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Die Lockheed S-3 Viking ist ein trägergestütztes U-Jagdflugzeug der US Navy, das von 1974 bis 2009 im aktiven Dienst meist von Flugzeugträgern aus und danach noch bis 2016 als Testflugzeug[1] eingesetzt wurde.

Lockheed S-3 Viking

Lockheed S-3A „Viking“
Typ:U-Boot-Jagdflugzeug
Entwurfsland:

Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten

Hersteller: Lockheed Corporation
Erstflug: 21. Januar 1972
Indienststellung: 1974
Produktionszeit:

1974 bis 1978

Stückzahl: 187

Geschichte


Als abzusehen war, dass der in die Jahre gekommene, durch zwei Sternmotoren angetriebene U-Boot-Jäger Grumman S-2 Tracker keinen effektiven Einsatz mehr zulassen wird, wurde 1967 ein Konstruktionswettbewerb ausgerufen. Es beteiligten sich an der Ausschreibung Convair mit dem Model 21, Grumman mit dem Projekt G-304, Lockheed mit CL-806/CL995, McDonnell Douglas mit ihrem Model 201 und North American Rockwell. Daraus ging das von Lockheed konzipierte Modell CL-806/CL995, eines Turbofan-getriebenen U-Boot-Jägers hervor. Im direkten Vergleich zur S-2 kann die S-3 ein dreimal so großes Gebiet absuchen und doppelt so viel Waffen und Bojen mitführen. Der Auftrag über 461 Millionen Dollar für zunächst sechs Versuchsflugzeuge und drei weiteren zu Testzwecken dienenden Zellen wurde am 1. August 1969 erteilt.

Das erste von acht Testflugzeugen (YS-3A) hatte seinen Erstflug am 21. Januar 1972 mit John Christiansen und Lyle Schaefer im Cockpit. Bereits am 20. Februar 1974 wurde das erste einsatzfähige Flugzeug der U.S. Navy übergeben. Die erste Einsatzstaffel nahm Mitte 1975 auf der USS John F. Kennedy ihren Flugbetrieb auf. Die Entwicklung und Indienststellung konnte im prognostizierten Zeitrahmen eingehalten werden. Gebaut wurde die Maschine in Palmdale (Kalifornien).

Als 1978 die letzte S-3A Viking produziert wurde, standen insgesamt 187 Maschinen im Dienst der U.S. Navy. Mitte der 1980er-Jahre wurde die S-3 einem Modernisierungsprogramm unterworfen. Die erste Maschine dieses Typs startete am 13. September 1984 zu ihrem Jungfernflug. Insgesamt wurden 119 Maschinen zu S-3B modifiziert.

Die S-3 wurde bei der U.S. Navy von der U-Jagdstaffel VS-22 am 29. Januar 2009 offiziell außer Dienst gestellt.[2] Vier Maschinen werden von der Pacific Missile Range Facility (PMRF) in Barking Sands auf der Hawaii-Insel Kauai zur Seeraumüberwachung weiterhin eingesetzt. Die NASA erhielt 2004 die letzte gebaute S-3. Das John H. Glenn Research Center in Lewis Field bei Cleveland, Ohio, setzt die Maschine seit 2008 für Testflüge ein[3]. Das Fleet Readiness Center Southeast (FRCSE) in Jacksonville (Florida) hat die erste S-3B Viking, Rufzeichen „Bloodhound 700“, für eine zweite Karriere im April 2010 an die Waffenteststaffel VX-30 ausgeliefert, die sie für Überwachungsaufgaben auf der Point Mugu Test Range einsetzt.[4] Eine weitere S-3B Viking, Rufzeichen „Bloodhound 701“, wurde Ende des Jahres 2010 in Dienst gestellt. Zum 100-jährigen Jubiläum der US-amerikanischen Marineflieger erhielt das Flugzeug einen Anstrich in den Tarnfarben des Jahres 1942.[5] Die beiden Maschinen wurden Anfang 2016 außer Dienst gestellt.[1]

Die letzte fliegende Maschine dieses Typs wurde am 13. Juli 2021 außer Dienst gestellt.[6]


Konstruktion


S-3A mit ausgefahrener Antenne zur U-Boot-Suche mittels Magnetanomalie
S-3A mit ausgefahrener Antenne zur U-Boot-Suche mittels Magnetanomalie

Die S-3 Viking war zunächst ausschließlich als trägergestütztes Flugzeug zur Bekämpfung feindlicher U-Boote sowie zur Fernerkundung konzipiert. Die Standardausrüstung bestand aus einem aus dem Heck ausfahrbaren MAD-Ausleger (Magnetic Anomaly Detector), aus dem Rumpfboden abwerfbaren Sonarbojen, einem internen Waffenschacht für Waffen zur U-Boot-Bekämpfung sowie Infrarotsensoren unter dem Cockpit. Durch die komplexen U-Boot-Bekämpfungssysteme, die denen der CP-140 Aurora entsprechen, entsprechen die Kosten für die Elektronik denen des restlichen Flugzeugs. Dank der Zusammenarbeit mit Vought (LTV) konnte das Hauptfahrwerk von der F-8 Crusader und das Bugfahrwerk von der Vought A-7 Corsair II übernommen werden. Das General Electric TF34-GE-400A-Triebwerk wird auch in der Fairchild-Republic A-10 Thunderbolt II verwendet. In der S-3 wird jedoch keine Schubumkehr eingesetzt.

Die vier Besatzungsmitglieder verfügen über eine klimatisierte Druckkabine mit nach oben ausschießenden Douglas ESCAPAC-IE-1-Schleudersitzen. Der Pilot sitzt vorne links, der Copilot rechts. Der Copilot ist neben der Navigation und Kommunikation auch für das Radar, FLIR und MAD zuständig. Im hinteren Teil der Kabine ist links die Arbeitskonsole des Sensorenoperateurs, der die Akustiksysteme überwacht. Auf der rechten Seite ist der taktische Koordinator untergebracht. Dieser plant und dirigiert Angriffe gegen erkannte U-Boote. Für den Einsatz auf Flugzeugträgern ist am Bugrad eine Zugstange zum Einrasten in den Katapultschlitten und im Heck ein ausfahrbarer Fanghaken eingebaut. Zur raumsparenden Unterbringung auf Flugzeugträgern besaß sie faltbare Tragflächen sowie ein faltbares Seitenleitwerk. Zur Luftbetankung ist oberhalb des Cockpits eine ausfahrbare Sonde eingebaut. Das ESM-System (Electronic Support Measure) war seinerzeit das am weitesten entwickelte System. Es ist passiv und sammelt Signale (Funk und Radar), die es mit einer Datenbank mit bekannten Signalen alliierter oder gegnerischer Schiffs- und Flugzeugsysteme abgleicht.

Im Heck ist zudem die rund 5 m lange ausfahrbare Antenne des AN/ASQ-81 (MAD) eingebaut. Diese kann Abweichungen vom irdischen Magnetfeld feststellen, wodurch getauchte U-Boote entdeckt werden können. Zur genaueren Lokalisierung dienen abwerfbare Bojen wie die SSQ-41 Lofar, ein passives Niederfrequenzanalyse- und Aufzeichnungsgerät. Die verschiedenen Signale werden vom OL-82/AYS-Computer verarbeitet und am Bildschirm dargestellt.


Varianten


S-3A der VS-21, USS Constellation, 1985
S-3A der VS-21, USS Constellation, 1985
US-3A der Staffel VRC-50 1987
US-3A der Staffel VRC-50 1987
ES-3A der Staffel VQ-5
ES-3A der Staffel VQ-5
S-3B beim Katapultstart
S-3B beim Katapultstart
S-3B: erkennbar sind Waffenschacht, Sonarbojen und Auftank-Behälter
S-3B: erkennbar sind Waffenschacht, Sonarbojen und Auftank-Behälter
S-3B 'N601NA' des NASA Glenn Research Center Sommer 2018
S-3B 'N601NA' des NASA Glenn Research Center Sommer 2018
YS-3A
Vorserienflugzeug, 8 gebaut.
S-3A
U-Boot-Jagd-Flugzeug, 186 gebaut. Ausrüstung: AN/APS-116-Radar, FLIR, AN/ASQ-81 MAD und AN/ALR-47 ESM.
ES-3A
Umbau von 16 S-3A zur elektronischen Aufklärung ab 1991, AN/APS-137-Radar. Ab 1993 wurden sechzehn S-3A zu elektronischen Frühwarn- und Aufklärungsflugzeugen (ES-3A „Shadow“) umgebaut, die die veralteten EA-3B Skywarrior ersetzen sollten. Es zeichnete sich jedoch bald ab, dass diesem Typ sowohl wegen der mangelnden Reichweite (durch die stark erhöhte Zuladung) als auch wegen der Inkompatibilität mit anderen Frühwarnsystemen kein Erfolg beschieden sein würde. Sie wurden schließlich 1999 außer Dienst gestellt.
KS-3A
Später folgten Versuche mit Umbau der fünften YS-3A zu einem Tankflugzeug umgebauten KS-3A. Diese hatte einen ausfahrbaren Tankschlauch im Rumpfheck. Nach Aufgabe des Projektes wurde der Rumpf zu einer US-3A umgebaut.
US-3A
Einer der acht Prototypen ist zum US-3A (Carrier On-board Delivery) für leichte Transportaufgaben umgebaut worden. Hierfür wurde die gesamte U-Boot-Abwehrelektronik weggelassen und hinter dem Cockpit eine Passagierkabine für sechs Personen eingerichtet. An den Aufhängepunkten sind zwei 454-kg-Behälter zum Transport von Fracht montiert worden. Weiter ist im Heck eine Laderampe eingebaut worden. Insgesamt wurden fünf YS-3A, KS-3A und S-3A derart umgebaut.
S-3B
Umrüstung von 119 S-3A ab 1984 mit neuer Avionik, AN/APS-137-Radar, JTIDS, AGM-84 Harpoon-Flugkörpern und Douglas D-704-Behälter zum Auftanken anderer Flugzeuge. Am 30. Januar 2009 wurde die S-3B bei der US Navy zunächst offiziell außer Dienst gestellt, nur um 2010 eine geringe Anzahl zu reaktivieren. Vier Maschinen flogen noch für das Glenn Research Center der NASA für Vereisungsversuche, die letzte Maschine wurde am 14. Juli 2021 ins San Diego Air & Space Museum überführt.[7]

Technische Daten


Kenngröße Daten der S-3B Viking
Besatzung4
Länge16,26 m
Flügelspannweite
  • ausgeklappt: 20,93 m
  • eingeklappt: 8,99 m
Flügelfläche55,55 m²
Flügelstreckung7,89
Tragflächenbelastung
  • minimal (Leermasse): 184 kg/m²
  • nominal (normale Startmasse): 349 kg/m²
  • maximal (max. Startmasse): 349 kg/m²
Höhe6,93 m
Leermasse12.057 kg
normale Startmasse17.324 kg
max. Startmasse23.831 kg
Treibstoffkapazität
  • intern: 7320 l
  • extern: 1136 l (in zwei Abwurftanks)
Höchstgeschwindigkeit
  • 835 km/h (auf optimaler Höhe)
  • 816 km/h (auf Meereshöhe)
Marschgeschwindigkeit650 km/h
Steigrate26 m/s
Dienstgipfelhöhe12.465 m
Überführungsreichweite5560 km
Rettungssystem4 × Douglas Aircraft ESCAPAC-IE-1-Schleudersitz
Triebwerkzwei Mantelstromtriebwerke GE TF34-GE-400B
Schubkraft2 × 41,26 kN
Schub-Gewicht-Verhältnis
  • maximal (Leermasse): 0,7
  • nominal (normale Startmasse): 0,49
  • minimal (max. Startmasse): 0,35

Sensorik


Interner Sonarbojenwerfer hinter dem Waffenschacht Kreuzförmig angelegter Werfer für 60 A-Klasse-Sonarbojen mit einem Durchmesser von 12,38 cm


Waffenzuladung



Bewaffnung im Waffenschacht


Kampfmittel bis zu 1814 kg in zwei drei Meter langen internen Waffenschächten hinter dem Bugrad
Torpedos
Ungelenkte Bomben

Bewaffnung an Außenlaststationen


Kampfmittel bis zu 1361 kg an zwei Außenlaststationen unter den beiden Tragflächen
Luft-Boden-Lenkwaffen
Ungelenkte Luft-Boden-Raketen
Ungelenkte Freifallbomben
Zusatzbehälter

Selbstverteidigung


Aktive Maßnahmen
Passive Maßnahmen

Trivia


Eine Viking war das erste Flugzeug, das den Rufnamen Navy One zugewiesen bekam, als Präsident George W. Bush am 1. Mai 2003 in einem solchen Flugzeug auf dem Flugzeugträger USS Abraham Lincoln (CVN-72) landete.



Commons: S-3 Viking – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Beth Stevenson: US Navy retires its last S-3B Vikings. In: Flightglobal.com. 15. Januar 2016, abgerufen am 15. Januar 2016 (englisch): „The aircraft carrier-based Viking fleet was officially retired from frontline service in 2009, but three of the type remained operational in support roles with the Air Test and Evaluation Squadron (VX) 30 at Point Mugu in California.“
  2. U.S. Navy Retires Last Lockheed Martin S-3B Viking From Fleet Service; Carrier-Based Multi-Mission Aircraft Completes 35-Year Career (Memento vom 2. Juni 2009 im Internet Archive)
  3. NASA – Military Aircraft to Perform Aviation Safety Research
  4. S-3B Viking re-enters USN service in test range surveillance role
  5. S-3B Viking gets WW2 paint scheme for Naval Aviation Centennial
  6. https://twitter.com/flightradar24/status/1414963112722243586. Abgerufen am 13. Juli 2021.
  7. Tweet NASA Glenn Research
  8. US Navy & Marine Corps Air Power Directory, David Donald, 1992 Aerospace Publishing Ltd, Seite 151
  9. Mk 52, 53, 54, 55, 56 and 57 Mines and Depth Bombs (United States). In: Jane’s Air-Launched Weapons. Abgerufen am 23. Juli 2012.
  10. Aero, Heft 46, 1984 Marshall Cavendish International Ltd

На других языках


- [de] Lockheed S-3

[en] Lockheed S-3 Viking

The Lockheed S-3 Viking is a 4-crew, twin-engine turbofan-powered jet aircraft that was used by the U.S. Navy (USN) primarily for anti-submarine warfare. In the late 1990s, the S-3B's mission focus shifted to surface warfare and aerial refueling. The Viking also provided electronic warfare and surface surveillance capabilities to a carrier battle group. A carrier-based, subsonic, all-weather, long-range, multi-mission aircraft, it carried automated weapon systems and was capable of extended missions with in-flight refueling. Because of its characteristic sound, it was nicknamed the "War Hoover" after the vacuum cleaner brand.

[fr] Lockheed S-3 Viking

Le Lockheed S-3 Viking est un avion embarqué en service dans l’US Navy de 1974 au 12 janvier 2016[1]. Il est le successeur du Grumman S-2 Tracker. C'est un avion compact, propulsé par deux réacteurs situés dans des nacelles sous les ailes, et qui depuis la fin de la Guerre froide joue un rôle important dans la lutte anti-sous-marine et la détection des mines.

[it] Lockheed S-3 Viking

Il Lockheed S-3 Viking è un bimotore a getto quadriposto da pattugliamento marittimo prodotto dalla Lockheed Corporation all'inizio degli anni settanta. Impiegato inizialmente dalla United States Navy come aereo imbarcato su portaerei specializzato nella lotta antisommergibile, verso la fine degli anni novanta, nella sua versione S3-B, cambiò profilo di missione, venendo utilizzato principalmente nel ruolo antinave e aereo per il rifornimento in volo. Il Viking forniva anche una capacità di guerra elettronica e ricognizione ai gruppi di battaglia che lo avevano in dotazione. Per il suono caratteristico dei motori, viene soprannominato dai suoi equipaggi "hoover", come la famosa marca di aspirapolvere.

[ru] Lockheed S-3 Viking

Локхид S-3 «Викинг»[3] (англ. Lockheed S-3 Viking) — американский палубный противолодочный самолёт. Самолёт производился корпорацией Lockheed на Палмдейлском авиазаводе № 42[en], всего было построено 187 машин. Первый прототип совершил пробный полёт 21 января 1972 года[4]. Серийное производство продолжалось с 1971 по 1978 годы. S-3 Viking стоял на вооружении американского флота с 1974 года. Снят с вооружения в 2009 году. Стоимость в ценах 1974 года — $27 млн.



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