Die MQ-9 Reaper (engl. „Sensenmann“) ist eine Drohne des US-amerikanischen Herstellers General Atomics. Sie basiert auf der MQ-1 Predator, weshalb sie anfangs auch Predator B genannt wurde. Die MQ-9 ist aber wesentlich größer und dient in erster Linie der Luftnahunterstützung. Sie wurde unter anderem von den Streitkräften der Vereinigten Staaten und der Royal Air Force in Afghanistan eingesetzt.
General Atomics MQ-9 Reaper | |
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MQ-9A „Reaper“ der U.S. Air Force | |
Typ | Unbemanntes Kampfflugzeug |
Entwurfsland | Vereinigte Staaten |
Hersteller | General Atomics Aeronautical Systems |
Erstflug | 2. Februar 2001 |
Indienststellung | Oktober 2007 |
Produktionszeit | Seit 2006 in Serienproduktion |
Stückzahl | 269 (Stand: September 2019)[1] |
Am 20. März 2020 hatte die Weiterentwicklung MQ-9B ihren Erstflug.[2] Sie soll in den Versionen „Sky Guardian“ und „Sea Guardian“ gebaut werden. Die B-Version stellt gegenüber der ursprünglichen Reaper eine komplette Neuentwicklung dar, um eine Zulassung für den internationalen Luftraum zu erlangen.[3]
General Atomics entwickelte im Jahr 2000 für das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten auf Basis seiner MQ-1 Predator eine größere und stärker bewaffnete Version (hunter-killer UAV) für den Krieg gegen den Terror. Der Erstflug des Prototyps erfolgte am 2. Februar 2001. Der Antrieb besteht aus einem Turboprop-Triebwerk mit rund 671 kW (900 hp) Wellenleistung. Die zunächst Predator B genannte Drohne hat mit rund 4760 kg ein mehr als viermal so hohes Gesamtgewicht wie die MQ-1 und kann eine mehr als zehnmal so große Waffenlast tragen. An insgesamt vier Unterflügelstationen können Luft-Boden-Raketen, Präzisionsbomben oder Zusatztanks befestigt werden. Für Aufklärungszwecke und Zielerfassung stehen Sensoren im optischen und Infrarotbereich sowie Radar zur Verfügung.
Im Februar 2003 erhielt die neue Drohne die offizielle Bezeichnung MQ-9A und im September 2006 den Namen Reaper. Im November 2006 aktivierte die United States Air Force (USAF) die erste Reaper-Staffel (42nd Attack Squadron) auf der Creech Air Force Base in Nevada. Von Anfang 2009 bis September 2019 erhöhte sich die Anzahl der von den amerikanischen Streitkräften eingesetzten Reaper von 28 auf 269. Insgesamt ist die Beschaffung von 433 Maschinen geplant. Ende 2019 besaß die USAF 39 mit MQ-9 ausgerüstete Squadrons, die hauptsächlich dem Air Combat Command, aber auch dem AFSOC und dem AETC unterstanden. Der Air National Guard unterstehen 18 der 39 Einheiten.[1]
Gorgon Stare ist ein Überwachungssystem, das Anfang 2011 erstmals an der Drohne getestet wurde.
Royal Australian Air Force: 12–16 MQ-9B
Australien gab im November 2018 bekannt, im Rahmen des Projekts „Air 7003 Phase 1“ 12–16 MQ-9 Reaper Block 5 oder MQ-9B SkyGuardian Drohnen zu bestellen,[4] letztendlich wurde die MQ-9B SeaGuardian ausgewählt.[5]
Belgische Luftstreitkräfte: 2 MQ-9B
Belgien gab im Oktober 2018 bekannt, zwei MQ-9B SkyGuardian Drohnen zu bestellen.[6]
Im August 2020 wurde der Vertrag über vier Drohnen und zwei Bodenstationen unterschrieben und es wurde bekanntgegeben, dass Großbritannien und Belgien bei dem Betrieb, der Wartung, dem Training und der Weiterentwicklung ihrer Version sowie bei der Zertifizierung nach europäischen und NATO-Standards eng zusammen arbeiten wollen.[7][8]
Armée de l’Air & de l'Espace: 14, 6 MQ-9 Block 1, 8 MQ-9 Block 5 (bestellt, insgesamt 12 geplant)[9]
Frankreich beschaffte für Einsätze über Mali 2013 kurzfristig zunächst zwei MQ-9 Block 1 direkt von der USAF, insgesamt soll die Armée de l’air aber 16 Drohnen erhalten, zurzeit sind 12 bestellt. Das erste Kontrollzentrum und die beiden MQ-9 Reaper Drohnen wurden Ende 2013 ausgeliefert, erste Einsätze erfolgten über Mali und die dritte Drohne wurde im Mai 2015 übernommen.[10] Das zweite Block 1 System, bestehend aus dem Kontrollzentrum und drei Drohnen wurde 2016 geliefert[11]. Das dritte und vierte, ab diesem im Block 5 Standard, ebenfalls bestehend aus einer Bodenstation und drei Drohnen, laufen seit 2020 zu.[12] Der Beschaffungsprozess für die Bewaffnung startete 2019.[13]
Die Drohnen werden seit 2019 vom 33ème escadre de surveillance, de reconnaissance et d’attaque auf der Basis 709 Cognac betrieben, wobei einige Exemplare des Geschwaders im Bereich Sahara/Sahel von der malischen Basis 101 Niamey aus eingesetzt werden, wo 2018 auch eine MQ-9 Block 1 verloren wurde.[14]
Aeronautica Militare: 6 MQ-9A Block 1/Block 5
Die ersten beiden zunächst unbewaffneten MQ-9A Block 1 der Aeronautica Militare sind seit Mitte 2011 vorläufig beim 32º Stormo auf der Basis Amendola einsatzbereit, insgesamt hat Italien sechs Drohnen bestellt. Am 10. August 2011 setzte Italien die Drohne erstmals für eine Mission über Libyen ein.[15] Eine Bewaffnung erfolgte erst Ende 2015.[16] Die Drohnen wurden Anfang der 2020er Jahren vom Block 1 auf den Block 5 Standard umgerüstet.[17]
Koninklijke Luchtmacht: 4 MQ-9A Block 5
Die niederländische Verteidigungsministerin Jeanine Hennis-Plasschaert gab am 21. November 2013 bekannt, dass die Niederlande vier MQ-9 Block 5 Drohnen beschaffen wollen, bestellt wurden sie aber erst am 17. Juli 2018 während der Farnborough International Airshow.[18] Die Auslieferung begann im Februar 2022. Sie werden von der 306. Staffel, ab 2023 von Leeuwarden aus betrieben.[19] Übergangsweise sind die ersten drei Exemplare in Hato auf Curaçao beheimatet.[20]
Polnische Luftstreitkräfte: MQ-9A, MQ-9B
Im Jahr 2022 gab Polen bekannt, MQ-9B zu erwerben. Zur Überbrückung der Zeit bis zur Auslieferung der eigenen System plant das Land Systeme des Vorgängermodells MQ-9A zu leasen.[21]
Ejército del Aire: 4 MQ-9A Block 5
Spanien kündigte im November 2015 zunächst zwei Bodenstationen und vier unbewaffnete MQ-9 zu bestellen, deren Auslieferung Ende 2019 erfolgte.[22] Der Betreiber ist die 47 Grupo Mixto de Fuerzas Aéreas, deren Haupt-Einsatzbasis der Luftwaffenstützpunkt bei Talavera la Real ist. Eine vorgeschobene Operationsbasis wird am Flughafen Lanzarote eingerichtet.[23]
Royal Air Force: 27, 11 MQ-9A, 16 MQ-9B
Die RAF setzt die MQ-9A ebenfalls in Afghanistan ein und steuert sie von der Creech Air Force Base aus. Die erste Einsatzstaffel mit zunächst fünf Drohnen ist seit 2007 die 39. Squadron auf der Creech AFB. Im Jahr 2012 wurde RAF Waddington Heimatstützpunkt der MQ-9 Streitkraft und mit der 13. Squadron wurde dort eine weitere Staffel aufgestellt, wobei die 39. Staffel und die Luftfahrzeuge nach wie vor in Creech beheimatet sind. Anfang 2014 wurde die Flotte um fünf weitere Exemplare auf 10 Einheiten erhöht und nach Außerdienststellung einer MQ-9A wurde 2021 ein einzelnes Exemplar nachbestellt[24].
Die MQ-9A sollen durch MQ-9B, RAF-Bezeichnung Protector RG Mk.1, ersetzt werden, die auch außerhalb gesperrter Lufträume in Europa fliegen soll. Im August 2020 wurde bekanntgegeben, das Großbritannien und Belgien bei dem Betrieb, der Wartung, dem Training und der Weiterentwicklung ihrer Version des Protector Remotely Piloted Aircraft System abgekürzt RPAS sowie bei der Zertifizierung nach Europäischen und NATO-Standards eng zusammen arbeiten wollen.[7][8] Der Erstflug fand einen Monat später statt.[25] Nach einer ersten Bestellung über drei Luftfahrzeuge wurden 2021 13 Exemplare geordert.[26]
United States Air Force
Seit dem 25. September 2007 werden die MQ-9 der USAF in Afghanistan eingesetzt. Sie werden von der Creech Air Force Base im US-Bundesstaat Nevada aus von einem Piloten und einem Aufklärungsoffizier gesteuert. Lediglich für Start und Landung übernimmt ein lokaler Pilot die Kontrolle. Vorrangiger Einsatzzweck ist die Luftnahunterstützung. Die typische Bewaffnung dafür besteht aus zwei lasergelenkten 500-Pfund-Bomben des Typs GBU-12 Paveway II und vier lasergelenkten Luft-Boden-Raketen AGM-114 Hellfire. Damit kann die Reaper rund 15 Stunden in der Luft bleiben, bei Bedarf bewegliche Ziele verfolgen, erfassen und bekämpfen. Anders als die MQ-1 wird die MQ-9 nur in zweiter Linie zur Überwachung und Aufklärung eingesetzt. Am 27. Oktober 2007 feuerte eine MQ-9 erstmals eine Waffe im Kampf ab. Bis zur Außerdienststellung der MQ-1 wurden diese in gemischten Verbänden mit den MQ-9 betrieben.
Am 13. Mai 2008 unternahm die 658. Aeronautical Systems Squadron (AESS) einen erfolgreichen Test, bei dem eine ferngelenkte Bombe vom Typ GBU-49 über GPS im Bereich des China Lake beim Naval Air Warfare Center, Weapons Division, eingesetzt wurde.
Im März 2016 wurde bekannt, dass die Maschinen der ersten Baureihe (Block 1) einen bisher nicht identifizierbaren elektronischen Fehler haben, die USAF gab bekannt, dass in mindestens 17 Fällen ein Unfall mit den Drohnen nur deshalb verhindert werden konnte, weil ein Backupsystem den Fehler während des Fluges kompensieren konnte.[27]
Die USAF hat 2016 eine Drohnenbasis in Agadez, Niger errichtet,[28] als Ausweichbasis dient seit 2018 das griechische Larisa.[29]
Im Bereich der USAFE ist Mirosławiec/Märkisch Friedland im polnischen Westpommern die einzige permanente Einsatzbasis, hier ist das Det. 2 des 52nd Fighter Wing stationiert; ein weiterer Ausweichplatz ist das siebenbürgische Câmpia Turzii/Jerischmarkt.
Im Bereich der PACAF ist die Kanoya Air Base im Süden Japans seit 2022 Stützpunkt der mit MQ-9 ausgerüsteten 319th Expeditionary Reconnaissance Squadron.[30]
United States Navy
Die United States Navy (USN) testete eine Mariner genannte Version der MQ-9 für Überwachungseinsätze und will damit ganze Städte kontrollieren.[31] Die Drohne sollte zusammen mit der Boeing P-8 Poseidon die kontinuierliche Seeraumüberwachung sicherstellen. Im Auswahlverfahren unterlag der Entwurf aber der Northrop Grumman RQ-4N. Von den Seychellen aus fliegen die MQ-9 Einsätze zur Überwachung der Schifffahrt und zur Bekämpfung der Piraterie am Horn von Afrika.[32]
United States Marine Corps
Das United States Marine Corps setzt zwei MQ-9A seit 2018 in Afghanistan ein. Diese gehörten zunächst der USAF, wurden 2020 aber durch die USN für das Marine Corps erworben[33].
NASA
Die NASA verwendet seit einigen Jahren eine weiterentwickelte Drohne unter dem Namen „Altair“ für verschiedene Aufgaben in der Höhenforschung. Das Ministerium für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten verwendet seit 2005 unbewaffnete Versionen der Reaper zur Überwachung der Staatsgrenzen.
Das Bundesministerium für Verteidigung zog eine Anschaffung von fünf Reaper für den Auslandseinsatz in Afghanistan in Erwägung, entschied sich jedoch 2009 für ein Leasing von drei IAI Heron des israelischen Herstellers IAI, zunächst für den Zeitraum von drei Jahren, dann verlängert bis April 2015.[34][35] Für die Zeit nach dem zunächst geplanten Auslaufen des Leasingvertrages im Oktober 2014 wurde neben anderen Optionen auch die Anschaffung von Drohnen des Typs Reaper erwogen.[36]
Kenngröße | Daten der MQ-9A Reaper |
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Länge | 10,97 m |
Spannweite | 20,12 m |
Höhe | 3,80 m |
Leermasse | 2223 kg |
max. Startmasse | 4763 kg |
Treibstoffkapazität | 1815 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 482 km/h |
Marschgeschwindigkeit |
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Dienstgipfelhöhe | 15.400 m |
Einsatzradius | 3065 km |
max. Flugdauer | ca. 27 h |
Antrieb | ein Turboprop Honeywell TPE-331-10 mit rund 900 hp (671 kW) Leistung |
Bis zu 1361 kg Waffenlast an vier Außenlastträgern:
Am 3. Januar 2020 wurde der iranische Generalmajor Qasem Soleimani – mit weiteren Insassen – durch einen Raketenangriff von einer MQ-9 Reaper der USA auf eine Kfz-Kolonne nahe dem Flughafen Bagdad getötet.[37]
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Sequentielle Bezeichnungen: |
MQ-1 • RQ-2 • RQ-3 • RQ-4 • RQ-5 • RQ-6 • RQ-7 • MQ-8 • MQ-9 • CQ-10 • RQ-11 • RQ-14 • RQ-15 • RQ-16 • XMQ-17 • YMQ-18 • XMQ-19 • RQ-20 • MQ-21 • RQ-22 • CQ-24 • MQ-25 • RQ-26 • RQ-27 • MQ-28 |
Nicht sequentielle Bezeichnungen: |
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100 bis 125 |
CF-100 • CF-101 • CF-104 • CF-105 • CC-106 • CP-107 • CC-108 • CC-109 • CRS-110 • CF-111 • CH-112 • CH-113 • CT-114 • CC-115 • CF-116 • CC-117 • CH-118 • CO-119 • CT-120 • CP-121 • CP-122 • CSR/CC-123 • CH-124 • CH-125 |
126 bis 150 |
CH-126 • CH-127 • CT-128 • CC-129 • CC-130 • CX-131 • CC-132 • CT-133 • CT-134 • CH-135 • CH-136 • CC-137 • CC-138 • CH-139 • CP-140 • CT-142 • CH-143 • CC-144 • CT-145 • CH-146 • CH-147 • CH-148 • CH-149 • CC-150 |
Ab 151 |
CT-155 • CT-156 • CU-160 • CU-161 • CU-162 • CU-163 • CU-167 • CU-168 • CU-170 • CC-177 • CH-178 • CF-188 |