Zum 1. August 1946[4] schlossen sich die dänische Det Danske Luftfartselskab (DDL), die schwedische Svensk Interkontinental Lufttrafik und die norwegische Det Norske Luftfartselskap zusammen, um eine starke Fluggesellschaft mit dem Namen Scandinavian Airlines System zu gründen.[5] SAS stieg zu einer der führenden Fluggesellschaften in Europa auf und besteht heute aus zwei dänischen, zwei norwegischen und drei schwedischen Eigentümeranteilen.
Am 17. September 1946, also bereits im Gründungsjahr, flog SAS mit einer Douglas DC-4 über den Atlantik. Die Route führte von Kopenhagen über Prestwick und Gander nach New York.
Am 15. November 1954 eröffnete SAS mit Douglas DC-6B als erste Fluggesellschaft die Flugroute von Europa an die Westküste der USA mit Abkürzung über die sogenannte „Polroute“ (die aber nicht tatsächlich den Nordpol überflog). Eine Maschine flog an diesem Tag von Kopenhagen über Söndre Strömfjord auf Grönland und Winnipeg in Kanada nach Los Angeles, eine zweite Maschine startete zur gleichen Zeit in Los Angeles in Gegenrichtung. Im Jahr 1957 eröffnete die SAS mit einer Douglas DC-7C die Verbindung nach Japan über Anchorage (Alaska). Die Flugzeit verringerte sich dadurch gegenüber der bisher gebräuchlichen Südroute von 50 auf 32 Stunden.
Im Jahr 1956 beauftragte SAS Arne Jacobsen, ein Hotel mit Abfertigungsterminal in der Kopenhagener Innenstadt zu errichten. Das SAS Royal Hotel wurde 1960 eröffnet und gilt als Gesamtkunstwerk Jacobsens. Ab 1959 setzte die Gesellschaft ihre ersten Strahlflugzeuge, Sud Aviation Caravelle, und ab 1960 Douglas DC-8 auf den Langstrecken ein. Im Jahr 1961 gründete SAS die Tochtergesellschaft Scanair, die im Charterflugverkehr tätig war. Im Jahr 1965 führte SAS als erste Fluggesellschaft ein europaweites, elektronisches Reservierungssystem ein und stellte 1969 mit Turi Widerøe die erste Pilotin in einer westlichen Fluggesellschaft ein.
Ab 1967 wurde der Schriftzug auf den Flugzeugen vom vollen Gesellschaftsnamen auf die Kurzform „Scandinavian“ umgestellt.[6]
Ab 1971 kam mit der Boeing 747 das erste Großraumflugzeug bei SAS zum Einsatz. Ab 1984 betrieb sie ein Luftkissenboot zwischen Kopenhagen und Malmö.
Der Name der Fluggesellschaft im Markenauftritt wurde 1996 in SAS Danmark A/S, SAS Norge ASA und SAS Sverige AB geändert.[7] Der rechtliche Name ist jedoch auch heute (August 2021) Scandinavian Airlines System Denmark-Norway-Sweden.[8]
Entwicklung in den 1990er und 2000er Jahren
SAS ist Gründungsmitglied der Star Alliance, einer der bedeutendsten strategischen Luftfahrtallianzen. SAS Scandinavian Airlines ist ein Tochterunternehmen der SAS Group, die Anteile an der Hotelbetreibergesellschaft Rezidor (Markenname damals Radisson SAS) hielt. Sie ist zudem Gründer des Vielfliegerprogramms „EuroBonus“, dem sieben weitere Fluggesellschaften angeschlossen sind. 1997 wurden Anteile der Fluggesellschaft Widerøe erworben, die inzwischen komplett von der SAS Group übernommen wurde. 1998 wurde die finnische Fluggesellschaft Air Botnia übernommen und in Blue1 umbenannt, 2001 die norwegische Braathens gekauft. Zwischen 2003 und 2004 wurde der Versuch unternommen, mit der Gründung der „Snowflake“ eine Billigfluggesellschaft zu etablieren.[9]
Die Tochter SAS Cargo betreibt keine Frachtflugzeuge. Sie befördert Luftfracht in den Frachträumen der Passagierflugzeuge von SAS.[10]
Am 8. September 2006 übernahm SAS ihren ersten von vier Airbus A319-100. Aus diesem Grund wurde diese Maschine mit dem Luftfahrzeugkennzeichen OY-KBO mit einer Retrobemalung versehen. Geschäftsführer der SAS ist seit 1. Januar 2007 der Schwede Mats Jansson.
Ende Januar 2009 wurde die Mehrheit an der spanischen Fluggesellschaft Spanair für einen symbolischen Preis von einem Euro an ein katalanisches Konsortium verkauft. Im Vorjahr hatte Spanair 4,9 Milliarden Schwedische Kronen Verlust erwirtschaftet. Im gleichen Monat wurde ein 47,2-prozentiger Anteil an Air Baltic verkauft.[11] SAS selbst wurde über die Jahre immer wieder als Übernahmekandidat für die deutsche Lufthansa gehandelt.[12][13]
Am 3. Februar 2009 wurde bekannt, dass SAS die Anzahl der Mitarbeiter um 40 Prozent von 23.000 auf 14.000 verringern wird. 5600 Mitarbeiter verlassen das Unternehmen entweder durch Outsourcing oder mit dem Verkauf anderer Unternehmensteile wie Spanair. Im Geschäftsjahr 2008 verzeichnete das Unternehmen einen Verlust von 6,32 Milliarden schwedischen Kronen (ca. 757 Millionen US-Dollar).[14] Anfang August 2009 wurde die Bilanz des zweiten Quartals bekanntgegeben, die mit einem Verlust von über 1 Milliarde SEK zu Buche schlägt.[15]
Die norwegische Fluggesellschaft der SAS Group mit dem Namen SAS Norge wurde zum 1. Oktober 2009 wieder in die Hauptgesellschaft integriert.[16] Zum 1. November 2009 verkaufte SAS einen 20-prozentigen Anteil an der Fluggesellschaft British Midland Airways an Lufthansa zum Gesamtpreis von 38 Millionen Euro.[17]
Jüngste Geschichte seit 2010
Laut einer Meldung aus dem April 2011 bereitete die norwegische Regierung den Verkauf ihrer Beteiligung an der SAS in Höhe von 14,29 Prozent vor, da das Eigentum als nicht mehr notwendig angesehen wurde.[18]
Ende Januar 2012 musste SAS wegen der Krise bei der früheren Tochter Spanair Abschreibungen in Höhe von insgesamt etwa 1,7 Milliarden Schwedischen Kronen (190 Millionen Euro) vornehmen. SAS erläuterte, dass die Summe sich aus noch ausstehenden Forderungen, aus Garantien sowie aus Kosten durch die Einstellung des Betriebs von Spanair zusammensetze. Auswirkung auf das laufende Geschäft hätten die Abschreibungen dank guter Vorbereitung kaum, hieß es weiter. Aber laut SAS hätte man ohne die Insolvenz der Spanair sogar schwarze Zahlen geschrieben. Die SAS Group hatte sich 2009 weitgehend von ihrem Engagement bei der Spanair getrennt, war aber noch mit knapp elf Prozent an dem spanischen Unternehmen beteiligt.[19]
SAS Scandinavian Airlines ist seit Jahren unprofitabel und schreibt große Verluste. Die Gesellschaft, die stark unter den geringen Ticketpreisen leidet, ist deshalb bemüht, ihre Kosten zu senken und so wieder in die Gewinnzone gelangen zu können. Nachdem ein 2008 aufgelegtes Sparprogramm die Kosten der Gesellschaft um 23 Prozent senken konnte, sollte das Ende 2011 gestartete Folge-Sparprogramm bis 2015 die Produktionskosten um etwa drei bis fünf weitere Prozent senken. SAS hat große Probleme mit dem stark expandierenden Billigflugverkehr in Skandinavien. Weiterhin ist sie stärker als die großen klassischen Fluggesellschaften auf den Europa-Verkehr fokussiert. Hier sind die Ertragschancen jedoch im Vergleich geringer.[20]
Im Oktober 2012 wurde bekannt, dass SAS die Kürzung der Gehälter ihrer Angestellten um bis zu 25 Prozent plane und zudem Kredite in Höhe von etwa 500 Millionen Euro aufnehmen wolle. Ende Oktober war der Aktienhandel kurzzeitig ausgesetzt und die Veröffentlichung der Quartalsbilanz kurzfristig verschoben worden.[21] Am 19. November stimmten nach umfangreichen Verhandlungen schließlich alle acht beteiligten Gewerkschaften einem umfangreichen Maßnahmenpaket zur Sanierung der bis zu diesem Zeitpunkt von der Insolvenz bedrohten Gesellschaft zu.[22]
Am 26. Oktober 2013 flottete SAS als letzte große europäische Gesellschaft ihre verbliebenen McDonnell Douglas DC-9-82 aus.[23]
Ab Ende 2016 sollten im Hinblick auf das harte Europageschäft 1000 Stellen in der Verwaltung abgebaut und möglicherweise Operationsbasen im Ausland angestrebt werden, dies aufgrund der Lohnkosten in Nordeuropa von 43 Euro pro Stunde gegenüber 25 Euro im EU-Durchschnitt.[25] Im September 2019 wurde ein Redesign gestartet, bei dem auch eine neue Bemalung der Flugzeuge verwendet wird. Das neue Design ist deutlich minimalistischer als das alte, so fällt beispielsweise die auffällige rote Bemalung der Triebwerksgondeln weg. Das weiterhin blaue Seitenleitwerk, das sich jetzt auch auf den darunterliegenden Rumpf erstreckt, erinnert dabei an die Bemalung, die Lufthansa bei ihren Flugzeugen ab 2018 eingeführt hat.[26]
Wegen der COVID-19-Pandemie hat SAS Scandinavian Airlines den kommerziellen Betrieb am 16. März 2020 weitgehend eingestellt.[27] Im Juli 2020 wurden wieder 30% der Vorjahreskapazität angeboten,[28] im September wurde fast das gesamte innerskandinavische Netz sowie Strecken nach Asien und Amerika geflogen.[29]
Am 1. Dezember 2020 wurde der letzte Airbus A340 der SAS außer Dienst gestellt und über Tucson nach Marana (Arizona) überführt. Damit endete die 63 Jahre dauernde Ära viermotoriger Flugzeuge bei SAS.[30]
Am 5. Juli 2022 meldete die Scandinavian Airlines und einige ihrer Tochtergesellschaften beim U.S. Bankruptcy Court for the Southern District of New York Insolvenz nach Chapter 11 an. Das Unternehmen soll restrukturiert werden.[31]
Flugziele
SAS bedient von ihren Luftfahrt-Drehkreuzen zahlreiche Ziele in Europa. Die interkontinentalen Ziele liegen in den USA, in China, Japan, Thailand und Israel.
Von 1948 bis Januar 2021 kam es bei SAS zu 19 Totalschäden von Flugzeugen. Bei fünf davon kamen 234 Menschen ums Leben.[40] Auszüge:
Am 4. Juli 1948 stieß eine erst zwei Monate alte Douglas DC-6 der SAS (Luftfahrzeugkennzeichen SE-BDA) im Flug über Großbritannien mit einer Avro York C.1 der Royal Air Force (MW248) zusammen. Beide Maschinen waren im Anflug auf den Flughafen Northolt, kollidierten gut 6 Kilometer nördlich des Flugplatzes und stürzten ab. Alle 32 Menschen an Bord der DC-6 sowie die sieben Insassen der York kamen ums Leben.[41][42][43]
Am 2. Oktober 1948 verunglückte eine Short Sandringham 5 der SAS (LN-IAW) bei der Landung auf dem damaligen Seeflughafen Trondheim-Hommelvik. Beim Landen in schwerer See und Seitenwind war es zum Kontrollverlust gekommen. Von den 45 Insassen kamen 19 ums Leben.[44]
Am 15. Mai 1950 stürzte eine Short Sandringham 6 der SAS (LN-IAU) kurz nach dem Start am damaligen Seeflughafen Harstad/Narvik auf dem Weg zum Flughafen Tromsø ins Meer zurück und sank eine Stunde später. Alle 33 Insassen (7 Besatzungsmitglieder und 26 Passagiere) überlebten.[45]
Am 19. Januar 1960 verunglückte eine Sud Aviation Caravelle der SAS (OY-KRB) beim Landeanflug auf den Flughafen Ankara. Die Maschine flog aus unbekannten Gründen zu tief und schlug etwa 10 Kilometer vor der Landebahn auf Grund auf. Von den 42 Menschen an Bord überlebte niemand.[46]
Am 8. Februar 1965 verunglückte eine Douglas DC-7C der SAS (SE-CCC) beim Start zu einem Flug nach Kopenhagen auf dem Flughafen Teneriffa-Los Rodeos. Nach dem Abheben sank die Maschine wieder zurück auf die Startbahn, weil das Fahrwerk zu früh eingefahren wurde. Das Flugzeug fing Feuer und wurde zerstört, jedoch konnten vorher alle 84 Passagiere und 7 Besatzungsmitglieder die Maschine verlassen.[47]
Am 27. Dezember 1991 machte eine McDonnell Douglas DC-9-81 der SAS (OY-KHO) kurz nach dem Start vom Flughafen Stockholm/Arlanda eine Bruchlandung auf einem Feld. Als „Wunder von Stockholm“ bezeichnet, überlebten alle 129 Menschen an Bord. Ursache war ein Ausfall beider Triebwerke aufgrund von Klareis, das sich von den Flügeln gelöst hatte (siehe auch Scandinavian-Airlines-Flug 751).[49]
Am 8. Oktober 2001 ereignete sich der bisher schwerste Unfall in der Geschichte der SAS. Eine McDonnell Douglas DC-9-87(SE-DMA) kollidierte während des Starts auf dem Flughafen Mailand-Linate mit einer Cessna CitationJet CJ2(D-IEVX), die sich versehentlich auf der Startbahn befand. Die DC-9 konnte sich nach dem Zusammenstoß schwer beschädigt nur für kurze Zeit in der Luft halten und stürzte schließlich in eine Gepäckhalle hinter der Startbahn. Bei diesem Unfall starben insgesamt 118 Personen: alle 110 Menschen an Bord der SAS-Maschine, 4 Beschäftigte in der Gepäckhalle sowie die 4 Insassen des Privatjets, der sich von seiner Parkposition aus, von der Flugsicherung unbemerkt, auf einen falschen Weg zur Startposition gemacht hatte und daher die Startbahn der DC-9 kreuzte. Zum Zeitpunkt des Unglücks herrschte Nebel und das zwar nicht vorgeschriebene, aber vorhandene Bodenradar war seit geraumer Zeit außer Betrieb (siehe auch Flugunfall von Mailand-Linate).[50]
Pannenserie der De Havilland DHC-8-400
Neben den aufgelisteten schweren Unfällen erlangte eine Reihe von glimpflich ausgegangenen Zwischenfällen der De Havilland DHC-8-400 der SAS große Aufmerksamkeit und führte schließlich zur Ausmusterung dieses Typs.
Am 9. September 2007 brach das rechte Fahrwerk einer DHC-8-400 (Luftfahrzeugkennzeichen LN-RDK) bei einer Notlandung auf dem Flughafen Aalborg. Kurz danach entzündete sich das rechte Triebwerk und Teile des Propellers bohrten sich infolge einer Explosion in die Kabine. Von den 69 Passagieren und vier Besatzungsmitgliedern mussten elf Personen wegen leichter Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden.[51][52]
Am 12. September 2007 wiederholte sich das Problem mit einer weiteren DHC-8-400 (LN-RDS) auf dem Flug von Kopenhagen nach Palanga. Der Kapitän veranlasste eine Notlandung auf dem Flughafen Vilnius, wobei wieder ein Fahrwerk brach. Daraufhin empfahl Bombardier, alle Flugzeuge des Typs DHC-8-400, die über 10.000 Landungen absolviert haben, bis zur Überprüfung stillzulegen. Aus diesem Grund hatte SAS sämtliche Flugzeuge des Typs zunächst stillgelegt.[53][54]
Nach der Aufhebung des vorläufigen Flugverbots kam es am 27. Oktober 2007 erneut zu einem solchen Zwischenfall. Eine DHC-8-400 (LN-RDI) aus Bergen kommend hatte 40 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder an Bord, als die Piloten auf ihrem Zielflughafen in Kopenhagen eine Sicherheitslandung durchführen mussten. Wieder war das rechte Fahrwerk nicht ausgefahren, woraufhin die Piloten vor der Landung das rechte Triebwerk abschaltete, um eine möglichst sichere Landung zu gewährleisten. Unter den 44 Personen an Bord gab es nur einige Leichtverletzte.[55]
Am 28. Oktober 2007 gab SAS schließlich bekannt, alle De Havilland DHC-8-400 umgehend aus der Flotte zu entfernen.[56]
Achim Schaffrinna:SAS Scandinavian Airlines im neuen Design.In:designtagebuch.de.25.September 2019,abgerufen am 25.November 2019:„Charakteristisch für das neue SAS-Außendesign ist ein silber-grauer SAS-Schriftzug auf dem Vorderteil des Rumpfs, silber-blaue Triebwerke (bisher rot) sowie ein blaues Farbband, das das komplette Seitenleitwerk einschließt und darüber hinaus diagonal über die Unterseite des Rumpfs verläuft. Eine ähnliche Ausweitung der Farbe Blau hatte Lufthansa im Zuge des letzten Redesigns vorgenommen (siehe vergleichende Abbildung). In einem Web-Special wird das neue Flottendesign im Detail vorgestellt.“
Unfallbericht des Swedish Accident Investigation Board.(PDF; 8,8 MB)(Nicht mehr online verfügbar.)SHK Board of Accident Investigation,1993,S.Unfallbericht 27. Dezember 1991,archiviertvomOriginalam27.September 2011;abgerufen am 4.Dezember 2021(englisch).
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