163 (Stand: Januar 2019) 160 verkauft in sechs Länder im März 2019[1]
Geschichte und Konstruktion
Erster Jak-130-Prototyp (RA-43130)
Für die Nachfolge des damals in die Jahre gekommenen tschechischen Schulflugzeugs Aero L-39 (Produktionszeit 1968–1999) bei den sowjetischen Luftstreitkräften wurde im Jahre 1991 eine Spezifikation an verschiedene sowjetische Konstruktionsbüros ausgegeben. Mit der neuen Maschine sollten die wichtigsten Flugmanöver der Einsatzmuster Mikojan MiG-29 und Suchoi Su-27 geschult werden können, was eine extreme Manövrierfähigkeit voraussetzt. Gleichzeitig sollte die Maschine kostengünstig sein.
Bei Jakowlew entstand daraufhin eine recht ungewöhnliche Konstruktion, bei der die Flügelwurzel bis zum Bug vorgezogen wurde. Die beidseitigen Lufteinläufe wurden ebenfalls sehr weit vorgezogen und befanden sich unter der Flügelwurzel unterhalb des vorderen Cockpits. An den Enden der Trapeztragflächen sollten sich Winglets mit V-Stellung befinden. Als Antrieb waren zwei Triebwerke des Typs Iwtschenko AI-25 vorgesehen, der auch in der L-39 eingebaut wurde.
In der Folgezeit wurde dieser Entwurf bearbeitet. Die Flügelwurzel wurde weniger weit nach vorne, nur knapp bis zum vorderen Cockpit, vorgezogen, und die Lufteinläufe begannen erst unmittelbar nach dem hinteren Cockpit. Wie die Mikojan-Gurewitsch MiG-29 besitzt die Jak-130 ein Klappensystem an den Lufteinläufen, bei dem während der Startphase die eigentlichen Lufteinläufe geschlossen werden und die Luftzufuhr über Klappen auf der Oberseite der Lufteinläufe erfolgt. Die Tragflächen sind als deltaähnliche Pfeilflügel mit Sägezahnvorderkante mit Hochauftriebshilfen ausgeführt. Ebenfalls mit Sägezahnvorderkante versehen sind die als Pendelruder ausgelegten Höhenruder. Unter den Tragflächen befinden sich je drei Pylone, an denen verschiedene Waffen mitgeführt werden können. Der Antrieb sollte aus zwei je 2200 kgf leistenden RD-36-35 bestehen, die durch ein vollständig digitales FADEC (Triebwerksmanagement) kontrolliert werden. Endgültig wurden in die Maschinen dann aber Iwtschenko Progress AI-222-25 (hergestellt von „Saljut“ in Moskau)[2] mit je 24,5 kN Schub eingebaut. Die Flugsteuerung erfolgt über ein vierfach redundantes Fly-by-Wire-(FBW)-System mit variabel programmierbarer Längsstabilität (0–10%). Das in Tandemanordnung eingerichtete Cockpitpaar verfügt über Null-Null-Schleudersitze vom Typ Swesda K-93 und jeweils drei Multifunktionsbildschirme. Das vordere Cockpit ist auch mit einem Head-Up-Display ausgestattet. Durch die Ausrüstung mit einer Hilfsgasturbine und einem Sauerstoffgenerator ist ein Betrieb unabhängig von Bodengeräten möglich.[3]
An dem Wettbewerb nahmen die Entwürfe Jakowlew Jak-130, Mikojan MiG-AT, Mjassischtschew M-200 und Suchoi Su-54 teil. In die engere Auswahl kamen ab Juli 1992 nur noch die Jak-130 und die MiG-AT. Die Jak-130 wurde im Mai 1994 wegen ihrer besseren Leistungen ausgewählt.
Im Jahr 1993 wurde die italienische Firma Aermacchi Partner in dem nun als Yak/AEM-130 bekannten Programm. 1994 wurde der erste Demonstrator Jak-130D fertig, der im Mai 1995 seinen Rollout hatte. Die Jak-130 wurde auf dem Aérosalon 1995 in Le Bourget erstmals im Westen gezeigt. Am 25. April 1996 startete der erste Prototyp (Registrierung RA-43130) gesteuert von Andreij Sinitsin in Schukowski zu seinem Erstflug.[3]
Die russisch-italienische Zusammenarbeit war jedoch nicht von langer Dauer. Beide Firmen beendeten im Jahre 2000 ihre Partnerschaft aufgrund von Differenzen über die künftige Entwicklung. Jakowlew betreibt das Jak-130-Programm alleine weiter. Aermacchi entwickelte die M-346, die der Jak-130 zum Verwechseln ähnlich sieht, jedoch für den westlichen Markt vorgesehen ist. Aermacchi zahlte an Jakowlew für die Hilfe 77 Mio. Euro.
Diverse Verzögerungen unter anderem aus Geldmangel bewirkten, dass im Juni 2001 der Generaldirektor Oleg Demtschemko ankündigte, ab 2003 zwei Vorserienflugzeuge und zwei statische Testzellen auf eigene Kosten herstellen zu wollen. Am 16. März 2002 bestellten die russischen Luftstreitkräfte offiziell die Maschine, so dass das Projekt weitergeführt werden konnte. Die erste Vorserienmaschine wurde im Juni 2003 auf der Paris Air Show gezeigt und der Erstflug erfolgte am 30. April 2004. Der Absturz des dritten Prototyps der Jak-130 im Juli 2006 (nur vier Monate nach dessen Erstflug) infolge eines Softwarefehlers im Fly-By-Wire-System verzögerte die Zulassung durch die russischen Luftstreitkräfte bis zum November 2007. Das erste Serienmuster hatte am 19. Mai 2009 seinen Erstflug. Seitdem werden die Flugzeuge an die russischen Luftstreitkräfte ausgeliefert. Ein Exemplar stürzte am 29. Mai 2010 ab.
Die erste kampffähige Variante der Jak-130 absolvierte ihren Jungfernflug am 21. August 2009. Es handelt sich dabei um eine zweisitzige Jak-130, die an insgesamt neun Aufhängungen bis zu 3000kg Außenlasten tragen kann. Diese Variante wurde von der Irkut Corporation für den Exportmarkt entwickelt. Algerien war im März 2006 der erste Kunde mit einer Bestellung von 16 Maschinen, die Anfang 2010 ausgeliefert werden sollten. Tatsächlich wurden die ersten drei erst im November 2011 geliefert, also nach dem Arabischen Frühling.[4]
Die russischen Luftstreitkräfte übernahmen im März 2010 die erste der bis 2015 geplanten 62 Maschinen.
Weiterentwicklung
Leichtes Angriffsflugzeug Jak-131
Das OKB Jakowlew plant, die Trainer-Grundversion Jak-130 zu folgenden Derivaten weiterzuentwickeln:[5][6]
Marine-Trainingsflugzeug
Jak-131: leichtes Angriffsflugzeug
Jak-133: leichtes Jagdflugzeug
Jak-133IB: leichter Jagdbomber
Jak-133R: Aufklärungsflugzeug
Jak-133PP: Flugzeug zur elektronischen Kriegführung
unbemannte Angriffsdrohne
Flugzeugträgerausführung der Jak-130 mit verstärktem Fahrwerk und Fanghaken, vorgeschlagen als kostengünstigere Ablösung der Su-25UTG
Jak-135 als VIP-Flugzeug mit 4 Plätzen, ähnlich wäre eine flugzeugträgertaugliche Ausführung als Personen- und Kleinfrachtflugzeug für Versorgungsflüge auf Flugzeugträger denkbar.[7][8]
Das OKB Jakowlew unterstützte die Entwicklung der chinesischen Hongdu L-15. Diese basiert zum großen Teil auf der Jak-130, Hauptunterschied sind chinesische Triebwerke mit Nachbrenner.[9]
Nutzer
Jak-130 der russischen Luftstreitkräfte auf der Paris Air Show 2013
16 × Jak-130 (16 bestellt);[11] Bestellung von 24 auf 16 gekürzt; Auslieferung der ersten 6 am 22. September 2015, bis Jahresende 8 weitere, 2016 der Rest.[12]
MyanmarMyanmar
6 × Jak-130 (Zulauf von weiteren 6 vorgesehen für 2018)[13]
6 × Jak-130 bestellt, durch den nationalen Übergangsrat im Zuge einer Revision sämtlicher Rüstungsverträge im September 2011 storniert.[23]
SyrienSyrien
Syrische Luftstreitkräfte
36 × Jak-130 bestellt, später storniert.[24][25] Einsatz in Syrien bestätigt für den 4. und 28. Juli 2019[26]
Zwischenfälle
Während der Flugerprobung stürzte am 29. Juli 2006 in der Oblast Rjasan eine Jak-130 aufgrund eines Fehlers in der Flugsteuerung ab. Beide Besatzungsmitglieder konnten sich mit dem Schleudersitz retten.[27]
Am 22. Mai 2010 stürzte eine Jak-130 in Lipezk kurz nach dem Start ab. Auch hier konnten sich beide Besatzungsmitglieder retten.[28]
Am 15. April 2014 stürzte eine Jak-130 bei Astrachan wegen Triebwerksausfall ab. Beide Piloten katapultierten sich mit dem Schleudersitz aus der Jak-130, aber einer kam dabei ums Leben.[29]
Bei einem Trainingseinsatz stürzte im September 2017 in der Region Woronesch nahe der Stadt Borissoglebsk eine Jak-130 ab. Die beiden Piloten konnten sich retten.[30]
Am 19. Mai 2021 stürzte eine Jak-130 der Belarussischen Luftstreitkräfte bei einem Trainingsflug in der Nähe von Baranowitschi ab. Die beiden Piloten, die noch versucht hatten, die Maschine von bewohnten Gebieten wegzusteuern, kamen dabei ums Leben.[31][32]
Technische Daten
Dreiseitenriss
Kenngröße
Daten
Besatzung
1 + 1
Länge
11,49 m
Spannweite
9,72 m
Höhe
4,76 m
Flügelfläche
23,52 m²
Flügelstreckung
4,0
Leermasse
4.600 kg
Startmasse
max. 10.290 kg / normal 7.230 kg
Treibstoffvorrat
1.750 kg intern und 2 × 450 kg extern
Höchstgeschwindigkeit
1.060 km/h
Dienstgipfelhöhe
12.500 m
Reichweite
1.600 km mit internem Kraftstoff, 2.300 km mit zwei Zusatztanks
Yefim Gordon, Dmitriy Komissarov: OKB Yakovlev: A History of the Design Bureau and Its Aircraft, 2005, ISBN 978-1-85780-203-0
Yak-130 - Program (Memento vom 11. November 2012 im Internet Archive), Globalsecurity.org
Jefim Gordon, Dmitri Komissarow:History of China’s Aviation Industry 1951–2007. In: China’s Aviation Industry Since 1951 & Chinese Aircraft. ISBN 978-1-902109-04-6.
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