechenschieber? Blacketts Circus – britische Operationsforschung im Zweiten Weltkrieg. In: Pallasch: Zeitschrift für Militärgeschichte. Nr. 77, 2021, S. 145–152 (ssoar.info [abgerufen am 13. November 2021]).
  6. Larry Dwyer: Consolidated (Model 31) XP4Y-1 Corregidor. In: aviation-history.com. 13. Oktober 2013, abgerufen am 30. September 2022 (englisch).
  7. The Consolidated B-24 Liberator (Memento vom 8. September 2005 im Internet Archive) In: xs4all.nl.
  8. Statistical Digest of the USAF 1946, S. 100 ff. In: uswarplanes.net.
  9. INDIA’S RECLAIMED B-24 BOMBERS (Memento vom 23. Juni 2014 im Internet Archive)
  10. Luftfahrt in Island, Interavia 12/1964, Seite 1799
  11. Hans-Joachim Mau, Hans Heiri Stapfer: Unter rotem Stern – Lend-Lease-Flugzeuge für die Sowjetunion 1941–1945. Transpress, Berlin 1991, ISBN 3-344-70710-8, S. 119–121.
  12. Unfallbericht B-24 Liberator G-AHZP. In: Aviation Safety Network. Abgerufen am 27. Oktober 2019 (englisch).

На других языках


- [de] Consolidated B-24

[en] Consolidated B-24 Liberator

The Consolidated B-24 Liberator is an American heavy bomber, designed by Consolidated Aircraft of San Diego, California. It was known within the company as the Model 32, and some initial production aircraft were laid down as export models designated as various LB-30s, in the Land Bomber design category.

[fr] Consolidated B-24 Liberator

Le Consolidated B-24 Liberator est un bombardier lourd américain, conçu par Consolidated Aircraft de San Diego (Californie). Il est connu dans la société comme le Model 32, et un petit nombre des premiers modèles sont vendus sous le nom LB-30, pour « Land Bomber ». Le B-24 est utilisé dans la Seconde Guerre mondiale par les forces aériennes et navales alliées, et par plusieurs branches des forces armées américaines pendant la guerre, établissant un bilan de guerre particulier avec ses opérations en Europe de l'Ouest, dans le Pacifique, en Méditerranée, et sur le théâtre des opérations de Chine-Birmanie-Inde.

[it] Consolidated B-24 Liberator

Il Consolidated B-24 Liberator era un bombardiere pesante quadrimotore ad ala medio-alta (adottò un tipo di ala conosciuto come ala Davis, stretta ed allungata, che divenne una sua caratteristica distintiva insieme alla doppia deriva di forma ovale).

[ru] Consolidated B-24 Liberator

Консолидэйтед .mw-parser-output .ts-comment-commentedText{border-bottom:1px dotted;cursor:help}@media(hover:none){.mw-parser-output .ts-comment-commentedText:not(.rt-commentedText){border-bottom:0;cursor:auto}}B-24 «Либерейтор» (англ. Consolidated B-24 Liberator) — американский тяжёлый бомбардировщик времён Второй мировой войны, разработанный фирмой Consolidated Aircraft Corporation. 30 марта 1939 года был заключён контракт с Армией США. Опытный образец совершил первый полёт 29 декабря 1939 года.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2024
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии